Donnerstag, 14. Februar 2019

Fallout - Das Brettspiel



Verlag: Bethesda / Fantasy Flight Games / Asmodee
Autor: Andrew Fischer / Nathan Hajek
Spieleranzahl: 1 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 120 – 180 Minuten


Einleitung:

In der Brettspielumsetzung des beliebten Konsolenklassikers Fallout erkunden ein bis vier Spieler das postapokalyptische Ödland, bei dem tödliche Gegner hinter jeder Ecke lauern. Im Verlauf einer Partie bestehen die Protagonisten etliche Herausforderungen, erfüllen Quests und sammeln Erfahrung, um letztendlich mit einer vorgegebenen Einflusspunktzahl das Szenario zu gewinnen.

Ablauf:

Zunächst einigen sich die Spieler auf ein Szenarium und platzieren den entsprechenden Szenariobogen in den oberen Spielbereich. Anschließend wird der Spielplan anhand des Szenariobogens erstellt und zentral ausgelegt. Sämtliche benötigte Utensilien (Marker, Karten) werden bereitgelegt. Jeder Spieler wählt einen Überlebenden aus und erhält ein eigenes Spielertableau (für die Aktualisierungen von Erfahrung und Schäden, erhaltene Marker, Inventarslots).

Fallout verläuft über mehrere Runden. In seinem Zug kann der aktive Spieler bis zu zwei Aktionen ausführen. Als Optionen stehen ihm folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Erkunden (angrenzende Landschaften aufdecken)
  • Bewegen
  • Quest erfüllen (nur möglich, wenn kein Gegner am Ort ist)
  • Begegnung
  • Kampf (Achtung: richtige Körperpartien treffen)
  • Rasten (benutzte Karten reaktivieren und Lebenspunkte regenerieren)

Erfüllbare Quests liegen offen aus und beinhalten verschiedene Ziele mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Für erfüllte Quests erhalten die Spieler diverse Belohnungen. Um Begegnungen abzuschließen müssen unterschiedliche Proben abgehandelt werden, die durch Würfeln entschieden werden. Handel (Kaufen bzw. Verkaufen) ist bei Fallout ebenfalls möglich. Als Zahlungsmittel dienen Kronkorken. Gekaufte Karten sind Bestandteil des eigenen Inventars. Kämpfe mit Gegnern werden ebenfalls durch Würfeln entschieden. Im Verlauf eines Kampfes kann ein Spieler auch Schaden nehmen. Auch Strahlungsschäden werden im Verlauf einer Partie erlitten. Im Gegensatz zu regulären Schäden regeneriert sich das Strahlungslevel im Todesfall nicht. Ziel der Partie ist das Sammeln von Einflusspunkten, die man durch Agendakarten erhält. Wer zuerst die vorgegebene Einflussanzahl erreicht hat, gewinnt die Partie.

Meinung:

Vorab möchte ich anmerken, dass ich die Fallout-Videospiele nicht kenne und demzufolge auch nicht beurteilen kann, inwieweit das Brettspiel der digitalen Vorlage gerecht wird. Viele andere Spieler haben jedoch gesagt, dass es eine sehr gelungene Umsetzung sein soll, die den Flair und die Atmosphäre der Konsolenspiele richtig gut einfängt.

Unabhängig von den Nicht-Kenntnissen der PC-Spiele halte ich Fallout für eine ausgezeichnete Veröffentlichung. Als Protagonist kommt man sich wirklich wie im Ödland vor und ist gespannt auf die vielen Herausforderungen, die einen im Verlauf einer Partie erwarten. Zu Beginn stehen natürlich viele Bewegungen und Erkundungen im Vordergrund. Und je nach umgedrehten Landschaftsplättchen werden sehr schnell diverse Kämpfe fällig. Auch frühzeitige Begegnungen sind denkbar und durchaus empfehlenswert. Und selbstverständlich sollte man immer eine Quest erfüllen, wenn dies möglich ist.

Hinsichtlich der Regeln ist Fallout – Das Brettspiel nicht sonderlich komplex. Die Möglichkeiten sind überschaubar, und damit ist die Veröffentlichung auch ein guter Einstieg für Abenteurer-Neulinge. Also kein Vergleich zu Schwergewichten wie Mage Knight, das zwar genial ist aber aufgrund der vielen Detailregeln ausschließlich Experten anspricht.

Fallout spielt sich flüssig und ist durchgehend spannend. Die Storyline ist gut und baut eine tolle Atmosphäre auf. Aber Fallout ist kein Strategiespiel. Dessen sollten sich alle Interessenten bewusst sein! Fallout ist vielmehr ein Ami-Style thematisches Spiel, bei dem auch das Glück eine große Rolle spielt. Und bei schlechten Würfelergebnissen sollte man schon eine gewisse Frustresistenz besitzen, wenngleich Fallout bei weitem nicht so schwer zu gewinnen ist wie beispielsweise Arkham Horror und Co.

Überraschenderweise funktioniert das Ganze am Besten als Solospiel. Das liegt daran, dass es eigentlich keine direkten Koop-Regeln gibt, wenn mehrere Abenteurer eine Partie spielen. Dann gewinnt der Spieler, der als Erstes die erforderliche Punkteanzahl an Einfluss erreicht, was nicht jedem Teamplayer-Freund gefällt. Ansonsten ist noch anzumerken, dass ein paar Szenarien mehr erfreulich gewesen wären, aber durch den modularen Aufbau der Landschaftsplättchen besitzt Fallout trotzdem einen guten Wiederspielreiz. Insgesamt betrachtet ist die Veröffentlichung aufgrund der Spannung und des Spielspaßes eine bedenkenlose Weiterempfehlung wert.

Fazit:

Wer Abenteuerspiele mag und kein Problem mit einem erhöhten Glücksfaktor hat, kann bei Fallout – Das Brettspiel sicherlich zuschlagen. Das Spiel mag zwar optisch nicht jedermanns Geschmack sein, aber der Spielspaß ist super und die Atmosphäre allgegenwärtig. Daumen hoch!

Freitag, 1. Februar 2019

Villen des Wahnsinns (zweite Edition)



Verlag: Fantasy Flight Games / Asmodee
Autor: Nikki Valens
Spieleranzahl: 1 – 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 120 – 180 Minuten


Einleitung:

Inspiriert von den Horrorgeschichten des amerikanischen Autors Howard Phillips Lovecraft, entführt Villen des Wahnsinns 1 – 5 wagemutige Spieler in verschiedene Szenarien, bei denen sie diverse Mysterien gemeinsam als Team auflösen müssen.

Ablauf:

Villen des Wahnsinns ist ein App-gesteuertes Spiel. Vor der ersten Partie muss die App Mansions of Darkness im Google Play Store (oder Apple iOS App Store oder Amazon Appstore) runtergeladen werden. Anschließend kann bei Bedarf auf die deutsche Sprache umgestellt werden. Da die App das Herzstück des Spiels ist und die Monster sowie sämtliche Aktionen steuert, wird in dieser Ablaufbeschreibung bewusst auf viele Feinheiten verzichtet, um die Vorkommnisse der Szenarien nicht zu spoilern. Erläutert werden daher ausschließlich die Kernelemente des Spiels.

Nachdem sich die Spieler auf ein Szenarium geeinigt haben, starten sie die entsprechende Geschichte in der bereits erwähnten App. Die App gibt die Start-Besitztümer der Gruppe vor. Die Aufteilung der Gegenstände können die Ermittler (=Spieler) selbst bestimmen. Nun wird der Prolog des Szenariums auf dem App-Bildschirm vorgelesen. Anschließend wird das erste Spielplanteil inkl. Ermittlerpositionen bekannt gegeben.

Villen des Wahnsinns wird über mehrere Runden gespielt, die immer in zwei Phasen untergliedert sind. In der Ermittlerphase führen die Spieler verschiedene Aktionen durch und bewegen sich zumeist über den Spielplan, um ihre Umgebung zu erkunden (oder Monster anzugreifen). In der Mythosphase legt die App die Aktionen der Monster fest und generiert Mythoseffekte. Oftmals erscheinen neue Monster oder die Ermittler werden anderweitig behindert.

In ihrer Phase können die Ermittler jeweils bis zu zwei Aktionen ausführen. Die möglichen Optionen sind Bewegen, Erkunden, Durchsuchen, Tauschen, Interagieren, Angreifen und die Durchführung spezieller Materialaktionen. Die Aktionen werden entsprechend in der App eingegeben. In der anschließenden Mythosphase werden zunächst Ereignisse abgehandelt, dann Monster aktiviert und ggf. Horrortests verlangt, wenn ein Ermittler in Reichweite eines Monsters steht. Im Laufe des Spiels erleiden die Spieler Schäden bei ihrer Ausdauer sowie ihrer Geistigen Gesundheit. Auf diese Weise kann ein Spieler Verwundet oder Wahnsinnig werden oder im schlimmsten Fall auch sterben (Ausscheiden). Die verschiedenen Fertigkeitsproben werden durch Würfeln entschieden (die Ergebnisse werden in der App eingetragen).

Die Spieler erlangen erst im Verlauf eines Szenarios Kenntnisse über ihr eigentliches Spielziel (Siegbedingungen). Um das Ziel zu erfahren, gehen die Ermittler verschiedenen Hinweisen nach. Lösen die Spieler ihre finale Aufgabe, haben sie das Szenarium gemeinsam als Gruppe gewonnen. Wird das Ziel jedoch nicht bewältigt, verliert das Team das Szenario.

Meinung:

Wer spielerisch in eine Horrorgeschichte der Extraklasse eintauchen will, liegt bei Villen des Wahnsinns goldrichtig. Das Kernstück der Veröffentlichung ist nämlich der Storyteller-Aspekt inkl. atmosphärischer Dichte. Das Ganze kann hinsichtlich des Flairs fast schon mit PC-Überfliegern wie Phantasmagoria oder Black Mirror verglichen werden, zumal die App ihren digitalen Beitrag leistet.

Und diese App ist durchaus dominant. Das muss jedem Interessenten klar sein. Einen Großteil der Zeit schauen die Spieler (oder zumindest der designierte App-Bediener) auf den Bildschirm und folgen den Anweisungen auf dem Screen. Das ist zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache. Aber wer kein Problem mit digitaler Unterstützung hat, bekommt mit der Mansions of Darkness App eine grandiose Spielführung an die Hand. Das Handling ist einfach und führt die Protagonisten fehlerlos durch die zahlreichen Herausforderungen und Gefahren. Die Grafik ist klasse und erfreut das Auge jedes klassischen Adventure-Freunds. Ich persönlich empfehle die Verwendung eines Tablets, denn je größer der Bildschirm, desto angenehmer ist eine Partie für die Augen. Ein großer Vorteil der App ist die Vereinfachung des Regelstudiums, weil ja viele Aufgaben von der Applikation übernommen werden. Und das vermutlich größte Plus besteht darin, dass die zweite Edition vollkooperativ gespielt werden kann und keinen Overlord benötigt.

Unabhängig von der App kann Villen des Wahnsinns auch optisch voll überzeugen. Sowohl die Brettspielillustration als auch die Miniaturen wissen vollends zu gefallen. Auch die Qualität ist zu loben, wenngleich beim Einstecken der Monsterfiguren und der Marker in die Bases vorsichtig zu Werke gegangen werden sollte. Das wurde von anderen Miniaturen-Brettspielen teilweise besser gelöst. Aber hey … wir leben im Zeitalter des Kickstarter-Hypes, bei dem oftmals exzellentes Material angeboten wird, aber das eigentliche Spiel nicht überzeugt. Im Gegensatz dazu begeistert Villen des Wahnsinns spielerisch auf ganzer Linie. Denn die Szenarien und die Atmosphäre sind einfach erste Sahne.

Leider sind im Grundspiel nur vier Szenarien enthalten. Im Vergleich zu moderneren Veröffentlichungen wie Gloomhaven ist das natürlich etwas mager, aber wer von dem Spiel begeistert ist, investiert sicherlich weiteres Geld in die vielen Erweiterungen, die es für Villen des Wahnsinns gibt. Ein mehrfaches Spielen des Grundspiels (kurz hintereinander) ist nur bedingt empfehlenswert. Sobald man die Szenarien bewältigt hat, kennt man einfach die jeweilige Geschichte, und dann lässt beim zweiten Spielen die Spannung einfach nach. Mit einer anderen Spielergruppe oder nach einer gewissen Zeit stellt sich das Kribbeln aber schnell wieder ein.

Last not least eine persönliche Empfehlung: wer Villen des Wahnsinns spielt, sollte sich unbedingt Zeit lassen und in jedem Schritt die Atmosphäre genießen. Dann dauert ein Szenarium zwar meistens doppelt so lange wie angegeben, aber diese Zeitinvestition lohnt sich auf jeden Fall, weil Villen des Wahnsinns wie gesagt primär von seinem Flair, seinem Charisma und seiner atmosphärischen Dichte lebt.

Fazit:

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Villen des Wahnsinns keine Veröffentlichung für jedermann ist, aber wer sich auf die Story einlässt und in die Geschichte eintaucht, wird mit einem fantastischen Spielerlebnis belohnt. Und da ich mich dieser Klientel zugehörig fühle, gibt es auch eine absolut bedenkenlose Weiterempfehlung meinerseits zu bilanzieren.