Donnerstag, 30. August 2018

TransAtlantic



Verlag: PD-Verlag
Autor: Mac Gerdts
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 90 Minuten


Einleitung:

TransAtlantic ist ein Taktik-Strategiespiel für zwei bis vier ambitionierte Reedereibesitzer, die durch ihre Flotten möglichst viel Einkommen und möglichst viele Siegpunkte generieren wollen.

Ablauf:

Zunächst werden die benötigten Spielutensilien in die Mitte gelegt und mit den dazugehörigen Karten bestückt. Der Aufbau besteht dann aus verschiedenen Regionen, einem Schiffsmarkt, einer Siegpunkttafel, ggf. Karten in der Schiffsreede und ausliegenden Ergänzungskarten. Jeder Spieler erhält unter anderem ein eigenes Spielertableau, zehn Kapitäne, sieben Handelshäuser und sieben Spielkarten ´der eigenen Farbe. Das Startkapital beträgt 150 Pfund.

In seinem Zug spielt der aktive Spieler eine Handkarte aus und führt die entsprechende(n) Aktion(en) durch. Mittels Schiffbau darf der Spieler ein bis zwei Schiffe vom Schiffsmarkt kaufen. Für beide Schiffe erhält der Spieler auch jeweils einen Kapitän und eine Kohle. Eines der gekauften Schiffe wird sofort in eine Region gesetzt. Dabei ist zu beachten, dass immer von oben eingesetzt wird und das eingesetzte Schiff muss jünger sein als das (bislang) oben liegende Dampfschiff. Verdrängte Schiffe werden nach unten verschoben. Jede Region bietet nur Platz für drei Schiffe, so dass im Verlauf einer Partie immer wieder Schiffe komplett herausgeschoben werden. Diese Schiffe erhalten dann eine letzte Wertung und gelten anschließend als abgewrackt.

Weitere Aktionsmöglichkeiten sind beispielsweise das Beladen eigener Schiffe mit Kohle, das Fahren mit eigenen Schiffen, der Bau von Handelshäusern in den einzelnen Regionen usw. Für fahrende Schiffe erhält der Besitzer Geld/Einkommen sowie Siegpunkte, wenn sich eigene Handelshäuser in der entsprechenden Region befinden. Mit der Direktorkarte werden alle ausgespielten Karten wieder auf die Hand genommen, und außerdem darf sich der aktive Spieler eine Ergänzungskarte nehmen und sofort ausspielen. Das Spiel endet, nachdem ein Spieler das letzte Dampfschiff vom Schiffsmarkt gekauft hat. Dann werden die angefangene Runde sowie eine letzte Abschlussrunde absolviert, und nach der finalen Schlusswertung hat der Spieler mit den meisten Punkten gewonnen.

Meinung:

Um den Rahmen dieser Rezension nicht zu sprengen wurden in der vorangegangenen Ablaufbeschreibung nicht alle Feinheiten erwähnt. Um sich eine grobe Vorstellung von TransAtlantic machen zu können reicht jedoch die Schilderung der Kernmechanismen aus.

Kommen wir nun zur Meinungsschilderung, aber die fällt nicht besonders schmeichelhaft aus. Der erste Rüffel gebührt der schlecht strukturierten Spielanleitung. Diese ist nicht nur unglücklich aufgebaut, sondern auch noch unnötig kompliziert geschrieben. TransAtlantic ist eigentlich gar nicht mal so komplex. Warum wurde das Regelwerk, das schließlich den Einsteig ins Spiel darstellt, derart verhunzt? Hat hier überhaupt eine Redaktionsarbeit stattgefunden? Eigentlich ist es unverständlich, dass eine Anleitung in dieser Form durchgewunken wurde (wobei fairerweise anzumerken ist, dass es noch weitaus schlechtere Anleitungen gibt, z.B. Mysterien der Templer, Nebel über Valskyr, Panamax usw.).

Die nächste Kritik gilt der Farbgestaltung der Karten. Die sind zwar schön illustriert, aber wer Probleme mit den Augen hat oder gar farbenblind ist, kann kaum zwischen blau, schwarz und braun unterscheiden. Auch diesbezüglich wird eine vernünftige Redaktionsarbeit schmerzlich vermisst.

Aber wie sieht es mit dem Spielspaß aus? Das ist schließlich der wichtigste Faktor eines jeden Spiels. Leider ist auch in dieser Hinsicht nicht viel Positives zu vermelden. Das Spielprinzip des Kartenausspielens ist von Concordia bestens bekannt, aber diese Veröffentlichung war flüssig konzipiert und bewusst schlank gehalten. Bei TransAtlantic steht bei (nahezu) jeder dritten Aktion eine Wertung aus, und auch wenn es nur die Auszahlung des Einkommens ist, kommt dadurch der Spielfluss immer wieder ins Stocken. Wenn dann auch noch eine große Wertung stattfindet ist die Berechnung des Punktesalats relativ aufwendig und bereitet in etwa genauso viel Freude wie die Auswertung einer Excel-Tabelle. Ok … das mag jetzt durchaus übertrieben sein, aber die Enttäuschung über TransAtlantic hat ja auch einen Grund. Die meisten anderen Veröffentlichungen des PD-Verlags (z.B. La Grania, Navegador, Concordia…) waren nämlich große Klasse und haben entsprechend hohe Erwartungen geschürt. Diesen Erwartungen kann TransAtlantic jedoch nicht gerecht werden.

Fazit:

Wer seelenlose Siegpunktoptimierungen auf Excel-Niveau mag kann bei TransAtlantic bedenkenlos zugreifen. Wer jedoch anspruchsvolle Spiele mit Wärme, guten Anleitungen und besseren Siegpunktberechnungen bevorzugt bekommt auf dem Markt ehrlich gesagt bessere Alternativen angeboten.