Freitag, 6. November 2015

Mombasa



Verlag: Eggertspiele / Pegasus
Autor: Alexander Pfister
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 75 - 150 Minuten


Einleitung:

Mombasa ist im Zeitalter des Kolonialismus angesiedelt, das vom 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts andauerte. In Afrika erwerben die Spieler Anteile an vier Handelskompanien, die in unterschiedlichen Städten ansässig sind. Damit sich die Kompanien mit ihren Handelsposten ausbreiten können um den Wert ihrer Anteile zu steigern, müssen die Protagonisten Einfluss auf das Geschehen nehmen. Im Fokus des Spiels steht ein wirtschaftlicher Fokus, denn am Ende gewinnt der Spieler mit dem größten Vermögen.

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan in die Mitte platziert und alle Spielmaterialien bereitgelegt. Nach dem Aufbau der verschiedenen Auslagen erhält jeder Spieler ein eigenes Spielertableau, neun Start-Aktionskarten, ein Pfund sowie diverse Anteils-, Diamanten-, Tintenfass- und Bonusmarker. Weiterhin erhalten die Spieler eine „1er“-Ausbreitungskarte und ein individuelles Startplättchen, welches auf das Umschlagfeld des Spielertableaus platziert wird. Aus ihren Handkarten suchen sich die Spieler nun die drei Karten aus, die auf ihren Startplättchen angegeben sind. Diese Karten werden offen oberhalb des Spielertableaus an die farbigen Sammel-Slots gelegt. Ziel des Spiels ist der größtmögliche Verdienst in Pfund. Um dieses Ziel zu erreichen, durchlaufen die Spieler sieben Runden, die in je drei Phasen untergliedert sind.

In der Planungsphase wählen die Spieler drei Handkarten aus, die sie an die verfügbaren Aktions-Slots des Aktionsbereichs unterhalb des Spielertableaus legen. Im Laufe des Spiels können zwei weitere Slots frei geschaltet werden. Zu berücksichtigen ist, dass jeder Aktions-Slot mit dem Sammel-Slot verknüpft ist, der in gerader Linie über ihm an der oberen Kante des Spielertableaus liegt. Nachdem alle Spieler ihre Karten ausgewählt und ausgelegt haben, beginnt die allgemeine Aktionsphase.

In dieser Phase führen die Spieler reihum eine der folgenden Aktionen aus:

  • Nutze 1 oder mehrere Warenkarten einer Sorte im Aktionsbereich
  • Nutze alle Ausbreitungskarten im Aktionsbereich
  • Nutze 1 Buchhalter-Karte im Aktionsbereich
  • Nutze 1 Diamantenhändler-Karte im Aktionsbereich
  • Setze 1 Bonusmarker
  • Beende Deine Aktionsphase

Warenkarten werden genutzt, um eine Aktionskarte von der Kartenauslage zu kaufen. Solche Karten werden sukzessive mächtiger und können in den folgenden Runden eingesetzt werden. Alternativ können die Spieler ihre Marker auf den Kompanieleisten weiterrücken, um damit die Anteile dieser Kompanien zu erhöhen. Außerdem erhalten die Spieler an bestimmten Stellen der Leisten diverse Boni. Um eine Kompanie zu expandieren, müssen die Spieler alle Ausbreitungskarten im Aktionsbereich verwenden. Für die Regionen, die im Ausbreitungsprozess besiedelt werden, erhalten die Spieler unterschiedliche Belohnungen wie Buchhalterpunkte, Schritte auf der Diamantenleiste etc. Um den Buchhalter weiterzubewegen, müssen erworbene Bücher auf der Leiste liegen. Diese erhält man über eingetauschte Buchhalterpunkte, die wiederum als Boni/Belohnungen vergeben werden. Schritte auf der Diamantenleiste erhalten die Spieler durch Nutzung einer Diamantenhändler-Karte. Eingesetzte Bonusmarker erlauben dem Spieler das Nehmen einer Bonuskarte, die dann ohne Aktions-Slot in der nächsten Runde zusätzlich eingesetzt werden kann. Um eine solche Karte nehmen zu können, müssen jedoch die Kosten bezahlt werden. Wer keine Aktion mehr ausführen kann, beendet seine Aktionsphase. Sobald alle Spieler diese Phase beendet haben, folgt die Vorbereitungsphase für die nächste Runde. Hierbei werden lediglich die Karten ausgetauscht, die Bonusmarker inkl. eventueller Bonusplättchen zurückgegeben und die Bücherauslage mit Münzen angepasst.

Nach der allgemeinen Aktionsphase der siebten Runde endet das Spiel, und die Schlusswertung findet statt. Nun werden alle Positionen des Wertungsblocks Schritt für Schritt abgehandelt. Ermittelt werden das Bargeld, der Wert aller Kompanie-Anteile, der Fortschritt auf der Diamantenleiste und die Position auf der Buchhaltungsleiste. Der Spieler mit dem höchsten Gesamtbetrag hat dann gewonnen.

Meinung:

Vom Hause Eggertspiele wurde Mombasa mit vier Tatzen (=sehr anspruchsvoll) gekennzeichnet, und diese Charakterisierung trifft den Nagel auf den Kopf. Mombasa ist ein bockstarkes Strategie-Wirtschaftsspiel, das aufgrund seiner Komplexität ausschließlich für Kenner- und Vielspieler geeignet ist.

Die Anleitung umfasst zwar „nur“ zwölf Seiten, aber nach dem ersten Durchlesen müssen die meisten Spieler erstmal durchschnaufen und das studierte Regelwerk sacken lassen. Und dabei ist die Spielanleitung sogar ausgezeichnet geschrieben und sehr gut konzipiert. Die ersten beiden Seiten (2 und 3) beschreiben ausführlich die Spielvorbereitung, während die folgenden Erläuterungen den Spielablauf erklären, und die letzten beiden Seiten der Symbolik gewidmet sind. Das alles hört sich nun quantitativ nicht mal so kompliziert an, doch die Informationen und die Verzahnung der Mechanismen haben es wahrlich in sich. Selbstverständlich kann der oben beschriebene Ablaufblock nicht einmal ansatzweise alle Feinheiten des Spiels widerspiegeln. Dafür gibt es zu viele Details, daher musste die Ablaufbeschreibung logischerweise auf die Kernprinzipien heruntergebrochen werden.

Mombasa überzeugt durch unterschiedliche Spielelemente, die hervorragend zu einem homogenen Gesamtwerk assimiliert wurden. So erinnert die Verknüpfung einer gespielten Aktionskarte mit der darüberliegenden Reihe ein bisschen an Kashgar und hat generell einen Touch von Deckbuilding-Mechanismus, aber das war es auch schon mit den Ähnlichkeiten. In den ersten paar Partien könnten möglicherweise einige Spieler Probleme mit dem Gesamtüberblick haben, aber das ist völlig normal. Schließlich handelt es sich bei Mombasa wie gesagt um eine hochkomplexe Vielspieler-Veröffentlichung und nicht um ein leicht zugängliches Familienspiel. Wenn die Spieler aber erstmal zwei bis drei Partien hinter sich haben, sollten die anfänglichen Unsicherheiten ausgeräumt sein, und dann verläuft ein Spiel mit erfahrenen Strategen auf höchstem Niveau.

Wie bei vielen anspruchsvollen Spielen nimmt das Tempo bzw. die Wertigkeit der verfügbaren Aktionen im Verlauf einer Partie durchaus zu. Anfangs hatten viele Spieler den Eindruck, relativ wenig Gegenwert für ihre eingesetzten Münzen zu bekommen, doch dieser Anschein trügt. Auch Aktionskarten, die auf den ersten Blick nicht so wichtig erscheinen, haben ihren Sinn und dienen oftmals als Voraussetzung für die kommenden mächtigeren Karten / Aktionsoptionen. Und hinten sind die Schweine fett. Das gilt sowohl für Russian Railroads (Trans-Sib-Strategie) als auch für Mombasa. Dann können ordentlich Anteile erworben werden oder die Buchhaltungs- und Diamantenmarker kräftig vorgerückt werden. Aber um jetzt nicht falsch verstanden zu werden: auch zu Beginn geht es richtig zur Sache. Also keinesfalls den Anfang unterschätzen bzw. verschlafen, denn dann liegt man oft aussichtslos hinten und kann diesen Nachteil nicht mehr aufholen.

Sowohl der Spaßfaktor als auch der Wiederspielreiz von Mombasa sind immens hoch. Sobald die Mechanismen erstmal verinnerlicht wurden, offenbart sich eine Ausnahmeklasse, die Mombasa zu einem echten Alltime-Highlight für Vielspieler macht. Erfreulicherweise konnte bislang kein Königsweg entdeckt werden. Stattdessen bieten sich den Spielern viele unterschiedliche Strategien und Optionen an, die allesamt vielversprechend sind und zum Sieg führen können. Wer auf verzahnte Strategie-Taktik-Blockbuster abfährt, kommt an Mombasa nicht vorbei.

Fazit:

Mombasa ist definitiv eines der Vielspielerhighlights 2015. Das Spiel ist eigentlich der Traum eines jeden Kennerspielers, der generell Komplexität der Marke Vinhos und Konsorten schätzt und liebt. Wie hat früher mal die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) gesungen: „Ist der Massa gut bei Kassa, fliegt First Class er nach Mombasa“. Heute heißt es: „Ist der Massa gut bei Kassa, kauft er sich sofort Mombasa“ ;-)

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