Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 - 90 Minuten
Einleitung:
In Jorvik leiten
zwei bis fünf Spieler die Geschicke ihres jeweiligen Wikingerstamms, der sich
im Norden von England niedergelassen hat. Der Handel mit Waren spielt eine
entscheidende Rolle, um die meisten Siegpunkte zu ergattern, aber auch
kriegerische Werte sind von großer Wichtigkeit, um den Stamm vor den Angriffen
der Pikten zu verteidigen.
Ablauf:
Zunächst einigen sich die Spieler, ob sie das Karl- oder das
Jarl-Spiel spielen wollen. Die Jarl-Variante ist die Fortgeschrittenenoption,
während bei Karl diverse Elemente ausgelassen werden. In dieser Rezension wird
das Jarl-Spiel vorgestellt.
Der Spielplan wird in die Mitte gelegt und jeder Spieler
erhält ein Spielertableau und vier Wikingerfiguren sowie fünf Münzen als
Startkapital. Die Waren werden in den Beutel gelegt. Anschließend wird ein Kartendeck
gebildet. Von diesem gemeinsamen Deck werden zu Beginn einer Runde Karten
gezogen und offen auf die Kartenfelder des Spielplans gelegt. Schiffskarten
werden dabei mit zufällig gezogenen Waren aus dem Stoffbeutel bestückt.
Die Kartenfelder 1-6 besitzen jeweils eine Nachfragereihe.
Der aktive Spieler muss seine Figur immer auf das oberste Feld setzen, wenn er
die Karte später kaufen möchte. Seine Konkurrenten (und auch er selbst) können
weitere Figuren unter die zuletzt platzierte Wikingerfigur setzen. In der
folgenden Kaufphase hat der erste Spieler dann das Vorkaufsrecht. Der Preis
richtet sich nach der Anzahl aller gesetzten Figuren einer Reihe. Verzichtet
der Spieler, nimmt er seine Figur weg und der Preis wird für den folgenden
Spieler günstiger.
Ähnlich funktionieren die Kartenfelder 7-12. Dort können die
Spieler eine Karte reservieren und müssen sie links auf das erste freie
Reservierungsfeld platzieren. Der Preis der ersten Karten richtet sich nach der
Anzahl aller reservierten Karten und wird analog der Felder 1-6 immer
günstiger, wenn ein Spieler seine Karte nicht kaufen will oder aus Geldmangel nicht
kaufen kann.
Es gibt unterschiedliche Typen von Karten. Handwerker produzieren
Geld oder Siegpunkte. Doch zuerst müssen sie mit den geforderten Waren
beliefert werden, die wiederum von den Schiffskarten stammen. Wird eine Karte
„Angriff der Pikten“ gezogen, überprüfen die Spieler ihre Kriegerkarten bzw.
ihre Kriegswerte. Der Spieler mit dem höchsten Kriegswert erhält Siegpunkte,
während der schwächste Spieler Punkte abgezogen bekommt. Das Spiel endet zu
Beginn der Angebotsphase, in der die finale „Angriff der Pikten“ Karte die
einzig verbliebene Karte im Kartendeck ist. Dieser Angriff wird zunächst nach
den üblichen Regeln abgewickelt, und dann folgt die finale Wertung, in der die
Spieler ihre Kartenauslage auswerten. Der Spieler mit den meisten Punkten hat
dann gewonnen.
Meinung:
Jorvik ist eine Neuauflage von Stefan Felds
Speicherstadt (inkl. Kaispeicher-Erweiterung), allerdings
wurde das Thema des Spiels geändert. Und das ist auch gut so, denn Wikinger
sind einfach cooler als gediegene Händler in der heimischen Hansestadt Hamburg
;-)
Wer ein halbwegs erfahrener Spieler ist, kann sicherlich
sofort mit der Jarl-Variante anfangen. Die Karl-Variante eignet sich primär für
Gelegenheitsspieler, die erst einmal in Jorvik
reinkommen wollen und sich später zur Fortgeschrittenen-Version empor arbeiten
wollen. Aber besonders kompliziert ist das Ganze nicht. Der Clou ist der
clevere Versteigerungsmechanismus, bei dem es auch darauf ankommt, die
Mitspieler richtig einzuschätzen. Als Startspieler hat man zwar das
Vorkaufsrecht bzw. kann man die vermeintlich beste Karte der Felder 7-12
reservieren, aber es ist nicht sicher, ob man diese Karte auch wirklich
bekommt. Sitzen zu viele Konkurrenten in der Reihe, wird die Karte schlichtweg
zu teuer, und Geld ist das ultimative Mangelelement im Spiel. Da hilft auch das
obligatorische Rundeneinkommen in Höhe von einer einzigen lausigen Münze nicht
viel. Ähnlich wie bei einem bekannten Werbeslogan gilt auch hier das Motto
„Geiz ist geil“ :-)
Das A und O des Spiels ist eine funktionierende Balance aus
Handwerkern, Schiffen und Kriegerkarten in der eigenen Auslage. Wobei Raubzugkarten
und Gelagekarten auch äußerst beliebt sind, denn diese bringen in der
Schlusswertung einfache Siegpunkte (denn im Gegensatz zu den Handwerkern
sind hier keine Waren erforderlich). Um
finanziell halbwegs flüssig zu bleiben lohnt sich außerdem der Kauf von
Händlerkarten, die bestimmte Waren für dringend benötigte Münzen verkaufen.
Ebenfalls wichtig ist das Lagerhaus, welches vier zusätzliche Lagerplätze
bietet. Nichts ist schlimmer, als eine Schiffsladung zu ergattern und dann die
Hälfte der Waren aufgrund fehlender Handwerker oder fehlender Händler wegschmeißen
zu müssen. In solchen Fällen ist das Lagerhaus Gold wert.
Wie sieht es alles in allem mit dem Spielspaß aus? Gut
schaut´s aus. Jorvik ist ein
gelungenes Versteigerungs- und Optimierspiel, das mit übersichtlichen Regeln
sowohl Vielspieler als auch ambitionierte Gelegenheitsspieler anspricht. Als
Vielspieler darf man nur nicht den Fehler machen, ein hochkomplexes Strategiehighlight
zu erwarten. Denn in die Kerbe von Great
Western Trail oder Mombasa
schlägt Jorvik definitiv nicht. Jorvik ist solide, macht Spaß und weiß
insgesamt absolut zu gefallen, doch ein Meilenstein wie die genannten Great Western Trail, Mombasa oder auch Terra Mystica ist das Ganze sicher nicht. Diesen Anspruch hat das
Spiel auch gar nicht. Jorvik will
kurzweiliges Strategie-Taktik-Flair bieten, und dieses Ziel wird voll und ganz
erfüllt.
Fazit:
Wer ein Freund von Strategiespielen auf mittlerem Niveau
ist, kommt mit Jorvik sicherlich auf
seine Kosten,. Das Spiel macht Spaß, hat eine gewisse Tiefe und einen
interessanten Versteigerungsmechanismus, der zusammen mit der Interaktion beim
Figuren-Einsetzen für ordentliche Spannung sorgt. Wer sich von diesen Faktoren
angesprochen fühlt, sollte Jorvik
durchaus mal anspielen.
Schön beschrieben - vielen Dank für die Rezension. Ich dachte schon, ich sei mit meinem positiven Eindruck alleine. Ich stimme Dir voll zu: Es ist kein Meilenstein, aber ein grundsolides Spiel, was in der Bieten-Phase ganz schön für Spannung unter den Spielern sorgen kann.
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