Montag, 22. Juni 2015

Kingsport Festval



Verlag: Kosmos
Autor: Andrea Chiarvesio / Gianluca Santopietro
Spieleranzahl: 3 - 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: ca. 90 Minuten


Einleitung:

Bei Kingsport Festival verkörpern die Spieler bösartige Kultisten, die mittels Schwarzer Magie versuchen, die Großen Alten auf die Erde zu holen. Doch die Beschwörungen haben ihren Preis. Je mächtiger der beschworene Große Alte, desto mehr Tribut an Geistiger Gesundheit wird fällig. Welcher Spieler erhält die meisten Kultpunkte (=Siegpunkte), ohne seine Geistige Gesundheit völlig zu ruinieren?

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan in die Mitte des Tisches gelegt. Der Plan zeigt die 16 wichtigsten Orte in Kingsport, an denen man dunkle Macht erringen kann. Um das Spielfeld werden in aufsteigender Reihenfolge die 20 Tafeln mit den Großen Alten ausgelegt. Die Ressourcenwürfel für Tod, Übles und Zerstörung werden daneben platziert. Um die Vorbereitungen abzuschließen, werden nun noch vier Ermittler- und Ereigniskarten sowie drei Zauberspruch-Stapel gebildet.

Jeder Kultist startet mit zehn Punkten Geistiger Gesundheit und Null Magiewissen. Last not least wird eine Szenario-Karte gezogen und deren Anweisungen befolgt. Unter anderem werden hierbei die Felder der Kalender-Leiste bestimmt, auf denen die Angriffsmarker abgelegt werden. Kingsport Festival verläuft über zwölf Runden, die in jeweils sechs Phasen untergliedert sind. Zunächst wird der Startspieler der aktuellen Runde ausgewürfelt. Anschließend kann jeder Spieler reihum seine Würfelergebnisse verwenden, um einen Großen Alten zu beschwören. Dazu dürfen die Ergebnisse der drei Würfel addiert werden oder auch separat für mehrere Beschwörungen genutzt werden. Sobald alle Kultisten ihre Beschwörung(en) abgeschlossen haben, verteilen die beschworenen Großen Alten ihre Belohnungen. Dies kann zu Schaden an der Geistigen Gesundheit führen. Nun folgt die Phase der Ausbreitung. In Zugreihenfolge darf jeder Kultist eine neue Scheibe auf ein Gebäude legen, zu dem er eine direkte Verbindung hat. Dazu muss er die auf dem Gebäude angegebenen Ressourcen abgeben (=bezahlen). Die darauf folgende Angriffsphase findet nur in den Runden statt, in denen ein blauer Angriffsmarker auf dem Kalender liegt. In diesem Fall wird die zuerst die Ereigniskarte aufgedeckt und ausgeführt, danach die Ermittlerkarte. Ist die Stärke des Kultisten (Summe sämtlicher Modifikationen) größer als die Stärke des Ermittlers, erhält der Spieler eine Belohnung. Ist er schwächer als der Ermittler folgt eine Bestrafung (z.B. der Verlust Geistiger Gesundheit, Verlust von Ressourcen, Verlust eines besetzten Gebäudes).

Zum Abschluss einer Runde wird der weiße Zeitanzeiger auf dem Kalender ein Feld weiterbewegt und die Runde ist abgeschlossen. Das Spiel endet nach der zwölften Runde. Der Kultist mit den meisten Siegpunkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Nach der Ablaufbeschreibung weckt Kingsport Festival spontan Assoziationen an ein inverses Arkham Horror, aber wer das denkt, sieht sich nach der ersten Partie total getäuscht. Denn bis auf das Lovecraft´sche Thema haben diese beiden Brettspiele wenig gemein. Kingsport Festival erinnert hinsichtlich der Spielmechanismen vielmehr extrem an Kingsburg vom Heidelberger Spieleverlag. Wirft man einen Blick auf die Autoren, ist das keine große Überraschung, denn Andrea Chiarvesio ist der Schöpfer von besagtem Kingsburg. Und funktionierende Ideen bei sich selbst zu „klauen“ ist nun wirklich keine Schande. In der Musik ist das schließlich auch gang und gebe (Beispiel Heavy Metal: Running Wild, King Diamond, Axel Rudi Pell u.v.m. Beispiel Pop: Modern Talking, wo jeder Song gleich (beschissen) geklungen hat, lach).

Aber zurück zu Kingsport Festival und dem Genre der Brettspiele. Die wichtigste Frage lautet natürlich: macht das Ganze Spaß? Besonders, nachdem es mit Kingsburg eine „Vorlage“ mit sehr ähnlichem Mechanismus gibt? Antwort: ja, definitiv! Kingsport Festival ist klasse und macht einen Heidenspaß. Natürlich dürften speziell die Freunde von Lovecraft und Kingsburg begeistert sein, und der Verfasser dieser Rezension outet sich an dieser Stelle vorbehaltlos als ein Fan des Cthulhu-Mythos und des Spielprinzips von Kingsburg. Wobei das Beschwören von Großen Alten sogar noch mehr Spaß macht als das Bestechen von Personen, grins.

Die Aufmachung und Illustration von Kingsport Festival ist vom feinsten. Das Flair reicht fast an Arkham Horror heran, und die Grafik ist schlichtweg großartig. Auf der Rückseite der Großen Alten Tafeln findet der geneigte Spieler außerdem eine kurze und informative Zusammenfassung über den jeweiligen Gott bzw. das Ältere Wesen. Insofern ist Kingsport Festival auch eine gute Einstimmung in die literarische Welt von Howard Phillips Lovecraft und dem genialen Cthulhu-Universum. Wer ein Fan von klassischem Horror ist, kommt bei diesem Spiel voll auf seine Kosten. Sowohl was das spielerische Element betrifft als auch das atmosphärische Charisma. Kingsport Festival ist vom Kosmos Verlag für Spieler ab 13 Jahren empfohlen. Aus spielerischer Sicht ist diese Altersempfehlung vielleicht sogar ein bisschen zu hoch angesiedelt. Nach ein paar Partien können sicherlich auch pfiffige „Vielspieler-Kinder“ ab zehn oder elf Jahren mithalten. Die Empfehlung des Verlags basiert wohl eher auf dem schauerlichen Thema, und diesbezüglich ist die Angabe auch durchaus nachvollziehbar. Unterm Strich werden aber alle Spielertypen mit einem Faible für Horror angesprochen, und weit über 90% dürften von Kingsport Festival auch begeistert sein.

Fazit:

klare Weiterempfehlung!

1 Kommentar:

  1. Verammt gute Rezension!

    Bin begeistert! Hat mich dazu gebracht, dieses Spiel auch zu kaufen.
    Meine Familie ist auch voll auf das Spiel angesprungen und wir setzten uns sogar einmal die Woche hin ums zu spielen!

    mfg

    Tabletopguy916

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