Samstag, 2. Januar 2016

Green Deal



Verlag: Karma Games
Autor: Juma Al-JouJou
Spieleranzahl: 3 - 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 90 Minuten


Einleitung:

Wir schreiben das Jahr 2050. Drei bis fünf Spieler verkörpern die Leitungen nationaler Konzerne, deren originäre Aufgaben unter anderem die Profitsteigerung und eine Forschungsentwicklung sind. Doch auch Umweltstandards und die Einhaltung sozialer Verantwortungskompetenzen sind Voraussetzungen für nachhaltige Erfolgsaussichten. Welches Unternehmen schafft es am besten, all diese Faktoren zu optimieren und durch geschickte PR-Aktionen das Firmenimage zu fördern?

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt, der verschiedene Bereichsfelder beinhaltet. Neben einer Rundenleiste gibt es vier Nachhaltigkeitsskalen, auf der die Spieler im Verlauf einer Partie aufsteigen können. Auf der rechten Seite befindet sich eine Weltkarte für die Expansionen, und der untere Abschnitt zeigt eine Cash- und eine Einkommensskala. Last not least gibt es eine klassische Siegpunktleiste, die um das Spielfeld herumführt. Neben dem Spielplan werden alle weiteren benötigten Utensilien bereitgelegt (z.B. PR-Chips sowie Nachhaltigkeits- und Aktionskarten). Die Nachhaltigkeits- und Aktionskarten der aktuellen Runde liegen offen aus, ebenso die Karten der nächsten Runde (zur besseren Planbarkeit).

Green Deal verläuft über zehn Runden, die jeweils in vier Phasen untergliedert sind. Außerdem gibt es am Ende von bestimmten Runden eine Zwischenwertung. In der Auktionsphase stellen die Spieler verdeckt Gebote auf die Spielerreihenfolge ein. Das Geld eines Spielers wird auf der Cashskala dargestellt. Nachdem jeder Spieler sein Gebot eingestellt hat, beginnt die Buchhaltungsphase. Hier wird die Spielerreihenfolge angepasst, das gebotene Geld von der Cashskala abgezogen und das Einkommen gemäß den Positionen auf der Einkommensskala verteilt (=entsprechendes Vorrücken auf der Cashskala). Reihum dürfen die Spieler anschließend eine von fünf möglichen Aktionen in der Investitionsphase ausführen. Der aktive Spieler darf entweder eine Nachhaltigkeitskarte kaufen, eine Aktionskarte nehmen, ein Darlehen nehmen, eine Aktionskarte und ein Darlehen nehmen oder auf eine Karte verzichten. Dem letzten Spieler der Spielerreihenfolge steht keine Nachhaltigkeitskarte zur Verfügung, wenn die Spieler vor ihm allesamt eine solche Karte genommen haben. Optional kann der Spieler zusätzlich einen PR-Chip kaufen, eine Dividende ausschütten und/oder Aktionskarten ausspielen.

Nachhaltigkeitskarten kosten Geld (Abzug auf der Cashskala), verändern das Einkommen (positiv oder negativ) und bringen Siegpunkte. Außerdem steigt der Spieler auf der Nachhaltigkeitsskala der entsprechenden Kategorie auf. Weiterhin darf der Spieler einen Marker auf die Weltkarte platzieren. Im Lauf des Spiels können die Spieler ihre Imperien ausbauen und ggf. mit benachbarten Spielern (auf der Weltkarte) kooperieren oder in Konkurrenz treten. Beide Möglichkeiten wirken sich auf die Einkommensskala aus.

Im Lauf einer Partie finden verschiedene Wertungen statt. Dabei erhalten die Spieler Siegpunkte für ihre Positionen auf den einzelnen Nachhaltigkeitsskalen. Das Spiel endet nach der zehnten Runde. Nun erhalten die Spieler noch ggf. Siegpunkte für spezielle Aktionskarten. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Green Deal ist ein hervorragendes Strategie-Wirtschaftsspiel, bei dem die Spieler an vielen Rädchen drehen können und entsprechend viele Facetten im Auge behalten sollten. Vor allem eine ausgewogene Balance auf den vier Nachhaltigkeitsskalen ist extrem wichtig um bei allen Wertungen eine Rolle zu spielen. Einseitige Spezialisierungen sind zum Scheitern verurteilt, weshalb dem Startspielervorteil eine große Bedeutung zukommt. Über diese Reihenfolge entscheidet sich oftmals der Sieg. Andererseits sollten die Spieler keinesfalls zu viel Geld auf diese Rolle bieten, um für die eigentliche Aktion (vorzugsweise eine Nachhaltigkeitskarte kaufen) genügend Kohle übrig zu haben. In diesem Zusammenhang lohnt sich auch das genaue Beobachten der Mitspieler. Wieviel Cash steht denen zur Verfügung? Und welche Projekte werden sie voraussichtlich kaufen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben? Anhand solcher Vorab-Analysen kann unter Umständen eingeschätzt werden, wie viel Geld den Konkurrenten der Startspieler (vermutlich) wert ist. Und logischerweise kann man dann sein Gebot entsprechend anpassen, was aber selbstverständlich nicht immer funktionieren muss. Denn manchmal denken die Mitstreiter gänzlich anders als erwartet und verfolgen völlig überraschende Ziele.

Auch wenn der Kauf von Nachhaltigkeitsprojekten in der Regel die erste Wahl ist, sollten die Aktionskarten und deren Vorteile keinesfalls unterschätzt werden. Oftmals sind diese Optionen mächtig und verschaffen den Spielern immense Vorteile während des gesamten Spiels. Auch PR ist bedeutsam – insbesondere wenn eine Wertung ansteht. De facto sind alle Möglichkeiten wichtig und verlockend, daher müssen die Spieler immer gut abschätzen, welcher Vorteil ihnen zum aktuellen Zeitpunkt am meisten bringt. Und da Green Deal sehr gut ausbalanciert ist, müssen die Protagonisten ihre kleinen grauen Zellen meistens bis zum glühen bringen.

Dennoch ist Green Deal eigentlich nicht kompliziert. Sowohl die Struktur als auch die Handlungsstränge sind logisch konzipiert und perfekt aufeinander abgestimmt. Der Glücksfaktor ist minimal, und alles in allem ist Green Deal zweifellos eine Veröffentlichung für Kenner und Vielspieler. Vor allem Wirtschaftssimulations-Fans die beispielsweise Spiele wie Funkenschlag zu ihren Favoriten zählen, dürfte Green Deal bestens gefallen. Dieses Klientel kommt beim Kauf des Spiels sicherlich auf seine Kosten.

Gibt es nach so viel Lob eigentlich auch Kritikpunkte? Kaum. Die Spielanleitung könnte an der ein oder anderen Stelle vielleicht minimal ausführlicher verfasst sein, aber insgesamt ist das Regelwerk gut verständlich konzipiert. Die Scheibenzeiger zum Auktionsgebot sind zu locker und drehen sich zu leicht. Aber das alles ist Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt betrachtet ist Green Deal einfach ein verdammt gutes Spiel, das eine Weiterempfehlung redlich verdient hat.

Fazit:

Im Meinungsblock wurde bereits alles gesagt. Green Deal ist ein hervorragendes Wirtschaftsspiel mit Anspruch und Tiefe, das allen Vielspielern sicherlich ans Herz gelegt werden kann. Thematisch schlägt das Ganze grob in Richtung Funkenschlag, allerdings ist Green Deal ein bisschen komplexer und vielschichtiger. Wer Freude an anspruchsvollen Wirtschaftssimulationen hat kann hier beruhigt zuschlagen.

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