Autor: Rüdiger Dorn
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40 - 60 Minuten
Einleitung:
Nach Mokka &
Bakschisch erscheint mit Brief &
Siegel nun eine weitere Istanbul
Erweiterung. Genau wie die erste Erweiterung führt auch diese Ergänzung zum
Erfolgsspiel von Rüdiger Dorn neue Elemente ein. Die Überbringung von Briefen
ermöglicht Zusatzaktionen oder den Eintausch gegen wertvolle Rubine. Neu sind
ebenfalls der Einsatz eines Kompagnons, die Begegnung mit einem Kurier und der Erhalt
von Belohnungen durch Kiosk-Plättchen. Da das Basisspiel jedem Spieler bekannt
sein dürfte, wird im folgenden Ablaufblock ausschließlich auf die neuen
Elemente eingegangen.
Ablauf:
Im Gegensatz zum Grundspiel werden bei Brief & Siegel zu Beginn 20 Orte ausgelegt. Die neuen Orte der
Erweiterung sind Botschaft, Kiosk, Auktionshaus, Geheimbund
und Katakomben. Letzterer Ort (Katakomben) kommt nur zusammen mit der Mokka & Bakschisch Erweiterung zum
Einsatz und erlaubt das Nehmen einer beliebigen Ware und die Bewegung zu einem
beliebigen Ort. Bei der Botschaft
erhalten die Spieler zwei Briefe, die zunächst offen abgelegt werden. Auf der
Vorderseite zeigt jeder Brief ein Siegel und die Nummer eines Ortes. Wird dieser
Ort erreicht gilt der Brief als zugestellt und wird umgedreht. Die Rückseite
eines (zugestellten) Briefs zeigt zwei Siegel. Gegen Abgabe von drei bis vier
Siegeln kann der Spieler eine Zusatzaktion ausführen. Im Geheimbund kann ein Spieler sechs Siegel abgeben und dafür einen
Rubin vom Sultanspalast, dem Edelsteinhändler oder dem Kaffeehaus nehmen.
Am Kiosk erhält
ein Spieler ebenfalls einen Brief, und anschließend deckt er eine gewisse
Anzahl an Kiosk-Plättchen auf. Nun führt jeder Spieler reihum eine Aktion aus.
Im Auktionshaus erhält ein Spieler
eine beliebige Ware und versteigert danach zwei Bonuskarten vom Stapel. Der
aktive Spieler eröffnet die Auktion und kann außerdem das letzte Gebot abgeben.
Alle Mitspieler dürfen reihum nur einmal bieten. Ersteigert ein Mitspieler die
Bonuskarten, erhält der aktive Spieler den Auktionsertrag. Gibt der aktive
Spieler das höchste Gebot ab, erhält er die zwei Bonuskarten und legt den
Betrag zum Vorrat.
Im Laufe
einer Partie kommt mit der Brunnenaktion ein Kompagnon ins Spiel. Dieser kann
anstatt des Kaufmannszugs bewegt werden, allerdings zieht der Kompagnon nur ein
Feld weit und führt dann die entsprechende Aktion aus. Trifft ein Spieler auf
die Kurierfigur, kann er ihm einen Brief für zwei Lira oder für einen anderen
Brief abkaufen. Dem Spiel liegen neue Bonuskarten bei. Diese können entweder
separat oder in Kombination mit den Bonuskarten des Basisspiels verwendet
werden.
Das Spielende wird unabhängig von der Spielerzahl
eingeleitet, wenn der erste Spieler sechs Rubine gesammelt hat. Ansonsten
gelten dieselben Regeln wie beim Grundspiel.
Meinung:
Sowohl das Istanbul
Basisspiel als auch Mokka &
Bakschisch erfreuen sich großer Beliebtheit bei Vielspielern und ambitionierten
Gelegenheitsspielern. Brief & Siegel
passt zu diesen beiden Veröffentlichungen wie der berühmte Arsch auf den Eimer.
So und nicht anders muss eine Erweiterung zu einem gehobenen Familienspiel
konzipiert sein. Brief & Siegel
führt nämlich neue Elemente sein ohne den etablierten Kernmechanismus zu
verändern. Das macht das Ganze noch interessanter und abwechslungsreicher, und
das Spielprinzip von Istanbul ist
ohnehin große Klasse.
Istanbul bietet genügend Raum für sinnvolle
Ergänzungen, und diesen Raum füllt Brief
& Siegel perfekt aus. Briefe sind wichtig und ermöglichen neue
Überlegungen. Soll ich für drei Siegel eine Zusatzaktion ausführen oder doch
lieber auf sechs Siegel sparen, um diese dann im Geheimbund gegen einen begehrten Rubin einzutauschen? Eine
allgemeingültige Antwort oder einen Königsweg gibt es nicht. Die Spieler müssen
situationsabhängig entscheiden, wie sie verfahren wollen, und aufgrund der
wechselnden Auslage gleicht kein Spiel dem anderen.
Auch das Auktionshaus
ist ein absolut gelungener neuer Ort. Der Versteigerungsmechanismus ist
originell und eröffnet sowohl dem aktiven als auch den passiven Spielern taktische
Möglichkeiten. Eigentlich gilt das Gleiche auch für den Kiosk, aber in der Praxis wurde dieser Ort extrem ungern
aufgesucht. Irgendwie gönnen ehrgeizige Spieler Ihren Mitstreitern nicht das
Schwarze unter den Fingernägeln, und daher möchten die meisten Protagonisten
ihren Konkurrenten keine Abstauber-Vorteile ermöglichen.
Die neuen Bonuskarten sind überwiegend stark und
entsprechend begehrt. Die Ausführung der Bonuskarte des offenen Abwurfstapels
ist dabei genauso beliebt wie das Nehmen eines Briefs und der Verkauf einer
Ware für sieben Lira. Aber natürlich gibt es auch beim Basisspiel mächtige
Karten (z.B. das Postamt zweimal
nutzen), so dass eine Kombination von alten und neuen Bonuskarten durchaus
empfehlenswert ist.
Anfänger bzw. Neueinsteiger sollten Istanbul zunächst ohne Erweiterung ausprobieren. Nach einigen
Partien kann dann eine Erweiterung dazu genommen werden, und wenn die Spieler
dann genügend Erfahrungen gesammelt haben, folgt der finale Schritt zum
Grundspiel mit beiden Erweiterungen (=Variante „Der Grosse Basar“). Das ist letztendlich die ultimative
Königsdisziplin mit höchstem Spielspaß und maximalen Aktionsoptionen. Aber um
nicht falsch verstanden zu werden: Istanbul
macht in jeder Konstellation Spaß. Sowohl als reines Grundspiel als auch mit
einer oder beiden Erweiterungen.
Fazit:
Da gibt es nichts zu meckern. Brief & Siegel ist eine absolut gelungene Erweiterung, die das
tolle Grundspiel noch mehr bereichert, und daher kann selbstverständlich eine
bedenkenlose Weiterempfehlung ohne Abstriche ausgesprochen werden. Das Einzige,
was dieser Veröffentlichung (und auch der ersten Erweiterung) fehlt, sind die
Angaben zu Spieldauer, Spielerzahl und Altersempfehlung. Denn mit
Erweiterung(en) dauert Istanbul ein
bisschen länger als das Basisspiel. Und längere Spieldauer = längerer Spielspaß
:-)
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