Sonntag, 1. November 2015

Die Legenden von Andor - Chada & Thorn



Verlag: Kosmos
Autor: Gerhard Hecht
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten


Einleitung:

Chada & Thorn ist eine Zwei-Personenspiel-Fortsetzung des beliebten Brettspiels Die Legenden von Andor. In diesem Kartenspiel brechen die Bogenschützin und der Krieger vom nördlichen Ende Silberlands zur Küste im Süden der Insel auf. Doch auf ihrer gefahrvollen Reise müssen die beiden Helden spannende Abenteuer bestehen, die sie vor immer neuen Herausforderungen stellen. Und da Die Legenden von Andor – Chada & Thorn ein kooperatives Spiel ist, können sie nur gemeinsam die sichere Zuflucht erreichen.

Ablauf:

Die Legenden von Andor – Chada & Thorn untergliedert sich in ein leichtes Losspiel-Abenteuer zum Kennenlernen der Basiselemente und anschließend in vier Szenarien. Grundsätzlich stehen den Spielern jeweils drei Heldenkarten einer Person zur Verfügung (also dreimal Chada und dreimal Thorn). Unter jede Heldenkarten wird eine Fluchkarte gelegt. In seinem Zug muss der aktive Spieler eine beliebige obere Karte von einer seiner Reihen verwenden. Anschließend wird diese Karte in der Regel an die letzte Stelle der Reihe zurückgelegt. Weitere ausliegende Utensilien sind Freundeskarten, Willenspunkte und drei Lagerfeuerplättchen. Hinzu kommt eine Fluchfigur, die den Gegner der beiden Helden darstellt.

Zunächst werden die Abenteuerkarten des jeweiligen Szenarios bereitgelegt. Jedes Abenteuer besteht aus einer Startkarte, diversen Etappenkarten und einer Zielkarte. Auf allen Karten sind Felder abgebildet, die miteinander verbunden sind. Das Überqueren der meisten Streckenfelder ist mit unterschiedlichen Unannehmlichkeiten verbunden, wenn die Helden diesen Weg beschreiten. Zumeist müssen Willenspunkte abgegeben werden oder die Fluchfigur wird weitergezogen.

Dem aktiven Spieler stehen drei Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung, die allesamt auf den Heldenkarten abgebildet sind: Laufen, Kämpfen oder eine Sonderfähigkeit nutzen. Die Bewegungsmöglichkeiten sind links oben ersichtlich. Je weiter der Held laufen will, desto mehr wird von ihm verlangt (Willenspunkte abgeben, Fluchfigur weiterziehen, eine Nebelkarte nehmen, die oftmals negative Auswirkungen hat etc.). Kämpfen kann ein Held ausschließlich gegen benachbarte Monster oder gegen Kreaturen im Deck seines Partners, sofern dieser benachbart zu ihm auf dem Weg steht. Im Kampf entscheiden die Stärkepunkte im oberen rechten Bereich. Last not least kann der Spieler auch seine Sonderfähigkeit nutzen, die als Text im unteren zentralen Heldenkartenbereich vermerkt ist (z.B. Willenspunkte erhalten, ein Feld vorziehen usw.). Da früher oder später auch mal die Fluchkarten oben liegen, muss der Spieler eine negative Aktion ausführen, bevor er die Karte wieder ans Ende der Reihe zurückstecken kann.

Ziel des Spiels ist letztendlich das Erreichen der Zielfelder. Sollten Chada und Thorn beide ihre Zielfelder erreichen, haben die Spieler gemeinsam gewonnen. Sollte jedoch die Fluchfigur einen Helden einholen oder eine Nebelkarte nicht mehr genommen werden kann oder ein Spieler zu Beginn seines Zugs blockiert ist, dann ist das Abenteuer gescheitert und die Spieler haben gemeinsam verloren. Die Spieler verlieren ebenfalls, wenn ein Held sein Zielfeld erreicht hat, und der andere es in den vier folgenden Runden nicht ebenfalls schafft (als Rundenzähler dienen die Lagerfeuer).

Meinung:

Chada & Thorn könnten auch gut und gerne unter dem Banner „Die Legenden von Kashgar“ laufen, denn die Kernmechanismen sind 1:1 vom Kosmos-Kartenspiel Kashgar – Händler der Seidenstrasse übernommen worden. Da Gerhard Hecht jedoch der Autor beider Spiele ist, kann das sicherlich nachvollzogen werden. Und der Kashgar-Mechanismus wurde hervorragend in die Andor-Welt transformiert. Sowohl die Stimmung als auch die Spannung und das Flair von Andor bleiben ausnahmslos erhalten, und das ist selbstverständlich ein Riesenlob, denn jeder Andor-Fan schätzt und liebt das Charisma des „großen Bruders“. Insofern ist Gerhard Hecht der Spagat aus Andor-Feeling und Kashgar-Prinzip hervorragend gelungen, und solch ein Kunststück war sicherlich nicht einfach zu bewältigen.

Das Losspiel-Abenteuer beinhaltet lediglich die Laufen-Aktion, aber zum Kennenlernen des Spielsystems eignet sich dieses Mini-Szenario dennoch ausgezeichnet. Das Ganze sollte innerhalb einer viertel Stunde geschafft worden sein, und dann ist man auch schon fit und gerüstet für die „echten“ Szenarien. Diese sind logischerweise ungleich schwerer zu bewältigen als das Losspiel-Abenteuer. Im ersten Versuch scheiterte das Test-Duo im ersten Abenteuer Die Stachelklippen an einer einzigen fehlenden Aktion, aber mit steigender Erfahrung sind die Szenarien durchaus lösbar. Ein Selbstläufer ist aber kein einziges Abenteuer. Die Aktionen sollten schon überlegt aufeinander abgestimmt werden, und auch der Gesamtüberblick über alle Reihen darf nicht aus den Augen verloren werden.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Helden möglichst immer zusammenbleiben. Denn auf benachbarten Feldern können sich die Spieler gegenseitig helfen, was in der Regel der Schlüssel zum Erfolg ist. Eine schöne Idee sind übrigens die Freundeskarten, die eine Partie vereinfachen oder erschweren können. Erfahrene Abenteurer, die bereits alle Szenarien geschafft haben, sollten einfach mal auf alle Freundeskarten verzichten, was das Spiel etwas schwerer und herausfordernder macht.

Kommen wir nun zur Aufmachung und Illustration des Spiels. Diesbezüglich gibt es erwartungsgemäß nichts zu bemängeln, da die Grafik wieder auf das Konto von Stardesigner Michael Menzel geht. Die Karten sind schlichtweg toll gezeichnet und erfreuen das Auge zu jedem Zeitpunkt. Allerdings ist Chada & Thorn natürlich nicht so episch-opulent wie das Brettspiel Die Legenden von Andor. Chada & Thorn ist schließlich ein „kleines“ Zwei-Personen-Kartenspiel, das mit dem großen Brettspiel sicherlich nicht konkurrieren kann. Dafür kostet es auch nur halb so viel, und demzufolge ist das Preis-Leistungsverhältnis stimmig und lobenswert.

Fazit:

Andor-Fans können sich freuen, denn Chada & Thorn ist eine sehr gute Zwei-Personen-Umsetzung geworden, die bedenkenlos weiterempfohlen werden kann. Trotz anderem Mechanismus wird das typische Andor-Feeling nicht tangiert, und auch die Optik ist logischerweise hundertprozentig Andor-like. Es ist übrigens nicht erforderlich, das Brettspiel Die Legenden von Andor zu kennen. Auch ohne Vorkenntnisse spielt sich Chada & Thorn flüssig und ist für Novizen ein toller Einstieg in das fantastische Andor-Universum.

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