Verlag: Czech Games /
Heidelberger Spieleverlag
Autor: Matius Kotry
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 120
Minuten
Einleitung:
Nicht nur in den Kellergewölben von Hogwarths werden
Zaubertränke gebraut – auch im Brettspiel Die
Alchemisten ist die Zubereitung solcher Tränke ein wichtiger Faktor. Denn
in diesem Spiel schlüpfen die Spieler in die Rollen von Alchemisten, die auf
dem Gebiet dieser geheimnisvollen Wissenschaft um bahnbrechende Entdeckungen
und um die Vorherrschaft des Wissens wetteifern. Mit Hilfe einer App
schlussfolgern die Nachwuchsmagier, wie man mit zwei Zutaten einen gewünschten
Trank braut, um danach Theorien aufzustellen, damit die eigene Reputation
steigt.
Ablauf:
Bevor das eigentliche Spiel beginnt, sollten sich die
Spieler zunächst mit den Grundlagen der Alchemie und dem Handling der App
vertraut machen. Die App kann im Internet kostenlos heruntergeladen werden und
übernimmt die Rolle eines Spielleiters. Alternativ kann Die Alchemisten auch ohne App gespielt werden. In diesem Fall muss
ein neutraler Außenstehender die Funktion des Spielleiters übernehmen. Nachdem
die Spieler die ersten Schritte auf dem Gebiet der Alchemie gemacht haben
(indem sie im Demo-Modus Tränke gebraut und Rückschlüsse gezogen haben), kann
es losgehen.
Der Spielplan wird in die Mitte gelegt und mit allen
benötigten Utensilien bestückt. Anschließend erhalten die Spieler eine eigene
Spieler-Tafel, zwei Gold und zwei bis drei Zutatenkarten (abhängig von der
gespielten Variante: Lehrling oder Meister). Außerdem bekommt jeder Spieler
einen Kupferkessel und ein eigenes Labor, das zunächst zusammengebaut werden
muss. Die Spieler legen nun die Spielerreihenfolge fest, indem sie ihre Phiolen
auf eine Einsetzleiste stellen. Abhängig von der Position auf dieser Leiste
ziehen die Spieler Zutaten- und Helferkarten. Danach legen sie ihre Aktionen
fest.
Als Aktionen stehen dem Spieler folgende
Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung: Zutaten
sammeln, Zutat transmutieren, Artefakt kaufen und Experimente durchführen. Ab der zweiten Runde kommen noch die
Optionen Trank verkaufen, Theorie publizieren und Theorie widerlegen hinzu. Angezeigt
werden die Aktionen durch den Einsatz von Würfeln (die quasi Arbeitern
entsprechen). Viele Aktionen werden über die App abgehandelt, z.B. das
Experimentieren mit Zutaten. Hierbei scannt der Spieler geheim zwei seiner
Zutaten und zeigt seinen Mitstreitern das Ergebnis (aber nicht die verwendeten
Zutaten!). Auf seiner Schlussfolgerungstabelle markiert der Spieler nun mit
einem Marker die Farbe und Kennzeichnung des gebrauten Tranks (z.B. ein rotes
+, was einem Heiltrank entspricht). Experimente können sowohl an Studenten als
auch an sich selbst durchgeführt werden. Sollten jedoch Gifte oder sonstige abschlägige
Tränke geschluckt werden, hat das negative Folgen zur Konsequenz. Studenten
müssen ggf. bezahlt werden, aber dafür sind die Spieler vor Wahnsinn, Lähmung
usw. geschützt. Um den eigenen Ruf bzw. die eigene Reputation zu verbessern,
können die Spieler aufgrund ihrer Schlussfolgerungen auch Theorien publizieren,
unterstützen oder widerlegen. Dabei werden Siegel auf die Bücherfelder der
Theorien-Tafel platziert. Platzierte Siegel sind Voraussetzungen für den Erhalt
von Drittmittel, die am Ende des Spiels 1-2 Siegpunkte wert sind und einmalig
zwei Gold einbringen.
Am Ende einer Runde wird anhand der Siegel der Alchemist des
Monats ermittelt und der nächste Durchgang vorbereitet. Das Spiel endet nach
der sechsten Runde. Nun werden alle Rufpunkte in Siegpunkte umgewandelt und
sonstige Siegpunkte addiert. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann
gewonnen.
Meinung:
Großartig! Mit den Alchemisten
ist Czech Games bzw. dem Heidelberger Spieleverlag ein wahrhaft innovatives,
spannendes, humorvolles und anspruchsvolles Brettspiel mit
Smartphone-Unterstützung gelungen, wie man es in der Form bislang nicht gekannt
hat. Doch vor dem Vergnügen kommt die Arbeit. Und zwar in Form des Regelstudiums
bzw. des Erklärens. Die Anleitung ist ausgezeichnet konzipiert, verständlich
geschrieben und mit viel Humor gewürzt. Besser geht es nicht. Trotzdem sind es
nun mal 20 Seiten, die man sich erstmal draufziehen muss. Und die Regeldetails
sind äußert vielfältig. Selbstverständlich konnte in der Ablaufbeschreibung
nicht auf alle Feinheiten eingegangen werden, weil eine ellenlange
Regelschilderung zum einen den Rahmen einer Rezension sprengt und zum anderen
ermüdend-langweilig ist. Also lieber kurz die Kernmechanismen schildern, und
wer Interesse hat, kann sich die Regeln ja komplett runterladen. Aber diese
Vorgehensweise funktioniert nicht beim Erklären eines Spiels in einer
Spielergruppe. Hier müssen schon alle Facetten erläutert werden, und im Fall
von Die Alchemisten dauert das seine
Zeit. Eine halbe Stunde sollte für die Erklärung mindestens eingeplant werden,
wenn die Mitstreiter das Spiel noch nicht kennen. Bei vielen Nachfragen kann
die Vorstellung sogar 45 Minuten dauern, wobei da der Smartphone-Einsatz schon
eingerechnet ist.
Haben sich die Spieler aber erstmal durch das Regelwerk durchgeackert,
werden sie mit einem tollen Brettspiel belohnt, das unglaublich viel Spaß
macht. Zumindest allen Spielern, die sowohl Deduktions- als auch
Workerplacement-Mechanismen mögen. Denn diese beiden Elemente bilden das Gerüst
von Die Alchemisten. Der Einsatz der
Arbeiter und die möglichen Aktionen bereiten den meisten Spielern keine
Probleme, doch die Deduktionsseite sorgt am Anfang manchmal für größeres
Kopfzerbrechen. Dieser Faktor ist bei den Alchemisten
leicht gewöhnungsbedürftig, aber sobald man den Mechanismus verinnerlicht hat,
bereitet das Gesamt werk keine Probleme mehr.
Trotz hohem Glücksanteil und den komplexen Analysen steht
der Spaß bei den Alchemisten im
Vordergrund. Das trifft natürlich auf fast jedes Spiel zu, aber Die Alchemisten ist außerdem höchst
humorvoll und unterhaltsam in Szene gesetzt. Allein schon die grundlegende Idee
des Experimentierens an Studenten zaubert ein Grinsen ins Gesicht vieler
Spieler ;-)
Experimente sind vor allem zu Beginn das A und O des Spiels,
aber relativ schnell sollten sich die Spieler auch zu Theorie-Publikationen
durchringen. Denn der frühe Vogel fängt den Wurm und grast schnell die
Drittmittel ab, die neben den Siegpunkten auch zwei dringend benötigten Gold
einbringen, die in sichere Studentenexperimente investiert werden können.
Außerdem winkt dem mutigen Spieler ja die Auszeichnung zum Alchemist des
Monats, was wiederum einen Rufpunkt (=Siegpunkt) zur Folge hat. Etwaige
Theorie-Widerlegungen durch Konkurrenten bzw. ein Punkteverlust bei der
Schlusswertung müssen halt in Kauf genommen werden..
Fazit:
Wer ein Freund von Deduktionsspielen,
Workerplacement-Mechanismen und einer langen Spielzeit ist, kommt an den Alchemisten nicht vorbei. Neben dem
originellen und innovativen Konzept überzeugt auch die fantastische Optik und
sorgt dafür, dass Die Alchemisten
ein wahrer Augenschmaus ist. An diesem Spiel gibt es echt nicht viel
auszusetzen. Selbst der vorhandene Glücksfaktor schlägt in diesem Fall nicht
negativ zu Buche, sondern wird auch von Vielspielern als integriertes
Stilmittel bedingungslos akzeptiert. Ergo: klare Weiterempfehlung ohne jegliche
Abstriche.
Einziger Punkt, den man dringend bedenken sollte: mit 2 Spielern kann man das wirklich nur mit App spielen. Wer also zu zweit ist, sollte sich vorher die App besorgen und testen, ob sie auf dem eigenen Gerät läuft.
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