Autor: Tim Puls
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30- 240 Minuten
Einleitung:
Im Auftrag des Kaisers sollen die Protagonisten im epischen
Strategiespiel Die Kolonisten eine
neue Gemeinde gründen und sie zu Glanz und Wohlstand bringen. Um dieses Ziel zu
erreichen, müssen die Spieler diverse Gebäude errichten, um den ankommenden
Kolonisten Arbeit zu ermöglichen. Im Laufe der Epochen werden die Aufgaben in
der Gemeinde immer komplexer. Hinzu kommen diplomatische Beziehungen, welche
die Gemeinde noch schneller aufblühen lassen. Wessen Kolonie am Ende den
größten Wohlstand erreicht hat, gewinnt das Spiel.
Ablauf:
Zu Beginn einer Partie Die
Kolonisten einigen sich die Spieler zunächst darauf, welche Epoche(n) sie
spielen möchten. Abhängig von der getroffenen Auswahl werden dann sämtliche
benötigte Utensilien (Gebäude, Waren, Sonderbotschafter etc.) bereitgelegt.
Nahezu alle Materialien sind mit einer Epochenkennzeichnung ausgestattet, die
das Heraussuchen des Materials vereinfacht. Gemäß den ausgewählten Kolonietableaus
werden dann noch die dazugehörigen Spezialutensilien (z.B.
Speichererweiterungen) bereitgelegt.
Nun wird der Start-Spielplan aufgebaut, der aus zwei Märkten
und zwölf Orten besteht. Im Verlauf einer Partie kommen immer wieder neue Orte
hinzu. Jeder Spieler erhält einen Gemeindeplan, eine Bilanzkarte und einen
Verwalter. Auf dem Gemeindeplan befinden sich mehrere Parzellen, auf denen
Gebäude errichtet werden können. Der Plan beinhaltet außerdem ein Grundlager
mit der Kapazität für drei Waren, einen Speicher und eine Schmiede. Weiterer
Lagerraum und sonstige Gebäude können später über die Baumeisterorte errichtet
werden.
Eine Epoche verläuft über fünf Jahre, die in jeweils zwei
Halbjahre (=Runden) unterteilt sind. Pro Halbjahr / Runde führen die Spieler 3
Spielzüge durch. Zu Beginn eines Durchgangs wird die oberste Marktkarte
aufgedeckt, die immer drei Handlungsoptionen auf einem Markt bietet. Weiterhin
werden im Rahmen der Rundenvorbereitung drei neue Orte aufgedeckt, die später
vom Startspieler an den Spielplan angelegt werden. Der aktive Spieler führt
drei Spielzüge unmittelbar hintereinander aus. Dazu versetzt er seinen
Verwalter auf einen Nachbarort oder einen Markt und führt die dazugehörige(n)
Aktion(en) aus. Auf verschiedenen Ortstypen erhalten die Spieler beispielsweise
Waren oder sie erlauben den Bau von Gebäuden oder sie bieten
Umtauschmöglichkeiten bzw. Veredelungen an usw. Waren werden nach Erhalt in
Lagerflächen eingelagert oder ggf. zwischengespeichert. Sie können jederzeit
vor oder nach einer Aktion umgelagert werden. Gebäude bieten Lagerplatz,
produzieren Waren und bringen über Wohnstätten neue Arbeiter ins Spiel. Gebäude
sind in der Regel nur aktiv, wenn dort ein Arbeiter eingesetzt ist, ansonsten
werfen sie keinen Ertrag ab. Botschaften gewähren nach Errichtung
unterschiedliche Boni bzw. Vorteile.
Ein Jahr endet nach zwei Halbjahren / Runden. Jetzt werden
die neuen Orte angelegt und die Spieler dürfen ihre Kolonisten neu verteilen.
Bürger und Kaufmänner müssen versorgt werden, Bauern jedoch nicht da sie
Selbstversorger sind. Last not least produzieren nun die mit Arbeitern
besetzten Gebäude Waren. Das Spiel endet nach der Produktionsphase des fünften Jahres
der vereinbarten Epoche. Dann erfolgt die Schlusswertung, in der die Talerwerte
aller Gebäude, Botschaften, Anschaffungen und aktiven Arbeitskräften addiert
werden. Der Spieler mit dem höchsten Wert (= größter Wohlstand) hat dann
gewonnen.
Meinung:
Der Untertitel der Kolonisten
lautet „Das epische Strategiespiel“, und diese Bezeichnung ist absolut
berechtigt. Aufgrund der epischen Breite konnte in der Ablaufbeschreibung selbstverständlich
nicht auf jedes Detail eingegangen werden, weil das den Rahmen einer Rezension
gesprengt hätte. Bei einem guten Review geht es darum, erst den groben Ablauf
bzw. die Kernmechanismen vorzustellen und dann die eigene Meinung zum Spiel zu
äußern. Und genau das passiert jetzt :-)
Die Kolonisten ist monumental, episch und genial. Anders
ausgedrückt: das Spiel ist Weltklasse! Primärer Klientel des Ganzen sind
natürlich Vielspieler-Experten, die eine lange Spieldauer und das gemächliche
Aufbauen einer eigenen Strategie zu schätzen wissen. Je nach Spieleranzahl kann
eine Partie Die Kolonisten durchaus
bis zu zehn Stunden dauern, was allerdings für die Maximalanzahl von vier
Spielern und das Durchspielen aller Epochen gilt. Bei dieser Konstellation ist
auch die Downtime relativ lang, d.h. die Zeit bis man wieder am Zug ist.
Empfehlenswerter sind diesbezüglich eher 3er-Konstellationen oder sogar ein
Duell von zwei Spielern. Spaß macht Die
Kolonisten aber in jeder Besetzung. Und zwar nicht nur Spaß, sondern
ultimativen Riesenspaß!
Im Bereich der PC-Spiele gibt / gab es Veröffentlichungen
wie Anno 1503 oder Anno 1701, die durchaus vergleichbar
mit den Kolonisten sind. Das A und O
eines vernünftigen Aufbaus ist ein abgestimmter Gebäudebestand, der logisch
ineinander greift. Welche Abstimmung die Spieler wählen ist ihnen überlassen.
Und aufgrund der vielen Optionen gibt es auch viele Möglichkeiten, eine gut
durchdachte Strategie aufzubauen. Auch wenn sich im Laufe einer Partie die Wege
oftmals trennen – am Anfang verfolgen die Spieler fast immer das gleiche Ziel,
nämlich den frühzeitigen Ausbau der Lagerstätten. Ohne maximale Lagerkapazität
gibt es eigentlich keine Chance, das Spiel gewinnen zu können. Und entsprechend
beliebt ist demzufolge die frühzeitige Errichtung zusätzlicher Lager. Zumeist
folgt dann der Bau weiterer Höfe, um neue Bauern ins Spiel zu bringen, die
sogleich auf die Lagerstätten gesetzt werden (um sie zu aktivieren). Dieses
„Fundament“ sollte auf jeden Fall gelegt werden, um anschließend eine eigene
Strategie zu entwickeln und zu verfolgen.
Aufgrund des variablen Spielaufbaus, der unterschiedlichen Kolonietableaus
und der wechselnden Zeit, wann welche Gebäude ins Spiel kommen, ist Die Kolonisten extrem abwechslungsreich
und hat einen gigantischen Wiederspielreiz (wenn man keine Probleme mit der
langen Spielzeit und ggf. der hohen Downtime hat). Bei den Kolonisten gibt es nahezu keinerlei Interaktion. Wer gerne vor sich
hinoptimiert ohne dabei in Kämpfe verwickelt zu werden, der findet sich bei
dieser Veröffentlichung im Brettspielparadies wieder. Und wer es nicht gar zu sehr
episch-lang mag, kann ja nur eine oder zwei Epochen spielen. Das Konzept der Kolonisten ermöglicht auch das, genauso
wie das Einsteigen in eine beliebige Epoche. Einfach nur mega-genial. Besser
kann ein anspruchsvolles Epik-Strategiespiel nicht konzipiert werden!
Fazit:
Lieber Leser, bist Du ein Vielspieler? Magst Du
anspruchsvolle Strategiespiele, deren zahlreiche Regeln in einer
ausgezeichneten Anleitung hervorragend erläutert sind? Hast Du kein Problem mit
einer qualitativ hochwertigen Materialvielfalt, die einen beim auspacken fast
schon erschlägt? Liebst Du lange Spielzeiten und forderst Du gerne Deine
kleinen grauen Zellen? Wenn Du all diese Fragen mit „ja“ beantworten kannst,
kommst Du um Die Kolonisten nicht
herum. Dieses Highlight ist wirklich jeden einzelnen Cent wert. Da gibt´s nur
eines: kaufen und spielen, spielen, spielen!
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