Autor: Simone Luciani / Virginio Gigli
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Einleitung:
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Wien ein bedeutendes Zentrum
Europas. Die Strassen der Stadt waren bevölkert von Adeligen, Künstlern,
Politikern, Bürgern und Touristen. In Grand
Austria Hotel wetteifern zwei bis vier Spieler um die Gunst der Gäste, um
ihre ursprünglich kleine Herberge zu einem großen Hotel auszubauen.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan mit der Hofburg in die Mitte
gelegt. Dieser Plan beinhaltet die Felder für die Kundenkarten, die
Kaiserleiste, drei Felder für Kaiserplättchen und drei Felder für
Politikkarten. Neben dieses Tableau wird der Aktionsplan mit sechs
Aktionsfeldern platziert. Ebenfalls beiseite gelegt werden der Mistkübel, die
Siegpunktmarker, die verdeckten Personalkarten, die verdeckten Kundenkarten und
die farbigen Würfel, die vier verschiedene Speisen und Getränke darstellen.
Sowohl von den Politikkarten als auch von den Kaiserplättchen werden drei Stück
gezogen und auf die entsprechenden Felder des Spielplans gelegt. Jeder Spieler
erhält eine Übersichtskarte, einen Hotelplan, sechs Spielsteine seiner Farbe
und jeweils einen Kaffee, einen Wein, eine Torte und einen Strudel. Last not least
startet jeder Spieler mit sechs Personalkarten, die er bis zum Ausspielen
geheim halten darf.
Das Spiel geht über sieben Durchgänge. Nach den Durchgängen
3,5 und 7 erfolgt eine Kaiserwertung. Zu Beginn einer Runde würfelt der
Startspieler mit allen Würfeln und sortiert diese auf die passenden
Aktionsfelder des Aktionsplans. In seinem Zug muss der aktive Spieler einen
Würfel aus der Auslage nehmen und die dazugehörige Aktion ausführen. Optional
kann er einen Kunden aus der Auslage nehmen und/oder ggf. Zusatzaktionen
ausführen. Die Anzahl der ausliegenden Würfel bestimmt die Häufigkeit der
entsprechenden Aktion. Die einzelnen Aktionen sind:
- Strudel und/oder Torte nehmen
- Wein und/oder Kaffee nehmen
- Einen Raum im eigenen Hotel vorbereiten
- Auf der Kaiserleiste oder der eigenen Geldleiste vorrücken
- Eine Personalkarte ausspielen
- Gegen Abgabe einer Krone eine der anderen Aktionen ausführen
Als Zusatzaktion kann der Spieler unter anderem einen
Kunden, dessen Bedingungen (Speisen- und Getränkewünsche) erfüllt sind, in
einen freien Raum einziehen lassen. Dafür erhält der Spieler eine Belohnung.
Der Raum wird anschließend als belegt markiert. Weitere Zusatzaktionen sind
beispielsweise noch das Nutzen einer ausliegenden Personalkarte oder die
Besetzung einer Politikkarte, die wiederum eine Belohnung bzw. einen Bonus
ermöglicht.
Sobald alle Spieler zweimal an der Reihe waren endet ein
Durchgang. Im Rahmen einer Kaiserwertung erhalten die Spieler Siegpunkte und
ggf. einen Bonus oder einen Malus für ihre Position auf der Kaiserleiste. Nach
dem siebten Durchgang erfolgt die Schlusswertung, bei der die Spieler noch
Siegpunkte für diverse Personalkarten, belegte Zimmer und verbliebene
Speisen/Getränke erhalten. Für Kunden, die noch im Kaffeehaus liegen und somit
nicht bedient wurden, verliert der Spieler jeweils fünf Siegpunkte. Der Spieler
mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Top!!! Mit Grand
Austria Hotel ist Lookout Spiele mal wieder ein ganz großer Wurf gelungen,
der das Herz aller Vielspieler bestens erfreuen dürfte. Allerdings müssen diese
Kennerspieler auch ein Verständnis und eine Akzeptanz für einen gewissen
Glücksfaktor mitbringen, denn die Göttin Fortuna spielt bei dieser
Veröffentlichung sicherlich keine unbedeutende Rolle. Und damit ist nicht nur
die Anzahl der Würfelaugen gemeint, sondern auch die Auslage der Kundenkarten.
Wer nun aber meint, dass das Glück zu ausschlaggebend sei, ist definitiv im
Irrtum. Durch die Karten (Personalkarten und Kundenkarten) und die
Spielerreihenfolge erhält Grand Austria
Hotel eine sehr gute Balance, die nur in sehr wenigen Partien unausgewogen
ist.
Und wo wir schon die Spielerreihenfolge angesprochen haben:
der Startspieler kommt mit seinem zweiten Zug als Letzter des aktuellen
Durchgangs an die Reihe, was besonders in einem Vier-Personenspiel eine
gewaltige Downtime mit sich bringt (=Wartezeit, bis man wieder am Zug ist).
Insofern sollten die Spieler also auch ein hohes Maß an Geduld mitbringen, denn
die Spielzüge der Konkurrenten können durchaus lange dauern. Vielspieler
sollten für diese Tatsache jedoch vollstes Verständnis haben, denn die Aktionen
der Spieler müssen jederzeit gut überlegt sein. Mit Extremgrüblern am Tisch
kann sich eine Partie also ganz schön ziehen, und in Vollbesetzung wird die
angegebene Spielzeit von 90 Minuten so gut wie nie eingehalten. Zu zweit und vielleicht
sogar zu dritt ist das jedoch möglich, wenn die Spieler Grand Austria Hotel bereits gut kennen.
Aus spielerischer Sicht ist Grand Austria Hotel eher taktisch als strategisch ausgerichtet.
Zumindest in 3er- und 4er-Konstellationen, denn dann entscheiden in der Tat
oftmals die Würfel über lohnenswerte Aktionen. In den Zügen der Spieler ist auf
jeden Fall vieles zu beachten. Nicht nur die Anzahl der verfügbaren Würfel,
sondern auch die Art der Belohnungen von Kunden oder die Hilfe des Personals. Dementsprechend
ist das Timing der Zusatzaktionen nicht zu unterschätzen, denn manchmal kann
auch der richtige Zeitpunkt über die Effektivität eines Spielzugs entscheiden.
Alles in allem ist Grand
Austria Hotel ein bockstarkes Spiel geworden, dessen sämtliche Feinheiten
im Ablaufblock nicht untergebracht werden konnten. Das hätte den Rahmen
gesprengt, und bei einer guten Rezension kommt es in erster Linie darauf an,
dass sich die Leser den Kernmechanismus in etwa vorstellen können. Nach Tzolk´in und Auf den Spuren von Marco Polo ist Mitautor Simone Luciani wieder
eine hundertprozentig gelungene Veröffentlichung geglückt, die perfekt ins
Portfolio von Lookout Spiele passt. Sowohl die Mechanismen als auch die
Illustration von Klemens Franz sind im typischen Lookout Stil gehalten, und wer
generell die anspruchsvollen Spiele des Verlags mag, wird auch Grand Austria Hotel lieben. Manche
Personalkarten bzw. Karteneffekte müssen zwar erst nachgeschlagen werden, aber
dem gigantischen Spielspaß tut das natürlich keinen Abbruch.
Fazit:
Grand Austria Hotel steht für ein großartiges
Spielprinzip, ein frisches und unverbrauchtes Thema sowie einem fantastischen Spielspaß,
der die kleinen grauen Zellen aller Spieler fordert. Wer die bereits erwähnte
lange Downtime nicht scheut, kommt um dieses Spiel nicht herum. Ergo:
hundertprozentige Weiterempfehlung ohne jegliche Abstriche.
Hab mir das Spiel gekauft. Danke für den Tip. Ist super und macht und allen viel Spaß
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