Sonntag, 16. August 2015

Puerto Rico (Neuauflage 2014)



Verlag: Alea / Ravensburger
Autor: Andreas Seyfarth
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 150 Minuten


Einleitung:

Puerto Rico ist vermutlich der Strategieklassiker der Brettspielneuzeit schlechthin. Ursprünglich erschien das Spiel im Jahr 2002 und sorgte für Begeisterung auf allen Ebenen. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums wurde 2012 eine limitierte Sonderausgabe veröffentlicht, und nun gibt es eine weitere „reguläre“ Ausgabe mit der neuen Illustration der Sonderedition sowie den beiden Mini-Erweiterungen „Die Adeligen“ und „Neue Gebäude“. Und genau diese Neuausgabe wird im folgenden Review näher vorgestellt und unter die Lupe genommen.

Ablauf:

Da es immer noch Leute gibt, die Puerto Rico nicht kennen, wird an dieser Stelle generell der Kernmechanismus des Grundspiels skizziert, bevor im Meinungsblock dann unter anderem auf die Unterschiede der Neuauflage eingegangen wird.

Zunächst wird der Ablageplan in die Mitte gelegt und mit den entsprechenden Gebäudeplättchen bestückt. Anschließend erhält jeder Spieler einen Spielplan, etwas Geld als Startkapital sowie ein Plantagenplättchen, das er offen auf ein beliebiges der zwölf Anbaufelder seiner Insel legt. Die restlichen Spielmaterialien werden rund um den Ablageplan bereitgelegt.

Puerto Rico verläuft über mehrere Runden. Pro Durchgang wählt jeder Spieler eine der sieben verschiedenen Rollen aus und setzt damit eine bestimmte Aktion für alle Spieler in Gang. Der aktive Spieler erhält ein besonderes Privileg für die Rolle, die er ausgewählt hat. Nachdem eine Rolle ausgewählt wurde führen die Spieler reihum deren Aktion aus (beginnend mit dem Startspieler und dessen Privileg). Die Rolle des Siedlers erlaubt das Nehmen und Auslegen eines Plantageplättchens auf den eigenen Spielplan. Der Bürgermeister bringt neue Kolonisten ins Spiel und der Baumeister erlaubt die Errichtung neuer Gebäude (wenn der Spieler die Kosten bezahlen kann). Der Aufseher produziert Waren, sofern die Spieler eine Plantage und die dazugehörige Fabrik besitzen und beide Komponenten mit Kolonisten besetzt sind. Der Händler ermöglicht den Verkauf von Waren, während der Kapitän vorhandene Waren zwingend verschifft. Für die Verschiffung erhalten die Beteiligten Spieler Siegpunkte. Der Goldsucher löst als einzige Rolle keine allgemeingültige Aktion aus. Stattdessen erhält der entsprechende Spieler eine Dublone von der Bank. Für die Produktion und die Verschiffung von Waren gelten bestimmte Einschränkungen bzw. Voraussetzungen. Nur  wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann die Aktion ausführen. Diverse Gebäude beinhalten verschiedene Vorteile (z.B. Verringerung der Baukosten) sofern sie mit einem Kolonisten belegt sind.

Das Spiel endet, wenn das Kontingent an Kolonisten ausgeschöpft ist, keine Siegpunktchips mehr zur Verfügung stehen oder ein Spieler seinen zwölften Bauplatz belegt hat. Dann erfolgt die Schlusswertung, bei der die gebauten Gebäude Siegpunkte wert sind. Gewisse große Gebäude bringen dem Besitzer außerdem noch Bonussiegpunkte ein. Nun werden alle erhaltenen Siegpunkte addiert und der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Im Brettspielbereich gibt es viele Arten von Spielen. Es gibt schlechte Spiele, es gibt durchschnittliche Spiele, es gibt gute Spiele, es gibt hervorragende Spiele und es gibt Spiele, die schlichtweg überragend sind. Puerto Rico ist solch ein überragendes Spiel. Trotz seines Alters von dreizehn Jahren hat das Spiel nichts von seinem Reiz und seiner Genialität eingebüßt. Und demzufolge thront dieses Meisterwerk auch weiterhin unangefochten in der Champions League der anspruchsvollen Strategiespiele.

Ein Kernelement des Spiels ist die Verzahnung und gegenseitige Bedingung der einzelnen Komponenten. So ist beispielsweise eine Plantage wertlos, solange man kein dazugehöriges Verarbeitungsgebäude besitzt. Und dann müssen beide Gebäude (Plantage und Fabrik) mit Kolonisten besetzt sein, um sie für die Aufseheraktion nutzen zu können. Günstige Waren wie Indigo sind relativ billig zu bekommen, aber dafür bringen sie wenig Geld beim Verkauf sein. Und Geld ist wichtig. Sogar sehr wichtig, denn nur mit viel Kohle lassen sich die lukrativen Gebäude errichten. Insofern kommt den beiden Markthallen eine besondere Bedeutung zu, denn mit diesen aktivierten Gebäuden erhält ein Spieler beim Warenverkauf über den Händler einen höheren Ertrag. Und wenn wir schon beim Verkauf und Ertrag sind: Dafür lohnt sich auch „Klotzen statt Kleckern“. Also lieber über mehrere Runden Geld ansparen, um sich eine Kaffee- oder Tabakfabrik leisten zu können, denn diese Waren bringen wesentlich mehr Geld beim Verkauf als ein lausiges Indigo. Andererseits darf ein Spieler nicht nur auf hochwertige Waren setzen, da dann ein Scheitern vorprogrammiert ist. Der Kapitän zwingt die Spieler nämlich zur Warenverschiffung, und bei dieser Aktion ist jede Ware gleich viel Siegpunkte wert (ein billiges Mais bringt also genauso viele Punkte wie ein hochwertiger Kaffee). Wer also eine gut geplante Balance aus edlen und günstigen Waren in Verbindung mit passenden Gebäuden hinbekommt, hat gute Chancen, das Spiel zu gewinnen.

Aber an dieser Stelle greift die Neuauflage mit der ersten Erweiterung „Neue Gebäude“ ein. Wenn sich die Spieler auf neue Gebäude einigen, müssen alte Puerto Rico Füchse ihre bewährte Strategie ggf. über den Haufen werfen und sich den neuen Rahmenbedingungen anpassen, und das macht die Neuausgabe auch für Besitzer der Erstausgabe so reizvoll. Selbstverständlich können die Spieler auch alte und neue Gebäude beliebig kombinieren und auf diese Weise immer neue Bedingungen schaffen, so dass der ohnehin großartige Wiederspielreiz noch mehr gesteigert wird.

Mit der Erweiterung „Die Adeligen“ kommen acht weitere neue Adeligen-Gebäude ins Spiel. In der Bürgermeisterphase wird dann immer ein Adeliger anstelle eines Kolonisten auf das Kolonistenschiff gelegt. Der aktive Spieler darf dann den Adeligen anstelle eines Kolonisten nehmen und auf ein Gebäude seiner Wahl platzieren. In Kombination mit einem starken Adeligen-Gebäude erhält der Spieler dann diverse Vorteile oder zusätzliche Siegpunkte. Auch diese Erweiterung bringt frischen Wind ins Spiel und ist zur Verwendung wärmstens weiterzuempfehlen.

Fazit:

Puerto Rico war ein tolles Spiel. Puerto Rico ist ein tolles Spiel. Puerto Rico wird immer ein tolles Spiel sein. Dieses zeitlose Meisterwerk hat eine Klasse, die eigentlich nicht getoppt werden kann. Und die Neuauflage mit den schöneren Illustrationen garantiert auch Besitzern der Erstausgabe aufgrund der Erweiterungen zusätzlichen Spielspaß. Wer das Spiel noch nicht besitzt sollte ohnehin unbedingt zuschlagen, denn ein Vielspielerherz kommt bei diesem fantastischen Strategiehighlight definitiv auf seine Kosten.

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