Sonntag, 27. Dezember 2020

The Castles of Tuscany


Verlag: Alea / Ravensburger

Autor: Stefan Feld

Spieleranzahl: 2 – 4

Alter: ab 10 Jahren

Spieldauer: 45 – 60 Minuten

 

 

Einleitung:

 

Nachdem etliche begeisterte Spieler seit Jahren in Burgund auf Punktejagd gegangen sind (Die Burgen von Burgund), schickt Stefan Feld nun 2 – 4 Protagonisten in die Toskana des 17. Jahrhunderts. In The Castles of Tuscany befüllen die Spieler sukzessive ihre Spielplanteile mit diversen Gebäudetypen, die verschiedene Vorteile und Siegpunkte bei Gebietskomplettierungen bringen. Wer baut seine Regionen in drei Durchgängen am besten aus, um mit den meisten Punkten verdienter Sieger der Partie zu werden?

 

Ablauf:

 

Zunächst wird der Siegpunkte-Plan zusammengesetzt und gut erreichbar in die Mitte gelegt. Sowohl die 122 Spielkarten als auch die 27 Ertragskarten werden gemischt und als verdeckte Stapel bereitgelegt. Ebenfalls bereitgelegt werden 25 Bonusplättchen in fünf verschiedenen Arten und acht Farbbonus-Plättchen. Außerdem werden acht Sechseck-Plättchen (Gebäude) von den verdeckten Stapeln der neutralen Plättchen aufgedeckt und bereitgelegt.

 

Jeder Spieler erhält ein eigenes Tableau und 21 Gebäude-Sechseck-Plättchen die gemischt werden und als drei verdeckte Stapel bereitgelegt werden. Nun setzen die Protagonisten noch ihre drei Spielplanteile mit mehreren Sechseckfeldern (Regionen) zusammen und ziehen jeweils fünf Spielkarten vom Nachziehstapel.

 

Der aktive Spieler führt in seinem Zug eine Aktion aus. Zur Wahl stehen

 

  • Karten nachziehen
  • Plättchen nehmen und
  • Plättchen legen.

 

Durch Bonusplättchen, die an die rechte Seite der Spielertableaus angelegt werden, erhalten die Spieler teilweise Vorteile bei ihren Aktionen, z.B. zusätzliche Karten aufnehmen. Wer ein Sechseck-Plättchen von der Auslage nimmt legt dieses zunächst in ein eigenes freies Ablagefeld auf seinem Tableau. Anschließend legt er das oberste eigene Plättchen seines linken Stapels zurück in die Auslage. Um ein Plättchen von der Ablage in die eigene entsprechende Region zu legen, müssen passende Handkarten abgelegt werden. Plättchen müssen immer an bereits ausliegende Gebäude angrenzen. Je nach Art des errichteten Gebäudes bekommt der Spieler einen Bonus, z.B. Spielkarten nachziehen, Bonusplättchen ans Tableau anlegen usw. Wird bei der Platzierung eines Sechseck-Plättchens eine Region komplettiert, erhält der Spieler zusätzlich Siegpunkte für diesen Zug.

 

Ein Durchgang endet, wenn ein Spieler sein siebtes (bzw. vierzehntes oder einundzwanzigstes) Plättchen gelegt hat. Dann erfolgt eine Durchgangswertung. Im Verlauf einer Partie erhalten die Spieler auf unterschiedliche Weisen Punkte auf der äußeren und inneren Wertungsskala. Die Punkte der äußeren Skala werden nun in den inneren Zirkel übertragen. Beide Werte werden nicht zurückgesetzt. Der äußere Wert, der meistens weiterentwickelt wird, punktet also abermals in der nächsten Wertung. Das Spiel endet nach dem dritten Durchgang bzw. nach der dritten Wertung. Jetzt gibt es noch Siegpunkte für das Restmaterial, und der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

 

Meinung:

 

Stefan Feld ist bekanntermaßen einer der besten und erfolgreichsten Brettspielautoren Deutschlands. Mit Bora Bora, Macao, Bonfire und vielen weiteren Veröffentlichungen hat er es in die Champions League der Brettspielszene geschafft. Sein größtes Meisterwerk ist Die Burgen von Burgund, und genau dieses Spiel steht für The Castles of Tuscany Pate. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen vor der ersten Partie, doch um es vorweg zu sagen – Tuscany kommt bei weitem nicht an BuBu heran.

 

The Castles of Tuscany ist einfacher als Die Burgen von Burgund und dauert bei weitem nicht so lange. Man kann sogar sagen, dass The Castles of Tuscany ein kleiner Bruder von BuBu ist, der primär Familien und seichtere Vielspieler anspricht. Von Stefan Feld hätte ich mir aber ehrlich gesagt mehr versprochen. Natürlich ist Tuscany kein megaleichtes Kinderspiel, aber über weite Strecken sind die Aktionen der Spieler fast schon vorprogrammiert. Jeder (vernünftige Spieler) sichert sich erstmal das Bonusplättchen, das eine zusätzliche Karte beim Nachziehen gewährt, und wenn irgend möglich, holt man sich noch ein weiteres Bonusplättchen dieser Art. Dann heißt es nur noch, möglichst schnell Punkte auf dem äußeren Ring zu machen, weil diese ja gleich dreimal zählen.

 

In unseren Runden haben fast alle Spiele diese Taktik gewählt. Dann haben sie geschaut welche Handkarten sie haben und holten sich in ihrem Zug ein dazugehöriges Sechseck-Plättchen, das sie in ihrem nächsten Zug auslegten. Es war fast egal, um was für ein Gebäude es sich handelte, denn alle Bauten bringen einen guten Vorteil. Natürlich gibt es auch stärkere Gebäude, aber die müssen erstmal ausliegen und dann braucht man auch noch passende Handkarten dazu. Der Umweg über zwei identische andere Handkarten, die eine Karte ersetzen, war bei uns relativ unbeliebt. Dementsprechend hoch ist der Glücksfaktor des Spiels. Es kann durchaus vorkommen, dass die Auslage nur semi-optimal ist. Dann nimmt man sich halt ein mittelmäßig gutes Sechseck-Plättchen und füllt plötzlich die Auslage mit einem eigenen starken / begehrten Gebäude auf. Was dann eine Steilvorlage für den nächsten Spieler sein kann. Zumindest in unserer Gruppe hat dieser Mechanismus für einigen Unmut gesorgt. Ein einziger Mitstreiter versuchte sich an einer anderen Strategie und investierte auch öfters zwei Karten als Ersatz für eine fehlende Karte. Am Schluss wurde er abgeschlagen Letzter. Wer schon in der ersten Runde extrem weit hinten liegt holt diesen Rückstand nur schwerlich wieder auf. In vielen Partien gab es dementsprechend auch große Punkteunterscheide nach der Schlusswertung.

 

Das soll jetzt nicht heißen, dass The Castles of Tuscany ein schlechtes Spiel ist. Die Veröffentlichung ist vielmehr grundsolide bis gut. Aber wie gesagt steht halt der große Name Stefan Feld auf dem Cover und außerdem gibt es auch noch leichte Ähnlichkeiten zu den Burgen von Burgund. Da reicht eine „solide“ Beurteilung leider nicht aus, um eine Top-Bewertung abzugeben. Sorry.

 

Fazit:

 

Wer ganz bewusst eine Art „BuBu Light“ mit relativ kurzer Spieldauer sucht, sollte The Castles of Tuscany ruhig mal ausprobieren und sich ein eigenes Bild machen. Wer jedoch höheren Anspruch und längere Spielzeiten bevorzugt, ist mit den Burgen von Burgund sicherlich besser bedient.

Mittwoch, 16. Dezember 2020

Aeon´s End

 

Verlag: Frosted Games / Pegasus

Autor: Kevin Riley

Spieleranzahl: 1 – 4

Alter: ab 10 Jahren

Spieldauer: 45 – 90 Minuten

 

 

Einleitung:

 

In Aeon´s End verkörpern 1 – 4 Spieler sogenannte Riss-Magier, deren vorrangige Aufgaben die Vernichtung eines Erzfeindes und der Schutz der „Feste der letzten Ruhe“ sind. In klassischer Deckbuilding-Manier nutzen die Protagonisten ihre Kristalle, um mächtige Zauber und Artefakte zu erwerben, mit deren Hilfe der Feind besiegt werden kann.

 

Ablauf:

 

Zunächst wählt jeder Spieler einen Charakter aus und erhält dessen Riss-Magier-Tableau sowie das dazugehörige Start-Kartendeck. Jeder Spieler beginnt mit 10 Lebenspunkten. Über dem Tableau werden nun noch Risse in Form von quadratischen Plättchen angelegt. Zumindest ein Riss ist bereits aktiv, die anderen Risse können im Verlauf der Partie mittels Aetherium gebündelt und aktiviert werden (Kristalle liefern das benötigte Aetherium).

 

Anschließend wird ein Erzfeind aufgebaut, indem sein Erzfeind-Tableau ausgelegt und entsprechend der Vorgabe vorbereitet wird. Last not least werden die Reihenfolge-Karten der Spieler und es Erzfeinds gemischt und verdeckt ausgelegt. Weiterhin ausgelegt werden vier unterschiedliche Zauberkartenstapel, drei Kristallstapel und zwei Stapel mit Artefakten. Jetzt kann das Spiel beginnen.

 

Ein Spieler deckt die oberste Karte des Reihenfolgedecks auf. Der aufgedeckte Spieler bzw. der Erzfeind führt dann seinen Zug aus. Ein Spielerspielzug besteht aus drei Schritten. Zuerst werden Zauber gewirkt, die an Risse gebunden sind. Anschließend kann der Spieler seine Handkarten ausspielen und am Schluss füllt er seine Hand auf fünf Karten auf. Gewirkte Zauber verursachen Schaden an einem Gegner. Das kann der Erzfeind himself sein oder eine seiner beschworenen Monster (falls welche ausliegen). Alle gewirkten Zauber werden dann auf den Ablagestapel gelegt. Im zweiten Schritt kann der Spieler dann Zauberkarten von der Hand an aktive Risse anlegen und seine Kristallkarten verwenden, um stärkere Kristalle oder Zauber oder Artefakte zu kaufen. Alternativ kann er die Kristalle auch als Aetherium verwenden, um einen Dunklen Riss zu bündeln (weiterzudrehen) oder um Energie zu generieren. Sind die Energiefelder eines Spielers vollgeladen, kann er eine individuelle Sonderaktion ausführen und danach alle Energie ablegen. Sollte dann im letzten Schritt beim Nachziehen der Nachziehstapel leer sein, wird der Ablagestapel umgedreht und fungiert nun wieder als Nachziehstapel. Wichtig: das Deck wird dabei nicht gemischt.

 

Der Erzfeind handelt in seinem Zug zunächst alle Aktionen ab, die unter dem Erzfeind-Tableau ausliegen. Das sind in der Regel beschworene Monster, die zumeist einen Spieler angreifen oder der Feste der letzten Ruhe Schadenspunkte zufügen. Bei zeitlich terminierten Plänen wird ein Zeitmarker entfernt. Wurden alle Marker entfernt, wird der entsprechende Plan des Erzfeinds ausgeführt (die Karte wird danach abgelegt). Weiterhin zieht der Erzfeind eine neue Karte und führt diese aus. Dadurch kommen z.B. neue Monster und neue Pläne ins Spiel oder es wird eine einmalige Aktion ausgeführt.

 

Das Spiel endet mit einem Sieg der Helden, wenn der Erzfeind besiegt wurde oder der Erzfeind sein Deck runtergespielt hat und obendrein keine Monster / Pläne mehr ausliegen. Die Riss-Magier verlieren die Partie, wenn die Feste der letzten Ruhe zerstört wurde oder alle Spieler erschöpft / besiegt sind.

 

Meinung:

 

Da sich die Reaktionen im Internet vor Begeisterung überschlagen, habe ich mich auf meine erste Partie Aeon´s End gefreut wie ein Schnitzel. Und in der Tat kann ich viele Beurteilungen und Kommentare nachvollziehen. Aeon´s End macht mechanisch alles richtig und ist ein absolut gelungener Deckbuilder, der mit seiner kooperativen Ausrichtung auch sehr eigenständig ist.

 

Die Spielanleitung ist ausgezeichnet konzipiert und lässt keine Fragen offen. Auch an der Illustration und der Materialqualität (z.B. stabile Tableaus) gibt es nichts auszusetzen. Ein weiteres Lob gebührt der Vielfalt an Möglichkeiten. Egal ob man mit mehren Leuten oder solo spielt – der Schwierigkeitsgrad kann wunderbar eingestellt werden, wobei anzumerken ist, das Aeon´s End selbst im leichtesten Modus kein Selbstläufer ist. Je nachdem, welche Erzfeindkarten aufgedeckt werden, kann eine Partie sogar auf der vermeintlich leichtesten Stufe extrem schwer werden. Die Charaktere und die Erzfeinde sind ebenfalls variantenreich aufgestellt und haben alle unterschiedliche Stärken und Schwächen.

 

Soweit meine Meinung zu den objektiven Faktoren der Veröffentlichung. Das A und O jeden Spiels ist aber sein Spielspaß, und dessen Beurteilung ist nun mal immer subjektiv und sehr persönlich. Ja … Aeon´s End gefällt mir sehr gut und macht mir Spaß. Den überschwänglichen Lobpreisungen vieler anderer Rezensenten kann ich mich jedoch nicht bedingungslos anschließen. Wenn ich gegen Monster bzw. gegen einen Erzfeind kämpfe, dann hat das jeweilige Spiel immer ein gewisses Abenteuergefühl (zumindest für mich). Thematisch fängt Aeon´s End solch ein Flair auch ein, aber meiner Meinung nach nur halbwegs und nicht hundertprozentig. Der Karten-Deckbuilding-Mechanismus weckt in mir keine tieferen Emotionen und erzählt auch keine Story. Aber genau das macht ein überragendes Abenteuerspiel für mich aus. Ob ich nun durch Mittelerde reise oder in Arkham ermittle – diese Spiele fesseln mich und dann freue ich mich auch, wenn ich ein Szenario schaffe. Um ehrlich zu sein kam dieses Gefühl in meinen Aeon´s End Runden nicht auf. Da hat mir einfach ein besonderer Kick gefehlt. Überspitzt ausgedrückt entwickle ich bei Aeon´s End nicht mehr Gefühle als z.B. bei Dominion oder Thunderstone. Um mehr Atmosphäre ins Spiel zu bringen habe ich sogar Miniaturen anderer Veröffentlichungen auf die Tableaus platziert, aber trotzdem hat sich das Flair nicht verändert. Das ist bei anderen Spielen gänzlich anders. Für Arkham Horror 3 und Konsorten verwende ich auch immer Minis von andern Veröffentlichungen, und das bereichert das Spielgefühl enorm.

 

Aber um jetzt nicht falsch verstanden zu werden - Aeon´s End gefällt mir wie gesagt durchaus! Nur nicht so ultimativ, wie ich es nach den vielen Reaktionen im Internet erwartet hätte. Wahrscheinlich liegt das an mir und meine Erwartungen waren einfach zu hoch oder falsch ausgelegt. Mir ist auch klar, dass dieser Meinungsblock extrem subjektiv ist, aber in diesem Fall wollte ich einfach mal meinen üblichen Stil ändern und meine persönliche Gefühle / Eindrücke in den Fokus stellen. Ich hoffe, das ist okay und verursacht keinen allzu großen Shitstorm ;-)

 

Fazit:

 

Wer sowohl Deckbuildingmechanismen als auch thematische Monsterbekämpfungen mag sollte Aeon´s End unbedingt ausprobieren und sich ein eigenes Bild machen. Es lohnt sich. Mir persönlich gefällt die VÖ wie mehrfach erwähnt gut, aber aufgrund der beschriebenen „Gefühle“ bleibe ich diesmal ein kleines bisschen unter der Höchstpunktzahl.