Autor: Rüdiger Kopf /
Klaus Zoch
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: ca. 90 Minuten
Einleitung:
Als eine Wahrsagerin zwei bis vier Säufern verkündet, dass
nur ein einziger Sünder nach Fertigstellung zweiter Dome in den Himmel kommt,
fährt den betroffenen Protagonisten der Schrecken in die Glieder. Aus Angst vor
der ewigen Verdammnis in der Hölle setzen die Spieler alles daran, so nahe wie
möglich dem Himmelstor zu kommen. Dazu benötigen sie wertvolle Ablassbriefe,
für deren Erhalt sie wiederum sündigen müssen.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit
sieben Warensteinen aus dem Stoffbeutel sowie vier Freudenhauskarten bestückt.
Jeder Spieler erhält ein Kerbholz, sieben Sündensteine, eine Schatulle und einen
Sichtschirm, hinter den er 25 Taler aus der Kasse legt. Abhängig von der
ausgelosten Spielerreihenfolge starten die Protagonisten außerdem mit einem
kleinen Vorteil, der sofort als Spende in der Schatulle verstaut wird. Die
Domteile und das Geld sowie die Ablassbriefe in vier verschiedenen Farben
werden neben dem Spielplan bereitgelegt. Alle Warensteine (außer den sieben
Waren auf dem Markt) verbleiben im Stoffbeutel.
Zu Beginn einer Runde bietet jeder Spieler auf einen
Charakter und führt bei Erhalt der Charakterkarte dessen Vorspiel aus. Um zu
bieten, drehen die Sünder ihr Kerbholz geheim auf einen frei wählbaren Wert und
fügen ggf. noch Geld hinzu. Die Summe aus Kerben und Geld ist der Bietwert.
Abhängig vom Bietwert dürfen sich die Spieler einen Charakter aussuchen, den
sie bis zum Ende der Runde behalten. Jeder Charakter beinhaltet
unterschiedliche Vorteile. Beispielsweise erhält der Händler am Ende jedes
eigenen Spielzugs einen Stein kostenlos vom Markt. Der aktive Spieler darf
entweder aussetzen oder eine der folgenden Aktionen ausführen:
- Er kauft eine Ware oder einen Ablassbrief (falls vorhanden)
- Er verkauft eine Ware
- Er spendet
- Er besucht das Freudenhaus
Liegen mehrere gleiche Waren im Markt, kann ein Spieler auch
zwei gleiche Waren zum Preis von einer Ware kaufen. Für diese Habgier muss er
allerdings einen Sündenstein in den Sündenpfuhl der Habgier werfen. Spenden
werden immer in die Schatulle gelegt. Diese ist in zwei Fächer unterteilt. Das
Fach ist immer frei wählbar. Im Laufe des Spiels kommt es zu zwei Spendenauswertungen
(immer dann, wenn ein Dom fertiggestellt wurde). Durch den Besuch des
Freudenhauses erhalten die Spieler diverse Boni, die entweder Geld einbringen
oder eine Sonderaktion erlauben. Dafür muss der Spieler aber sein Kerbholz
weiterdrehen, es sei denn, er besitzt den Charakter des Kleinen Sünders. Auch
als Papst kann man das Freudenhaus besuchen, allerdings inkognito. Wird der Papst
von seinen Mitstreitern nicht erwischt, muss er sein Kerbholz nicht
weiterdrehen.
Sobald alle Steine vom Markt genommen wurden, endet die
laufende Runde. Nun werden die Kerbhölzer verglichen. Der Spieler mit den
meisten Kerben muss seine Arme Seele in Richtung Hölle ziehen. Im Verlauf des
Spiels wandern die Seelen der Spieler auch dann zum Fegefeuer, wenn sie mit
Sündensteinen in einem Sündenpfuhl vertreten sind, der aufgrund der Papststeine
zur Leerung kommt. Mit einer Spendenauswertung bei Fertigstellung des Doms
erhalten die beiden großzügigsten Spender Ablassbriefe vom Vorrat. Das Spiel
endet nach der zweiten Spendenauswertung. Für ein Set aus vier unterschiedlichfarbigen
Ablassbriefen ziehen die Spieler ihre Arme Seele acht Felder in Richtung
Himmel. Einzelne Ablassbriefe bringen die Seele ein Feld vorwärts. Wer am
Schluss am nächsten zum Himmel steht, gewinnt das Spiel. Alle anderen Spieler
fahren zur Hölle.
Meinung:
Mea Culpa ist innovativ, originell, witzig,
anspruchsvoll, abwechslungsreich und spannend. Mit anderen Worten ausgedrückt:
dieses Spiel ist einfach geil.
Das Thema der Ablassbriefe ist relativ ungewöhnlich, aber
nichtsdestotrotz hat es auch schon bei anderen Veröffentlichungen Einzug
gehalten (z.B. bei Domus Domini).
Der Gesamtkontext rund um das Spiel und das Thema ist bei Mea Culpa aber einzigartig und sensationell in Szene gesetzt. Das
fängt schon mit den erforderlichen „Bastelarbeiten“ an, um die Schatullen und
die Kerbhölzer zusammenzusetzen. Die Anleitung zum Zusammenbau ist hervorragend
konzipiert, und selbst ungeübte Bastel-Dummies schaffen es auf Anhieb, die
Teile zusammenzubauen. Damit die Kerbhölzer halten, muss jedoch auf die Hilfe
von Tesa oder Klebstoff zurückgegriffen werden, denn nur zusammengesteckt gehen
die Hölzer schnell wieder auf.
Wie bei jedem Spiel ist der Spielspaß natürlich der
wichtigste Faktor. Und dieser Spaß ist bei Mea
Culpa in höchstem Maße ausgeprägt. Das Thema des Spiels wurde hervorragend
umgesetzt, und die Mechanismen funktionieren ausgezeichnet. Das Spiel macht in
jeder Konstellation Spaß, wobei die Maximalanzahl von vier Spielern den
maximalen Fun garantiert. Mea Culpa
eignet sich übrigens sowohl für Vielspieler als auch für ambitionierte
Gelegenheitsspieler. Lediglich jüngeren Kindern oder klassischen
Familienspielern dürfte das Ganze zu komplex sein.
Die erste Überlegung einer jeden Runde fängt schon beim
Bieten auf die Charaktere an. Diesbezüglich lohnt sauf jeden Fall ein genauer
Blick auf die ausliegenden Freudenhauskarten, denn manche dieser Karten sind
extrem mächtig, z.B. das Schicken aller Mitglieder fünf Schritte in Richtung
Hölle. Dafür lohnt sich mit Sicherheit ein hoher Einsatz und die Wahl des
Kleinen Sünders, denn fünf Schritte sind schon verdammt viel. Um einen solch
gewaltigen Rückschritt aufzuholen müssen die Betroffenen fast schon ein Set
vervollständigen oder zumindest fünf beliebige Ablassbriefe ergattern. Insofern
ist speziell diese Freudenhauskarte fast schon zu mächtig, aber auf der anderen
Seite haben es ja alle Spieler selber in der Hand, mit einem hohen Gebot die
Karte abzugreifen. Liegen mittelmäßig wertvolle Freudenhauskarten aus, ist die
Wahl des Charakters auch von großer Wichtigkeit. Der Kaiser erscheint auf den
ersten Blick am schwächsten, aber die Möglichkeit einer zweifachen Spende darf
keinesfalls unterschätzt werden. Dieser Bonus entspricht schließlich quasi einer
Spenden-Bonusaktion, und wer viele Waren im Besitz hat, sollte durchaus
spendabel sein. Bei der Spendenauswertung kann sich das lohnen. Geiz ist in
diesem Fall also nicht geil ;-)
Lohnt sich ein hohes Kerbholzgebot, bzw. das Heraufdrehen
des Kerbholzwerts im Rahmen eines Puff-Besuchs? Kommt ganz drauf an, wie viel
Kerben die Mitstreiter geboten haben. Hat ein Konkurrent beispielsweise nur
eine Kerbe investiert, sollte vor einem extrem hohen Kerbholzgebot abgesehen
werden. Denn schließlich wandert die Arme Seele des betroffenen Sünders dann
rigoros Richtung Hölle, und mehr als zwei bis drei Schritte ist selbst die
verlockendste Freudenhaus-Aktion in der Regel nicht wert. Es gilt also vieles abzuwägen,
aber dabei wird der Gehirn-Prozessor der Spieler niemals bis zum Durchschmoren
beansprucht. Mea Culpa ist nämlich
ein durchaus anspruchsvolles, aber kein übermäßig kompliziertes Spiel. Der
Schwierigkeitsgrad ist in etwa bei Fresko
und ähnlichen Veröffentlichungen angesiedelt.
Fazit:
Wer ein originelles Thema mit frischem Material und relativ
anspruchsvollen Mechanismus sucht, liegt bei Mea Culpa goldrichtig. Dieses Spiel kann bedenkenlos über den
grünen Klee gelobt werden, weil das Ganze schlichtweg super ist. Wer sich vom
geschilderten Ablauf und der dazugehörigen Meinung angesprochen fühlt, kann
hier ohne weiteres zuschlagen.
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