Samstag, 17. Oktober 2015

Porta Nigra



Verlag: Eggertspiele / Pegasus
Autor: Michael Kiesling / Wolfgang Kramer
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 90 Minuten


Einleitung:

Im späten Römischen Reich war Augusta Treverorum – das heutige Trier – eine der größten Städte nördlich der Alpen. Die Residenz der römischen Kaiser beeindruckte die Bürger mit imposanten Bauwerken, unter anderem mit der Porta Nigra (das schwarze Tor). Im gleichnamigen Brettspiel verkörpern die Spieler antike Baumeister, die mit Taktik und geschicktem Timing wertvolle Bauwerksteile der Stadt errichten. Doch die Konkurrenz schläft nicht, und daher sollte jeder Spielzug gut überlegt werden, um die verfügbaren Aktionen optimal einzusetzen.

Ablauf:

Nachdem der Spielplan und die benötigten Utensilien in die Mitte platziert wurden, erhält jeder Spieler eine Spielerablage, seine Baumeisterfigur, drei Aktionsmarker, fünf Römerfiguren der eigenen Farbe, 20 Sesterzen (Münzen) und einen Fackelmarker. Weiterhin nimmt sich jeder Spieler das Aktionskartendeck seiner Farbe, welches er mischt und als verdeckten Nachziehstapel bereitlegt. Von diesem Stapel zieht er die obersten beiden Karten und nimmt sie auf die Hand.

Porta Nigra verläuft spielerabhängig über zwei oder drei Runden. Eine Runde geht so lange, bis alle Spieler ihre Aktionskarten je ein Mal gespielt haben. Jeder Spielzug eines Spielers ist in zwei Phasen aufgeteilt. Zunächst überprüft der Spieler die Anzahl an Bausteinen im Bausteinmarkt, die Anzahl der Bauwerkskarten in der Bauwerkskartenauslage und die Anzahl von Ehrenkarten in der Ehrenkartenauslage. Gegebenenfalls müssen diese Güter entsprechend der Vorgabe aufgefüllt werden. Anschließend beginnt die Aktionsphase des Spielers.

In dieser Phase wählt der Spieler eine Aktionskarte aus seiner Hand und spielt sie aus. Jede Karte zeigt im oberen Bereich mehrere verschiedene Aktionsmöglichkeiten und im unteren Bereich zwei oder drei Fackeln. Die Anzahl der Fackeln gibt vor, wie viel Aktionen der Spieler ausführen darf. Möchte der Spieler mehr Aktionen ausführen als ihm Fackeln zur Verfügung stehen, kann er optional einen Fackelmarker abgeben um eine zusätzliche Aktion durchzuführen. Folgende Aktionsmöglichkeiten stehen den Spielern als Symbol zur Auswahl: einen Baustein kaufen, ein Bauwerksteil bauen, einen Einflusschip nehmen, einen Fackelmarker nehmen und Münzen nehmen.

Um eine oder mehrere Aktionen ausführen zu können, muss die Baumeisterfigur ggf. im Uhrzeigersinn zum entsprechenden Stadtviertel bewegt werden. Der Übergang zwischen den Vierteln kostet jeweils ein Sesterz. Jedes Viertel verfügt über einen Bausteinmarkt einer spezifischen Farbe, außerdem repräsentiert jeder Bereich ein bestimmtes Bauwerk (Amphitheater, Basilika, Stadtmauer, Porta Nigra). Sofern der Spieler ein Bauwerk in einem Viertel errichtet, erhält er sofort die entsprechenden Siegpunkte. Weiterhin kann er unter Umständen zusätzliche Belohnungen bekommen, wenn das errichtete Gebäude einer ausliegenden Bauwerkskarte entspricht. In diesem Fall darf der Spieler die Bauwerkskarte an sich nehmen, die am Spielende weitere Siegpunkte einbringt. Durch die Abgabe von Einflusschips kann der Spieler unabhängig von den eigentlichen Aktionen profitieren, indem er eine Ehrenkarte kauft oder zusätzliche Römerfiguren nimmt. Weiterhin kann er ggf. eine weitere Bauaktion ausführen. Nach jedem Bau eines Gebäudes muss der Spieler eine eigene Römerfigur auf das oberste Stockwerk platzieren, um den Besitz des Gebäudes anzuzeigen.

Am Ende einer Runde erfolgt die Zwischen- oder Endwertung. In einer Zwischenwertung erhalten die Spieler eine frei wählbare Kombination aus Siegpunkten und Sesterzen, basierend auf der Anzahl der Bausteine. In der Endwertung werden Siegpunkte für bestimmte Bauwerksmehrheiten, Bauwerkskarten, Endwertungskarten und verbliebenen Gütern vergeben.  Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Die Spieleneuheiten der Messe 2015 können sich wahrlich sehen lassen, und Porta Nigra gehört sicherlich zu den Highlights des Jahres. Angesprochen werden in erster Linie Kenner- und Vielspieler, aber auch ambitionierte Gelegenheitsspieler dürften Porta Nigra sehr viel Gefallen abgewinnen. Dies liegt unter anderem an der ausgezeichnet geschriebenen Anleitung, die das Regelwerk perfekt erläutert und keine Fragen offen lässt. Trotz anspruchsvoller Komplexität fällt der Einsteig somit verhältnismäßig leicht, wobei das Spiel im Verlauf einer Partie eine hervorragende Spieltiefe offenbart.

Die Herausforderung des Spiels besteht im Verständnis des Gesamtüberblicks. Der Bau eines kleinen Gebäudes lohnt sich vielleicht nicht originär, aber wenn man durch dieses Errichten eine fehlende Bauwerkskarte bekommt, wird sich das im Endeffekt durchaus rechnen. Schließlich bringt ein Set aus vier unterschiedlichen Bauwerkskarten 20 Siegpunkte, und mehrere Setpunkte sind definitiv nicht zu verachten. Ein noch wichtigerer Siegpunktgarant sind die Mehrheitswertungen in den einzelnen Vierteln. Diesbezüglich sind die Mitspieler genauestens im Auge zu behalten. Tummeln sich in einem Bereich bereits mehrere Konkurrenten, empfiehlt sich meistens ein Ausweichen auf andere Wertungsbereiche. Über das Porta Nigra Viertel können ebenfalls etliche Punkte generiert werden. Aber das ist teuer. Ideal ist ein sechs- bis achtteiliges schwarzes Gebäude und dann farblich absteigend die anderen Bauten. Wer es schafft, in vielen unterschiedlichen Stockwerken die Mehrheit zu erreichen, gewinnt auf diese Weise extrem viele Siegpunkte, welche die Mitspieler nur mit Mühe kompensieren können. Trotzdem gibt es bei Porta Nigra keine gewinnversprechende Extremstrategie und auch keinen Königsweg. In den Testrunden waren eher die Spieler vorne, die sich strategisch breit aufgestellt hatten und in vielen Bereichen gepunktet haben.

Porta Nigra ist ein tolles Spiel mit hervorragend konzipierter Balance. Das Tüfteln an den optimal abgestimmten Aktionen macht einen Heidenspaß und erfreut das Herz eines jeden Vielspielers. Auch die Optik trägt zum ausgezeichneten Gesamtbild bei, für die einmal mehr Michael Menzel federführend ist. So kommt neben dem überragenden Spielspaß auch das Auge auf seine Kosten.

Porta Nigra ist zweifellos ein originelles und eigenständiges Spiel, aber viele Spieler fragen des Öfteren nach Ähnlichkeiten zu anderen Veröffentlichungen. Nun ja … hinsichtlich des Rundlaufs der Baumeisterfigur kommen Assoziationen zu Die Staufer auf, während das Ausspielen der Aktionskarten ein bisschen an Rokoko erinnert. Da es sich hierbei bekanntermaßen um überragende Brettspiele handelt, ist das spielerische Niveau von Porta Nigra entsprechend genial ausgefallen. Das Spiel schreit geradezu nach einer Revanchepartie, in der man eine andere Strategie ausprobieren möchte. Daran ändert auch die relativ lange Spielzeit nichts, deren angegebene 90 Minuten nur von erfahrenen Spielerrunden eingehalten werden. Mit Grüblern am Tisch dauert eine Partie zumeist zwei Stunden, aber das ist schließlich eine favorisierte Dauer von vielen Kennerspielern. Die Zeit vergeht wie im Flug, und zu keiner Sekunde kommt Langeweile auf. Die vielfältige Endwertung sorgt schließlich für die finale Spannung, und am Schluss einer Partie sind sich in der Regel alle Spieler einig, dass Porta Nigra ein richtig geiles Spiel ist, das unglaublich viel Spaß macht.

Fazit:

Wer Spiele wie Die Staufer und Rokoko mag, kann bei Porta Nigra nichts falsch machen. Generell kommen alle Vielspieler durchweg auf ihre Kosten, und in den Testrunden war die Resonanz ausschließlich positiv. Mit drei Tatzen (=anspruchsvoll) ist diese Veröffentlichung aus dem Hause Eggertspiele absolut richtig charakterisiert, und wer ein Fan von solchen Spielen ist, kann mit Sicherheit bedenkenlos zuschlagen.

1 Kommentar:

  1. Danke für den Review...
    Mich hat dieses Spiel optisch angesprochen, scheint aber doch eine Stufe zu komplex für mich und meine Mitspieler zu sein.

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