Dienstag, 25. Juli 2017

CATAN Seefahrer-Erweiterung (Jubiläums-Edition)



Verlag: Kosmos
Autor: Klaus Teuber
Spieleranzahl: 3-4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 75 Minuten


Einleitung:

Anlässlich des 20jährigen Bestehens der ersten CATAN-Erweiterung veröffentlicht der Kosmos Verlag eine Jubiläumsausgabe der Seefahrererweiterung. Neben acht Szenarien beinhaltet das Spiel eine Kampagne, die aus vier neuen Kapiteln besteht, die inhaltlich und thematisch aufeinander aufbauen. Wer nach diesen vier Kapiteln die meisten Legendenpunkte vorweisen kann, gewinnt die Kampagne.

Ablauf:

Da die Regeln von CATAN inkl. Seefahrer-Erweiterung bekannt sein dürften, wird der grundlegende Mechanismus nur kurz vorgestellt, bevor anschließend verstärkt auf die Neuerungen der Jubiläumsausgabe eingegangen wird.

Bei CATAN bauen die Spieler Siedlungen und Städte, die durch Straßen miteinander verbunden sind. Dabei gibt es gewisse Abstandsregeln, und der Bau von Siedlungen kostet diverse Rohstoffe. Rohstoffe erhält man, wenn eine eigene Siedlung an ein Landschaftsfeld grenzt, dessen Zahl gewürfelt wurde. Siedlungen können zu Städten erweitert werden, die dann den doppelten Ertrag liefern. Sowohl Siedlungen als auch Städte und die Längste Handelsstraße bringen den Spielern Siegpunkte. In der Seefahrer-Erweiterung können die Protagonisten auch Schiffe bauen, mit denen sie zu Inseln segeln. Siedlungen auf Inseln bringen Sondersiegpunkte. Weiterhin können die Konkurrenten auch Entwicklungskarten erwerben, die unterschiedliche Vorteile bieten. Die dadurch evtl. vergebene Größte Rittermacht ist einen weiteren Sondersiegpunkt wert.

Wer die Kampagne der Jubiläumsausgabe spielen möchte sollte die Grundregeln von CATAN inkl. Seefahrer-Erweiterung kennen. Grundsätzlich gelten diese Regeln auch weiterhin. Allerdings dürfen in der Kampagne zwei verschiedene Schiffe auf einem Wasserweg stehen, der generelle Rohstoffhandel ist 3:1 und der freundliche Räuber darf nur bei einem Spieler ziehen, der mindestens vier Siegpunkte hat. Außerdem starten die Spieler mit drei Siedlungen, von denen die erste auf einer Küstenkreuzung am Meer errichtet werden muss. Im Laufe der Partien erhalten die Spieler Freundeskarten, die zweimal pro Kapitel eingesetzt werden dürfen. Geborgene Kisten mit Belohnungen dürfen (wie Entwicklungskarten) einmalig zu einem beliebigen Zeitpunkt eingelöst werden.

Das erste Kapitel trägt den Namen „Die Schiffbrüchigen“ und wird mit dem ersten Teil der Kampagnengeschichte textlich eingeleitet. Die späteren Kapitel erzählen die Geschichte dann weiter. Auf der Hauptinsel des ersten Teils gibt es kein Erz. Erzfelder sind lediglich auf der „Öden Insel“ angesiedelt, welche die Spieler mit Schiffen erreichen müssen. Dort errichten sie einen Stützpunkt an einer Küstenkreuzung. Um Erz zu schürfen, versetzen die Spieler ihre Erzschürfer zu ihrem Stützpunkt. In einem späteren Zug darf der Schürfer auf die Hauptinsel zurückkehren und ein Erz mitbringen. Auf diese Weise erhalten die Spieler Erzrohstoffe, die sie zum Bau von Städten benötigen. Spieler mit errichtetem Stützpunkt können auch Schiffbrüchige retten. Dazu drehen sie ein Plättchen um und bezahlen sofort die entsprechenden Rohstoffe. Der Einsatz von Entwicklungskarten oder ein Tausch sind hierbei nicht gestattet. Für drei gerettete Schiffsbrüchige gibt es Sondersiegpunkte. Das Spiel endet, sobald ein Spieler elf Siegpunkte besitzt. Dieser Spieler hat dann gewonnen. Gemäß den Platzierungen erhalten die Spieler nun Legendenpunkte, die sie in die Chronik eintragen.

Die weiteren Kapitel verlaufen nach einem ähnlichen Schema. Die Spieler müssen dann Gold abbauen, gegen Seeräuber kämpfen und die Gewürzinseln besiedeln. Auch für diese Kapitel erhalten die Spieler Legendenpunkte gemäß ihrer Platzierungen. Die Kampagne endet nach dem vierten Kapitel. Der Spieler mit den meisten Legendenpunkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Seit dem ersten Erscheinen im Jahr 1995 erfreuen sich sämtliche CATAN Veröffentlichungen ungebrochen höchster Beliebtheit, und das mit Fug und Recht. Das Grundspiel hat ein Revival der Brettspiele eingeläutet und wird mittlerweile in einem Atemzug mit Monopoly und anderen Allzeit-Klassikern genannt.

Von den CATAN-Erweiterungen waren die Seefahrer kommerziell am erfolgreichsten, und auch das ist absolut nachvollziehbar. Denn durch die Inseln kam eine Varianz ins Spiel, die nach wie vor ihresgleichen sucht. Die Seefahrer-Erweiterung ist ja nicht nur „Schiffe bauen und Inseln besiedeln“, sondern sie beinhaltet etliche Szenarien mit neuen Elementen. Sei es „Der vergessene Stamm“, „Stoffe für Catan“, „Die Pirateninseln“ oder „Die Catanischen Wunder“ – alle diese Szenarien führen vereinzelte neue Mechaniken ein und bringen dadurch immer wieder frischen Wind ins Spiel.

Gleiches gilt für die Kampagne der Jubiläumsausgabe mit ihren vier Kapiteln. Durchweg alle Kapitel wissen auf ganzer Linie zu begeistern und erzählen spielerisch eine grandiose Geschichte, die von den Einleitungen getragen wird. Und das Geniale an diesem Prinzip ist, dass errungene Boni ins nächste Kapitel mitgenommen werden (z.B. erhaltene Freundeskarten). Dadurch werden quasi vier einzelne Kapitel / Szenarien zu einem Mega-Spiel (= die Kampagne). Bei den Kapiteln sollte man übrigens ein bisschen umdenken, denn die Aufträge des Catanischen Rats stehen immer im Vordergrund. Nur durch Siedlungen und Entwicklungskarten lässt sich eine Partie eigentlich nicht gewinnen. Und genau diese Vielfalt macht die Kampagne der Jubiläums-Edition aus. Abwechslungsreicher und besser geht es nicht. Demzufolge kann bereits an dieser Stelle eine bedenkenlose Weiterempfehlung ausgesprochen werden.

Aber die Lobeshymne geht sogar noch weiter. Neben dem großartigen Spielspaß ist nämlich auch die Materialqualität der Erweiterung zu loben. Gebäude und Schiffe sind zwar nicht aus Holz, aber ansonsten lassen die üppigen Spielkomponenten keine Wünsche offen. Selbst Ziptüten liegen in ausreichender Menge bei. Und für diese Ausstattung ist der Preis des Spiels echt günstig. Bei diversen Online-Anbietern gibt es die Jubiläums-Edition schon für 25 bis 30 Euro, und das ist in der Tat ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis.

Fazit:

Die Jubiläums-Edition mit der vierteiligen Kampagne ist ein absolutes „Must have“ für alle CATAN-Fans. Wer die alte Seefahrer-Erweiterung besitzt, kann „Die Legende der Seeräuber“ übrigens auch separat erwerben. Und an dieser Kampagne führt definitiv kein Weg vorbei. Top!

Samstag, 8. Juli 2017

Notre Dame (Neuauflage 2017)



Verlag: Alea / Ravensburger
Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 - 75 Minuten


Einleitung:

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums veröffentlicht Ravensburger bzw. Alea eine Neuauflage von Stefan Felds Klassiker Notre Dame. Dem Spiel liegen die beiden Erweiterungen Neue Personen I und Neue Personen II bei, außerdem ist die Erweiterung Die Handelsstraßen für Die Burgen von Burgund beigefügt.

Ablauf:

Nachdem der Spielplan aufgebaut wurde, erhält jeder Spieler einen Vertrauten, eine Kutsche, vier Einflusssteine, neun Aktionskarten, drei Geldmünzen, einen Rattenstein für die Streckenleiste und vier Botschaften, die auf den Marktplätzen des eigenen Viertels verteilt werden.

Notre Dame verläuft über drei Durchgänge, die jeweils aus drei Runden bestehen. Zunächst werden immer drei Personenkarten aufgedeckt, die später bestochen werden können. Anschließend zieht jeder Spieler drei Aktionskarten von seinem Stapel und behält eine davon. Die beiden anderen Karten werden an den linken Nachbarn weitergegeben. Nun wird eine dieser Karten ausgewählt und die letzte Karte weitergedraftet, so dass alle Spieler jetzt wieder drei Karten auf der Hand haben.

Beginnend mit dem Startspieler spielt jeder Protagonist reihum eine seiner Aktionskarten aus. Anschließend wird eine zweite Aktionskarte ausgespielt und die entsprechende Aktion ausgeführt. Die dritte Karte wird lediglich abgelegt. Über Aktionskarten werden Stadtviertel aktiviert, in die dann ein eigener Einflussstein platziert wird. Auf diese Weise erhalten die Spieler Siegpunkte, Geld und neue Einflusssteine. Außerdem können sie ihre Kutsche bewegen und die Botschaftsplättchen einsammeln. Des Weiteren dürfen Rattensteine auf der Seuchenleiste zurückgesetzt werden und es besteht die Möglichkeit, für die Kirche zu spenden. Sämtliche Aktionen sind kumulativ, d.h. je mehr Einflusssteine in einem Viertel liegen, desto größer ist der Bonus.

Nachdem alle Spieler ihre zwei Aktionen abgehandelt haben, dürfen die Konkurrenten eine ausliegende Persönlichkeit bestechen und erhalten den Bonus dieses Charakters (z.B. Geld, Siegpunkte etc.). Nun wird anhand der ausliegenden Personenkarten der aktuelle Seuchenwert ermittelt, und die Spieler rücken ihren Rattenstein entsprechend viele Felder vor. Erreicht ein Spieler das Ende der Seuchenleiste muss er Siegpunkte abgeben und einen Einflussstein aus seinem stärksten Viertel entfernen. Am Ende jeder dritten Runde werden die Spenden für die Kirche abgerechnet und die Spender erhalten Siegpunkte dafür. Das Spiel endet nach der neunten Runde, und der Spieler mit den meisten Prestigepunkten (=Siegpunkte) hat dann gewonnen.

Meinung:

Alter schützt vor Klasse nicht. Auch nach zehn Jahren hat Notre Dame nichts von seinem Reiz verloren, und selbstverständlich ist diese Wiederveröffentlichung absolut verdient und ohne jegliche Abstriche weiterempfehlbar.

Freunde von Optimierspielen kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Und dabei ist Notre Dame nicht mal besonders komplex. Sämtliche Aktionsmöglichkeiten sind schlüssig konzipiert und passen thematisch gut ins Mittelalter. Natürlich gibt es auch bei Notre Dame bevorzugte Aktionen, aber in der Regel werden nahezu alle Optionen gerne wahrgenommen. Die einzige Ausnahme ist das Gasthaus, welches vermutlich das schwächste Gebäude des Spiels ist. Hinsichtlich des Schwierigkeitsgrads ist Notre Dame zweifellos auch von ambitionierten Gelegenheitsspielern zu bewältigen, wobei Vielspieler trotzdem das primäre Klientel der Veröffentlichung sind.

Der Spielspaß ist vom feinsten. Allerdings sollte erwähnt werden, dass Notre Dame eher ein Taktik- als ein Strategiespiel ist. Das hängt schlicht und einfach damit zusammen, dass man in einer Runde schließlich nur drei Karten auf der Hand hält und davon sogar eine Aktion verfallen lassen muss. Das Ziehen der „richtigen“ Karten oder der Erhalt von gewünschten Karten beim Drafting ist also ein kleines bisschen glückslastig, wobei dieser Glücksfaktor relativ anzusehen ist (absolut vernachlässigbar, zumal alle Spieler von dem Mechanismus betroffen sind). Ungewöhnlich für ein Spiel dieser Güteklasse ist die relativ kurze Spieldauer. Eine Partie dauert nur knapp über eine Stunde, und das ist bei dem tollen Spielspaß sicherlich ein Sonderlob wert. Weiterhin erhöht dieses Element den ohnehin schon großen Wiederspielreiz, was Notre Dame zu einer Veröffentlichung der Spitzenklasse macht.

Aufgewertet wird die Neuausgabe anlässlich des zehnjährigen Bestehens durch die beigefügten Erweiterungen Neue Personen I und II. Dabei handelt es sich zwar nur um 18 neue Karten, aber die machen das Spiel ein bisschen abwechslungsreicher, und das Aufdecken der Personenkarten pro Runde wird dadurch spannender, weil man ja nie weiß, welche Charaktere ins Spiel kommen. Ein weiteres Schmankerl ist die Burgen von Burgund Minierweiterung Die Handelsstraßen, die das Herz aller Burgund-Fans sicherlich erfreuen dürften.

Fazit:

Vielen Dank an Alea / Ravensburger für diese Wiederveröffentlichung, die ohne Wenn und Aber weiterempfohlen werden kann. Auch nach zehn Jahren weiß Notre Dame noch auf ganzer Linie zu begeistern, und wer das Spiel noch nicht kennt, kann hier natürlich bedenkenlos zuschlagen.