Autor: Arnaud Ladagnous / Pascal Quidault / Henri Kermarrec
Spieleranzahl: 2-6
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 15 Minuten
pro Spieler
Einleitung:
Million Club entführt uns in das London des Jahres
1880. Die industrielle Revolution hat die Welt verändert, und zwei bis sechs
Spieler sind in den elitären Kreis von Finanz- und Industriemogulen aufgestiegen.
Um sich dort zu behaupten müssen die Protagonisten unter anderem
Handelsverträge mit neuen Kolonien schließen, neue Industrien gründen oder auch
mal Intrigen spinnen um letztendlich erfolgreich zu sein.
Ablauf:
Die fünf Aktionsscheiben des Spiels werden in aufsteigender
Reihenfolge auf den Tisch gelegt. Über die Börse (Aktionsscheibe IV) wird das
Kurs-Tableau platziert. Die Industrie-, Intrigen- und Koloniekarten werden
gemischt und als verdeckte separate Stapel bereitgelegt. Jeder Spieler erhält
zwei Spielfiguren, eine Koloniekarte, eine Industriekarte und sieben Million Geld
als Startkapital. Die Industriekarten werden auf den Wert 1 gedreht.
Anschließend wird sofort der Kurs auf der Börsenscheibe angepasst (gemäß der
ausliegenden Industrien).
Million Club verläuft über neun Runden, in denen
die Spieler zwei Aktionen durchführen können. Um eine Aktion anzukündigen setzen
die Spieler ihre Figuren auf die aktiven Aktionsscheiben. Pro Runde wird eine
Scheibe umgedreht und steht somit für diesen Durchgang nicht zur Verfügung.
Mittels der Lobby-Scheibe können die Spieler Industrie-Drehungen durchführen.
Dadurch steigern sie den Wert ihrer Industrien oder ziehen Geld ab. Hat ein
Spieler als Einziger die Mehrheit seiner Figuren auf der Scheibe, darf er als
Privileg eine Figur nach Ausführen der Aktion auf eine andere Scheibe versetzen
und dort die dazugehörige Aktion durchführen, wenn die entsprechende Scheibe
abgehandelt wird. Auf der Intrigenscheibe erhält der Spieler eine
Intrigenkarte, die er sofort einsetzen darf. Das Privileg bei alleiniger
Mehrheit ist der Erhalt einer weiteren Karte. Auf der Kolonienscheibe dürfen
die beteiligten Spieler eine Kolonie für zwei Millionen kaufen. Durch das
Privileg kann eine weitere Kolonie erstanden werden. An der Börse erhalten die
Spieler Geld gemäß dem aktuellen Kurs. Als Privileg kann der Mehrheiten-Spieler
einem Mitstreiter eine Industrie für das dreifache des aktuellen Werts der
Industrie abkaufen. Last not least gibt es noch die Industriescheibe, wo die
Spieler eine Industrie für vier Millionen kaufen können (Privileg:
Kaufmöglichkeit einer weiteren Industrie). Am Rundenende steht den Spielern
eine beliebige Industrie-Drehung zur Wertsteigerung oder Geldabschöpfung zur
Verfügung.
Das Spiel endet nach der neunten Runde. Nun findet die
Schlusswertung statt. Jede Industriekarte bringt ihrem Besitzer einen Siegpunkt
für jede Entwicklungsstufe. Als Marktführer einer Industrieart erhält der
Mehrheitsbesitzer so viele Siegpunkte, wie er Karten dieser Art besitzt. Drei
unterschiedliche Industrien (=Set) ergeben zwei Bonuspunkte. Analog bringen die
Kolonien und deren Mehrheiten und Sets ihren Besitzern Siegpunkte ein.
Schließlich gibt es noch einen Siegpunkt für jeweils vier Million Geld. Der
Spieler mit den meisten Siegpunkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Können so wenig Aktionsmöglichkeiten wirklich Spaß machen?
Oh ja … sie können! In der Wirtschaft wäre Million
Club vermutlich ein Paradebeispiel für Lean Management, d.h. verschlankte
Grundmechanismen die trotzdem große Effizienz haben. Aufgrund des toll
durchdachten Spielprinzips eignet sich Million
Club sowohl für Vielspieler als auch für Gelegenheitsspieler. Kenner und
Experten beobachten natürlich auch verstärkt die Konkurrenz, um nach
Möglichkeit ein Privileg abgreifen zu können. Da gleich starke Mitstreiter sich
dessen bewusst wind, belauern sich die Spieler zum Teil gegenseitig, um aus einem
gegnerischen Fehler Kapital zu schlagen. Aber Privilegien sind definitiv nicht
alles. Was nützt einem das Privileg der feindlichen Übernahme, wenn man kein
Geld für den Zwangskauf übrig hat? Also sollten die wenigen verfügbaren Aktionen möglichst optimal
geplant werden, wobei Strategie und Taktik in der Regel Hand in Hand gehen.
Überraschende Einsetzungen auf der Lobby-Scheibe können den eigenen Plan unter
Umständen komplett umwerfen, weil der Kurs an der Börse schließlich immer
sofort angepasst wird.
Kleinere Gemeinheiten werden bei Million Club zumeist belohnt. Insofern ist ein frühzeitiger Sitz
auf der Intrigenscheibe ziemlich begehrt. Intrigen sind teilweise sogar
wichtiger als eine ausbalancierte Strategie hinsichtlich des Kaufs von Sets (bei
Industrien und Kolonien). Vor allem bei den Kolonien lohnt sich auch eher die
Spezialisierung auf zwei bis maximal drei Kontinente, um über die Dominanz die
Karten nochmals werten zu dürfen. Außerdem
sind Kolonien relativ günstig, weshalb sich vermehrte Käufe in diesem Bereich
absolut lohnen. Doch auch Industrien sind eminent wichtig, um durch die Drehungen
leichte Punkte zu generieren. Beide Faktoren bedingen aber den Besitz von Geld,
weshalb der Börse ebenfalls eine bedeutende Rolle zukommt. Ergo: alles ist
wichtig, aber man kann nicht alles gleichzeitig abdecken. Also das übliche
Dilemma einer Vielspieler-Veröffentlichung :-)
Aufgrund der überschaubaren Optionen in Verbindung mit einer
angenehmen Tiefe macht Million Club
den Spielern einen Heidenspaß. Und aufgrund der Intrigenkarten kommt auch noch
die bekanntlich schönste Art von Freude dazu, nämlich die Schadenfreude. Das
Spiel funktioniert in allen Besetzungen, wobei eine erhöhte Spieleranzahl (ab
vier Spielern) den Spielspaß deutlich steigert. Zählt man alle geschilderten
Faktoren zusammen, kann für Million Club
selbstverständlich eine bedenkenlose Weiterempfehlung ausgesprochen werden.
Daumen hoch.
Fazit:
Million Club ist kein abendfüllender Brainburner
wie Mombasa, Nippon und Konsorten. Mit solch einer Erwartung dürfen die Spieler
nicht in eine Partie gehen, denn dann ist eine Enttäuschung vorprogrammiert. Million Club ist vielmehr ein
kurzweiliges, spannendes und amüsantes Spiel, das mit wenigen
Auswahlmöglichkeiten viel Tiefe und Spielspaß bietet. Das ist die Intension des
Spiels, und dieser Intension wird Million
Club absolut gerecht.
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