Autor: Helmut Ohley
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten
pro Spieler
Einleitung:
In First Class repräsentieren
die Spieler ehrgeizige Eisenbahn-Firmengründer, die möglichst komfortable Waggons
bauen um viele Passagiere für die Fahrt nach Konstantinopel zu gewinnen. Doch
viele Wege führen zum Sieg. Sei es ein gut ausgebautes Streckennetz oder eine luxuriöse
Ausstattung der Züge. Und dann gibt es auch noch jede Menge Aufträge und
Spielendekarten zu ergattern, die ebenfalls viele Punkte abwerfen können. Wer
wird mit den meisten Siegpunkten der würdige Nachfolger von Georges Nagelmackers,
der als Initiator des Orient-Express zu Weltruhm gelangte?
Ablauf:
Da First Class
aus mehreren Modulen besteht, einigen sich die Spieler zunächst auf die zwei
Bausteine, die sie in der folgenden Partie verwenden wollen. Nun folgt der
Aufbau der Spielutensilien. Die Aktionskarten werden in drei separate Stapel
unterteilt und mit dem Geld und den Waggonkarten bereitgelegt. Vom ersten Aktionskarten-Stapel
werden 18 Karten in drei Reihen á sechs Stück offen ausgelegt. Jeder Spieler
erhält ein Spielertableau, eine Münze, drei Schaffner, eine Lokomotive, sechs
Quader, vier Postwaggonkarten und zwei 0er-Waggons. Außerdem sucht sich jeder Spieler
eine Spielendekarte aus. Die Lok startet am rechten oberen Feld, die
Waggon-Karten werden in zwei Reihen an das Tableau angelegt und zwei Schaffner
stehen links neben den ersten Waggons. Der dritte Schaffner fungiert als
Wertungsanzeiger auf der Wertungsleiste.
First Class verläuft über sechs Runden, in
denen immer 18 Karten ausgelegt werden. Der aktive Spieler nimmt sich eine
dieser Karten und führt die dort abgebildete Aktion aus. Danach ist der nächste
Spieler an der Reihe. Die Aktionsmöglichkeiten auf den Aktionskarten sind
vielfältiger Natur. Beispielsweise können neue 0er-Waggonkarten genommen und
angelegt werden. Oder der Spieler nimmt eine Streckenkarte und legt sie an sein
Tableau an. Oder der Spieler nimmt eine Karte, die seine Lok(s) oder seine
Schaffner weiterbewegen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, einen Waggon
aufzuwerten. Das Streckennetz von First
Class beinhaltet Städte mit Siegpunkten und Orte, die bei jeder Wertung
diverse Boni gewähren. Um eine Stadt bzw. einen Ort aktiv zu machen, muss die
Lok jedoch darauf zum Stehen kommen oder über ihn hinweggezogen sein. Analog
werden in den Wertungen nur Waggons berücksichtigt, die bereits von einem
Schaffner kontrolliert wurden.
Aufträge sind in Voraussetzung und Bonus untergliedert. Wer
einen Auftrag in seinem Spielzug erfüllt, erhält sofort den entsprechenden
Bonus. Spielendekarten werden erst am Ende einer Partie ausgewertet und bringen
nach einem bestimmten Multiplikationsprinzip weitere Siegpunkte ein. Anstatt
eine Karte zu nehmen, kann der aktive Spieler auch das Startspielerplättchen
nehmen. Dafür erhalten er und sein dritter und vierter Nachbar einen Bonus.
Nach dem Auslegen der fünften Waggonkarte in einer Reihe muss der Spieler eine
seiner Postwaggonkarten anlegen. Auf die neunte Waggonkarte folgt das oberste Konstantinopelplättchen.
Erreicht ein Schaffner dieses letzte Plättchen einer Reihe, erhält dessen
Besitzer zusätzliche Sondersiegpunkte. Im Laufe einer Partie können die Spieler
auch Münzen von ihren Tableaus abgeben, um zusätzliche Sonderaktionen zu
bekommen (Strecken- bzw. Schaffnerbewegungen, einen 0er Waggon, eine
Waggon-Aufwertung). Für vier Münzen darf ein Spieler auch eine weitere
Speilendekarte erwerben.
Eine Runde ist zu Ende, wenn jeder Spieler dreimal an der Reihe
war. Nach der zweiten, vierten und sechsten Runde erfolgt eine Wertung. Gewertet
werden die kontrollierten Waggons und die bereits absolvierte Strecke. Dafür
erhalten die Spieler Siegpunkte, bzw. Boni. Nach der dritten Wertung endet das
Spiel mit der Schlusswertung, in der die Spielendekarten ausgewertet werden.
Außerdem ist jede verbliebene Münze auf dem Tableau einen Siegpunkt wert. Der
Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Spätestens seit Russian
Railroads dürfte der Name Helmut Ohley jedem Vielspieler bestens bekannt
sein, denn dieses Meisterwerk begeistert nach wie vor jeden Freund von
anspruchsvollen Strategiespielen auf ganzer Linie.
Mit First Class
bleibt Ohley seinem bevorzugten Eisenbahn-Thema treu, und in der Tat sind auch durchaus
einige Anleihen an Russian Railroads
nicht von der Hand zu weisen. Vereinzelt wurden sogar Stimmen laut, denen
zufolge First Class ein Russian Railroads Kartenspiel sei, aber
das ist definitiv dummes Geschwätz. First
Class ist durchaus ein eigenständiges Spiel, dessen Mechanismen lediglich von Russian Railroads und Marco Polo inspiriert wurden. Und da
diese beiden Vorbilder bekanntermaßen erstklassige Vertreter ihres Fachs sind,
verwundert es nicht, dass auch First
Class ein echter Überflieger und absoluter Volltreffer geworden ist.
Die Kartenauslagen sorgen in der Regel für die Qual der Wahl
beim Aussuchen einer Aktionskarte. Denn meistens liegen zumindest drei bis fünf
Top-Karten aus, so dass beim ersten Nehmen jeder Spieler eine Spitzenkarte
ergattern kann. Anders sieht es allerdings bei der zweiten oder spätestens der
dritten Auswahl aus. Im schlimmsten Fall befinden sich dann nur noch schwächere
Karten in der Auslage, so dass sich das Nehmen der Startspielerkarte lohnt, zumal
diese ja zwei Münzen einbringt. Ist die Auslage auch für die folgenden
Mitstreiter uninteressant, können diese schließlich irgendeine Karte zur
Aufwertung eines Waggons verwenden. Und solche Aufwertungen lohnen ich auf
jeden Fall. Zumindest ein 12er-Waggon sollte jeder Spieler am Schluss besitzen
… besser sind natürlich noch mehr. Und besitzt man solch einen Luxuswaggon,
sollte dieser selbstverständlich mit einer Personenkarte verdoppelt werden.
Aber Waggons sind nicht alles. Auch die Strecke der Spieler
sollte unbedingt gut ausgebaut sein, denn sowohl die einmaligen Siegpunkte als auch die
regelmäßigen Boni bei den Wertungen sind immens wichtige Faktoren, um eine
realistische Chance auf den Spielsieg zu wahren. Auch Geld ist von großer
Wichtigkeit, und mit diesem sollten die Spieler auch nicht geizen. Ob
0er-Waggons oder Bewegungsschritte der Loks bzw. der Schaffner – jede
Kleinigkeit hat seinen Sinn und bringt die Spieler vorwärts. Wer auf Waggons
spielt sollte zumindest einen Zug komplett ausbauen und mit dem dazugehörigen
Schaffner nach Konstantinopel ziehen. Das wiederum beinhaltet, dass der Spieler
einige Schaffnerkarten besitzt, was wiederum Auswirkungen auf die
Spielendekarten hat. Bei dieser Strategie lohnt sich definitiv der Kauf
mehrerer Schaffner-Spielendekarten, aber jetzt genug der taktischen Tipps.
Schließlich wollen die Spieler ja in Eigenregie möglichst sinnvolle
Siegstrategien herausfinden, und von denen gibt es einige zu entdecken.
Der Spielspaß von First
Class ist einfach gigantisch. Jeder Spieler, der Veröffentlichungen wie Russian Rauilroads oder Auf den Spuren von Marco Polo zu seinen
Favoriten zählt, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Durch die unterschiedlichen
Module entfacht First Class außerdem
einen Wiederspielreiz, wie man ihn nur selten antrifft. Jedes Modul führt den
Spieler in eine bestimmte Richtung, aber auch mit einer konsequent
durchgezogenen eigenen Strategie kann der vorgeschlagenen Taktik zuvor gekommen
werden. Mit den beschriebenen Mechanismen in Verbindung mit dem modularen
Aufbau ist First Class einfach ein
saugutes Spiel geworden, das selbstverständlich ohne Einschränkungen
weiterempfohlen werden kann.
Fazit:
Nomen est omen. First
Class ist eine erstklassige Veröffentlichung geworden, die in einem Atemzug
mit den bereits erwähnten Neo-Klassikern Russian
Railroads und Marco Polo genannt
werden kann. Mit dem hohen Wiederspielreiz hat First Class das Zeug zu einem zeitlosen Meisterwerk, und ein
solches Lob kann eigentlich kaum noch getoppt werden. Große Klasse – Daumen
steil nach oben!
"Vereinzelt wurden sogar Stimmen laut, denen zufolge First Class ein Russian Railroads Kartenspiel sei, aber das ist definitiv dummes Geschwätz." Dummes Geschwätz, hm? Ich hab es gespielt und bin der Meinung, es ist zutreffend, "First Class" wg. der zahlreichen Anleihen als RRR-Kartenspiel zu bezeichnen. Und das meine ich überhaupt nicht negativ. Warum Du allerdings diese Sichtweise in deiner Rezension als 'Dummes Geschwätz' abkanzelst, erschließt sich mir nicht.
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