Autor: Matthias Cramer
Spieleranzahl: 3 - 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Einleitung:
In Dynasties
verkörpern drei bis fünf Spieler ambitionierte Fürstenhäuser, die durch
diplomatisches Geschick und Handel ihren Einfluss in Europa vergrößern wollen.
Mittels einer Heirat erhalten die Protagonisten eine Mitgift, die im Verhältnis
2:1 zwischen den Brautleuten aufgeteilt wird. Der Handel verläuft über drei
Schiffe und findet zumeist in der Relation 3:2 statt. Wer agiert am geschicktesten
und schneidet sich das größte Stück vom Kuchen ab?
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte platziert und mit
allen benötigten Utensilien (Waren, Persönlichkeiten, Wertungs- und
Aktionskarten, sonstige Plättchen) bestückt. Jeder Spieler erhält 18
Familienmitglieder seiner Farbe, von denen eine Figur auf die Zählleiste
gestellt wird. Weiterhin erhalten die Akteure eine Ware pro Farbe sowie zwei
grüne Wertungskarten, die sein Startkapital darstellen. Last not least bekommen
die Spieler eine bestimmte Anzahl von Aktionskarten auf die Hand
(spielerzahlabhängig).
Alle Aktionskarten bieten dem Besitzer drei
Nutzungsmöglichkeiten, von denen er eine auswählt. Grundsätzlich gibt es fünf
Aktionsmöglichkeiten im Spiel:
- Handel
- Fürst einsetzen
- Fürstin einsetzen
- Persönlichkeit nutzen
- Sonderaktion ausführen
Um eine Handelsaktion durchzuführen muss die Karte unter
anderem ein Handelsschiff zeigen. Dann setzt der Spieler eine Figur auf ein
freies Feld von einem der Schiffe. Sobald ein anderer Spieler das zweite Feld
dieses Schiffs besetzt, kommt es zur Teilung. Der Spieler auf dem kleineren
Feld teilt die fünf Waren nach Belieben auf (3:2 oder 4:1) und bietet dem
Spieler auf dem größeren Feld die zwei Warenkörbe an. Dieser Spieler darf sich
dann einen Warenkorb aussuchen und nehmen. Den verbliebenen Warenkorb erhält
der andere Spieler.
Ähnlich verläuft eine Teilung, wenn es zu einer Heirat
kommt. Eine Heirat findet statt, wenn ein Spieler einen Fürsten zu einer
bereits eingesetzten fremden Fürstin stellt (und umgekehrt). Voraussetzung für
das Platzieren einer Fürstin bzw. eines Fürsten ist die Abgabe entsprechender
Waren (weiße bzw. schwarze Warensteine). Unabhängig von einer Heirat erhält der
einsetzende Spieler eine Belohnung. Eine weitere Aktionsmöglichkeit ist die
Nutzung einer Persönlichkeit, die mit blauen Warensteinen bezahlt werden muss.
Anschließend führt der Spieler eine Aktion
bzw. den Bonus aus, welche die Persönlichkeit bewirkt.
Die meisten Sonderaktionen ermöglichen das Einsetzen eines
Fürsten / einer Fürstin in eine bestimmte Stadt. Im Gegensatz zur „normalen“
Einsetzfunktion muss der Spieler hier mit gelben Waren bezahlen und ist an
einen bestimmten Ort gebunden. Weitere Sonderfunktionen können auch ein Handel
oder die Nutzung einer Persönlichkeit sein. Sobald alle Spieler gepasst haben,
führen sie noch eine Bonusaktion aus. Dann endet der Durchgang und eine
Durchgangswertung findet statt. Für ledige Fürsten und Fürstinnen auf dem
Spielplan erhalten die Spieler in den ersten beiden Durchgängen Siegpunkte.
Weitere Punkte können die Spieler durch Ausspielen von gelben Wertungskarten
erhalten (die über Persönlichkeiten, Mitgift oder Bonusaktionen vergeben
werden). Am Ende des dritten Durchgangs findet die Schlusswertung statt, bei
der die Mehrheiten in den einzelnen Ländern gewertet werden. Der Spieler mit
den meisten Siegpunkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Nach den überragenden Erfolgen von Russian Railroads und Auf
den Spuren von Marco Polo war die Meßlatte zum neuen Hans im Glück Spiel
extrem hoch angesetzt. Und die Frage aller Fragen war natürlich, ob Dynasties dieser ambitionierten
Erwartungshaltung gerecht wird.
Ähnlich wie Marco
Polo tendiert auch Dynasties
wieder größtenteils in Richtung Vielspieler-Spiel, aber auch erfahrene Gelegenheitsspieler
gehören zum Zielklientel dieser Veröffentlichung. Genau dieser Spagat hat sich
in den ersten Partien aber auch als Achillesferse entpuppt, denn den
lupenreinen Strategiespielern war der Glücksfaktor von Dynasties zu hoch. Eine der siegpunktträchtigsten Aspekte des
Spiels ist nämlich der Einsatz von gelben Wertungskarten, und beim Ziehen
dieser Karten spielt Fortuna eine große Rolle. Wer zum richtigen Zeitpunkt die
richtigen Karten zieht hat einen klaren Vorteil gegenüber Mitspielern, die oftmals
unpassende Wertungskarten auf die Hand bekommen. In diesem Zusammenhang sei
übrigens angemerkt, dass es bei diversen gelben Wertungskarten leichte
Unklarheiten in der Erläuterung auf dem Beiblatt gibt. Gemeint sind nämlich die
eigenen Familienmitglieder (Verheiratet)
bzw. eigene Fürsten und Fürstinnen
auf dem Spielplan. Bei den Karten Fürst
/ Fürstin hat der Verlag übrigens
bereits einen entsprechenden Hinweis in den FAQ zum Spiel veröffentlicht.
Und wo wir schon beim erwähnten Beiblatt sind, wollen wir
auch die eigentliche Spielanleitung von Dynasties
unter die Lupe nehmen. Diese ist absolut vorbildlich geworden, wie man es vom
Hans im Glück Verlag gewohnt ist. Sowohl der Aufbau als auch die Struktur des Regelwerks
sind perfekt konzipiert, und auch der Schreibstil und die dazugehörigen
Beispiele sind äußerst verständlich verfasst und leicht zugänglich geschrieben.
Diesbezüglich muss man Hans im Glück einfach ein allgemeines Riesenkompliment
machen, denn ein Lob zu den Spielanleitungen des Verlags ist eigentlich immer
gang und gebe. Da sitzen echte Könner im Lektorat, die genau wissen, was sie
tun.
Spielerisch ist es natürlich immer von Vorteil, möglichst
viele Waren zu besitzen. Insofern sind die Handelsplätze in den Schiffen
äußerst begehrt, weil der Handel nun mal die leichteste Möglichkeit ist, um an
Warensteine heranzukommen. Sobald ein Spieler über schwarze oder weiße Waren
verfügt, lohnt sich prompt das Einsetzen von Fürsten und Fürstinnen. Diese
Option ist eigentlich immer überlegenswert und sollte so schnell wie möglich
genutzt werden. Ebenfalls beliebt ist die Nutzung von Persönlichkeiten. Vor
allem Karl V. ist diesbezüglich heiß begehrt, weil diese Person den Bezug einer
gelben Wertungskarte ermöglicht, die wiederum für viele Siegpunkte gut ist. Wie
bei den meisten Spielen ist eigentlich alles wichtig. Das A und O des ganzen
ist ein gutes Timing. Die richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt ist ein
Garant für eine vielversprechende Strategie, und bei gleich starken Spielern
geht Dynasties halbwegs eng aus. In
diesem Fall entscheiden oftmals Glücksnuancen über Sieg und Niederlage.
Fazit:
Kommen wir abschließend zur bereits erwähnten Frage aller
Fragen zurück. Kann Dynasties die hoch
liegende Meßlatte erreichen, die Russian
Railroads und Konsorten gesetzt haben? Die Antwort hierauf lautet: Ja, zum
Großteil. Das Spiel macht Spaß, sieht klasse aus und hat Wiederspielreiz. Allerdings
darf nicht verschwiegen werden, dass Russian
Railroads und Co. einen Tick besser sind. Unter dem Strich ist Dynasties aber zweifellos eine bedenkenlose
Weiterempfehlung wert, wenn interessierte Vielspieler mit einem gewissen
Glücksfaktor leben können.
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