Donnerstag, 17. August 2017

Odyssey - Zorn des Poseidon



Verlag: Ares Games / Heidelberger Spieleverlag
Autor: Leo Colovini
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten


Einleitung:

Nach dem Ende des trojanischen Kriegs versuchen die Griechen, in ihre Heimat zurückzusegeln. Doch auf dem Weg zur Heiligen Insel sind sie den Launen des zornigen Meeresgottes Poseidon ausgeliefert, der die Seefahrer immer wieder von ihrer Route abbringen will.

Ablauf:

Ein Spieler übernimmt die Rolle des Poseidon, alle weiteren Teilnehmer repräsentieren die Griechen und spielen als Team. Sowohl Poseidon als auch die Griechen erhalten einen Spielplan. Zwischen die beiden identischen Pläne wird die Schachtel aufgestellt, so dass kein Sichtkontakt mehr besteht.

Der Poseidon-Spieler beginnt immer die laufende Runde, indem er ein Plättchen ausspielt. Damit versetzt er entweder das farblich passende Schiff eines Gegners oder die Schiffe aller Griechen (beim Ausspielen eines schwarzen Plättchens). Nun kennt nur Poseidon die exakte Position der griechischen Schiffe. Anschließend sind reihum die Griechen an der Reihe und ziehen ihre Schiffe um ein Feld in die angesagte Himmelsrichtung. Danach beschreibt Poseidon jeweils die Lage des aktiven Schiffs (z.B. „das Schiff steht in einem Tiefwasser und ist umgeben von einem fremden Schiff“). Aufgrund dieser Informationen müssen die Griechen ihre Positionen einschätzen.

Ziel des Spiels ist das Erreichen der Heiligen Insel von mindestens drei griechischen Schiffen. Eine Standardpartie verläuft über elf Runden. Erreichen drei (oder mehr) Griechen innerhalb dieses Rundenlimits die Heilige Insel, haben sie gewonnen. Ansonsten gewinnt Poseidon das Spiel. Durch optionale Regelvarianten kann das Spiel für die Griechen leichter oder schwerer gemacht werden. Der grundlegende Mechanismus bleibt aber immer gleich.

Meinung:

Obwohl Odyssey – Zorn des Poseidon eigentlich nichts mit den folgenden beiden Spielen gemeinsam hat, wirkt es ansatzweise wie eine Mischung aus Schiffe versenken und Scotland Yard. Und diese Charakterisierung ist gar nicht mal so abwegig, weil der Aufbau extrem an Schiffe versenken erinnert, während das Deduktionselement Assoziationen zur Suche nach Mister X weckt. Beide Spiele sind mittlerweile leicht antiquiert, und auch diesbezüglich gibt es Parallelen zu Odyssey – Zorn des Poseidon. Sowohl das Cover als auch das Schachtelformat und das Material haben ein altmodisches Flair, das eigentlich überhaupt nicht zum Heidelberger Spieleverlag passt.

Kann sich wenigstens der Spielspaß vom „Grauen Maus Dasein“ abheben? Nein, leider nicht. Odyssey – Zorn des Poseidon ist sicherlich kein grottenschlechtes Spiel, aber die Spielfreude hält sich während einer Partie in überschaubaren Grenzen und der Wiederspielreiz ist demzufolge relativ gering. Das gilt sowohl für die Griechen als auch für den Poseidon-Spieler. Beide Parteien vermissen das gewisse Etwas und einen besonderen Kick. Vereinfacht ausgedrückt: der Funke will einfach nicht überspringen. Daran ändern auch die optionalen Regeln nichts.

Obwohl Scotland Yard einige Jahre mehr auf dem Buckel hat, macht dieser Klassiker im Vergleich zu Odyssey – Zorn des Poseidon immer noch eine  bessere Figur. Zorn des Poseidon ist für eine Veröffentlichung der heutigen Zeit einfach zu bieder und mausgrau. Sicherlich gibt es schlechtere Spiele auf dem Markt, aber auch deutlich mehr bessere.

Fazit:

Odyssey – Zorn des Poseidon wird nicht umsonst bei den meisten online-Anbietern vergünstigt angeboten. Aber selbst ein Preis unter 20 Euro rechtfertigt keine Anschaffung, denn ein durchschnittliches Spiel bleibt ein durchschnittliches Spiel – egal wie viel es kostet. Eine Weiterempfehlung kann daher beim besten Willen nicht ausgesprochen werden.

Mittwoch, 2. August 2017

Century - Die Gewürzstraße



Verlag: Plan B Games / ABACUSSPIELE
Autor: Emerson Matsuuchi
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 - 45 Minuten


Einleitung:

In der Vergangenheit war der Gewürzhandel lange Zeit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In Century – Die Gewürzstraße schlüpfen die Spieler in die Rolle von Händlern, die mit ihren Karawanen möglichst lukrative Geschäfte abschließen wollen. Wer dabei die meisten Siegpunkte erreicht, gewinnt das Spiel.

Ablauf:

Zunächst werden die Punkte- und Händlerkarten gemischt und als verdeckte Stapel bereitgelegt. Anschließend werden fünf bzw. sechs Karten offen ausgelegt. Über die ersten beiden ausliegenden Punktekarten werden außerdem noch Gold- und Silbermünzen platziert, die am Ende einen bzw. drei Siegpunkte wert sind. Jeder Spieler erhält eine Karawanenkarte, die Platz für maximal zehn Gewürze bietet. Die Spieler starten mit drei bis vier Kurkuma (abhängig von der Spielerreihenfolge), außerdem besitzen sie zu Beginn zwei Handkarten.

Der aktive Spieler darf in seinem Zug genau eine Aktion ausführen. Folgende Möglichkeiten stehen ihm dabei zur Verfügung:

  • eine Handkarte ausspielen und den Effekt nutzen
  • eine Karte von der Auslage erwerben (von links nach rechts werden die Karten immer teuerer)
  • alle zuvor ausgespielten Karten zurück auf die Hand nehmen
  • eine Punktekarte nehmen und die geforderten Gewürze abgeben

Die Karten bringen den Spielern neue Gewürze oder erlauben Veredlungen der einfachen Rohstoffe. Je wertvoller die Punktekarten, desto mehr veredelte Gewürze werden in der Regel benötigt. Viele Karten ermöglichen auch einen Tausch von mehreren einfachen Gewürzen in edlere Rohstoffe, und auch wertvollere Gewürze können in mehrere einfache Ressourcen umgetauscht werden.

Das Spiel endet, sobald ein Spieler seine fünfte bzw. sechste Punktekarte genommen hat. Die Runde wird noch zu Ende gespielt, und der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Century – Die Gewürzstraße ist ein leicht zugängliches Familienspiel, das gleichzeitig ein idealer Einstieg für anspruchsvollere Strategiespiele ist. Die Mechanismen sind einfach und leicht zu erlernen. Dennoch hat Century eine gewisse Tiefe, denn eine funktionierende Produktionskette muss schließlich erstmal geplant und aufgebaut werden.

Zumeist nehmen sich die Spieler anfangs erstmal ausliegende Karten, wobei Karten mit Rohstoffausschüttungen absolute Priorität genießen. Nichtsdestotrotz sind natürlich auch mächtigere Tauschkarten oder die Dreier-Umwandlungskarte sehr beliebt, denn an mehrere Edelgewürze kommt man zumeist nur durch Tausch bzw. Veredelung ran. Und ohne Edelgewürze lässt sich Century normalerweise nicht gewinnen. Selbstverständlich macht auch Kleinvieh Mist, aber mit ausschließlich kleinen Punktekarten gewinnt man keinen Blumentopf. Zumindest zwei bis vier „dicke Brummer“ sollten die Protagonisten erspielen, und wenn man gut im Rennen liegt, kann man durch den Erwerb von einfachen Punktekarten das Spielende forcieren, was den Konkurrenten oftmals leichten Angstschweiß auf die Stirn treibt ;-)

Wie bereits erwähnt ist Century ein tolles Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler, die langfristig irgendwann in komplexere Veröffentlichungen hineinschnuppern möchten. Außerdem ist eine ganze Century-Trilogie geplant, bei der die Veröffentlichungen beliebig miteinander kombiniert werden können und das Spielprinzip damit komplexer und abwechslungsreicher machen. Der erste Teil ist schon mal sehr gelungen … freuen wir uns also auf die Dinge, die noch kommen.

Fazit:

Century gelingt das Kunststück, mit einfachen / kleinen Mitteln ein großes Spielerlebnis zu kreieren. Klasse. Wer ein leicht zugängliches Strategiespiel mit überschaubarer Spieldauer für jeden Spielertyp sucht, liegt hier goldrichtig. Klare Kaufempfehlung!