Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 100 Minuten
Einleitung:
Göttervater Zeus hat gute Laune und lädt einen Sterblichen
zu einem Besuch in den Olymp ein. Doch um sich würdig zu erweisen, muss
Derjenige zunächst zwölf Aufgaben erfüllen. Da jedoch mehrere Protagonisten auf
einen Olymp-Besuch scharf sind, darf nur der Spieler eintreten, der die
Aufträge als Erster gemeistert hat.
Ablauf:
Zunächst wird der variable Spielplan aus zwölf Spielplanteilen
zusammengelegt. Dabei ist zu beachten, dass die sechs Stadtteile in ungefähr
regelmäßigen Abständen von außen angelegt werden. Nun wird das Spielfeld mit
Opfergaben, Tempeln, Monstern und Statuen bestückt. Auf Inselfelder mit
farbigem Rahmen werden verdeckte Inselplättchen gelegt. Gunstplättchen,
Orakelkarten, Wundenkarten, Begleiterkarten und Ausrüstungskarten werden neben
dem Spielplan bereitgelegt. Von den Ausrüstungskarten werden sechs Stück
aufgedeckt. Jeder Spieler erhält ein Spielertableau, das mit zwölf
Zeusplättchen (=Aufgaben), einem Schild, einigen Gunstplättchen, drei
Kultstätten und sechs verschiedenen Göttern vervollständigt wird. Alle Spieler
starten mit ihrem Schiff auf dem Untiefen-Feld mit der Zeus-Figur. Die Spieler
ziehen eine Wundenkarte und schieben den entsprechenden Gott (in der Farbe der
Karte) ein Feld nach oben.
Das Orakel von Delphi verläuft über eine unbestimmte
Anzahl an Runden, die in drei Phasen unterteilt sind. In der ersten Phase
überprüfen die Spieler ihre Wundenkarten. Hat ein Spieler drei gleiche oder
sechs beliebige Wundenkarten, muss er eine Erholungsrunde einlegen
(=aussetzen). Dafür gibt er drei beliebige Wundenkarten ab. Beginnt ein Spieler
seinen Zug ohne jegliche Wundenkarte, erhält er eine Belohnung (zwei
Gunstplättchen oder einen Gott hochrücken). Es folgt die Aktionsphase, in der
den Spielern mehrere Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Farbenunabhängig kann
der Spieler für einen Würfel eine Orakelkarte oder zwei Gunstplättchen nehmen
oder zwei Inselplättchen ansehen. Alle anderen Optionen hängen von der Farbe
des verwendeten Würfels ab.
- Gott hochrücken
- Alle Wundenkarten der entsprechenden Würfelfarbe ablegen
- Mit dem Schiff bis zu drei Wasserfelder fahren
- Monster bekämpfen
- Insel entdecken
- Kultstätte bauen
- Opfergabe aufladen
- Opfergabe liefern
- Statue aufladen
- Statue errichten
Um die Aktion ausführen zu können muss das Schiff des
Spielers neben einem passenden Inselfeld stehen. Gunstplättchen verlängern die
Fahrt des Schiffs, können zur Farbveränderung genutzt werden und helfen bei der
Bekämpfung eines Monsters. Pro Zug darf maximal eine Orakelkarte verwendet
werden, was einer Zusatzaktion entspricht. Da jeder Spieler pro Spielzug nur
drei Würfel hat, können somit inklusive einer etwaigen Zusatzoption maximal
vier Aktionen ausgeführt werden.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler alle seine Aufgaben
erfüllt hat und zum Zeusfigur-Ausgangsfeld zurückgekehrt ist. Die Runde wird
dann noch zu Ende gespielt. Steht nur ein Spieler auf dem Zielfeld, hat er das
Spiel gewonnen. Bei mehreren Spielern im Ziel gewinnt der Spieler mit mehr
Orakelkarten bzw. mehr Gunstplättchen.
Meinung:
Zusammen mit Uwe Rosenberg bildet Stefan Feld seit Jahren
die Autoren-Speerspitze der deutschen Vielspieler Szene. Dementsprechend hoch sind
die Erwartungen an eine Veröffentlichung von diesen Koryphäen, und ob diese
Ansprüche erfüllt werden, beleuchten wir in diesem Meinungsblock.
Das Orakel von Delphi ist kein typischer „Feld“. Vom
Maestro ist man eigentlich hochkomplexes Punktesammeln gewohnt, aber Delphi beschreitet mit dem Ziel der
Aufgabenerfüllung einen anderen Weg. Dabei hat das Spiel durchaus viele Regeln,
ohne aber kompliziert zu sein. Bereits nach wenigen Runden sind die Mechanismen
verinnerlicht, und bereiten erfahrenen Vielspielern keine Probleme, zumal auch
die Symbolik der Aktionsmöglichkeiten hervorragend dargestellt ist. Ohne jetzt
spoilern zu wollen empfiehlt sich nach Möglichkeit am Anfang das Entdecken von
Inselplättchen, um einerseits die dazugehörige Belohnung einzustreichen und
andererseits einen Überblick über die geografische Lage zu bekommen. Dieser
Überblick erleichtert die Planung der Schifffahrt, auf der man möglichst
sinnvoll Opfergaben bzw. Statuen an Bord nimmt. Und eine gut geplante Route
verringert die benötigten Aktionszahlen, was natürlich die Effizienz steigert.
Bleiben wir erstmal bei der Taktik und betrachten wir die
verschiedenen Göttergünste, die zu einem beliebigen Zeitpunkt verwendet werden
können, sobald der Göttermarker die oberste Zeile erreicht hat. Die mächtigsten
Zusatzaktionen bieten wahrscheinlich Poseidon, Ares und Apollon. Diese Götter
erlauben das Versetzen des eigenen Schiffs auf ein beliebiges Wasserfeld, einen
Sieg über ein Monster ohne würfeln zu müssen und das Nehmen einer Orakelkarte plus
Farbneutralität aller Würfel in diesem Zug. Zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt
sind diese Boni Gold wert, deshalb sollten die entsprechenden Götter nach
Möglichkeit vorrangig nach oben geschoben werden. Unterschiedlich stark sind
auch die Ausrüstungskarten, die man für das Besiegen eines Monsters erhält. Die
Begleiterkarten sind allesamt mächtig und können den Spielern massiv helfen,
deshalb ist ein frühzeitiges Errichten von Statuen definitiv nicht von Nachteil.
Da die meisten Aktionen von den Würfeln abhängen, muss nun
auf den Glücksfaktor des Spiels eingegangen werden. Ja, Glück spielt bei dem Orakel von Delphi eine gewisse Rolle,
aber der reale Glücksfaktor ist tatsächlich geringer als gefühlt angenommen.
Vor allem in der ersten Partie neigen etliche Vielspieler dazu, das Glück höher
einzuschätzen als es in der Realität ist. Denn schließlich können die
(wichtigen) Gunstplättchen zum Umfärben verwendet werden, und außerdem kann ein
vermeintlich unnützer Würfel immer noch für eine Orakelkarte investiert werden,
die später eine Zusatzaktion gewährt und sich damit schon „refinanziert“. Also
nicht gleich nach der ersten Partie über das Glück bzw. das Pech jammern,
sondern einfach öfter spielen und aus den Erfahrungen lernen.
Das Orakel von Delphi ist mit Sicherheit kein Brainburner
wie AquaSphere oder Bora Bora, aber mit ebensolcher
Sicherheit anspruchsvoller als beispielsweise La Isla. Dieser Tatsache sollten sich die Fans unbedingt bewusst
sein, um nicht mit falschen Erwartungen in das Spiel zu gehen. Wer „offen für
alles“ ist und dementsprechend erwartungsfrei einsteigt, wird am Orakel von Delphi durchaus großen Spaß
haben und auf seine Kosten kommen.
Fazit:
„Die (Frau) würde ich
nicht von der Bettkante stoßen“ Diesen Spruch hat vermutlich jeder Mann schon
mal gehört, und umgekehrt gilt das Gleiche analog für die Damenwelt, die
nämlich nicht viel anders tickt als die Herren der Schöpfung, grins. Ähnlich
geht es mir mit dem Orakel von Delphi.
Das Spiel ist gut bis sehr gut, und ich würde jederzeit in eine Partie
einsteigen. Die ganz große Liebe des Lebens ist das Spiel jedoch nicht. Dafür
fehlt den meisten Experten der letzte Kick, aber eine Empfehlung ist Delphi selbstverständlich trotzdem
wert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen