Autor: Juma Al-JouJou
Spieleranzahl: 3 - 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 90
Minuten
Einleitung:
Wir schreiben das Jahr 2050. Drei bis fünf Spieler
verkörpern die Leitungen nationaler Konzerne, deren originäre Aufgaben unter
anderem die Profitsteigerung und eine Forschungsentwicklung sind. Doch auch
Umweltstandards und die Einhaltung sozialer Verantwortungskompetenzen sind
Voraussetzungen für nachhaltige Erfolgsaussichten. Welches Unternehmen schafft
es am besten, all diese Faktoren zu optimieren und durch geschickte PR-Aktionen
das Firmenimage zu fördern?
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt, der
verschiedene Bereichsfelder beinhaltet. Neben einer Rundenleiste gibt es vier
Nachhaltigkeitsskalen, auf der die Spieler im Verlauf einer Partie aufsteigen
können. Auf der rechten Seite befindet sich eine Weltkarte für die Expansionen,
und der untere Abschnitt zeigt eine Cash- und eine Einkommensskala. Last not
least gibt es eine klassische Siegpunktleiste, die um das Spielfeld herumführt.
Neben dem Spielplan werden alle weiteren benötigten Utensilien bereitgelegt
(z.B. PR-Chips sowie Nachhaltigkeits- und Aktionskarten). Die Nachhaltigkeits-
und Aktionskarten der aktuellen Runde liegen offen aus, ebenso die Karten der
nächsten Runde (zur besseren Planbarkeit).
Green Deal verläuft über zehn Runden, die
jeweils in vier Phasen untergliedert sind. Außerdem gibt es am Ende von
bestimmten Runden eine Zwischenwertung. In der Auktionsphase stellen die
Spieler verdeckt Gebote auf die Spielerreihenfolge ein. Das Geld eines Spielers
wird auf der Cashskala dargestellt. Nachdem jeder Spieler sein Gebot
eingestellt hat, beginnt die Buchhaltungsphase. Hier wird die
Spielerreihenfolge angepasst, das gebotene Geld von der Cashskala abgezogen und
das Einkommen gemäß den Positionen auf der Einkommensskala verteilt (=entsprechendes
Vorrücken auf der Cashskala). Reihum dürfen die Spieler anschließend eine von
fünf möglichen Aktionen in der Investitionsphase ausführen. Der aktive Spieler
darf entweder eine Nachhaltigkeitskarte kaufen, eine Aktionskarte nehmen, ein
Darlehen nehmen, eine Aktionskarte und ein Darlehen nehmen oder auf eine Karte
verzichten. Dem letzten Spieler der Spielerreihenfolge steht keine
Nachhaltigkeitskarte zur Verfügung, wenn die Spieler vor ihm allesamt eine
solche Karte genommen haben. Optional kann der Spieler zusätzlich einen PR-Chip
kaufen, eine Dividende ausschütten und/oder Aktionskarten ausspielen.
Nachhaltigkeitskarten kosten Geld (Abzug auf der Cashskala),
verändern das Einkommen (positiv oder negativ) und bringen Siegpunkte. Außerdem
steigt der Spieler auf der Nachhaltigkeitsskala der entsprechenden Kategorie
auf. Weiterhin darf der Spieler einen Marker auf die Weltkarte platzieren. Im
Lauf des Spiels können die Spieler ihre Imperien ausbauen und ggf. mit
benachbarten Spielern (auf der Weltkarte) kooperieren oder in Konkurrenz
treten. Beide Möglichkeiten wirken sich auf die Einkommensskala aus.
Im Lauf einer Partie finden verschiedene Wertungen statt.
Dabei erhalten die Spieler Siegpunkte für ihre Positionen auf den einzelnen
Nachhaltigkeitsskalen. Das Spiel endet nach der zehnten Runde. Nun erhalten die
Spieler noch ggf. Siegpunkte für spezielle Aktionskarten. Der Spieler mit den meisten
Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Green Deal ist ein hervorragendes Strategie-Wirtschaftsspiel,
bei dem die Spieler an vielen Rädchen drehen können und entsprechend viele
Facetten im Auge behalten sollten. Vor allem eine ausgewogene Balance auf den
vier Nachhaltigkeitsskalen ist extrem wichtig um bei allen Wertungen eine Rolle
zu spielen. Einseitige Spezialisierungen sind zum Scheitern verurteilt, weshalb
dem Startspielervorteil eine große Bedeutung zukommt. Über diese Reihenfolge
entscheidet sich oftmals der Sieg. Andererseits sollten die Spieler keinesfalls
zu viel Geld auf diese Rolle bieten, um für die eigentliche Aktion
(vorzugsweise eine Nachhaltigkeitskarte kaufen) genügend Kohle übrig zu haben.
In diesem Zusammenhang lohnt sich auch das genaue Beobachten der Mitspieler.
Wieviel Cash steht denen zur Verfügung? Und welche Projekte werden sie
voraussichtlich kaufen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben? Anhand solcher
Vorab-Analysen kann unter Umständen eingeschätzt werden, wie viel Geld den
Konkurrenten der Startspieler (vermutlich) wert ist. Und logischerweise kann
man dann sein Gebot entsprechend anpassen, was aber selbstverständlich nicht
immer funktionieren muss. Denn manchmal denken die Mitstreiter gänzlich anders als
erwartet und verfolgen völlig überraschende Ziele.
Auch wenn der Kauf von Nachhaltigkeitsprojekten in der Regel
die erste Wahl ist, sollten die Aktionskarten und deren Vorteile keinesfalls
unterschätzt werden. Oftmals sind diese Optionen mächtig und verschaffen den
Spielern immense Vorteile während des gesamten Spiels. Auch PR ist bedeutsam –
insbesondere wenn eine Wertung ansteht. De facto sind alle Möglichkeiten
wichtig und verlockend, daher müssen die Spieler immer gut abschätzen, welcher
Vorteil ihnen zum aktuellen Zeitpunkt am meisten bringt. Und da Green Deal sehr gut ausbalanciert ist,
müssen die Protagonisten ihre kleinen grauen Zellen meistens bis zum glühen
bringen.
Dennoch ist Green
Deal eigentlich nicht kompliziert. Sowohl die Struktur als auch die
Handlungsstränge sind logisch konzipiert und perfekt aufeinander abgestimmt.
Der Glücksfaktor ist minimal, und alles in allem ist Green Deal zweifellos eine Veröffentlichung für Kenner und
Vielspieler. Vor allem Wirtschaftssimulations-Fans die beispielsweise Spiele
wie Funkenschlag zu ihren Favoriten
zählen, dürfte Green Deal bestens
gefallen. Dieses Klientel kommt beim Kauf des Spiels sicherlich auf seine
Kosten.
Gibt es nach so viel Lob eigentlich auch Kritikpunkte? Kaum.
Die Spielanleitung könnte an der ein oder anderen Stelle vielleicht minimal
ausführlicher verfasst sein, aber insgesamt ist das Regelwerk gut verständlich konzipiert.
Die Scheibenzeiger zum Auktionsgebot sind zu locker und drehen sich zu leicht.
Aber das alles ist Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt betrachtet ist Green Deal einfach ein verdammt gutes
Spiel, das eine Weiterempfehlung redlich verdient hat.
Fazit:
Im Meinungsblock wurde bereits alles gesagt. Green Deal ist ein hervorragendes Wirtschaftsspiel
mit Anspruch und Tiefe, das allen Vielspielern sicherlich ans Herz gelegt
werden kann. Thematisch schlägt das Ganze grob in Richtung Funkenschlag, allerdings ist Green
Deal ein bisschen komplexer und vielschichtiger. Wer Freude an
anspruchsvollen Wirtschaftssimulationen hat kann hier beruhigt zuschlagen.
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