Donnerstag, 1. Juli 2021

Destinies

 

Verlag: Lucky Duck Games / Grimspire

Spieldesign: Michael Golebiowski / Filip Milunski

Autor: Karol Gorniak / Rafal Sadowski

Spieleranzahl: 1 – 3

Alter: ab 14 Jahren

Spieldauer: 120 – 150 Minuten

 

 

Einleitung:

 

Destinies ist ein Rollenspiel-Adventure im Brettspielformat, das ohne Spielleiter von einer App gesteuert wird. Neben einem Stand Alone Einführungsszenario gibt es vier weitere Abenteuer in Form einer Kampagne. Thematisch ist das Ganze im Fantasybereich angesiedelt, wo es zum Finale hin auf die Ankunft Abbadons hinausläuft, der besser als Engel des Todes bekannt ist. Doch ein bis drei tapfere Helden können dem Ende der Welt trotzen, indem sie sich ihren Schicksalen stellen und Erlösung über das ganze Land bringen.

 

Ablauf:

 

Zunächst wird die App zum Spiel heruntergeladen und die Spieler einigen sich auf einen Modus. Destinies kann in folgenden Varianten gespielt werden:

 

  • Normal (kompetativ) 2-3 Spieler
  • Herausforderer Solospiel
  • Entdecker Solospiel
  • Schicksalsschwestern 2 gegen 2 (d.h. zwei Duellanten steuern jeweils zwei Charaktere)

 

In der App wählen die Spieler nun einen Charakter aus und erhalten einen Startgegenstand sowie eine Goldmünze. Auf ihren Spielertableaus stellen sie ihre Werte für Intelligenz, Geschicklichkeit und Stärke ein. Auf der Rückseite der Charakterkarte befinden sich zwei Schicksalsziele. Sobald ein Ziel erfüllt wurde, kann sich der Spieler seinem finalen Schicksal stellen. Im Verlauf einer Partie können auch beide Schicksalspfade verfolgt werden.

 

Die App gibt die Startaufstellung der Orte vor, die durch quadratische Spielplan-Kartenkacheln ausgelegt werden. Weiterhin gibt die App sogenannte Scanpunkte vor. Das können zum Beispiel Personen oder Orte sein. Ein Spielzug besteht aus dem Erholen eines Anstrengungswürfels, gefolgt von einer Bewegung und dem Aufsuchen eines Scanpunkts. Jeder Spieler besitzt zwei Hauptwürfel, die er immer verwenden kann. Zusätzlich gibt es für jeden Protagonisten drei Anstrengungswürfel, die erschöpft werden, wenn sie bei einer Probe verwendet werden. Verdeckte Kacheln werden erkundet, danach endet die Bewegung und ein Scanpunkt darf besucht werden. Sollte es sich bei einem Scanpunkt um eine Person handeln, darf man sie befragen, bestehlen, ihr helfen usw. Alle Auswahlmöglichkeiten werden in der App angezeigt und dort ausgewählt. Auch Aktionen wie das Ziehen an einem Hebel o.ä. sind ggf. möglich. Für einige Auswahlmöglichkeiten müssen Proben durch Würfeln absolviert werden. Für viele Fragen, Aktionen etc. werden QR-Codes eingescannt. Die App gibt dann das Ergebnis bekannt.

 

Im Laufe des Spiels können die Helden Gegenstände erhalten, schrittweise ihre Schicksalsziele erfüllen usw. Wer ein persönliches Ziel erfüllt hat darf sich seinem finalen Schicksal stellen. Wer als Erster dieses Finale geschafft hat, gewinnt das Spiel

 

Meinung:

 

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass mir Destinies sehr gut gefallen hat und aus meiner Sicht definitiv eine Weiterempfehlung verdient. Aber neben viel Licht gibt es auch ein bisschen Schatten, und auf beide Faktoren will ich jetzt in diesem Meinungsblock eingehen.

 

Fangen wir mit dem Positiven an. Destinies kommt sehr wertig daher und überzeugt mit schönen Illustrationen auf den Landschaftskacheln und mit feinen Miniaturen. Die Figuren sind zwar äußerst klein, aber genau diese Größe passt perfekt zu den Kacheln, und außerdem ist mit Abbadon ja auch eine beeindruckende Figur dabei, die von der Relation her die Größe eines Menhirs hat (Tainted Grail). Speziell bemalt sehen die Minis klasse aus, allerdings ist es nicht einfach, so kleine Figuren sauber anzupinseln. Aber es lohnt sich :-)  Auch die Spielertableaus sind top und von bester Verarbeitung.

 

Thematisch und spielerisch macht Destinies großen Spaß, allerdings sollte man unbedingt ein Faible für App-Unterstützung mitbringen. Denn die App ist äußerst dominant und beansprucht einen Großteil der Spielzeit. Lobenswert sind die verschiedenen Modi. Solitäre Story-Genießer können im Entdeckermodus gemütlich die Geschichte erleben, während Fans von Herausforderungen im gleichnamigen Modus ordentlich Gas geben müssen. Im kompetativen Mehrspielermodus kommt des Weiteren ein richtiggehender Wettlaufcharakter hinzu. Auf jeden Fall ist es schön, dass solch unterschiedliche Auswahlmöglichkeiten angeboten werden. Im Entdeckermodus ist Destinies übrigens einfach zu gewinnen, während man bei der anspruchsvollen Variante durchaus scheitern kann.

 

Kommen wir nun zu den (wenigen) negativen Aspekten des Spiels. Diese betreffen ausschließlich die App bzw. die digitale Steuerung. Die Logik lässt teilweise zu wünschen übrig, und das ist meine Hauptkritik am Spiel. Bereits beim ersten Treffen von Personen sind zumeist Dialoge auswählbar, die nicht zum Spielfortschritt passen (z.B. weil man andere Charaktere noch gar nicht getroffen hat usw.). Es kann aber durchaus sein, dass ich als alter Point and Click Adventure Freund diesbezüglich verwöhnt bin. Zugegebenermaßen ist ein Vergleich mit klassischen PC-Rollenspiel-Aventures nicht ganz fair, weil PC-Adventures schließlich spezialisiert sind und ein ganz anderes Budget für die Entwicklung haben. Proben / Aktionen können am nächsten Tag einfach wiederholt werden. Auch das ist nicht immer logisch. Am meisten stört mich jedoch, dass das Ganze als „Kampagne“ deklariert wird. Normalerweise entwickelt sich eine Kampagne fortlaufend, aber die Destinies-Szenarien sind in sich abgeschlossen, bei den nächsten Szenarien stehen andere Charaktere zur Auswahl und es gibt keinen wirklichen Spannungsbogen in dem Sinne, dass die Abenteuer nicht schwerer werden und das Ende keine echte Herausforderung darstellt. Aus diesen Gründen reicht es für mich auch nicht ganz zur Höchstbenotung, obwohl ich (und meine Mitstreiter) beim Spielen von Destinies gut unterhalten waren und großen Spaß hatten.

 

Fazit:

 

Da wäre sogar noch mehr drin gewesen. Destinies überzeugt beim Material, dem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis und zum überwiegenden Großteil auch beim Spielspaß. Abzüge gibt es für die Kampagnenkonzeption und für kleinere Unplausibilitäten in der App-Geschichte. Insgesamt ist Destinies aber wie gesagt sicherlich eine Weiterempfehlung wert.