Autor: Dr. Gerhard
Petschel-Held / Dr. Klaus Eisenack
Spieleranzahl: 3 - 6
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 – 120 Minuten
Einleitung:
Seit einigen Jahren ist das Problem des Klimawandels immer
mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Aufgrund der Erkenntnisse von
Mitgliedern des PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) wurde Keep Cool entwickelt, das spielerisch
die ökologischen Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftspolitik simuliert.
Ablauf:
Keep Cool besteht aus einem Karbometer (der
zunächst zusammengebaut werden muss), sechs Ländertafeln, 40 schwarzen
Fabriken, 35 grünen Fabriken, 30 roten Schutzsteinen, 120 Kohlechips, 38
Treibhauskarten, 11 Zielkarten, einem Spielplan und einem Würfel.
Zu Beginn einer Partie erhält jeder Spieler eine Ländertafel
mit unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen. Das Startkapital an schwarzen
und grünen Fabriken sowie die Anzahl an Schutzsteinen ist auf der Tafel
vermerkt. Ebenfalls angegeben sind das wirtschaftliche Ziel des Spielers und
ein Bonus, der jede Runde in Kraft tritt. Weiterhin zieht jeder Spieler geheim
eine individuelle Zielkarte mit zwei politischen Aspekten. Wer als Erster sein
wirtschaftliches Ziel und eines der politischen Ziele erfüllt hat, gewinnt das
Spiel.
Der aktive Spieler zieht eine Treibhauskarte und würfelt, ob
eine Katastrophe eintritt. Sollte ein Desaster eintreten, betrifft es einen
oder alle Spieler. In der Regel müssen dann Kohlechips bezahlt/abgegeben
werden. Hat ein Spieler nicht mehr genügend Chips in seiner Reserve und bekommt
er keine Unterstützung von den Mitspielern, muss er eine Fabrik abreißen. Dafür
erhält er dann zwei Kohlechips als Schrottwert. Nach Abhandlung einer
eventuellen Katastrophe kassieren die Spieler Einkommen für ihre Fabriken. Das Einkommen
für grüne Fabriken stammt vom Vorrat, während das Einkommen für schwarze
Fabriken vom Karbometer genommen wird. Je weniger Chips auf diesem Karbometer
liegen, desto kritischer ist die globale Klimalage. Diese Lage bestimmt unter
anderem auch mögliche Katastropheneffekte.
Nun kann der aktive Spieler wahlweise eine schwarze oder
grüne Fabrik bauen oder Schutzsteine kaufen, die den Schaden von Katastrophen
verringern. Weiterhin ist es möglich, durch eine Innovation den Preis von
grünen oder schwarzen Fabriken zu senken. Hierbei können sich die Mitspieler
beteiligen und so ihre eigenen Preise ebenfalls anpassen. Während der gesamten Zeit
kann der aktive Spieler mit sämtlichen Mitstreitern verhandeln (z.B. welche
Fabrik er bauen soll, er kann sich Geld leihen etc.). Am Ende des Spielzugs
erholt sich das Klima und neue Kohlechips werden auf das Karbometer gelegt.
Sobald ein Spieler sein wirtschaftliches Ziel und eines seiner politischen
Ziele erreicht hat, endet Keep Cool
und dieser Spieler hat gewonnen. Wird jedoch der letzte Kohlechip vom
Karbometer genommen oder niemand hat mehr als zwei Fabriken (egal welcher
Farbe), haben alle Spieler automatisch gemeinsam verloren.
Meinung:
Keep Cool ist eine Besonderheit innerhalb der
Brettspielszene, weil es in zweierlei Hinsicht beurteilt werden sollte.
Zum einen ist da natürlich das rein spielerische Element,
bzw. der Spielspaß und die klassischen Tugenden eines typischen
Vielspieler-Gesellschaftsspiels. Diesbezüglich kann Keep Cool leider nicht vollends überzeugen. Und das hat gleich mehrere
Gründe. Keep Cool ist mit Sicherheit
kein „Hingucker“. Das Spiel wirkt nüchtern und teilweise sogar minimalistisch
konzipiert, und genauso ist auch das Design ausgefallen. Also definitiv kein
optischer Leckerbissen, der den Spiele-Appetit schon vor der ersten Partie
anregt. Nun haben wir aber gelernt, dass Optik nicht alles ist und oftmals nur
leere Luft kaschiert, wie diverse TV-Formate ja eindrucksvoll unter Beweis
stell(t)en ;-)
Doch auch der Spielreiz ist bedauerlicherweise kritisch zu
betrachten. Denn die Mechanismen funktionieren zwar, wirken spielerisch aber
nicht unbedingt elegant und auch nicht perfekt ausbalanciert. Das Kernstück von
Keep Cool ist natürlich die
Kommunikation und das Verhandlungsgeschick bezüglich aller denkbaren
Möglichkeiten. Selbstverständlich soll dieses Kernelement ein
Miteinander-Gefühl entwickeln, doch genau daran krankt es, wenn zu viele
konkurrierende Ziele im Spiel sind. Haben beispielsweise drei Spieler entgegen gesetzte
Ziele (Mindestanzahl schwarzer Fabriken versus Mindestanzahl grüner Fabriken
versus Entwicklungshilfe), sind die Verhandlungen bei ausgeprägten Egoisten
fast immer zum Scheitern verurteilt. Und in solchen Fällen verlieren die
Spieler mit 99%iger Wahrscheinlichkeit gemeinsam. Würde der Spieler mit dem
Ölindustrie-Ziel aber zu sehr nachgeben, hätte er keine Chance auf den eigenen
Spielsieg. Also lässt er lieber die Gruppe als Ganzes untergehen.
Genau diese Vorgehensweise bringt uns aber sogleich zum
zweiten Beurteilungskriterium, nämlich den Lerneffekt. Keep Cool versteht sich primär als Lernspiel, durch das eine Gruppe
erkennen soll, dass ein globales Problem wie der Klimawandel nur gemeinsam
gemeistert werden kann. Die Spieler schlüpfen also in die Rollen von
Politikern, die durch Verhandlungen, Absprachen, Kompromissen etc. zu einer
gemeinsamen Lösung kommen müssen, um nicht von den Folgen einer
Umweltkatastrophe überrannt zu werden. Und dieses Lernziel meistert Keep Cool auf ganzer Linie. Insofern
eignet sich das Spiel hervorragend als Oberstufenprojekt einer Schulklasse aber
auch für Manager-Seminare, damit die Führungskräfte lernen, Kompromisse zum
Wohl des Ganzen einzugehen. Denn wie bereits gesagt: es geht nur zusammen, und
genau diese Erkenntnis transportiert Keep
Cool auf beeindruckende Weise.
Fazit:
Wer ausschließlich den spielerischen Reiz im Fokus hat, wird
mit Keep Cool nur eingeschränkt glücklich
werden. Da gibt es ehrlich gesagt bessere Spiele mit interessanteren Mechanismen
und schönerer Optik, die das Vielspielerherz höher schlagen lassen. Wer jedoch
auch ökologisch-politische Interessen hat und einem Lerneffekt positiv
gegenübersteht, sollte Keep Cool
unbedingt mal ausprobieren.
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