Autor: Inka Brand / Markus Brand
Spieleranzahl: 2 - 4
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 90 Minuten
Einleitung:
Mit My Village
schlägt das Autorenduo Inka und Markus Brand ein neues Kapitel in der
Dorfchronik auf. In dieser Veröffentlichung führt jeder Spieler sein eigenes
Dorf zu Ruhm und Ehre, indem er es sukzessive mit unterschiedlichen Anbauten
erweitert. Doch wie beim „älteren Bruder“ Village
verrinnt auch hier die Zeit unerbittlich, und so sterben immer wieder die
Dorfbewohner, die jedoch Voraussetzungen für die Aktivierungen der weißen
Banner sind. Nur wer sein Dorf optimal ausbaut und gleichzeitig das
Zeitmanagement im Auge behält, wird am Ende als Sieger hervorgehen und einen
glorreichen Platz in der My Village
Chronik einnehmen.
Ablauf:
Zunächst wird der Zentralplan in die Mitte gelegt und mit
der Ratte sowie dem grauen Rattenwürfel bestückt. Anschließend erhält jeder
Spieler seinen Dorfplan. Dieser Plan ist in vier Orte und sechs Bereiche
untergliedert. Das Oberhaupt jeder Familie startet im Haupthaus und kann in
späteren Zügen auf dem Weg weitergezogen werden. Sonstige Orte des Plans sind
die Münzscheune für die Geldmarker, die Schule für den Nachwuchs, und der
Geschichtenbaum für die Geschichten-Punkte. Die an den beiden Seiten
angesiedelten Bereiche unterteilen sich in Religionsbereich, Ratsbereich,
Erntebereich, Reisebereich, Handwerksbereich und Marktbereich. Mit Ausnahme des
Erntebereichs müssen für alle Berufsbereiche die entsprechenden Dorfbewohner
anwesend sein, um die jeweiligen Aktionen ermöglichen/nutzen zu können.
Rund um den Zentralplan werden alle weiteren benötigten
Utensilien platziert. Die wichtigsten Materialien sind die unterschiedlichen
Karten für die dazugehörigen Berufsbereiche. Folgende Kartenarten liegen aus:
Kirchenkarten, Rathauskarten, Versammlungsplatz-Karten, Mönchskarten,
Kornfeldkarten, Kundenkarten, Reisekarten und Handwerksgebäude-Karten. Jede
Karte besitzt eine dunkel umrandete und eine hell umrandete Seite. Die
ausliegenden Karten zeigen die dunkel umrandete Seite. Lediglich die obersten
sechs Kundenkarten werden auf die helle Seite gedreht und offen ausgelegt.
Abhängig von der Seite zeigen die Karten ein dunkles oder ein helles Banner mit
einer Zahl darauf. Das ist der Bannerwert. Weiterhin abgebildet sind die Kosten
für die Aktivierung der Karte sowie die dazugehörige Aktion/Belohnung.
Jede Runde My Village
besteht aus einer Vorbereitungs- und einer Aktionsphase. In der
Vorbereitungsphase legt der Startspieler einen Geschichten-Punkt auf die
Handinnenfläche der Startspieler-Hand. Anschließend würfelt er mit allen weißen
und schwarzen Würfeln. Die geworfenen Würfelt bilden den Würfel-Pool für die
Aktionsphase dieser Runde. Nun wählt der aktive Spieler zwei Würfel aus dem
Pool aus und bildet damit seinen Bannerwert. Gegen Abgabe einer Münze kann eine
Augenzahl um einen Wert verändert werden. Schwarze Würfel sind Pestwürfel, die
jeweils zwei Zeit kosten. Nach der Erstellung des Bannerwerts kann der Spieler
ein schwarzes Banner mit diesem bannerwert aktivieren oder mehrere weiße Banner
des Dorfs mit diesem Bannerwert. Alternativ kann das schwarze ?-Banner des
Dorfs aktiviert werden, um das Oberhaupt einen Schritt auf dem Weg zu bewegen.
Je nach Zielposition der Oberhauptfigur erhält der Spieler eine Münze, drei Geschichten-Punkte
oder er sichert die Geschichten-Punkte des Geschichtenbaums im Haupthaus. Am
Ende zählen nur die gesicherten Punkte als Siegpunkte.
Wenn ein Spieler ein schwarzes Banner einer Karte der
allgemeinen Auslage aktiviert, kauft er diese Karte, führt den Effekt aus und
legt sie umgedreht mit der hellen Seite an den dazugehörigen Bereich seines
Dorfs an. Auf diese Weise erwirbt der Spieler Karten, die später mit den weißen
Banners Vorteile bringen. Aktiviert der Spieler ein oder mehrere weiße Banner
von Karten seines Dorfs, kann er die dazugehörige Aktion ausführen bzw. die
Vorteile erhalten (z.B. Erwerb von Gütern wie Pferd, Pflug etc. oder die
Bedienung von Kundenkarten usw.). Durch Aktivierung des schwarzen Banners der
Startspieler-Hand erhält der Spieler alle darauf liegenden Geschichten-Punkte
und wird Startspieler der nächsten Runde. Mittels Aktivierung des Schulbanners
kann der Spieler Nachwuchs in die Schule stellen oder einen ausgebildeten
Sprössling von der Schule ins Dorf umschichten (als Nachfolger eines
gestorbenen Dorfbewohners).
Last not least wird nun geprüft, ob ein Dorfbewohner stirbt.
Überquert der Zeitmarker die Brücke der Zeitleiste, muss der Spieler einen
Dorfbewohner sterbe lassen. Tote Dorfbewohner kommen in einen Dorfchronik-Sarg
oder in ein anonymes Grab. Abhängig von der Position erhält der Spieler dann
ggf. Geschichten-Punkte. Das Spiel endet, sobald eine spielerabhängige Anzahl
von Dorfbewohnern gestorben ist. Zum Ende dieser Runde werden sämtliche
Bereiche des Dorfs sowie alle erspielten Siegpunkte ausgewertet bzw. addiert.
Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Die erste Frage, die sich die meisten Village-Fans stellen dürften, ist: handelt es sich bei My Village um eine Erweiterung zum
Kennerspiel des Jahres 2012 oder ist es ein eigenständiges Spiel mit neuen
Mechanismen? Antwort: My Village ist
ein eigenständiges Spiel, das zwar thematisch an Village anknüpft aber mechanisch andere Spielprinzipien bedient.
Der Kernmechanismus des Spiels ist der Würfeleinsatz zur Bildung des
Bannerwerts, der ausschlaggebend für die Aktionsphase ist. Einige Spieler
werden nun befürchten, dass My Village
aufgrund des Würfeleinsatzes einen hohen Glücksfaktor innehat, doch dieser
These ist nur bedingt zuzustimmen. Sicherlich ist ein kleiner Glücksanteil
nicht von der Hand zu weisen, aber schließlich kann ein Würfelergebnis auch
modifiziert werden. Entweder durch Zahlung von Münzen oder durch eine
Versammlungsplatz-Karte. Insofern ist der Glücksfaktor von My Village auch nicht größer als bei Die Burgen von Burgund, das bekanntermaßen ein zeitloser Favorit
von etlichen Vielspielern ist.
Und genau dieses Klientel wird auch von My Village angesprochen. My
Village ist definitiv ein Kenner- und Vielspielerspiel, das die kleinen
grauen Zellen ganz schön fordert. Ein sinnvoller Ausbau des eigenen Dorfs ist
unumgänglich, um gegen starke Gegner eine
Chance zu haben. Dabei stellt sich aber sogleich die Grundsatzfrage, ob
man auf möglichst viele gleiche Bannerwerte setzt oder die Werte der Gebäude
splittet, um nicht von bestimmten Würfelkombinationen abhängig zu sein. Fakt
ist, dass mehrere gleiche Bannerwerte viele Vorteile bieten. Beispiel: ein
Spieler besitzt das Gildenrathaus und hat bereits einige Kundenkarten in seinem
Marktbereich liegen. Durch Bildung des Bannerwerts 3 kann er nun ein Joker-Gut
in Besitz nehmen, ggf. mehrere Kundenkarten bedienen und zusätzlich Nachwuchs
in die Schule schicken. Grundsätzlich ist das eine tolle Konstellation, aber
der Nachteil ist, dass man von kleinen Zahlen abhängig ist. Eine gute Balance
aus mindestens zwei bis drei identischen Bannerwerten im eigenen Dorf ist
sicherlich zu empfehlen, um im eigenen Zug genügend Auswahlmöglichkeiten zu
haben, wenn der Spieler mehrere weiße Banner aktivieren will.
Apropos Auswahlmöglichkeiten: My Village bietet seinen Protagonisten etliche Optionen, die
eigentlich allesamt reizvoll und vielversprechend sind. Doch der Spieler muss
sich nun mal für eine Möglichkeit entscheiden und hat damit die Qual der Wahl.
In den Testrunden hat sich kein Königsweg herauskristallisiert. Eine breit
aufgestellte Spielerin und ein extrem auf Kundenkarten spezialisierter Kollege
waren am Schluss gerade mal zwei Punkte auseinander. Und diese perfekt
ausbalancierte Aktionenvielfalt bietet den Spielern großartigen Spielspaß mit
einem hohen Wiederspielreiz.
My Village ist schlichtweg ein hervorragendes
Brettspiel geworden, das ohne Wenn und Aber weiterempfohlen werden kann. Fans
des Village-Spiels sind genauso wie
alle Vielspieler restlos begeistert. Was die Komplexität des Spiels angeht,
waren sich die Tester etwas uneins. Während die eine Hälfte das Spiel als sehr
anspruchsvoll empfand, ging der anderen Hälfte das Spielprinzip locker-flüssig
von der Hand. Entscheidend ist auf jeden Fall das Verständnis des Einsatzes der
universellen schwarzen Holzmarker. Denn im Gegensatz zu Village gibt es bei My
Village keine Münzen, Güterplättchen, Familienmitglieder etc. Alle Faktoren
werden durch die Universalmarker abgedeckt, was My Village hinsichtlich des Handlings zunächst gewöhnungsbedürftig
macht. Aber keine Angst … nach ein paar Runden hat sich das Spielprinzip
verinnerlicht, und dann bereitet die Übersicht auch keine Probleme mehr.
Fazit:
Mit My Village
ist dem Ehepaar Brand abermals ein ganz großer Wurf geglückt. Das Spiel ist
abwechslungsreich, anspruchsvoll, spannend, vielfältig und macht tierisch viel
Spaß. My Village bietet noch mehr
Facetten als Village, und diese
Vielfalt ist schlichtweg genial. Alle Vielspieler können bedenkenlos zuschlagen
und sich dieses Meisterwerk sogar „blind“ kaufen.
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