Autor: Andreas Seyfarth
Spieleranzahl: 2 - 5
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 150
Minuten
Einleitung:
Puerto Rico ist vermutlich der Strategieklassiker
der Brettspielneuzeit schlechthin. Ursprünglich erschien das Spiel im Jahr 2002
und sorgte für Begeisterung auf allen Ebenen. Anlässlich des zehnjährigen
Jubiläums wurde 2012 eine limitierte Sonderausgabe veröffentlicht, und nun gibt
es eine weitere „reguläre“ Ausgabe mit der neuen Illustration der Sonderedition
sowie den beiden Mini-Erweiterungen „Die Adeligen“ und „Neue Gebäude“. Und
genau diese Neuausgabe wird im folgenden Review näher vorgestellt und unter die
Lupe genommen.
Ablauf:
Da es immer noch Leute gibt, die Puerto Rico nicht kennen, wird an dieser Stelle generell der
Kernmechanismus des Grundspiels skizziert, bevor im Meinungsblock dann unter
anderem auf die Unterschiede der Neuauflage eingegangen wird.
Zunächst wird der Ablageplan in die Mitte gelegt und mit den
entsprechenden Gebäudeplättchen bestückt. Anschließend erhält jeder Spieler
einen Spielplan, etwas Geld als Startkapital sowie ein Plantagenplättchen, das
er offen auf ein beliebiges der zwölf Anbaufelder seiner Insel legt. Die
restlichen Spielmaterialien werden rund um den Ablageplan bereitgelegt.
Puerto Rico verläuft über mehrere Runden. Pro
Durchgang wählt jeder Spieler eine der sieben verschiedenen Rollen aus und
setzt damit eine bestimmte Aktion für alle Spieler in Gang. Der aktive
Spieler erhält ein besonderes Privileg für die Rolle, die er ausgewählt hat.
Nachdem eine Rolle ausgewählt wurde führen die Spieler reihum deren Aktion aus
(beginnend mit dem Startspieler und dessen Privileg). Die Rolle des Siedlers
erlaubt das Nehmen und Auslegen eines Plantageplättchens auf den eigenen
Spielplan. Der Bürgermeister bringt neue Kolonisten ins Spiel und der Baumeister
erlaubt die Errichtung neuer Gebäude (wenn der Spieler die Kosten bezahlen
kann). Der Aufseher produziert Waren, sofern die Spieler eine Plantage und die
dazugehörige Fabrik besitzen und beide Komponenten mit Kolonisten besetzt sind.
Der Händler ermöglicht den Verkauf von Waren, während der Kapitän vorhandene
Waren zwingend verschifft. Für die Verschiffung erhalten die Beteiligten
Spieler Siegpunkte. Der Goldsucher löst als einzige Rolle keine
allgemeingültige Aktion aus. Stattdessen erhält der entsprechende Spieler eine
Dublone von der Bank. Für die Produktion und die Verschiffung von Waren gelten
bestimmte Einschränkungen bzw. Voraussetzungen. Nur wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann die
Aktion ausführen. Diverse Gebäude beinhalten verschiedene Vorteile (z.B.
Verringerung der Baukosten) sofern sie mit einem Kolonisten belegt sind.
Das Spiel endet, wenn das Kontingent an Kolonisten
ausgeschöpft ist, keine Siegpunktchips mehr zur Verfügung stehen oder ein
Spieler seinen zwölften Bauplatz belegt hat. Dann erfolgt die Schlusswertung,
bei der die gebauten Gebäude Siegpunkte wert sind. Gewisse große Gebäude
bringen dem Besitzer außerdem noch Bonussiegpunkte ein. Nun werden alle
erhaltenen Siegpunkte addiert und der Spieler mit den meisten Punkten hat dann
gewonnen.
Meinung:
Im Brettspielbereich gibt es viele Arten von Spielen. Es
gibt schlechte Spiele, es gibt durchschnittliche Spiele, es gibt gute Spiele,
es gibt hervorragende Spiele und es gibt Spiele, die schlichtweg überragend
sind. Puerto Rico ist solch ein
überragendes Spiel. Trotz seines Alters von dreizehn Jahren hat das Spiel
nichts von seinem Reiz und seiner Genialität eingebüßt. Und demzufolge thront
dieses Meisterwerk auch weiterhin unangefochten in der Champions League der
anspruchsvollen Strategiespiele.
Ein Kernelement des Spiels ist die Verzahnung und
gegenseitige Bedingung der einzelnen Komponenten. So ist beispielsweise eine
Plantage wertlos, solange man kein dazugehöriges Verarbeitungsgebäude besitzt.
Und dann müssen beide Gebäude (Plantage und Fabrik) mit Kolonisten
besetzt sein, um sie für die Aufseheraktion nutzen zu können. Günstige Waren
wie Indigo sind relativ billig zu bekommen, aber dafür bringen sie wenig Geld
beim Verkauf sein. Und Geld ist wichtig. Sogar sehr wichtig, denn nur mit viel
Kohle lassen sich die lukrativen Gebäude errichten. Insofern kommt den beiden
Markthallen eine besondere Bedeutung zu, denn mit diesen aktivierten Gebäuden
erhält ein Spieler beim Warenverkauf über den Händler einen höheren Ertrag. Und
wenn wir schon beim Verkauf und Ertrag sind: Dafür lohnt sich auch „Klotzen
statt Kleckern“. Also lieber über mehrere Runden Geld ansparen, um sich eine
Kaffee- oder Tabakfabrik leisten zu können, denn diese Waren bringen wesentlich
mehr Geld beim Verkauf als ein lausiges Indigo. Andererseits darf ein Spieler
nicht nur auf hochwertige Waren setzen, da dann ein Scheitern vorprogrammiert
ist. Der Kapitän zwingt die Spieler nämlich zur Warenverschiffung, und bei
dieser Aktion ist jede Ware gleich viel Siegpunkte wert (ein billiges Mais
bringt also genauso viele Punkte wie ein hochwertiger Kaffee). Wer also eine
gut geplante Balance aus edlen und günstigen Waren in Verbindung mit passenden
Gebäuden hinbekommt, hat gute Chancen, das Spiel zu gewinnen.
Aber an dieser Stelle greift die Neuauflage mit der ersten
Erweiterung „Neue Gebäude“ ein. Wenn sich die Spieler auf neue Gebäude einigen,
müssen alte Puerto Rico Füchse ihre
bewährte Strategie ggf. über den Haufen werfen und sich den neuen
Rahmenbedingungen anpassen, und das macht die Neuausgabe auch für Besitzer der
Erstausgabe so reizvoll. Selbstverständlich können die Spieler auch alte und
neue Gebäude beliebig kombinieren und auf diese Weise immer neue Bedingungen
schaffen, so dass der ohnehin großartige Wiederspielreiz noch mehr gesteigert
wird.
Mit der Erweiterung „Die Adeligen“ kommen acht weitere neue
Adeligen-Gebäude ins Spiel. In der Bürgermeisterphase wird dann immer ein
Adeliger anstelle eines Kolonisten auf das Kolonistenschiff gelegt. Der
aktive Spieler darf dann den Adeligen anstelle eines Kolonisten nehmen und auf
ein Gebäude seiner Wahl platzieren. In Kombination mit einem starken
Adeligen-Gebäude erhält der Spieler dann diverse Vorteile oder zusätzliche
Siegpunkte. Auch diese Erweiterung bringt frischen Wind ins Spiel und ist zur
Verwendung wärmstens weiterzuempfehlen.
Fazit:
Puerto Rico war ein tolles Spiel. Puerto Rico ist ein tolles Spiel. Puerto Rico wird immer ein tolles Spiel
sein. Dieses zeitlose Meisterwerk hat eine Klasse, die eigentlich nicht getoppt
werden kann. Und die Neuauflage mit den schöneren Illustrationen garantiert
auch Besitzern der Erstausgabe aufgrund der Erweiterungen zusätzlichen
Spielspaß. Wer das Spiel noch nicht besitzt sollte ohnehin unbedingt
zuschlagen, denn ein Vielspielerherz kommt bei diesem fantastischen
Strategiehighlight definitiv auf seine Kosten.
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