Autor: Wolfgang Kramer
/ Michael Kiesling
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 50 - 90 Minuten
Einleitung:
In Reworld
übernehmen zwei bis vier Spieler die Rollen von Sternenflotten-Admirälen, die
die Besiedelung eines fremden Planeten in Angriff nehmen. Vor Beginn der langen
Reise muss der Frachter erstmal beladen werden. Im zweiten Kapitel werden die
erworbenen Utensilien dann ausgeladen und für die Kolonisierung verwendet.
Allerdings müssen immer erst die Gegenstände verwendet werden, die in den
jeweiligen Bereichen am weitesten links liegen.
Ablauf:
Reworld ist ein ziemlich ungewöhnliches
Brettspiel, das in zwei Kapitel unterteilt ist. Zu Beginn der ersten Phase wird
der Spielplan in die Mitte gelegt und mit 20 Modulen bestückt, die zufällig aus
einem Beutel gezogen werden. Jeder Spieler erhält eine bestimmte Anzahl an
Offizierskarten, die zum Erwerb der Module verwendet werden. Jedem Spieler
stehen fünf Kopplungsbereiche an ihren Raumschiffen zur Verfügung. Wo die
Spieler ihre erworbenen Module anlegen ist ihnen freigestellt. Folgende Module
gibt es:
- Terrabots werden benötigt, um im zweiten Kapitel Städte zu gründen
- Shuttles dienen dem Ausbau des Verteidigungsnetzes oder transportieren Bautrupps in die Städte
- Bautrupps bauen Städte aus
- Satelliten können zur Verstärkung des Verteidigungsnetzes verwendet werden oder bringen Siegpunkte für ihre jeweiligen Aufgaben
„Kapitel Eins:
Colossus Station“ verläuft über fünf Runden. Nach der letzten Runde endet
die Vorbereitungsphase und geht in „Kapitel
Zwei: Die Besiedlung“ über.
In diesem Kapitel koppeln die Spieler reihum ihre erworbenen
Module vom Frachter ab und überführen sie auf den Planeten Eurybia, um diesen
sukzessive bewohnbar zu machen. Wichtig: von jedem Kopplungsbereich muss bei
der Überführung der Frachtteile immer das am weitesten links liegende Teil
verwendet werden. Selbstverständlich gibt es auch eine logische Reihenfolge,
die es zu beachten gilt. Liegen in allen Kopplungsbereichen (links) nur Module,
die nicht zur Besiedlung passen, muss ein Modul ersatzlos abgeworfen werden.
Ferner gibt es bei der Besiedlung noch einige Feinheiten zu beachten, z.B. darf
in jeder Klimazone nur eine Stadt gegründet werden, Bautrupps dürfen nur an
einer passenden Stadt weiterarbeiten usw. Auf die Aufzählung aller Details wird
an dieser Stelle bewusst verzichtet, weil eine Ablaufbeschreibung nur die
Kernmechanismen schildern soll und nicht die gesamte Anleitung nacherzählt (das
würde den Rahmen sprengen).
Sobald alle Spieler ihre Module verladen haben kommt es zur
Schlusswertung. Hierbei gibt es Siegpunkte für den höchsten Verteidigungswert
und für alle fünf Städte in den verschiedenen Klimazonen. Der Spieler mit den
meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Mit Reworld und Heaven & Ale hat die allseits
bekannte Kooperationsgemeinschaft Eggertspiele / Pegasus zwei Spiele
veröffentlicht, die unterschiedlicher nicht sein können. Obwohl beide Spiele
wohlgemerkt die gleiche Klientel ansprechen, nämlich die Zielgruppe der
Vielspieler und Experten.
Warum sind Reworld
und Heaven & Ale nun so
unterschiedlich? Zum einen haben sie gänzlich unterschiedliche Themen und zum
anderen greifen total andere Mechanismen. Das ist aber noch nicht alles.
Während Heaven & Ale im
neoklassischen Eurogame-Look daherkommt, wirkt Reworld als „Gegenpol“ eher düster und technischer (was natürlich
am Thema liegt). Last not least gibt es einen weiteren Unterschied, und dieser
ist für die meisten Leser wahrscheinlich am wichtigsten: Heaven & Ale ist relativ leicht zugänglich, Reworld hingegen ist deutlich sperriger
und für viele Spieler nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick.
Aber lasst Euch nicht täuschen – auch Reworld ist ein tolles Spiel geworden, das halt ein bisschen aus
der Rolle fällt. Und das ist auch gut so, denn schließlich suchen die meisten
Vielspieler neue Mechanismen, ungewöhnlichen Aufbau und auch eine Optik, wie
man sie bei Eurogame-Veröffentlichungen selten vorfindet (und die eigentlich
überhaupt nicht dem üblichen Stil von Illustrator Michael Menzel entspricht). Reworld ist somit durchaus innovativ
und extrem eigenständig, und das ist definitiv ein explizites Sonderlob wert.
Macht das Spiel auch Spaß? Diese wichtigste aller Fragen
kann nicht mit einem einzigen Wort beantwortet werden. Denn Reworld polarisiert die
Spielergemeinde. Jetzt muss ich aufpassen, wie ich mich ausdrücke, denn die
folgende Aussage ist keineswegs sexistisch gemeint. Fakt ist, dass in den
Testrunden die Mädels / Frauen wenig angetan waren, während die meisten Männer
durchaus begeistert waren. Eine ähnliche Reaktion habe ich vor ein paar Jahren
bei Roll for the Galaxy feststellen
können. Auch diese VÖ hatte extrem polarisiert und wurde von den (sogenannten)
Herren der Schöpfung durchweg besser aufgenommen als von den Damen. Aber
nochmal – das ist nicht sexistisch gemeint, sondern ist lediglich mein
subjektiver Eindruck aufgrund empirischer Erfahrungen.
Ich selbst gehöre zu den Spielern, die von Reworld ziemlich begeistert sind. Aber Reworld ist sicherlich kein Spiel für
jedermann. So ehrlich muss man im Rahmen einer halbwegs objektiven Rezension
sein (sofern man bei Brettspielen überhaupt objektiv sein kann, denn Spielspaß
und Spielfreude sind immer subjektive Faktoren).
Fazit:
Wer generell ein Freund von Science Fiction Themen ist,
ungewöhnlichen Strukturen offen gegenübersteht und komplexe Überlegungen mag,
sollte Reworld unbedingt näher
ansehen. Es lohnt sich!