Freitag, 23. Juni 2017

Stadt der Spione - Estoril 1942



Verlag: Mesaboardgames / Heidelberger Spieleverlag
Autor: Gil d´Orey / Antonio Sousa Lara
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten


Einleitung:

In Stadt der Spione – Estoril 1942 versuchen zwei bis vier Spieler, das beste Spionagenetzwerk aufzubauen. Dazu begeben sich bis zu sechs eigene Agenten zu diversen Schauplätzen, um dort neue Spione zu rekrutieren.

Ablauf:

Zunächst werden sechs Schauplätze in einem 2x3 Raster ausgelegt und mit Charaktertafeln (=neue Spione) bestückt. Jeder Spieler erhält sechs Agenten und spielerzahlabhängig drei bis sechs Würfel der eigenen Farbe. Weiterhin werden zufällig vier Auftragskarten gezogen und offen ausgelegt.

Reihum platzieren die Spieler nun sukzessive ihre Spione zusammen mit den Würfeln auf freie Felder der Schauplätze. Die ausgesandten Spione besitzen unterschiedliche Stärkewerte und haben diverse Sonderfähigkeiten. Nachdem alle Spione eingesetzt wurden, werden die Schauplätze in aufsteigender Reihenfolge ausgewertet. Auch innerhalb eines Schauplatzes gibt es eine Reihenfolge, die eingehalten wird. Da bei einigen Schauplätzen die Agenten verdeckt eingesetzt werden, müssen die verdeckten Spione erstmal aufgedeckt werden. Auch die Schauplätze beinhalten verschiedene Sonderfunktionen, die bei der Auswertung berücksichtigt werden müssen. Beispielsweise können in Sto. Antonio do Estoril keine Attentate ausgeführt werden, im Hotel Atlantico erhält jeder deutsche Agent eine Zusatzstärke etc. Einige Agenten können durch Attentate einen fremden Spion von seinem Schauplatz entfernen oder Diplomaten bieten Schutz vor Angriffen usw. Nachdem die Sonderfähigkeiten abgehandelt wurden, werden die Stärkewerte der Agenten in den einzelnen Schauplätzen verglichen. Der höchste Wert gewinnt und der Spieler erhält nun die Charaktertafel des Ortes, d.h. er rekrutiert einen neuen Spion für sein Team. Am Ende einer Runde entscheiden sich die Protagonisten für sechs Spione, die sie im nächsten Durchgang ins Rennen schicken. Die restlichen Agenten werden verdeckt abgelegt.

Das Spiel endet nach der vierten Runde. Nun ermitteln die Spieler die Siegpunkte ihrer ausgewählten sechs Spione. Alle abgelegten Agenten sind jeweils einen Siegpunkt wert. Weiterhin wird in der Schlusswertung überprüft, wer die ausliegenden Aufträge erfüllt hat. Pro Auftrag erhalten die Spieler sechs Punkte. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Die Ermittlung und Gegenüberstellung von Stärkewerten hat schon was von Schwanzvergleich ;-)
Und im Fall von Stadt der Spione – Estoril 1942 macht das durchaus Spaß. Obwohl das Spiel eigentlich relativ einfach ist, verfügt es aufgrund der Sonderfähigkeiten (von Agenten und Schauplätzen) trotzdem über eine gewisse Tiefe. Denn die Fähigkeiten sollten bei der Auswahl der Spione definitiv berücksichtigt werden. Einen Attentäter-Spion nach Sto. Antonio do Estoril zu schicken macht beispielsweise überhaupt keinen Sinn, weil dort keine Attentate ausgeführt werden. Das ist jetzt natürlich ein extrem einfaches Beispiel für die Überlegungen, die beim Entsenden der Agenten zu berücksichtigen sind. Hinzu kommt selbstverständlich die Antizipation, wie die Konkurrenten voraussichtlich agieren werden. Und besonders ein Attentäter kann Gold wert sein und einen wesentlich stärkeren gegnerischen Spion vom Schauplatz nehmen.

Stadt der Spione eignet sich sowohl für Gelegenheitsspieler als auch für Vielspieler. Gelegenheitsspieler schätzen die leichte Zugänglichkeit und die überschaubare Spieldauer (höchstens 90 Minuten), und Vielspieler mögen die Überlegungen, welchen Spion sie am besten an welchen Ort schicken, wobei sie natürlich die Sonderfähigkeiten in ihre Gedankengänge einbeziehen. Und selbst ältere Kinder können Estoril 1942 erfolgreich spielen, wenn sie nicht gerade einen erwachsenen Strategen als Gegner haben.

Die Optik ist reine Geschmackssache und hat in den Testrunden durchaus polarisiert. Jüngere Teilnehmer fanden die Grafik modern, während die älteren Semester das Ganze als ziemlich hässlich einstuften. An der Qualität des Materials gibt es hingegen nichts auszusetzen – die ist richtig gut.

Fazit:

Ein alles überragender Überflieger ist Stadt der Spione – Estoril 1942 sicherlich nicht, aber das Spiel steht definitiv deutlich über dem Durchschnitt. Das Ganze macht Spaß und hat aufgrund des modularen Spielaufbaus auch einen relativ hohen Wiederspielreiz. Wer Area Control Spiele mag, sollte Estoril 1942 durchaus mal näher unter die Lupe nehmen.

Dienstag, 6. Juni 2017

King of Tokyo / King of New York - Monsterpack Cthulhu



Verlag: Iello / Hutter Trade
Autor: Richard Garfield
Spieleranzahl: 2 - 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten


Einleitung:

Das Monsterpack Cthulhu ist sowohl kompatibel mit King of Tokyo als auch mit King of New York, sowie deren Erweiterungen.

Ablauf:

Das Erweiterungspack beinhaltet ein Cthulhu Monster, 15 doppelseitige Plättchen (Kultisten / Cthulhu-Tempel), 16 Wahnsinnsmarker, acht Evolutionskarten für King of Tokyo und acht Evolutionskarten für King of New York. Um mit den Evolutionskarten spielen zu können, benötigt man die Erweiterung Power-Up! für sein jeweiliges Grundspiel.

Regelmodifikation für King of Tokyo:
Wer vier gleiche Würfelergebnisse erzielt hat, erhält ein Kultistenplättchen. Diese Plättchen dürfen jederzeit abgegeben werden, um eine Heilung, eine Energie oder eine Würfelwiederholung zu bekommen bzw. zu ermöglichen.

Regelmodifikation für King of New York:
Die Seite “Cthulhu-Tempel” fungiert als Gebäude, während die Kultisten Einheiten darstellen. Wird eine Kultisten-Einheit zerstört, erhält der Spieler das Kultistenplättchen und darf es genauso einsetzen wie bei King of Tokyo.

Meinung:

Hmm … grundsätzlich ist die Idee eines neuen Monsterpacks sicherlich interessant, und Cthulhu ist sowieso immer eine „coole“ Kreatur. Dennoch will die kleine Erweiterung nicht so richtig zünden. Das liegt ganz einfach daran, dass die neuen Elemente nichts weltbewegend Neues darstellen. Kultistenplättchen als Joker für Heilung, Energie oder eine Würfelwiederholung sind nett, aber mehr auch nicht. Und meiner Meinung nach stimmt das Preis-Leistungsverhältnis  dieser Veröffentlichung einfach nicht. Zehn bis 15 Euro für eine Pappfigur und ein paar Marker / Plättchen / Karten sind schon happig.

Weiterhin grenzwertig ist die Tatsache, dass man die Evolutionskarten nur in Kombination mit der Power-Up! Erweiterung verwenden kann. Irgendwie schleicht sich diesbezüglich das ungute Gefühl sein, dass mittels dieser Abhängigkeiten lediglich der Verkauf der Power-Up! Erweiterung angekurbelt werden soll.

Ansonsten ändert sich nichts am grandiosen Spielgefühl der Grundspiele. Diese sind große Klasse und machen tierisch Spaß. Das Monsterpack Cthulhu ist aber ehrlich gesagt keine allzu große Bereicherung.

Fazit:

Das Monsterpack führt zwar ein paar neue Elemente ein, aber diese sind nicht unbedingt ein Leuchtturm der Originalität, sondern eher ein relativ kostspieliges Add-On. Schade, aber in diesem Fall ist bedauerlicherweise keine uneingeschränkte Weiterempfehlung drin.