Autor: Uwe Rosenberg
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 120 Minuten
Einleitung:
Vor 2000 Jahren war Loyang eine der vier großen Hauptstädte
des alten China. Um die Stadt mit Lebensmitteln zu versorgen fanden sich die
Bauern der umliegenden Gebiete nach der Ernte vor den Toren von Loyang ein, um
mit ihren Produkten Handel zu treiben. Dabei wurden nicht nur Stamm- und Laufkunden
bedient, sondern auch Waren an Marktständen getauscht und in Saatgut investiert.
Wer auf dem Wohlstandspfad am weitesten voranschreitet, erweist sich als erfolgreichster
Landwirt und gewinnt das Spiel.
Ablauf:
Jeder Spieler erhält einen T-förmigen Spielplan, zehn Käsch
(=Geld), ein Stammfeld mit neun Parzellen und eine Karte Karren/Lager. Der
Laden auf dem Spielplan wird mit den vorgesehenen Lebensmitteln bestückt. Der
Wertungsstein der Spieler wird auf das erste Feld des Wohlstandspfads gestellt.
Nun erhalten die Spieler noch acht persönliche Felder, die als gemischter und
verdeckter Privatstapel neben das Stammfeld gelegt werden.
Vor den Toren von
Loyang verläuft
über neun Runden, die in drei Phasen untergliedert sind. In der Erntephase
deckt jeder Spieler ein Feld von seinem privaten Stapel auf und legt es rechts
neben die anderen aufgedeckten Felder. Nun ernten die Spieler nach Möglichkeit von
jedem eigenen Feld eine Ware und legen diese auf den Karren. In der folgenden
Kartenphase erhält jeder Spieler verdeckt vier Karten auf die Hand. Der aktive
Spieler kann eine Handkarte in den Hof legen oder eine Karte vom Hof und
eine Karte aus der Hand auslegen. Insgesamt gibt es vier verschiedene
Kartenarten, die passend zu ihren Symbolen an bestimmte Stellen des Spielplans
angelegt werden dürfen. Helfer gewähren einmalige Vorteile, Stammkunden müssen
vier Runden lang beliefert werden, Laufkunden werden einmalig beliefert und Marktstände
erlauben den Tausch von Waren.
In der Aktionsphase können die Spieler beliebig oft und in
freier Reihenfolge folgende Aktionen ausführen:
- Waren vom Karren als Saatgut auf einem Feld aussäen
- Waren im eigenen Laden kaufen und auf den Karren legen
- Waren vom Karren an den eigenen Laden verkaufen
- Marktstände nutzen
- Helfer einsetzen
- Stammkunden beliefern (Waren müssen auf dem Karren sein)
- Laufkunden beliefern (Waren müssen auf dem Karren sein)
- 2 Aktionskarten kaufen (nur einmal pro Runde möglich)
Nach Ende der Aktionsphase müssen verbliebene Waren vom
Karren im Lager eingelagert werden (Lagerkapazität ist begrenzt). Danach dürfen
die Spieler Schritte auf dem Wohlstandspfad erwerben. Der erste Schritt kostet
immer ein Käsch, die weiteren Schritte kosten so viel, wie der Wert des
nächsten Felds anzeigt. Das Spiel endet nach der neunten Runde. Der Spieler,
der auf dem Wohlstandspfad am weitesten vorne steht, hat dann gewonnen.
Meinung:
Zusammen mit Agricola
und Le Havre bildet Vor den Toren von Loyang die sogenannte
Ernte-Trilogie. Und durchweg alle drei Spiele wissen in vollem Maße zu
überzeugen. Ach was … nicht nur zu überzeugen, sondern absolut zu begeistern.
Im Gegensatz zu Agricola
und Le Havre ist der geneigte
Spieler beim Öffnen der Loyang-Schachtel
zunächst enttäuscht. Lediglich ein paar Karten, vier kleine Spielpläne und einige
Holzteile (Lebensmittel/Gemüse) befinden sich im Karton. Der Rest ist Luft. Kann
dieses bisschen Material wirklich eine so große Spielfreude entfachen wie
beispielsweise Agricola, wo die
Schachtel bekanntermaßen propenvoll mit Material ist? Antwort: ja! Vor den Toren von Loyang reiht sich
nahtlos in die fulminante Trilogie von Uwe Rosenberg ein, und dabei ist das
Ganze wieder absolut eigenständig und originell geworden.
Das Spiel besitzt eine große Tiefe, die man aufgrund der
eigentlich leichten Regeln gar nicht erwartet. Aber wo wir schon bei den Regeln
sind, können wir gleich einen Kritikpunkt abfrühstücken. Und zwar handelt es
sich dabei um die Spielanleitung, die leider ziemlich unglücklich strukturiert
ist. De facto fehlt zwar keine Information, d.h. es bleiben keine Fragen offen,
aber das Lesen der Anleitung ist einfach mühselig und macht keinen Spaß. Das
liegt einerseits am Schreibstil des Verfassers und andererseits am Aufbau der
Regel. Ständig sind Details mit Sonderfällen oder Anmerkungen eingeschoben, die
den Lesefluss gewaltig stören. Eingangs wird zwar darauf hingewiesen, bestimmte
Teile einfach auszulassen, aber in der Praxis funktioniert das nicht. Als
erfahrener Spieler will man grundsätzlich alles wissen/lesen, und dann ist das
Regelstudium einfach anstrengend. Auf der Website von H@LL Games gibt es eine
(grobe) Alternativanleitung in Erzählform, die wesentlich einfacher zu lesen
und zu verstehen ist. Es wäre wünschenswert gewesen, diese Spielregeln in
Erzählform der Veröffentlichung ausgedruckt beizulegen.
Aber genug der Meckerei … schließlich steht der Spielspaß im
Vordergrund, und dieser Spielspaß ist bei Vor
den Toren von Loyang definitiv klasse. Da die Spieler in der Aktionsphase
beliebig oft und in freier Reihenfolge agieren dürfen, muss das Ganze verdammt
gut überlegt und strukturiert werden. Wenn Grübler am Tisch sitzen, kann sich
diese Phase übrigens auch relativ lange hinziehen. Eine Spieldauer von 60
Minuten wurde bei uns nie erreicht. In der Regel dauert eine Partie Loyang eher zwischen zwei und drei
Stunden. Doch diese Zeit vergeht wie im Flug, weil das Spiel so viel Spaß macht
und bis zum Ende äußerst spannend bleibt. Gewöhnungsbedürftig ist die
Konstellation von vier Spielern, denn in dieser Formation spielen immer zwei
Paare in der Aktionsphase parallel, um ein bisschen Zeit zu gewinnen. Da gewöhnt
man sich aber dran. Bei Spielern, die ähnlich stark sind, kommt es am Schluss
oftmals zum Unentschieden auf dem Wohlstandspfad. In dem Fall entscheidet das
Restgeld über Sieg und Niederlage.
Fazit:
Vor den Toren von
Loyang ist ein
absolutes Strategiehighlight für Vielspieler. Vielen Dank an H@LL Games und
Pegasus, dass sie dieses Meisterwerk (verdientermaßen) neu aufgelegt haben. Wer
Agricola und Le Havre mag, kann auch bei Loyang
bedenkenlos zuschlagen.
Erstaunliche Einschätzung zur Regel, die sogar 2010 mit der Essener Feder für die beste Spielregel ausgezeichnet wurde. Aber das kann ja jeder so bewerten, wie er/sie es empfindet.
AntwortenLöschenDas Fazit zum Spiel kann ich nur unterschreiben! Für mich bis heute das Beste Spiel von Uwe Rosenberg! :-)