Autor: Marco Canetta /
Stefania Niccolini
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 - 90 Minuten
Einleitung:
Im Amerika des 19. Jahrhunderts war der Ausbau der
Infrastruktur von höchster Bedeutung. Um die Siedlungen im Westen der
Vereinigten Staaten anzuschließen, wetteifern zwei bis vier Spieler um das
beste Eisenbahnnetz inklusiver Bahnhöfe. Aber auch das Telegrafennetz sorgt für
jede Menge Siegpunkte und wichtige Boni. Und wer dann noch die Unternehmensmeilensteine
erreicht, ist dem Spielsieg verdammt nahe.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit den
Stadt- und Telegrafenplättchen bestückt. Jeder Spieler erhält ein
Spielertableau, vier weiße Arbeiter, 600 Dollar, drei Aktien im Wert von 150 Dollar,
ein Lokomotivenplättchen („2 Arbeiter befördern“) und zwei Meilensteinplättchen
der Kategorie A. Abhängig von der ausgelosten Spielerreihenfolge sucht sich
jeder Protagonist noch ein Startaufbauplättchen inkl. eines farbigen Arbeiters aus.
Der Hauptspielplan besteht im Wesentlichen aus drei
Teilbereichen: Einer Landkarte mit Städten die durch Schienen miteinander
verbunden sind, einer Telegrafenleiste und drei Errungenschaftsleisten. Auf dem
Spielertableau befinden sich vier Aktionsauswahlmöglichkeiten, die in eine Hauptaktion
und zusätzliche Effekte unterteilt sind. Mit den Hauptaktionen kann ein Spieler
- einen Bahnhof bauen. Voraussetzung ist hierbei, dass die dazugehörige Stadt mit dem eigenen Schienennetz verbunden ist. Der Bau eines Bahnhofs ist kostenpflichtig.
- das eigene Schienennetz ausbauen. Dazu platziert der Spieler zwei Gleise an sein Netz auf dem Hauptplan und bezahlt die anfallenden Kosten.
- ein Telegrafenbüro errichten. Dazu setzt der Spieler ein eigenes Gebäude auf ein Feld der Telegrafenleiste und erhält den dazugehörigen Bonus. Für den Bau des ersten Gebäudes in einem Feld gibt es einen Sonderbonus.
- eine Schiene oder ein Gebäude verkaufen. Bei dieser Aktion darf der Spieler auch zusätzlich ein eigenes Lokomotivenplättchen umdrehen und dessen Vorteil nutzen. Alle Gleise und Gebäude der Spieler befinden sich auf dem Spielertableau und dürfen nur von links nach rechts entfernt werden.
Wird eine weiße Figur auf ein Aktionsfeld gesetzt, kann der
Spieler einen eigenen Arbeiter befördern, d.h. auf ein Plättchen mit
Meilensteinen setzen. Um Meilensteine zu erfüllen, müssen wiederum diverse
Vorgaben erfüllt sein, z.B. müssen mindestens x Städte ans Schienennetz
angebunden sein oder mindestens y Bahnhöfe gebaut worden sein etc. Werden
farbige Figuren auf ein Aktionsfeld gesetzt, lösen diese neben der Hauptaktion
zusätzliche Effekte aus. Zumeist erhält der Spieler zusätzliche Boni oder Geld.
An farbige Arbeiter kommt man durch den Bau von Bahnhöfen (i.d.R. ist das eine
Hauptbelohnung). Durch Belohnungen können die Spieler auch auf den
Errungenschaftsleisten aufsteigen. Die erreichten Höhen dienen am Ende als
Multiplikator für gebaute Bahnhöfe, Telegrafenbüros und angeschlossene Städte
im Westen der USA.
Das Ende des Spiels wird eingeläutet, sobald ein Spieler
alle Gleise und Gebäude links vom Unternehmenslogo des Spielertableaus
abgeräumt hat. Dann wird noch eine Runde gespielt und anschließend erfolgt die
Schlusswertung. In dieser erhalten die Spieler Siegpunkte für aufgedeckte Lokomotivenplättchen,
erreichte Meilensteine, benachbarte Telegrafenbüros und Errungenschaften. Der
Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Railroad Revolution ist ein typisches What´s Your Game
Spiel. Sowohl die
Komplexität als auch die Optik reihen sich nahtlos in die bisherigen
Veröffentlichungen des Verlags ein, und gleiches gilt selbstverständlich auch
für die Klasse und den Spielspaß von Railroad
Revolution.
Das Spiel ist genial, macht tierisch Spaß und bietet jede Menge
verzahnte Möglichkeiten, welche die kleinen grauen Zellen der
Nachwuchs-Eisenbahnunternehmer fordern. Dabei ist jedoch positiv anzumerken,
dass Railroad Revolution nicht so
überladen ist wie andere What´s Your Game Veröffentlichungen (z.B. Madeira oder Vinhos, die aber natürlich auch fantastisch sind). Das Ganze ist
absolut logisch konzipiert und zeigt den Spielern von Anfang an recht deutlich,
auf welche Art(en) Siegpunkte generiert werden können. Unbedingt erforderlich
ist das Emporrücken auf zumindest zwei Errungenschaftsleisten. Und natürlich
sollten dann die dazugehörigen Errungenschaften auf dem Hauptplan (z.B.
Bahnhöfe bauen) konsequent verfolgt werden. Es macht beispielsweise wenig Sinn,
auf der Telegrafen-Errungenschaftsleiste ganz oben zu stehen aber nur wenig
Bürogebäude zu besitzen. Diesbezüglich sollten die entsprechenden Faktoren auf
jeden Fall gut abgestimmt sein.
Aber welchen Weg soll man einschlagen und lohnt sich
vielleicht sogar eine Extremstrategie? Eine Extremstrategie klappt höchstens
beim Streckenanschluss von 5er Städten im Westen (inkl. höchster Stufe auf der
dazugehörigen Errungenschaftsleiste). Nur auf Bahnhöfe oder nur auf Telegrafenbüros
zu setzen geht aber zumeist in die Hose. Denn fast alle Meilensteine erfordern
als Voraussetzung den Bau diverser Bahnhöfe, während die verfügbaren Gebäude
als Telegrafenbüros jede Menge Geld einbringen, welches wiederum erforderlich
ist, um Gleise und Bahnhöfe zu bauen. Eine vernünftige Balance aus Bahnhöfen
und Telegrafenbüros ist eigentlich immer der Schlüssel zum Erfolg. Wie dann mit
den Errungenschaftsleisten hantiert wird, bleibt jedem Spieler selbst
überlassen. Für Anfänger ist es allerdings leichter, sich auf die ersten beiden
Leisten zu konzentrieren und die dritte Leiste „stiefmütterlich“ zu behandeln.
Absolute Priorität genießt der frühzeitige Erwerb von
farbigen Arbeitern. Nur diese ermöglichen die wichtigen Zusatzeffekte, ohne die
eine Partie nicht gewonnen werden kann. Und auch diesbezüglich empfiehlt sich
ein ausgewogener Bestand von allen Farben. Dann können verschiedene Fähigkeiten
genutzt werden, und außerdem erfordern die Meilensteine immer bestimmte Farben
von ihren beförderten Arbeiter-Führungskräften.
Railroad Revolution eröffnet den Spielern also wieder
mal jede Menge Möglichkeiten, deren optimale Auswahl gigantische Spielfreude
bereitet. Erwartungsgemäß eignet sich das Spiel ausschließlich für erfahrene
Vielspieler. Gelegenheitsspieler und Kinder sind mit den Mechanismen zweifellos
überfordert, obwohl das Ganze gar nicht mal so kompliziert ist. Da gab es schon
komplexere Veröffentlichungen von What´s Your Game. Ein großes Lob gebührt der
tollen Spielanleitung, die hervorragend aufgebaut ist und keine Fragen offen
lässt. Da hat Pegasus als deutscher Vertrieb ganze Arbeit geleistet. Gibt es
last not least eigentlich aus was zu kritisieren? Antwort: nein! :-)
Fazit:
Glückwunsch an Pegasus zur Vertriebsübernahme von What´s
Your Game. Dieser Verlag ist ein Garant für exzellente
Vielspielerveröffentlichungen, und Railroad
Revolution steht seinen großartigen Vorgängern in nichts nach. Das Spiel
ist einfach große Klasse, macht Spaß, hat eine verständliche Symbolik und weiß
auf ganzer Linie zu begeistern. Ergo: klare Weiterempfehlung ohne jegliche
Abstriche!
Is there a English edition?
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