Sonntag, 28. Oktober 2018

Jump Drive



Verlag: Pegasus
Autor: Tom Lehmann
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 15 - 30 Minuten


Einleitung:

Jump Drive ist ein kleiner Ableger von Race for the Galaxy, welches mittlerweile schon richtiggehenden Kultstatus innehat. Wie beim „Großen Bruder“ entwickeln die Spieler neue Technologien und besiedeln verschiedene Welten, doch das Ganze wird hier ohne Phasen gespielt.

Ablauf:

Jeder Spieler erhält ein Anfangsdeck, von dem fünf Karten behalten werden. Zu Beginn einer Runde wählen die Protagonisten geheim bis zu zwei Karten aus, die sie zunächst verdeckt vor sich ablegen. Anschließend werden die Karten gleichzeitig umgedreht und bezahlt. Die Entrichtung der Kosten erfolgt durch Abgabe beliebiger Handkarten.

Generell gibt es zwei Arten von Kartentypen: Technologien und Welten. Bei den Welten gibt es als Besonderheit noch militärische Planeten, die nur durch militärische Stärke ausgelegt werden dürfen (dafür kosten sie keine Handkarten). Alle Karten beinhalten verschiedene Boni, Vorteile oder Einkommen. Nun werden die Effekte sämtlicher ausliegender Karten abgehandelt. Dabei erhalten die Spieler in der Regel Siegpunkte und dürfen Karten als Einkommen nachziehen. Das Spiel endet mit der Runde, in der ein Spieler mindestens 50 Siegpunkte erreicht. Dieser Spieler hat dann gewonnen.

Meinung:

Jump Drive besitzt zwar die gleiche Symbolik und das gleiche Thema wie Race for the Galaxy, aber aufgrund der fehlenden Phasen gestaltet sich das Ganze weitaus einfacher und zugänglicher als beim Großen Bruder. Nichtsdestotrotz ist Jump Drive kein leichtes Spiel. Denn zum einen muss erstmal die Symbolik verstanden und verinnerlicht werden, und zum anderen ist das Erkennen von gewinnträchtigen Kombinationen gar nicht so einfach. Familien und Gelegenheitsspieler stoßen dabei oftmals an ihre Grenzen, daher ist die Einstufung als Kennerspiel seitens des Verlags absolut nachvollziehbar.

Wer hingegen Race for the Galaxy kennt, hat mit Jump Drive überhaupt keine Probleme. Den Hardcore-Race-Spielern dürfte das Prinzip dann eher zu einfach sein, deshalb wird diese Klientel mit Jump Drive vermutlich weniger warm. Das Spiel richtet sich aber vielmehr an Einsteiger ins Race-Universum und an erfahrene Haudegen, die einen schnellen Absacker suchen, denn als solcher eignet sich Jump Drive vorzüglich (wohlgemerkt für RftG-Kenner, denn Novizen dürften Jump Drive etwas höher einschätzen).

Fazit:

Dem soeben beschriebenen Zielpublikum kann Jump Drive sicherlich weiterempfohlen werden. Die Veröffentlichung ist ein guter Einstieg in das Race for the Galaxy Universum oder ein unterhaltsamer und schneller Snack für erfahrene Race-Veteranen.

Freitag, 19. Oktober 2018

Mythos Tales



Verlag: Pegasus
Autor: Hal Eccles / Will Kenyon
Spieleranzahl: 1 - 10
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 - 120 Minuten


Einleitung:

Mythos Tales spielt im fiktiven „Universum“ von H.P. Lovecraft, der seinerzeit die Geschichten um Cthulhu und die Großen Alten ins Leben rief, die sich auch heute noch ungebrochener Beliebtheit erfreuen. In der vorliegenden Veröffentlichung ermittelt ein Team aus 1-10 Spielern in acht Fällen, die im allseits bekannten Örtchen Arkham angesiedelt sind.

Ablauf:

Mythos Tales ist ein Detektivspiel, das aus verschiedenen Komponenten besteht. Zunächst führt das Regelheft die Spieler in die Mechanismen ein, und diese sind relativ einfach zu erklären.

Zu Beginn einer Partie wird im Buch der Ermittlungen ein Fall vorgelesen, den die Spieler als Team verfolgen sollen. Neben dem Einleitungstext des aktuellen Falls stehen den Protagonisten ein Stadtplan von Arkham sowie ein Adressbuch mit den wichtigsten Personen und Orten zur Verfügung. Weiterhin gibt es zu jedem Fall einen Zeitungsausschnitt, der Informationen zum Geschehen liefert. Erkenntnisse und Schlussfolgerungen tragen die Spieler in ein Notizbuch ein.

Das Spiel verläuft immer in zwei Abschnitten. Der Ermittlungspart stellt dabei den Hauptteil dar und beginnt stets mit einer Gruppenentscheidung, welchen Ort das Team als erstes besuchen möchte. Pro besuchten Ort wird der Sanduhr-Marker auf der Zeittafel weitergeschoben. Jeder Fall sollte innerhalb einer gewissen Zeit abgeschlossen werden, die im Buch der Ermittlungen vorgegeben ist. Begibt sich das Team nun an einen Ort, liest der Ermittlungsleiter den entsprechenden Text im Buch der Ermittlungen vor. Die Spieler machen sich Notizen und diskutieren ihren nächsten Schritt aus (welcher Ort als nächstes besucht wird). Irgendwann müssen die Spieler dann versuchen, den Fall aufzulösen. Dann lesen sie die zum Fall dazugehörigen Fragen im Buch der Ermittlungen vor und beantworten diese mit Hilfe ihre Notizen. Für richtige Antworten erhält das Team Punkte. Sobald eine bestimmte Punktzahl geschafft wurde, haben die Spieler den Fall gelöst und das Spiel gewonnen. Nun können sie den nächsten Fall angehen, der die Geschichte der Mythos Tales weitererzählt.

Meinung:

Brettspiele, die auf dem Cthulhu Mythos von H.P. Lovecraft basieren, sind Kult. Demzufolge ist es auch nicht verwunderlich, dass der etablierte Pegasus Verlag eine Veröffentlichung mit diesem Thema herausbringt, und dabei machen die Friedberger nahezu alles richtig.

Obwohl Mythos Tales thematisch in der Welt von Lovecraft angesiedelt ist, ähnelt das Spiel in keinster Weise Arkham Horror oder Eldritch Horror vom Heidelberger Spieleverlag. Mythos Tales ist vielmehr eine Detektiv-Veröffentlichung, die eher auf den Prinzipien von Sherlock Holmes Consulting Detective fußt. Das Thema und das intensive Erleben einer Geschichte stehen dabei ganz klar im Mittelpunkt und machen Mythos Tales zu etwas Besonderem. Natürlich wird Atmosphäre bei diesem Spiel ganz groß geschrieben, und so tauchen die Protagonisten als Team immer tiefer in die Welt der Großen Alten ein. Und auch das unterscheidet Mythos Tales von den meisten anderen Veröffentlichungen, denn die Spieler agieren nicht einzeln, sondern entscheiden ausschließlich als eine Gruppe (wobei der Ermittlungsleiter der laufenden Runde das letzte Wort hat). Nun stellt sich natürlich die Frage, wie groß die Gruppe im Idealfall sein sollte. Konzipiert und angegeben ist Mythos Tales für 1-10 Personen, aber je mehr Mitglieder im Team sind, desto langwieriger können die Abstimmungen sein, denn jeder Spieler will in der Regel seine Meinung und seine Schlussfolgerung zum Ausdruck bringen. Bei mehr als vier bis fünf Spielern kann das anstrengend werden, besonders dann, wenn mehrere Alphatiere im Team sind und ihren Kopf durchsetzen wollen. Mit einem kleinen Team oder als Solospiel funktioniert Mythos Tales aber wunderbar.

Mythos Tales ist zwar kein Legacy-Spiel, aber die Erfahrungen bleiben natürlich im Hinterkopf gespeichert, wenn man einen Fall nicht lösen konnte und das Abenteuer nochmals angeht. Das ist auch meine persönliche Hauptkritik am Spiel. Die Informationen sind im Gehirn vorhanden und vereinfachen die Untersuchungen von mal zu mal, weil die Orte und die Personen logischerweise immer gleich bleiben (das geht halt nicht anders). Da die ersten Lösungsversuche aber oftmals scheitern, ist so eine Hilfestellung vermutlich gewollt und senkt den Frustfaktor bei vielen Spielern, die ihre ersten Untersuchungen in den Sand gesetzt haben.

Fazit:

Für Freunde von Detektiv-Spielen à la Consulting Detective ist Mythos Tales absolut empfehlenswert, und wenn sie auch noch Lovecraft-Fans sind, dann steigert sich die Empfehlung sogar zu einem klaren „must have“. Aber diese Faibles sollten bei einem Interessenten unbedingt vorhanden sein! Wer weder Detektiv-Spiele mag noch „Nyarlathotep“ buchstabieren kann sollte lieber auf andere Veröffentlichungen ausweichen ;-)

Donnerstag, 4. Oktober 2018

CATAN - Der Aufstieg der Inka



Verlag: Kosmos
Autor: Klaus Teuber / Benjamin Teuber
Spieleranzahl: 3-4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten


Einleitung:

Der Aufstieg der Inka führt als eigenständige CATAN-Veröffentlichung drei bis vier Spieler nach Südamerika, wo sie im Laufe einer Partie drei Stämme gründen müssen. Doch jede Zivilisation ist vergänglich, und so erleidet jeder Stamm einen Niedergang, wenn die nächste Generation Einzug hält.

Ablauf:

Zunächst wird der Rahmen des Spielplans zusammengebaut und anschließend mit diversen Rohstoff-Plättchen aufgefüllt. Dabei handelt es sich einerseits um etablierte Ressourcen-Hexfelder wie Erz, Holz, Lehm, Wolle und Nahrung und andererseits um Handelsgüter der Marken Fisch, Federn und Coca. Die vom CATAN-Basisspiel bekannten Rohstoffe tragen teilweise einen neuen Namen (z.B. Kartoffel anstatt Getreide) und sind optisch neu illustriert. Ansonsten folgt der Aufbau gemäß dem allseits beliebten CATAN-Grundspiel und jeder Spieler beginnt eine Partie mit zwei Siedlungen.

Die Protagonisten besitzen eine Stammestafel, die drei Spalten (für drei Stämme) beinhaltet. Anstatt um Siegpunkte wetteifern die Konkurrenten nun um Entwicklungspunkte. Wird ein Entwicklungspunkt erspielt (durch den Bau einer Siedlung oder einer Stadt), wird ein Entwicklungsmarker auf das unterste freie Feld des aktuellen Stammes gelegt. Nachdem ein Stamm den vierten Entwicklungsmarker bekommen hat, wird der Niedergang dieses Stammes eingeleitet. Der Spieler entfernt alle Strassen der entsprechenden Siedlungen bzw. Stadt und nimmt diese zu seinem Vorrat zurück. Anschließend werden die Gebäude mit einem Dickicht überbaut. Die Siedlungen / Städte liefern dann zwar weiterhin Rohstoffe, aber sie können nicht weiter ausgebaut werden (keine Aufstockung zur Stadt und kein Ausbau von Strassen). Stattdessen dürfen sie von jedem Spieler überbaut werden, wenn sie mit einer Strasse angeschlossen sind. Sobald der zweite Stamm dem Niedergang geweiht ist, müssen alle verbliebenen Gebäude des ersten Stammes abgerissen werden. Die Gebäude der zweiten Generation werden dann mit Dickichten belegt.

Der Handel im Spiel erfolgt nach den Prinzipien des klassischen CATANs, allerdings ist der Wechselkurs von „normalen“ Rohstoffen 3:1 und von Handelsgütern 2:1. Der Besitzer der längsten Handelsstrasse darf in seinem Zug zusätzlich einmal beliebige Karten 2:1 tauschen. Der Inhaber der größten Kampfkunst (ehemals größte Rittermacht) darf den Räuber entfernen, wenn dieser auf einem eigenen Feld steht. Wer als erster Spieler seinen dritten Stamm vervollständigt hat und damit seinen elften Entwicklungsmarker platzieren konnte, gewinnt das Spiel.

Meinung:

Seit über 20 Jahren erfreut sich CATAN mit seinen diversen Erweiterungen / Ablegern ungebrochener Beliebtheit, und auch Der Aufstieg der Inka dürfte das Herz aller Fans im Sturm erobern.

Obwohl die altbekannten Mechanismen der CATAN-Veröffentlichungen beibehalten wurden, erweitert das Prinzip des Stammes-Niedergangs das Spielgefühl in großem Maße. Wer aufgrund der Thematik Parallelen zu Smallworld sucht wird definitiv nicht fündig werden, denn Der Aufstieg der Inka ist ein lupenreines CATAN-Spiel, das sich nahtlos in das Brettspieluniversum von Klaus Teuber einreiht. Was dieses Spiel von anderen CATAN-Spielen massiv unterscheidet sind die Folgen eines Niedergangs.

Der wichtigste Aspekt hierbei ist die Möglichkeit, einen niedergegangenen Stamm zu überbauen. Und das kann richtig „weh tun“. Hat ein Spieler einen Top-Bauplatz, kann es für die Gegner durchaus sinnvoll sein, diesen Platz mit eigenen Strassen zu erreichen, und wenn die Siedlung dann dem Niedergang anheim fällt wird das Gebäude schnellstmöglich überbaut um einerseits den ursprünglichen Besitzer zu schädigen (weil der dann seine Siedlung bzw. Stadt los ist) und andererseits selbst von den Erträgen des Spitzenfelds zu profitieren. Dieses Prinzip kann im Einzelfall sogar dazu führen, dass kein Spieler als Erster seinen ersten Stamm niedergehen lassen will. Aber das sind wohlgemerkt Extremfälle. Schließlich muss es ja nicht so sein, dass ein Stamm direkt nach seinem Niedergang überbaut wird. Nichtsdestotrotz ist es möglich, und genau diese Möglichkeit macht einen besonderen neuen Reiz aus und sorgt für großartigen Spielspaß.

Nach diesem berechtigten Lob kam in einigen Testrunden aber auch Kritik an der größten Kampfkunst auf. Diese Trophäe beschert seinem Besitzer schon verdammt große Vorteile und sorgt dafür, dass die Rohstofffelder des Spielers nicht mehr mit dem Räuber blockiert werden. Denn das macht wenig Sinn, da der betroffene Spieler den Räuber einfach auf ein neutrales Rahmenteil versetzen darf und dafür auch noch einen Rohstoff der ursprünglich blockierten Landschaft erhält. In diesem Punkt waren sich alle Spieler einig, dass dieser Vorteil einfach zu mächtig ist.

Alles in allem ist Der Aufstieg der Inka aber (wieder) ein sehr gutes Familien- bis Kennerspiel geworden, das allen CATAN-Fans sehr viel Freude bereiten dürfte.

Fazit:

Solange Herr Teuber und sein Nachwuchs solche Ideen haben braucht sich die CATAN-Gemeinde keine Sorgen um vernünftigen Nachschub zu machen. Der Aufstieg der Inka macht jedenfalls genauso viel Spaß wie die CATAN-Veröffentlichungen zuvor, und so kann selbstverständlich bedenkenlos eine entspannte Weiterempfehlung ausgesprochen werden.