Samstag, 26. März 2016

Imhotep



Verlag: Kosmos
Autor: Phil Walker-Harding
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40 Minuten


Einleitung:

Basierend auf dem geschichtlichen Vorbild von Imhotep schlüpfen die Spieler im gleichnamigen Brettspiel in die Rollen altägyptischer Baumeister. In dieser Funktion erschaffen die Protagonisten Monumente für die Ewigkeit. Doch dazu benötigen sie Steine, die erst mit Booten zu den verschiedenen Orten gebracht werden müssen.

Ablauf:

Zunächst werden die fünf Orts-Tafeln und die Wertungs-Tafel in die Tischmitte platziert. Ebenfalls bereitgelegt werden die acht Boots-Plättchen sowie die Runden- und Machtkarten für die anstehende Partie. Jeder Spieler wählt eine Farbe und bekommt das dazu passende Vorrats-Plättchen. Abhängig von der Spielerreihenfolge starten die Baumeister mit zwei bis fünf Steinen auf ihren Vorrats-Plättchen.

Zu Beginn einer Runde wird die oberste Runden-Karte aufgedeckt, die angibt, welche vier Boots-Plättchen in diesem Durchgang verwendet werden. Die Boote haben unterschiedliche Kapazitäten und unterschiedliche Minimum-Voraussetzungen für das Ablegen zu einem Ort. Der aktive Spieler muss in seinem Zug genau eine der folgenden vier Aktionsmöglichkeiten ausführen:

  • Neue Steine besorgen (drei Steine vom Steinbruch auf das Vorrats-Plättchen legen)
  • Einen Stein auf ein Boot platzieren, das noch nicht abgelegt hat
  • Ein Boot zu einem Ort fahren, der noch nicht angefahren wurde. Dort werden die Steine der Reihe nach vom jeweiligen Besitzer abgeliefert und bringen Siegpunkte oder sonstige Vorteile
  • Eine blaue Markt-Karte ausspielen, die zuvor über eine Steinablieferung am Markt erlangt wurde. Abhängig von ihrer Art ermöglicht die Karte eine Zusatzaktion oder ist Siegpunkte wert

Sobald alle vier Boote zu Orten gefahren sind, endet eine Runde. Nachdem der Tempel gewertet wurde, kommen die Boote zurück in den Vorrat und der nächste Durchgang beginnt. Imhotep endet nach der sechsten Runde. Nun folgt die Endwertung mit dem Obelisken und der Grabkammer. Weiterhin bringen diverse Karten noch Bonus-Siegpunkte. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Mit Imhotep ist dem Kosmos Verlag mal wieder ein echter Volltreffer geglückt. Das Spiel hat trotz überschaubarer Regeln eine taktisch-strategische Tiefe und einen hohen Wiederspielreiz. Letzterer liegt unter anderem auch an den beidseitigen Orts-Tafeln, die beliebig kombiniert werden können. Die B-Seiten der Orte beinhalten diverse Boni und teilweise eine modifizierte Siegpunkt-Wertung. Doch egal welche Seite gewählt wird – das Spiel bleibt immer eingängig und leicht zugänglich, weil die grundlegenden Mechanismen allzeit beibehalten werden. Somit eignet sich Imhotep gleichermaßen für ambitionierte Gelegenheitsspieler als auch für Vielspieler, die mit einem einfacheren Komplexitätsgrad leben können.

Denn Spaß macht das Spiel jedem Klientel. Ob Tüftler, der jede Aktion gründlich bedenkt, oder Spieler die „aus dem Bauch heraus“ agieren – Spielfreude kommt bei allen Nachwuchsbaumeistern auf. Dabei dürften die Gelegenheitsspieler meistens gradliniger zu Werke gehen und den eigenen Vorteil im Fokus haben. Erfahrene Strategiefüchse beobachten hingegen auch die Züge der Gegner und schicken ein Boot zum rechten Zeitpunkt an einen Ort, der dem Mitstreiter wenig bringt. Und genau diese Vorgehensweise bringt zusätzliche Würze ins Spiel. Denn dabei muss nicht nur die eigene aktuelle Aktion überlegt werden, sondern auch die Aktionen der nächsten paar Runden. Allerdings sollte sich der Spieler auch immer einen Plan B im Hinterkopf behalten, falls die Aktion eines Mitspielers die eigene Strategie verhagelt.

Neben dem gelungenen Spielprinzip überzeugt auch die Optik von Imhotep. Die Illustration ist schön anzusehen und die Materialqualität (vor allem die großen Steine) weiß auf ganzer Linie zu gefallen. Hinzu kommt eine hervorragend konzipierte Spielanleitung, die keine Fragen offen lässt.

Fazit:

Da gibt es nichts groß zu meckern. Imhotep sieht gut aus, macht Spaß und ist aufgrund der frei wählbaren Seiten auch abwechslungsreich. Familien mit Brettspielerfahrung, ambitionierten Gelegenheitsspielern und sogar Vielspielern kann die Veröffentlichung somit bedenkenlos ans Herz gelegt werden.

Donnerstag, 3. März 2016

Die Burgen von Burgund - Das Kartenspiel



Verlag: Alea / Ravensburger
Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 - 60 Minuten


Einleitung:

Wie schon im Brettspiel Die Burgen von Burgund verkörpern die Spieler in dieser Kartenspiel-Adaption französische Fürsten des 15. Jahrhunderts, die über Warenhandel, Viehwirtschaft und Städtebau möglichst viele Siegpunkte ergattern wollen. Die vom Brettspiel bekannten Utensilien (Plättchen, Würfel etc.) werden hier ausschließlich durch Karten ersetzt.

Ablauf:

Jeder Spieler erhält ein Lager, ein Fürstentum und eine Karte „Projekte“. Weiterhin starten die Protagonisten mit einer Ware, einem Tier, einem Silber und je nach Reihenfolge ggf. mit Arbeitern. Die restlichen Waren- und Tierkarten werden als 2x2 offene Stapel bereitgelegt. Auch die Silber- und Arbeiterkarten werden separat bereitgelegt, genauso wie die Bonuskarten.

Die Auslagekarten mit den Zahlen 1-6 werden untereinander ausgelegt und abhängig von der Spieleranzahl mit Karten offen bestückt. Die Burgen von Burgund – Das Kartenspiel verläuft über fünf Durchgänge (A bis E), die jeweils aus sechs Runden bestehen. Jeder Spieler erhält sechs Aktionskarten als eigenen Nachziehstapel. Die restlichen Karten bilden den allgemeinen Nachziehstapel.

In ihrem Zug ziehen die Spieler zwei Karten von ihrem persönlichen Nachziehstapel auf die Hand. Der obere Bereich jeder Karte zeigt einen Würfel mit einer Würfelzahl. Der aktive Spieler spielt eine Handkarte aus und sagt die Würfelzahl an. Nun stehen dem Spieler mehrere Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Eine Karte aus der Auslage nehmen und diese unterhalb seiner Karte „Projekte“ platzieren
  • Ein Projekt im eigenen Fürstentum platzieren
  • Eine Warensorte verkaufen
  • Das Aufstocken der Arbeiteranzahl auf zwei Stück
  • Silber nehmen
  • Arbeiter/Silber in Siegpunkte umwandeln

Je nachdem, welches Gebäude ins Fürstentum platziert wird, findet automatisch eine Zusatzaktion statt (z.B. der Erhalt von Silber, Arbeitern, Waren oder Tieren, die Platzierung eines weiteren Projekts, der Erhalt eines Klosters oder einer Burg oder einer Mine usw.). Im Fürstentum platzierte Karten dürfen nicht mehr umgelegt werden. Ausbauten im Fürstentum bringen abhängig von ihrer Art am Spielende nur Siegpunkte, wenn es sich um einen Drilling handelt, d.h. drei Karten einer Art (z.B. drei beliebige Gebäude, drei Weiden etc.). Vollendete Drillinge bringen dem Spieler auch einen Bonus des aktuellen Durchgangs ein. Die vierte Karte einer Art startet einen neuen Drilling.

Das Spiel endet nach dem fünften Durchgang. Jeder Spieler erhält nun zu seinen Siegpunkten (durch Drillinge, verkaufte Waren usw.) noch weitere Bonuspunkte für verschiedene Tiere im eigenen Lager. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Die Burgen von Burgund gehört zweifellos zu den ultimativen Highlights der letzten Jahre und zählt unbestreitbar zu den Alltime-Faves vieler Kennerspieler. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob ein kleines Kartenspiel dieses großartige Strategiespiel-Gefühl erreichen kann. Die Antwort lautet: ja, annähernd ist es dem Burgund Kartenspiel tatsächlich gelungen.

Wer das Brettspiel kennt findet sich relativ schnell und problemlos in die Mechanismen des Kartenspiels ein, da das grundlegende Spielprinzip zu einem großen Teil übernommen wurde. Neueinsteiger tun sich da logischerweise schwerer, denn Die Burgen von Burgund ist schließlich eine anspruchsvolle Veröffentlichung, in die man sich erstmal einfinden muss. An der ein oder anderen Stelle der Spielanleitung wären vielleicht mehr Bilder bzw. bebilderte Beispiele wünschenswert gewesen, aber auch so ist das Regelwerk gut verfasst und hervorragend konzipiert.

Spielerisch bietet das Burgund Kartenspiel Spielspaß vom feinsten. Das Bilden von Drillingen hört sich auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig an, aber keine Angst – mit Kniffel und Konsorten hat dieses Prinzip rein gar nichts gemein. Besonders beliebt sind erwartungsgemäß die Platzierungen von beigen Gebäuden, weil diese schließlich eine Zusatzaktion beinhalten. Dabei sind vor allem die Kirche und das Rathaus äußerst stark und dementsprechend begehrt.

Überraschenderweise dürfen beliebig viele gleiche Gebäude in das eigene Fürstentum platziert werden, also auch mehrere gleiche mächtige Gebäude. Diesbezüglich wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, wenn zumindest bei einem Gebäudedrilling verschiedene Bauten erforderlich gewesen wären. Aber Stefan Feld und Alea haben sich bei dieser Regelung bestimmt etwas gedacht ;-)

Die Burgen von Burgund – Das Kartenspiel kommt in einer kleinen und handlichen Verpackung daher. Somit kann das Spiel problemlos überall mit hingenommen werden, aber für das eigentliche Spiel braucht man durchaus einigen Platz. Wenn vier Spieler ihre Fürstentümer ausbauen, solle der Tisch also relativ groß sein (auch wenn die Karten an sich ziemlich klein sind). Obwohl es sich „nur“ um ein Kartenspiel handelt, hat die Veröffentlichung den Charakter und das Spielgefühl eines „großen“ Brettspiels, und diesbezüglich ist das Preis-Leistungsverhältnis schlichtweg unschlagbar. In Verbindung mit dem großartigen Spielspaß ist Die Burgen von Burgund – Das Kartenspiel also ein „must have“ für alle Fans anspruchsvoller Strategie-Taktikspiele und für Burgen von Burgund Freunde sowieso ein absoluter Pflichtkauf.

Fazit:

Klasse! Auch wenn das Kartenspiel vielleicht nicht hundertprozentig an den (überragenden) großen Bruder herankommt, kann das Spiel dennoch auf ganzer Linie überzeugen und ist demzufolge natürlich eine bedenkenlose Weiterempfehlung wert. Und aufgrund des tollen Preis-Leistungsverhältnisses sollten sich die Vielspieler nicht lumpen lassen und das Spiel so schnell wie möglich ihrer Sammlung hinzufügen.