Sonntag, 23. August 2015

Elysium



Verlag: Space Coyboys / Asmodee
Autor: Matthew Dunstan / Brett J. Gilbert
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: ca. 60 Minuten


Einleitung:

Ein altgriechischer Halbgott hat es nicht leicht. Denn ein Sitz im Olymp muss erstmal verdient werden, und dazu heuern die Spieler diverse Helden an, erwerben Artefakte und stellen sich heroischen Aufgaben. Um als glorreicher Sieger in die Mythologie einzugehen bilden die Konkurrenten mächtige Kartenkombinationen, die jedoch nur im Elysium in Siegpunkte umgewandelt werden.

Ablauf:

Die Spielvorbereitung beginnt mit dem Aufbau eines Tempels, der aus einem Giebel, mehreren Aufgabenplättchen und einer Epochenleiste besteht. Anschließend einigen sich die Spieler auf fünf von acht zur Verfügung stehenden Kartensets (Familien). Die Karten aller ausgewählten Familien werden zusammengemischt. Danach wird eine spielerabhängige Anzahl offen ausgelegt. Diese Auslage nennt sich fortan Agora. Alle weiteren Utensilien werden bereitgelegt, und jeder Spieler erhält ein eigenes Spielertableau, vier verschiedenfarbige Säulen sowie vier Goldmünzen als Startkapital. Abhängig von der ausgelosten Spielerreihenfolge starten die ambitionierten Nachwuchshalbgötter mit unterschiedlich vielen Siegpunkten.

Elysium verläuft über fünf Epochen, die jeweils in vier Phasen unterteilt sind. Das Erwachen dient als Vorbereitung der laufenden Runde. Hierbei werden etwaig verbliebene Karten der Vorrunde entfernt und durch eine neue Auslage ersetzt. In der Aktionsphase führen die Spieler reihum eine Aktion aus, bis jeder Teilnehmer vier Aktivitäten durchgeführt hat. Als Aktion gelten das Nehmen von Familienkarten aus der Agora und das Nehmen einer Aufgabenkarte vom Tempel. Aufgabenkarten bringen dem Spieler am Ende der dritten Phase eine Belohnung (Gold, Siegpunkte und die Erlaubnis, eine oder mehrere Karten ins Elysium zu überführen). Familienkarten beinhalten verschiedene Vorteile, die zu unterschiedlichen Zeiten aktiviert werden können, solange sie in der Sphäre der Spieler liegen, d.h. noch nicht ins Elysium übergegangen sind. Etwaige Übergänge ins Elysium erfolgen in der anschließenden Phase der Mythenbildung und sind in der Regel kostenpflichtig. Gemäß ihren Belohnungen können die Spieler nun in der neuen Spielerreihenfolge ihre Karten oberhalb dem Tableau nach unterhalb des Tableaus verteilen. Diese Karten wandern damit von der Sphäre ins Elysium. Gebildet werden können auf diese Weise Familienmythen oder Mythen eines Ranges. Je vollendeter ein Mythos ist, desto mehr Siegpunkte ist er am Ende einer Partie wert. In der vierten Phase einer Epoche erhalten die Spieler ihre Säulen zurück und entsprechend aktivierte Karten werden wieder aufgerichtet, damit sie in der nächsten Runde wieder zur Verfügung stehen.

Das Spiel endet nach der fünften Epoche. Nun erfolgt die Schlusswertung, in der die gebildeten Mythen abgerechnet werden. Hinzu kommen eventuelle Chronos-Effekte sowie die Verteilung von Bonussiegpunkten aufgrund gesammelter Ehrenpunkte (falls die Familie des Ares mitspielt). Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat dann gewonnen und darf seinen redlich verdienten Platz im Olymp einnehmen.

Meinung:

Alter Schlappe – ist das ein geiles Spiel! Bereits kurz nach Veröffentlichung überschlugen sich die Begeisterungsovationen und dementsprechend war es auch keine Überraschung, dass Elysium zum Kennerspiel des Jahres 2015 nominiert wurde. Zum Sieg hat es letztendlich zwar nicht ganz gereicht, aber verdient hätte Elysium diesen Ehrenpreis allemal.

Beim ersten Durchlesen der zwölfseitigen Anleitung erscheint das Spiel zunächst ziemlich komplex, aber schon beim zweiten Studium verinnerlichen sich die Mechanismen, zumal das Regelwerk ausgezeichnet konzipiert ist. Sowohl die Schreibweise als auch die Struktur und die gewählte Schriftart inkl. Bebilderung sind vorbildlich und lassen absolut keine Fragen offen. Hinzu kommt ein achtseitiges Begleitheft mit Erläuterungen zu den Karten welches ebenfalls perfekt umgesetzt wurde. Besser kann eine Spielregel nicht verfasst sein. Dementsprechend einfach gestaltet sich dann der Einstieg in die erste Partie. Lediglich das Lesen der ausliegenden Familienkarten nimmt viel Zeit in Anspruch, aber nach etlichen Partien Elysium dürften auch die Kartentexte größtenteils einverleibt sein. Und „etliche Partien“ werden folgen, denn Elysium ist einfach ein grandioses Spiel mit riesigem Wiederspielreiz.

Ein Grund für diesen außergewöhnlichen Wiederspielreiz sind die acht Familien, von denen pro Partie immer nur fünf Kartensätze zum Einsatz kommen. Demzufolge ergeben sich unzählige Konstellationsmöglichkeiten, die auch unterschiedliche Spielgefühle mit sich bringen. So gibt es Kombinationen mit heftigen (und destruktiven) Interaktionen oder Zusammenstellungen mit Siegpunktmangel oder oder oder. In diesem Zusammenhang kann übrigens spektakuliert werden, dass es zu Elysium irgendwann wahrscheinlich diverse Erweiterungen geben wird. Das Spiel ist dazu jedenfalls prädestiniert.

Wenn nicht gerade eine besonders attraktive Familienkarte in der Agora liegt, lohnt sich für den Startspieler oftmals der erste Griff zu einer Aufgabenkarte, denn mit deren Belohnung kann unter Umständen besser für die nächste Runde vorgeplant werden. Dies betrifft vor allem die Goldbelohnung und die Lizenzen, mit denen eine bestimmte Anzahl von Karten aus der Sphäre ins Elysium überführt werden dürfen. Und im Idealfall plant ein erfahrener Spieler bereits frühzeitig, welche Familienkarten er in welcher Reihenfolge ins Elysium schickt, um dort eine punkteträchtige Mythoskombination zu beginnen bzw. zu vervollständigen. All diese Überlegungen sorgen für gigantischen Spielspaß, der seinesgleichen sucht. Aufgrund des Grübel- und Planungspotentials richtet sich Elysium zweifellos primär an das Klientel der Vielspieler. Aber auch ambitionierte Gelegenheitsspieler können sich beruhigt an das Spiel heranwagen, denn bei einem guten Erklärbären und nach mehreren Partien spielt sich Elysium auch von diesem Spielertyp flüssig und problemlos. Für Familien und unerfahrenen Gelegenheitsspielern dürfte das Ganze allerdings eine Spur zu komplex sein.

Fazit:

Elysium besticht in allen Bereichen. Neben dem geschilderten Spielspaß aufgrund innovativer Mechanismen kann auch die Optik der schönen Kartenillustrationen das Auge überzeugen, und auch das Inlay der Schachtel ist perfekt konzipiert. Die verschiedenen Konstellationsmöglichkeiten der unterschiedlichen Familien garantieren konstante Spannung und Vorfreude auf die nächste Partie. Als Bilanz kann daher festgehalten werden, dass Elysium ein fantastisches Spiel ist, das eine bedenkenlose Weiterempfehlung zu 100% rechtfertigt.

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