Autor: Reiner
Stockhausen
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Einleitung:
Frankreich im Mittelalter. Rund um die Stadt Orleans tummeln
sich Bauern, Händler, Ritter, Handwerker, Schiffer und Mönche, um mit ihren
individuellen Fähigkeiten die Vorherrschaft im entsprechenden Bereich
auszubauen. Wer stellt seine Gefolgsleute-Mannschaft am besten zusammen, um
letztendlich die optimalen Aktionen ausführen zu können?
Ablauf:
Zunächst werden der Hauptspielplan und das Tableau
„Segensreiche Werke“ in die Mitte gelegt. Jeder Spieler erhält einen
Gefolgsleutebeutel, fünf Münzen, sieben Marker, eine Spielertafel, eine
Händlerfigur, zehn Kontore und vier Gefolgsleute (Bauer, Schiffer, Handwerker,
Händler). Die Gefolgsleute werden auf die Slots der Spielertafel platziert, die
maximal acht Personen aufnehmen kann. Jetzt wird die Wegstrecke des
Hauptspielplans mit Warenplättchen bestückt. Die restlichen Warenplättchen
werden genau wie die weiteren Utensilien (z.B. neutrale Personenplättchen,
Stundenglaskarten etc.) auf die entsprechenden Stellen des Spielplans gelegt.
Orleans geht über 18 Runden, die jeweils in
sieben Phasen unterteilt sind. Zu Beginn einer Runde wird immer als erstes die
oberste Stundenglaskarte aufgedeckt, welche ein bestimmtes Ereignis beinhaltet.
Die Spieler kennen somit das aktuelle Ereignis, welches dann später in der
sechsten Phase abgehandelt wird. Während der Volkszählung erhält der Spieler
mit den meisten Bauern ein Geld als Einkommen, während der Spieler mit den
wenigsten Bauern ein Geld abgeben muss. Nun ziehen die Spieler die erlaubte
Anzahl an Gefolgsleuten aus dem Beutel und legen sie auf die offenen Slots des
Markts auf ihrer Spielertafel. Anschließend werden diese Personen auf den Aktionsfeldern
der Orte eingesetzt. Man darf Personenplättchen auch auf dem Markt liegen
lassen, um sie in einer späteren Runde einzusetzen. Nachdem alle Spieler ihre
Gefolgsleute platziert haben, können die Aktionen an allen aktivierten Orten
ausgeführt werden. Die für eine Aktion eingesetzten Gefolgsleute kommen nach
Ausführen der Aktion zurück in den eigenen Gefolgsleutebeutel. Anschließend
wird das eingangs aufgedeckte Ereignis abgehandelt und der Startspieler
wechselt im Uhrzeigersinn weiter.
In der Regel werden mehrere bestimmte unterschiedliche
Personen für die Rekrutierung weiterer Gefolgsleute benötigt. Dadurch wird
automatisch eine Aktion ausgelöst. Beispielsweise erhalten die Spieler durch
den Handwerker ein Technikplättchen, das einem ständigen Arbeiter entspricht.
Oder die Spieler dürfen mittels Rittern in den folgenden Runden mehr Personen
aus dem Beutel ziehen usw. Auf diese Art und Weise können die Spieler im Laufe
des Spiels auch verschiedene Waren einsammeln, Kontore errichten und auf der
Entwicklungsleiste voranschreiten.
Das Spiel endet nach der 18. Runde. Nun erfolgt die
Schlusswertung, in der die Spieler Siegpunkte für Waren, Geld und eine
Kombination aus Kontoren plus Bürgerplättchen multipliziert mit dem
Entwicklungsstand der Entwicklungsleiste erhalten. Der Spieler mit den meisten
Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Orleans war 2015 zum Kennerspiel des Jahres
nominiert und hätte diesen Preis auch sicherlich verdient gehabt. Denn die
Klasse des Spiels lässt sich am einfachsten mit einem einzigen Wort
beschreiben: Genial!
So wie Dominion
seinerzeit den Deckbuilding-Mechanismus hoffähig gemacht hat, so führt Orleans das Bagbuilding-Prinzip ein.
Spontan erwacht da bei vielen gestandenen Strategiespielern die Angst vor einem
hohen Glücksfaktor, doch diese Befürchtungen sind zum überwiegenden Großteil
unbegründet. Natürlich zieht man nicht immer die gewünschten Personenplättchen
aus dem Beutel, aber durch einen frühzeiteigen Ausbau der Burg können sich die
Spieler ja eine vermehrte Nachziehanzahl sichern, was sowohl taktisch als auch
strategisch sehr zu empfehlen ist. Ansonsten ist ein breitgefächerter
Personenkreis nicht von Nachteil, um möglichst viele unterschiedliche
Aktionsmöglichkeiten zur Auswahl zu haben. Diesbezüglich empfiehlt sich
übrigens auch das Anwerben von mindestens zwei Mönchen, die quasi als
Personenjoker eingesetzt werden können.
Weitere große Vorteile bringen die Zahnräder
(Technikplättchen), die einen ständigen Gefolgsmann darstellen. Da es
letztendlich um die meisten Siegpunkte geht, sollten diese primär beim Wagen,
Schiff und/oder im Gildenhaus eingesetzt werden, denn bei diesen Aktionen geht
es ums Reisen (=Waren einsammeln) und um die Errichtung von Kontoren. Beide
Faktoren sind die grundlegenden und einfachsten Möglichkeiten zur
Siegpunktgenerierung. Doch auch die Ortskarten zum Ausbau der Stadt sind nicht
zu verachten. Je nach spielerischer Ausrichtung lohnt sich der Bau eines
Hospitals, eines Ratskellers oder eines Pferdewagens allemal. Auf keinen Fall
sollte die Universität unterschätzt werden. Denn diese bringt schließlich
Fortschritt auf der Entwicklungsleiste, und das wiederum erhöht die
Entwicklungspunkte, die als Multiplikator für die Kombination aus Kontoren und
Bürgerplättchen dienen.
Wichtig und punkteträchtig sind eigentlich alle Optionen,
und genau das macht Orleans auch so
interessant. Hier gibt es keinen allgemeingültigen Königsweg, der immer zum
Sieg führt. Stattdessen ist eine halbwegs ausgewogene Balance mit leichter Tendenz
in Richtung Reisen und Kontorbau empfehlenswert.
Orleans ist sicherlich in erster Linie auf
Vielspieler und Kenner ausgerichtet, aber auch ambitionierte
Gelegenheitsspieler sollten mit dem Mechanismus gut klarkommen. Denn trotz
immenser Tiefe und Abwechslungsreichtum ist Orleans gar nicht mal so schwer zu erlernen. Auf zwölf Seiten Anleitung
werden die Regeln ausgezeichnet erläutert und lassen keine Fragen offen. Der
Spielspaß ist für das angesprochene Klientel sehr hoch, und auch der
Wiederspielreiz ist vom feinsten. Wer anspruchsvolle Strategiespiele mag, bei
denen man sich nicht das Hirn verknoten muss, liegt bei Orleans goldrichtig. Klare Weiterempfehlung ohne jegliche
Abstriche!
Fazit:
Orleans ist spannend, originell und
innovativ. Das Spiel erobert die Herzen der Vielspieler im Sturm und dürfte mit
großer Wahrscheinlichkeit sogar zu einem Allzeit-Favorit vieler Kenner werden.
Einfach nur ganz großes Kino!
Vielen Dank für die Rezension! Seit ich Orleans das erste Mal im Laden gesehen hab, steht das auf meiner ToDo-Liste.
AntwortenLöschenLeider bin ich bisher noch nicht dazu gekommen, diese Rezension bringt mich aber wieder dazu, da einmal nach Ausschau zu halten ;)