Autor: Michael Rieneck
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Einleitung:
Nach Die Säulen der Erde
und Die Tore der Welt ist Das Fundament der Ewigkeit die neuste
Brettspiel-Umsetzung eines Romans von Ken Follett. Thematisch ist das Ganze im
16. Jahrhundert angesiedelt, als Europa im Konflikt zwischen Katholiken und
Protestanten gespalten war. Im vorliegenden Spiel übernehmen die Protagonisten
eine Konfession und versuchen mit Hilfe von einflussreichen Personen möglichst viele
Siegpunkte zu erhalten.
Ablauf:
Der Spielplan zeigt einen Ausschnitt Europas mit den Ländern
England, Frankreich, Spanien sowie den Niederlanden und wird zentral in die
Mitte gelegt. In jedem Land können zwei bestimmte Waren für Siegpunkte verkauft
werden. Jedes Land bietet des Weiteren Platz für Handelshäuser, die
Voraussetzungen für den Warenverkauf in dieser Region sind. Im rechten unteren
Bereich befindet sich eine Aktionsleiste, die unter anderem im Laufe des Spiels
genutzt wird.
Jedem Spieler wird eine Anfangskonfession zugelost. Die
Konkurrenten erhalten vier Handelshäuser der eigenen Farbe und starten mit
einer Ware und einem Schutzplättchen. Gespielt wird in Jahren, die in zwei Halbjahre
unterteilt sind. Im ersten Halbjahr nutzen die Spieler ihre Personenkarten. Auf
jeder Karte (inkl. der Konfession) liegen farblich passende Würfel. Um die
jeweilige Person nutzen zu können wird der Würfelwert um 1 runtergedreht. Liegt
ein Würfel mit dem Minimalwert 1 auf einer Personenkarte, kommt dieser
Charakter aus dem Spiel und der Würfel gilt nun wieder als „freier Würfel“.
Wenn der schwarze Konfessionswürfel eine 1 aufweist und heruntergedreht werden
muss, darf der Spieler seinen Glauben neu wählen (Katholik oder Protestant).
Der neue Würfelwert wird dann wieder auf die aktuelle Konfessionskarte
platziert. Mittels Personenkarten erhalten die Spieler Waren, können Waren in
Siegpunkte umwandeln, bekommen Schutzplättchen usw.
Im zweiten Halbjahr werden alle freien Würfel geworfen, d.h.
alle Würfel, die nicht auf einer Personenkarte liegen. Nun kann der aktive
Spieler eine Personenkarte wählen (wenn er einen farblich passenden Würfel frei
hat) und setzt ein Handelshaus in das entsprechende Land. Der Spieler erhält
den Personenbonus und platziert den Würfel auf die Charakterkarte. Die vier
ausliegenden Personenkarten (eine Karte für jedes Land) sind mit
Religionssteinen ausgestattet. Wenn eine Personenkarte genommen wird, muss der
dazugehörige Stein in ein Religionsfeld des Landes platziert werden. Lediglich
Schutzplättchen können das verhindern. Nach der Platzierung des vierten Steins
wird der stattfindende Religionskrieg ausgewertet. Die Glaubensanhänger der
siegreichen Religion erhalten Siegpunkte, während unterlegene Glaubensgegner
ihre Handelshäuser aus dem Land entfernen müssen. Last not least darf der
aktive Spieler einen weiteren freien Würfel auswählen und führt damit die
farblich passende Aktion auf der Aktionsleiste aus. Der gewählte Würfel bleibt
aber weiterhin frei (weil er ja nicht auf einer Person liegt).
Das Spiel endet nach dem Jahr, in dem ein Spieler 50 oder
mehr Siegpunkte erreicht hat. Nun erfolgt die Schlusswertung, in der es noch
Siegpunkte für gesetzte Handelshäuser, Waren, Schutzplättchen und ggf.
Vorteilsplättchen gibt. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Selten habe ich mich auf eine neue
Brettspielveröffentlichung so sehr gefreut wie auf Das Fundament der Ewigkeit. Der Grund für diese Vorfreude ist
denkbar simpel: nach wie vor finde ich, dass Die Säulen der Erde ein sehr gutes und Die Tore der Welt ein ausgezeichnetes Spiel ist. Bei so tollen
Vorgängern kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?
Tja … so merkwürdig es auch klingen mag – diese Frage kann
nicht abschließend beantwortet werden. Noch nie wurde ein Spiel in meinen
Gruppen so kontrovers diskutiert wie Das
Fundament der Ewigkeit. Und dabei deckten die Einschätzungen nahezu alle
Stufen ab. Von totaler Begeisterung über durchschnittliches Mittelmaß bis hin
zu einer leichten Enttäuschung waren alle Meinungen vertreten.
Hauptkritikpunkt der Kritiker war neben der Downtime (=
Wartezeit, bis man wieder am Zug ist) ganz klar der relativ große Glücksfaktor.
Und dieser Faktor schwebt latent grundsätzlich immer über jeder Partie. Leider
kam es oft vor, dass bei einem Zug ausschließlich (vermeintlich) schwache Personenkarten
auslagen oder der aktive Spieler durchweg niedrige Würfelwerte geworfen hat (im
zweiten Halbjahr). Aus Mangel an Alternativen wurde dann halt irgendeine Person
rekrutiert, und die nächste Charakterkarte war dann extrem mächtig und hat
sogar ideal zur Personenauslage des folgenden Spielers gepasst. Ergo: dieser
folgende Spieler wurde noch stärker, während sein Vorgänger ein schwaches
Setting hatte. In der Theorie sollte dieser Fall eigentlich selten eintreten,
aber allein schon die Tatsache, dass es passieren kann, hat zumindest die
Vielspieler / Kenner / Experten massiv gestört.
Nun kann man (berechtigterweise) argumentieren, dass Das Fundament der Ewigkeit kein
reinrassiges Kennerspiel ist, sondern sich sowohl für Vielspieler als auch für
ambitionierte Gelegenheitsspieler eignet. Und das stimmt auch. Das Fundament der Ewigkeit ist
definitiv kein hochkomplexer Brainburner, aber auf der anderen Seite ist das
Spiel auch nicht einfach. Für unerfahrene Familien dürfte das Ganze zu komplex
sein, während sich die Experten am beschriebenen Glücksfaktor reiben. Und so
eine Situation ist einfach schwierig zu beurteilen. Wie gesagt gab es Spieler,
die Das Fundament der Ewigkeit super
fanden (bezeichnenderweise waren das auch die Gewinner der verschiedenen
Partien). Diese Spieler waren der Meinung, dass es keine schlechten Karten /
Personen gibt, sondern dass sie nur „richtig“ eingesetzt werden müssen. Ich selbst
stehe diesbezüglich ein bisschen „zwischen den Stühlen“. Meiner Meinung nach
gibt es sehr wohl gravierende Qualitätsunterschiede bei den Personenkarten, und
bestimmte Kombinationen (die sich gegenseitig ergänzen) erhöhen die Stärke der Karten
nochmals. Auf der anderen Seite macht Das
Fundament der Ewigkeit trotzdem Spaß. An die Klasse von Die Tore der Welt kommt das Spiel zwar
definitiv nicht heran, aber allein schon die Vollendung der
Kingsbridge-Trilogie rechtfertigt eigentlich eine Anschaffung, zumal die Illustration
von Michael Menzel wieder ein echter Augenschmaus ist.
Fazit:
Um ein bisschen Abwechslung in die stilistische Vielfalt
meiner Rezensionen zu bringen, habe ich diesmal bewusst die sogenannte
„Ich-Form“ im Meinungsblock verwendet. Ein weiterer Grund für dieses Stilmittel
ist die Tatsache, dass mich persönlich Das
Fundament der Ewigkeit nicht restlos begeistern konnte, was allerdings auch
an den extrem hohen Erwartungen gelegen sein mag. Wenn ich nun alle Meinungen
in das Fazit einfließen lasse, dann bleibt unter dem Strich immer noch eine
vorsichtige Weiterempfehlung übrig. Für eine Blindkaufempfehlung reicht es
allerdings nicht aus. Wer die Möglichkeit hat, Das Fundament der Ewigkeit vor einem Kauf anzuspielen um sich ein
eigenes Bild zu machen, sollte das unbedingt tun. Eine Empfehlung zum Anchecken
ist das Spiel nämlich allemal wert.
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