Autor: Michael Kiesling / Wolfgang Kramer
Spieleranzahl: 2 - 4
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 90 Minuten
Einleitung:
Im späten Römischen Reich war Augusta Treverorum – das
heutige Trier – eine der größten Städte nördlich der Alpen. Die Residenz der
römischen Kaiser beeindruckte die Bürger mit imposanten Bauwerken, unter
anderem mit der Porta Nigra (das schwarze Tor). Im gleichnamigen Brettspiel
verkörpern die Spieler antike Baumeister, die mit Taktik und geschicktem Timing
wertvolle Bauwerksteile der Stadt errichten. Doch die Konkurrenz schläft nicht,
und daher sollte jeder Spielzug gut überlegt werden, um die verfügbaren
Aktionen optimal einzusetzen.
Ablauf:
Nachdem der Spielplan und die benötigten Utensilien in die
Mitte platziert wurden, erhält jeder Spieler eine Spielerablage, seine Baumeisterfigur,
drei Aktionsmarker, fünf Römerfiguren der eigenen Farbe, 20 Sesterzen (Münzen)
und einen Fackelmarker. Weiterhin nimmt sich jeder Spieler das
Aktionskartendeck seiner Farbe, welches er mischt und als verdeckten
Nachziehstapel bereitlegt. Von diesem Stapel zieht er die obersten beiden
Karten und nimmt sie auf die Hand.
Porta Nigra verläuft spielerabhängig über zwei
oder drei Runden. Eine Runde geht so lange, bis alle Spieler ihre Aktionskarten
je ein Mal gespielt haben. Jeder Spielzug eines Spielers ist in zwei Phasen
aufgeteilt. Zunächst überprüft der Spieler die Anzahl an Bausteinen im
Bausteinmarkt, die Anzahl der Bauwerkskarten in der Bauwerkskartenauslage und
die Anzahl von Ehrenkarten in der Ehrenkartenauslage. Gegebenenfalls müssen
diese Güter entsprechend der Vorgabe aufgefüllt werden. Anschließend beginnt
die Aktionsphase des Spielers.
In dieser Phase wählt der Spieler eine Aktionskarte aus
seiner Hand und spielt sie aus. Jede Karte zeigt im oberen Bereich mehrere
verschiedene Aktionsmöglichkeiten und im unteren Bereich zwei oder drei
Fackeln. Die Anzahl der Fackeln gibt vor, wie viel Aktionen der Spieler
ausführen darf. Möchte der Spieler mehr Aktionen ausführen als ihm Fackeln zur
Verfügung stehen, kann er optional einen Fackelmarker abgeben um eine
zusätzliche Aktion durchzuführen. Folgende Aktionsmöglichkeiten stehen den
Spielern als Symbol zur Auswahl: einen Baustein kaufen, ein Bauwerksteil bauen,
einen Einflusschip nehmen, einen Fackelmarker nehmen und Münzen nehmen.
Um eine oder mehrere Aktionen ausführen zu können, muss die
Baumeisterfigur ggf. im Uhrzeigersinn zum entsprechenden Stadtviertel bewegt
werden. Der Übergang zwischen den Vierteln kostet jeweils ein Sesterz. Jedes
Viertel verfügt über einen Bausteinmarkt einer spezifischen Farbe, außerdem
repräsentiert jeder Bereich ein bestimmtes Bauwerk (Amphitheater, Basilika,
Stadtmauer, Porta Nigra). Sofern der Spieler ein Bauwerk in einem Viertel
errichtet, erhält er sofort die entsprechenden Siegpunkte. Weiterhin kann er
unter Umständen zusätzliche Belohnungen bekommen, wenn das errichtete Gebäude
einer ausliegenden Bauwerkskarte entspricht. In diesem Fall darf der Spieler
die Bauwerkskarte an sich nehmen, die am Spielende weitere Siegpunkte einbringt.
Durch die Abgabe von Einflusschips kann der Spieler unabhängig von den
eigentlichen Aktionen profitieren, indem er eine Ehrenkarte kauft oder
zusätzliche Römerfiguren nimmt. Weiterhin kann er ggf. eine weitere Bauaktion
ausführen. Nach jedem Bau eines Gebäudes muss der Spieler eine eigene
Römerfigur auf das oberste Stockwerk platzieren, um den Besitz des Gebäudes
anzuzeigen.
Am Ende einer Runde erfolgt die Zwischen- oder Endwertung.
In einer Zwischenwertung erhalten die Spieler eine frei wählbare Kombination
aus Siegpunkten und Sesterzen, basierend auf der Anzahl der Bausteine. In der
Endwertung werden Siegpunkte für bestimmte Bauwerksmehrheiten, Bauwerkskarten,
Endwertungskarten und verbliebenen Gütern vergeben. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann
gewonnen.
Meinung:
Die Spieleneuheiten der Messe 2015 können sich wahrlich
sehen lassen, und Porta Nigra gehört
sicherlich zu den Highlights des Jahres. Angesprochen werden in erster Linie
Kenner- und Vielspieler, aber auch ambitionierte Gelegenheitsspieler dürften Porta Nigra sehr viel Gefallen
abgewinnen. Dies liegt unter anderem an der ausgezeichnet geschriebenen
Anleitung, die das Regelwerk perfekt erläutert und keine Fragen offen lässt.
Trotz anspruchsvoller Komplexität fällt der Einsteig somit verhältnismäßig
leicht, wobei das Spiel im Verlauf einer Partie eine hervorragende Spieltiefe
offenbart.
Die Herausforderung des Spiels besteht im Verständnis des
Gesamtüberblicks. Der Bau eines kleinen Gebäudes lohnt sich vielleicht nicht
originär, aber wenn man durch dieses Errichten eine fehlende Bauwerkskarte
bekommt, wird sich das im Endeffekt durchaus rechnen. Schließlich bringt ein
Set aus vier unterschiedlichen Bauwerkskarten 20 Siegpunkte, und mehrere
Setpunkte sind definitiv nicht zu verachten. Ein noch wichtigerer
Siegpunktgarant sind die Mehrheitswertungen in den einzelnen Vierteln.
Diesbezüglich sind die Mitspieler genauestens im Auge zu behalten. Tummeln sich
in einem Bereich bereits mehrere Konkurrenten, empfiehlt sich meistens ein
Ausweichen auf andere Wertungsbereiche. Über das Porta Nigra Viertel können
ebenfalls etliche Punkte generiert werden. Aber das ist teuer. Ideal ist ein
sechs- bis achtteiliges schwarzes Gebäude und dann farblich absteigend die
anderen Bauten. Wer es schafft, in vielen unterschiedlichen Stockwerken die
Mehrheit zu erreichen, gewinnt auf diese Weise extrem viele Siegpunkte, welche
die Mitspieler nur mit Mühe kompensieren können. Trotzdem gibt es bei Porta Nigra keine gewinnversprechende
Extremstrategie und auch keinen Königsweg. In den Testrunden waren eher die
Spieler vorne, die sich strategisch breit aufgestellt hatten und in vielen
Bereichen gepunktet haben.
Porta Nigra ist ein tolles Spiel mit
hervorragend konzipierter Balance. Das Tüfteln an den optimal abgestimmten
Aktionen macht einen Heidenspaß und erfreut das Herz eines jeden Vielspielers.
Auch die Optik trägt zum ausgezeichneten Gesamtbild bei, für die einmal mehr
Michael Menzel federführend ist. So kommt neben dem überragenden Spielspaß auch
das Auge auf seine Kosten.
Porta Nigra ist zweifellos ein originelles und
eigenständiges Spiel, aber viele Spieler fragen des Öfteren nach Ähnlichkeiten
zu anderen Veröffentlichungen. Nun ja … hinsichtlich des Rundlaufs der
Baumeisterfigur kommen Assoziationen zu Die
Staufer auf, während das Ausspielen der Aktionskarten ein bisschen an Rokoko erinnert. Da es sich hierbei
bekanntermaßen um überragende Brettspiele handelt, ist das spielerische Niveau
von Porta Nigra entsprechend genial
ausgefallen. Das Spiel schreit geradezu nach einer Revanchepartie, in der man
eine andere Strategie ausprobieren möchte. Daran ändert auch die relativ lange
Spielzeit nichts, deren angegebene 90 Minuten nur von erfahrenen Spielerrunden
eingehalten werden. Mit Grüblern am Tisch dauert eine Partie zumeist zwei
Stunden, aber das ist schließlich eine favorisierte Dauer von vielen
Kennerspielern. Die Zeit vergeht wie im Flug, und zu keiner Sekunde kommt
Langeweile auf. Die vielfältige Endwertung sorgt schließlich für die finale
Spannung, und am Schluss einer Partie sind sich in der Regel alle Spieler
einig, dass Porta Nigra ein richtig
geiles Spiel ist, das unglaublich viel Spaß macht.
Fazit:
Wer Spiele wie Die
Staufer und Rokoko mag, kann bei
Porta Nigra nichts falsch machen.
Generell kommen alle Vielspieler durchweg auf ihre Kosten, und in den
Testrunden war die Resonanz ausschließlich positiv. Mit drei Tatzen
(=anspruchsvoll) ist diese Veröffentlichung aus dem Hause Eggertspiele absolut
richtig charakterisiert, und wer ein Fan von solchen Spielen ist, kann mit
Sicherheit bedenkenlos zuschlagen.
Danke für den Review...
AntwortenLöschenMich hat dieses Spiel optisch angesprochen, scheint aber doch eine Stufe zu komplex für mich und meine Mitspieler zu sein.