Sonntag, 28. März 2021

Die Abenteuer des Robin Hood

 

Verlag: Kosmos

Autor: Michael Menzel

Spieleranzahl: 2 – 4

Alter: ab 10 Jahren

Spieldauer: 60 Minuten

 

 

Einleitung:

 

Die Legende von Robin Hood erfreut sich seit Jahrzehnten ungebrochener Beliebtheit und wurde unter anderem etliche Male verfilmt. Auch in der Literatur und der Musik war Robin von Locksley oftmals ein beliebtes Thema, und nun widmet sich Michael Menzel dieser schillernden Persönlichkeit und erschafft eine Art „open world“ Brettspiel rund um den Protagonisten, seinen Mitstreitern und natürlich auch seinen Gegnern.

 

Ablauf:

 

Die Abenteuer des Robin Hood ist ein Abenteuerbrettspiel, dessen Spielplan zunächst aus acht Puzzleteilen zusammengesetzt wird. Der fertige Spielplan zeigt dann ein großes Arenal mit dem Sherwood Forest sowie der Burg mitsamt ihrem Umland. Ähnlich wie bei einem Adventskalender können jede Menge Plättchen aus den Spielplanteilen herausgelöst werden (und meistens umgedreht wieder eingesetzt werden). Die Plättchen sind mit Zahlen gekennzeichnet, die für die entsprechende Seite des beiliegenden Abenteuerbuchs stehen, welches die Story des Spiels erzählt.

 

Jeder Spieler erhält die Figuren seiner Farbe. Das sind zwei Stand-Figuren, zwei mittellange Bewegungs-Figuren und eine lange Bewegungsfigur. Das Spiel startet mit einem Tutorial (Kapitel 1), in dem die grundlegenden Mechanismen erklärt werden. Die Spieler bewegen sich, indem sie ihre Bewegungsfiguren an die Standfigur anlegen und anschließend die zweite Stand-Figur an das Ende der Strecke platzieren. Danach werden die Bewegungsfiguren und die Start-Standfigur entfernt. Wird auf die lange Bewegung verzichtet, darf der Spieler ein weißes Klötzchen in den Stoffbeutel legen. Berührt die Standfigur nun ein Feld mit einem Fragezeichen, darf der Spieler das Feld erkunden. Dazu liest er die entsprechende Seite im Abenteuerbuch. Berührt er eine Wache oder einen Adeligen, darf er versuchen, diesen Gegner zu überwältigen. Hierfür zieht er nacheinander drei Klötzchen aus dem Beutel. Zieht er einen weißen Würfel, ist er erfolgreich und verringert die Bedrohung auf der Bedrohungsleiste. Außerdem erhält der Spieler beim Besiegen eines Adeligen einen Bonus.

 

Grundsätzlich liegt in jedem Abenteuer / Kapitel eine bestimmte Anzahl von Sanduhren aus. Die Spieler ziehen runde Holzscheiben aus dem Beutel, die für die Spieler bzw. für die gegnerische Bedrohung stehen. Wird eine Spielerfarbe gezogen, führt dieser Spieler seinen Zug aus (Bewegung und Überwältigen oder Erkunden). Bei der roten Scheibe wird eine Sanduhr vom Plan entfernt und die Bedrohung steigt. Desweiteren werden neue Wachen und Adelige umgedreht. Im Laufe des Spiels kommen sukzessive neue Regeln und neue Mechanismen hinzu, die an dieser Stelle jedoch nicht genannt werden. Schließlich wollen die Spieler die Geschichte ja unbefangen erleben und keine Spoiler kennen. Wenn die letzte Sanduhr entfernt wurde haben die Spieler verloren und starten das Kapitel neu mit einem zweiten Wappen, das die Stellen des Buchs verändert. Die Story kann sich also verändern. In jedem Kapitel haben die Spieler eine Aufgabe, die sie erfüllen müssen. Das Abenteuerbuch ist hierbei ausschlaggebend. Auf diese Weise durchlaufen die Spieler verschiedene Kapitel, bis sie (hoffentlich) irgendwann alle Szenarien erfolgreich absolviert haben.

 

Meinung:

 

Da Die Abenteuer des Robin Hood ein Abenteuerspiel mit Story ist, die sich im Laufe der Kapitel weiterentwickelt, wurde bewusst auf die Nennung aller späteren Feinheiten verzichtet. Das Erleben der Geschichte und das Erlebnis der Weiterentwicklung ist nämlich ein Kernstück des Spielspaßes, der im Vorfeld auf keinen Fall gespoilert werden sollte. Und wo gerade der Spielspaß erwähnt wurde … hier nun mein Eindruck und meine Meinung zum Spiel.

 

Die Abenteuer des Robin Hood ist ein nahezu perfektes Familien-Abenteuerspiel und ich prophezeie, dass diese Veröffentlichung genauso erfolgreich werden wird wie Die Legenden von Andor. Bereits mit Andor hat Michael Menzel sein Talent als Brettspielautor eindrucksvoll unter Beweis gestellt, und Robin Hood steht dieser Klasse in nichts nach. Das Spielsystem ist erfrischend originell, leicht zugänglich und richtet sich sowohl an Familien als auch an Gelegenheits- und Vielspieler. Durch das schrittweise Einführen neuer Regeln kommen auch unerfahrene Spieler und Kinder sehr leicht in die Mechanismen rein und haben keine Verständnisprobleme.

 

Vor allem Familien mit Kindern genießen die Geschichte des Spiels, die vom Abenteuerbuch hervorragend erzählt wird. Dazu kommt die gewohnt großartige Illustration von Meister Menzel, die wieder mal das Auge eines jeden Brettspielfreunds entzückt. Die Kombination aus Story, Mechanik und Optik macht Robin Hood zu einem echten Highlight, das meiner Meinung nach ein heißer Kandidat für das Spiel des Jahres ist.

 

Ich möchte an dieser Stelle aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass Robin Hood kein „Schwergewicht“ ist und zweifellos unter die Rubrik „Mainstream“ fällt. Das ist wohlgemerkt keinesfalls negativ, sondern absolut wertneutral gemeint. Ich betone das deshalb, weil echte Hardcore-Nerds, die überwiegend Brecher wie Deep Madness und Co spielen, definitiv nicht zur Zielgruppe zählen. Denen dürfte Robin Hood zu „seicht“ sein (aus deren Sicht). Apropos seicht … die ersten beiden Kapitel sind meines Erachtens nach relativ einfach zu gewinnen. Aber dann zieht der Schwierigkeitsgrad gehörig an und es lohnt sich definitiv, die Zeichnungen auf dem Spielplan genauestes zu studieren ;-)

 

Sammler-Perfektionisten sollten sich darüber im Klaren sein, das die Pappteile durch das ständige Herausfriemeln Abnutzungserscheinungen bekommen. Meine Güte … ist halt so. Das ist ja schließlich ein Spiel und kein Kunstobjekt, das man nur mit Samthandschuhen anfasst. Robin Hood funktioniert in allen Konstellationen und macht in jeder Spieleranzahl großen Spaß, aber meiner Meinung nach ist es noch geiler zu dritt oder in Maximalbesetzung zu viert. Dann kann man einfach mehr vom Spielplan erkunden und die Geschichte noch intensiver erleben. Aber wie bereits gesagt ist Robin Hood generell ein tolles Spiel geworden.

 

Fazit:

 

Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass Robin Hood ein neuer Erfolgsgarant für Michael Menzel und den Kosmos Verlag ist. Es gibt ja jetzt schon eine eigene Website, auf der man zusätzlichen Content runterladen kann (Bonus-Kapitel, Soloabenteuer…), und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es im Laufe der nächsten Jahre auch diverse Erweiterungen geben. Gut so! Denn Die Abenteuer des Robin Hood ist einfach ein geiles Spiel, von dem man nicht genug kriegen kann.