Donnerstag, 24. Oktober 2019

Kitchen Rush



Verlag: Pegasus
Autor: David Turczi / Vangelis Bagiartakis
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 - 60 Minuten


Einleitung:

Kitchen Rush ist ein kooperatives Brettspiel in Echtzeit. Im Verlauf der Kampagne werden die Szenarien bzw. Aufgaben immer herausfordernder und es wird immer schwerer, die jeweiligen Szenarioziele zu erfüllen.

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan aus acht Spielplanteilen zusammengesetzt und spielerzahlabhängig mit allen erforderlichen Utensilien bestückt. Jeder Spieler nimmt sich eine Spielertafel und eine Sanduhr in seiner Farbe. In späteren Szenarien verwalten die Protagonisten mehrere Sanduhren. Nun wird die Zeit für das aktuelle Szenario eingestellt und schon geht es los.

Als Aktionsmöglichkeiten stehen den Spielern mehrere Optionen zur Verfügung. Die Sanduhren fungieren als Arbeiter und dürfen erst wiederverwendet werden, wenn der Sand durchgelaufen ist. Folgende Aktionen stehen dem Team anfangs zur Auswahl:

  • Gäste empfangen: neue Gästekarten aufdecken
  • Bestellung aufnehmen: eine Gastkarte sowie einen passenden sauberen Teller nehmen. Der Teller wird in die oberste Reihe der Spielertafel gelegt
  • Zutaten aus einer Vorratskammer nehmen: der Spieler nimmt beliebig viele Zutaten und platziert sie auf den Teller eines Gasts
  • Kochen: die Sanduhr auf ein Kochfeld stellen und den Teller eine Stufe weiterschieben

Das sind die Aktionsmöglichkeiten, die im Einstiegsszenario verwendet werden. Im Verlauf der Kampagne kommen dann immer wieder neue Aufgaben und Optionen hinzu. In den weiteren Szenarien müssen beispielsweise die Speisen mit Gewürzen angereichert werden, Teller müssen gewaschen werden, Einnahmen werden generiert, Einkäufe werden getätigt, Gehälter müssen gezahlt werden, das Ansehen des Restaurants muss erhöht werden, Streiks können auftreten und der Bürodienst muss bewältigt werden. Weiterhin kann die Veröffentlichung mit Ereignissen gespielt werden.

Die Kampagne endet mit dem Abschluss des achten Szenarios. Die Gruppe ist ein Team und teilt sich nun das Ansehen bzw. den Erfolg oder das schlechte Abschneiden der Kampagne.

Meinung:

Kitchen Rush ist ein Spiel, das extrem polarisiert. Die einen hassen es, die anderen lieben es. Die Kombination von kooperativen Mechanismen mit Echtzeit ist außerhalb von Escape- / Adventurespielen nach wie vor relativ selten anzutreffen. Ich selbst kenne diesbezüglich nur Space Alert, das jedoch eine gänzlich andere Zielklientel anspricht (eher Vielspieler mit einem Faible für Sciene Fiction).

Kitchen Rush richtet sich primär an Familien und „Funspieler“. Bei diesem Spielertyp steht ganz klar der Spaß im Vordergrund, wobei natürlich ein gewisser Ehrgeiz nicht von Nachteil ist. Zu Beginn der Kampagne geht es ja noch relativ gechillt zu. Ein paar Gäste bedienen, die keine Sonderwünsche haben und wo die Rahmenbedingungen einfach sind, ist ziemlich leicht zu bewältigen. Aber der Anspruch steigt von Szenario zu Szenario deutlich an. Ohne gute Absprachen ist ein Desaster vorprogrammiert. Und an dieser Stelle setzt auch eine kleine Kritik an. Kinder können eine solch umfangreiche Aufgabenvielfalt zumeist nicht managen und benötigen in der Regel massive Hilfestellung der Eltern. Damit ist Kitchen Rush nicht unbedingt für reine Kinderrunden geeignet (höchstens nach mehreren Partien).

Um Gefallen an Kitchen Rush zu finden sollten die Spieler unbedingt eine Vorliebe für „Hektik in Echtzeit“ mitbringen. Denn das Spiel ist durchaus turbulent, vor allem wenn Kinder mitspielen. Grüblerisch-gemütliche Strategen können sich normalerweise nicht mit diesem Prinzip anfreunden, aber das ist ja auch nicht die Zielgruppe von Kitchen Rush.

Jetzt noch eine Anmerkung zur Spieleranzahl. Je weniger Spieler mitmachen, desto übersichtlicher wird das Ganze. Die Erfahrung zeigt aber, dass Familien in Vollbesetzung (also zu viert) am meisten Spaß haben. Gerade deshalb, weil es dann hektisch, turbulent und teilweise chaotisch zugeht :-)

Ich selbst kann mit der Veröffentlichung ehrlich gesagt nichts anfangen. Aber das ging mir mit Space Alert auch so. Für Echtzeit-Spiele bzw. Zeitdruck muss man vermutlich geboren sein, und ich bin das definitiv nicht. Bei einer fairen Bewertung muss aber meiner Meinung nach vom primären Zielpublikum ausgegangen werden. Und meine Mitstreiter, die dieser Klientel angehören, hatten durchaus Spaß an Kitchen Rush. Aus diesem Grund vergebe ich auch eine positive Wertung, denn es geht doch immer darum, dass ein angesprochener Spielertyp Spaß mit einem Spiel hat.

Fazit:

Wer das stressige Leben im Gastronomiebereich kennenlernen will, kann diese Erfahrung mit Kitchen Rush spielerisch erleben. Und wer Koop-Hektik in Echtzeit mag, kommt dabei sicherlich auf seine Kosten. Ob man der geeignete Teamplayer für Kitchen Rush ist, muss jeder potentielle Interessent natürlich individuell für sich selbst entscheiden.

Sonntag, 6. Oktober 2019

Sword & Sorcery - Das Portal der Macht



Verlag: Ares Games / Gremlin Project / Asmodee
Autor: Simone Romano / Nunzio Surace
Spieleranzahl: 1 – 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten pro Spieler und Szenario


Einleitung:

Bereits im Sword & Sorcery Grundspiel bekämpften 1-5 Spieler gemeinsam die Mächte des Bösen. Nach ihrer Auferstehung aus dem Jenseits waren die Helden noch sehr geschwächt, doch mit jedem Abenteuer konnten sie sukzessive ihre wiedererweckten Seelen stärken. Das Portal der Macht beginnt nach der siegreichen Verteidigung von Zwillingswyrm. In dieser Erweiterung brechen die Protagonisten zu neuen Abenteuern in Kampagnenform auf und folgen der Talonischen Küste gen Norden zu den Donnerbergen.

Ablauf:

Vorab-Hinweis: in dieser Rezension werden ausschließlich die neuen Elemente bzw. neuen Mechanismen vorstellt. Kenntnisse des Sword & Sorcery Grundspiels werden vorausgesetzt (ggf. müssen diese Spielprinzipien erst in anderen / separaten Reviews nachgelesen werden). Grundsätzlich gelten weiterhin die Regeln aus dem Grundspiel Sword & Sorcery – Unsterbliche Seelen. Allerdings gibt es bei dem Portal der Macht erwartungsgemäß neue Gegner und neue Elemente, die zusätzliche Spielregeln mit sich bringen.

Zum einen unterstützen sich viele Gegner (z.B. durch die Beschützer-Fähigkeit oder als Wächter usw.). Hindernismarker kommen neu ins Spiel und entsprechen den Symbolen bereits aufgedruckter Hindernisse. Blutende Helden erleiden Wunden bei ihren Aktionen, allerdings muss auch ein Gegner bei seiner Aktivierung einen Schaden einstecken. Dieser Zustand dauert zwei Runden lang. Erschöpfte Helden können keine Standardaktionen durchführen, während ein Gegner auch keine symbolentsprechende Eigenschaft einsetzen kann. Ladungsmarker auf Gegner-Pergamenten beschwören Dämonen, heilen Gegnerwunden oder verstärken einen Angriff (Ifrit, Feuersturm). Weiterhin können aufgestiegene Gegner nur mit Reichweite angegriffen werden (gilt nicht für fliegende Helden). Die Höllenbrut als neuer Endgegner verschleiert die Sicht der Helden oder attackiert sie mit einem mächtigen Flammensturm. Dazu kommt ein Magie-Marker ins Spiel. Generell ist Das Portal der Macht nur für Helden spielbar, die mindestens Seelenrang II erreicht haben. Diesen Minimum-Rang können die Spieler im Verlauf der Kampagne nicht verlieren. Die Auferstehung an einem aktiven Altar kostet somit zwei Seelensplitter (bei Seelenrang II).

Das Portal der Macht enthält 16 Gegnerfiguren (davon ein Endgegner) sowie die dazugehörigen Karten / Pergamente. Weiterhin gibt es elf doppelseitige Spielplanteile sowie einige neue Marker (blutend, erschöpft, Magischer Schutzschild usw.). Last not least liegen der Erweiterung noch neun Austauschkarten bei (4x Grundspiel, 2x Hero Pack Onamor, 3x Hero Pack Victoria). Und schließlich gibt es auf der Rückseite der Neuerungen noch einige häufig gestellte Fragen und Errata zu lesen. Insgesamt verfügt die Erweiterung über vier Abenteuer, die entweder als Kampagne oder als einzelne Szenarien gespielt werden können.

Meinung:

Meiner Meinung nach ist Sword & Sorcery – Unsterbliche Seelen das beste Abenteuerspiel mit Dungeon Crawler Mechanismus nach Gloomhaven. Bereits das Grundspiel begeistert auf ganzer Linie und unterhält die teilnehmende Heldengruppe viele Stunden lang. Allerdings ist Sword & Sorcery kein Spiel für Genre-Anfänger. Das Regelwerk ist schon sehr umfangreich und beinhaltet etliche Feinheiten, die von Novizen gerne mal übersehen oder vergessen werden.

Das Portal der Macht schließt nahtlos an das Grundspiel an. Sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der spielerischen Klasse. Die Voraussetzung von Seelenrang II sollte nun wirklich kein Problem sein. Wer die Kampagne des Grundspiels absolviert hat und nicht aufleveln konnte hat definitiv etwas falsch gemacht. Schade nur, dass man nicht über Seelenrang IV aufsteigen kann, aber das ist natürlich Jammern auf höchstem Niveau und eigentlich irrelevant. Viel wichtiger ist die neue Kampagne, welche die Spieler vor neue Herausforderungen stellt. Die Szenarien der Erweiterung sind komplexer, (noch) thematischer und vor allem länger als die Abenteuer des Grundspiels. Im Grundspiel hat unsere Gruppe meistens zwei Szenarien an einem Spieleabend geschafft; im Portal der Macht war nur ein Abenteuer drin. Aber das ist wohlgemerkt positiv gemeint, denn je länger ein Szenario dauert, desto längeren Spielspaß hat die Heldengruppe. Und wer so einen „Klopper“ wie Sword & Sorcery spielt weiß in der Regel, worauf er sich einlässt (mechanisch, thematisch und auch bezüglich der Spieldauer einer Partie).

Das Material und die Miniaturen der Erweiterung sind wieder klasse geworden und erfreuen das Auge eines Miniaturen-Fans zur vollsten Zufriedenheit. Highlight der Veröffentlichung ist natürlich die Figur der Höllenbrut, die einfach nur mega-geil aussieht. Aber keine Angst … der Dämon ist durchaus zu besiegen, grins. Wie bei allen Miniaturenspielen gilt natürlich auch hier, dass die Minis erst bemalt zur vollen Geltung kommen (optisch). Für solche Spiele lohnt es sich wirklich mit einem neuen / erweiterten Hobby anzufangen, nämlich dem Bemalen von Figuren. Hinsichtlich des Materials ist noch anzumerken, dass das ganze Zeug ausgepöppelt zunächst nicht in die Schachtel passt. Dieses Problem lässt sich ganz leicht lösen, wenn man die Utensilien in Ziptüten oder Schmuckkästchen packt und diese dann UNTER dem Plastikinlay verstaut. Das funktioniert super und sieht aufgeräumt-schick aus.

Fazit:

Freunde von anspruchsvollen Dungeon Crawlern und Fans des Grundspiels kommen um Das Portal der Macht nicht herum. Die neuen Elemente bereichern das Sword & Sorcery Universum und führen die Geschichte thematisch dicht fort. Mit Drohende Finsternis steht bereits die zweite Erweiterung in den Startlöchern, und 2020 soll das Ganze dann mit einer dritten (finalen) Erweiterung abgeschlossen werden. Auf beide Erweiterungen freu ich mich jetzt schon drauf wie ein Schnitzel. Pfefferrahmschnitzel :-)