Autor: Rüdiger Dorn
Spieleranzahl: 2 - 4
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Einleitung:
Mythische Orte wie Stonehenge oder die Pyramiden haben schon
immer die Fantasie der Menschheit beflügelt. In Steam Time sendet das „Temporalinstitut zur Monumentexploration“
zwei bis vier Spieler aus, um diese Bereiche zu ergründen, da dort die Zeit
verrückt spielt. Wer setzt seine Luftschiffe am besten ein, um mit
einzigartigen Kristallen die optimale Anzahl an Ansehenspunkten zu erspielen?
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan aufgebaut und gemäß der
Anleitung mit den benötigten Utensilien bestückt. Anschließend erhält jeder
Spieler eine Luftschifftafel, drei Luftschiffe, acht Gold sowie diverse
Kristalle und ggf. Steam, die abhängig von der Spielerreihenfolge vergeben
werden. Die Reglerscheiben (=Marker) der Spieler werden auf die Ansehensleiste,
die eigene Steam-Leiste und das Startfeld des eigenen Zeitportals gelegt.
Steam Time verläuft über fünf Runden, die
jeweils in drei Phasen unterteilt sind. In der Einkommensphase erhalten die
Spieler für ihre gebauten Upgrades ein bestimmtes Einkommen, welches von der
Art des Upgrades abhängig ist (Gold, Ansehen, Kristalle). Kristalle werden in
die farblich passenden Generatorenausbuchtungen der Luftschifftafel gelegt. Je
nach Aktion bringen diese Kristalle diverse Boni. Außerdem dienen sie als
Zahlungsmittel für Expeditionen und Aufträge.
Nun folgt die Aktionsphase. In dieser Phase kann der aktive
Spieler die Startspielerkarte nehmen und sich damit Sonderaktionen sichern,
oder er setzt eines seiner Luftschiffe auf ein Aktionsfeld des Hauptspielplans.
Der aktuelle Startspieler darf in seinem ersten Zug die Startspielerkarte nicht
nehmen (erst ab dem zweiten Zug, sofern die Karte dann noch verfügbar ist). Das
Einsetzen eines Luftschiffs löst eine Aktion aus. So kann der Spieler
beispielsweise eine Auftragskarte nehmen, die am Ende des Spiels Siegpunkte einbringt,
wenn der Spieler dann noch die benötigten Kristalle abgeben kann. Oder der
Spieler entscheidet sich für eine Begegnung mit einer historischen
Persönlichkeit, die bestimmte Vorteile gewährt. Wählt der Spieler ein
Kristall-Aktionsfeld, kann er beliebig viele der dort vorhandenen Kristalle für
je zwei Gold kaufen. Eine weitere Aktionsmöglichkeit ist der Bau eines Upgrades
der eigenen Luftschifftafel. Dieser Ausbau ist mit Kristallkosten verbunden.
Last not least kann der Spieler auch Gold nehmen oder eine Expedition durchführen,
die wiederum Kristalle gemäß dem Aufwandfeld kostet. Für alle Aktionen erhält der
Spieler zusätzlich verschiedene Boni, wenn er Kristalle der entsprechenden
Farbe in seinen Generatoren liegen hat. Beim Setzen der Luftschiffe ist des
Weiteren zu beachten, dass die Luftschiffe in der Regel nur zeitlich
aufsteigend eingesetzt werden dürfen. Manche Aktionen bewegen das Zeitportal
auf der eigenen Luftschifftafel. Sobald der Marker das Zeitportal einmal
umrundet hat, steht dem Spieler eine Bonusaktion zur Verfügung, die sogar gegen
den Zeitstrom eingesetzt werden kann.
Sobald alle Spieler ihre Luftschiffe eingesetzt haben, endet
die Aktionsphase und die Nachschubphase wird abgehandelt. Hierbei erhalten die
Spieler ihre zuvor eingesetzten Luftschiffe zurück und die Materialien wie
Kristalle oder Aufträge werden ausgetauscht. Das Spiel endet nach der fünften
Runde. Nun werden noch die Aufträge ausgewertet und zu den bereits erspielten
Ansehenspunkten addiert. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Hinweis: erfahrene Spieler können Steam Time auch mit den beiliegenden Modulen „Sabotage“ und/oder
„Spezialisten“ spielen, die das Spielprinzip aber nur unwesentlich verändern.
Meinung:
Steam Time ist ein Brettspiel im
Steampunk-Design. Da dieser Begriff möglicherweise nicht jedem Spieler bekannt
ist, wird zunächst die Begrifflichkeit in einem Satz erklärt. Vereinfacht
ausgedrückt handelt es sich dabei um futuristische Technologien in Verbindung
mit viktorianischen Errungenschaften (hier: mit Dampf angetriebene
Zukunftsluftschiffe). Für Steampunk ist Steam
Time ein bisschen zu bunt ausgefallen. Allerdings ist das Spiel
hinsichtlich seiner Übersichtlichkeit sehr zu loben. Am Anfang sind unerfahrene
Spieler von der Vielfalt der Möglichkeiten möglicherweise etwas „erschlagen“,
doch bereits nach dem zweiten Durchlesen der hervorragend geschriebenen Anleitung
klären sich sämtliche Unklarheiten auf. Ideal wäre natürlich die Spielerklärung
durch einen gestandenen Steam Time
Experten, der das Spiel mit all seinen Facetten erläutert.
Der Kosmos Verlag ist den meisten Spielern primär als Garant
für ausgezeichnete und erfolgreiche Familienspiele bekannt. Catan, Ubongo und Andor sind
vermutlich die bekanntesten Marken der Stuttgarter. Doch mit Nauticus und Helvetia hat Kosmos auch schon hervorragende anspruchsvollere
Brettspiele für Kenner- und Vielspieler veröffentlicht. In diese Kerbe schlägt
auch Steam Time. Das Spiel eignet
sich in erster Linie für erfahrene Strategen und ambitionierte
Gelegenheitsspieler. Kindern dürfte das Ganze vermutlich zu komplex sein,
obwohl das Grundprinzip gar nicht mal so kompliziert ist. Aber das Spiel ist
nun mal leicht verschachtelt und damit für „normale“ Spieler sicherlich keine
leichte Kost. Vielspielern hingegen dürften die Mechanismen keine Probleme
bereiten, zumal die meisten Spielelemente von anderen Spielen bekannt sein dürften
(z.B. das Setzen „im Strom“ á la Egizia
oder die Bonusaktion nach Umrunden des Zeitportals, die im weitesten Sinne ein
kleines bisschen an die Machtaktionen von Terra
Mystica erinnert).
Der Spielspaß ist gut bis sehr gut. Wer Freude am
klassischen Workerplacement hat, kommt bei Steam
Time voll auf seine Kosten. Allerdings sollte nicht verschwiegen werden,
dass der allerletzte Funke nur mit Mühe überspringt. Woran liegt das? Um ganz
ehrlich zu sein – keine Ahnung! Die Mechanismen funktionieren, die kleinen
grauen Zellen haben Spaß am Ausbaldowern der optimalen Strategie und die verschiedenen
Elemente wurden zu einem homogenen Gesamtwerk zusammengesetzt. Und das Spiel
ist wohlgemerkt richtig gut! Vielleicht liegt es an der bunten
Steampunk-Aufmachung, dass der allerletzte Kick fehlt. Nichtsdestotrotz ist Steam Time ein durchaus
empfehlenswertes Spiel geworden, das von Vielspielern ruhig mal ausprobiert
werden sollte.
Last not least noch ein Wort zu den
Fortgeschrittenen-Modulen: Eingesetzte Saboteur-Chips verursachen lediglich
Zusatzkosten, wenn ein Spieler die entsprechende Aktion ausführen möchte.
Dieses Modul verändert das Grundprinzip so gut wie gar nicht. Interessanter ist
hingegen das Spezialisten-Modul, in der ein Spieler vor dem Ausführen seiner
Aktion ein oder zwei Spezialisten ausspielen kann, um sich durch die
Sonderfähigkeit diverse Vorteile zu verschaffen. Eine grundlegende
Modifizierung des Grundspiels findet jedoch auch damit nicht statt (und das ist
auch gut so, denn das Basisspiel ist wie gesagt durchaus gelungen).
Fazit:
Nach Nauticus und
Helvetia ist Steam Time eine weitere Vielspieler-Veröffentlichung aus dem Hause
Kosmos. Das Spiel ist definitiv gelungen und macht großen Spaß. An die besten
Spiele in diesem Genre kommt Steam Time
aber nicht heran. Da es dennoch in der oberen Mittelklasse bis unteren
Oberklasse angesiedelt ist, rechtfertigt diese Klassifizierung zweifellos eine
Weiterempfehlung zum Antesten. Alles in allem gilt also auch hier: Daumen hoch.
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