Mittwoch, 22. Juli 2015

Broom Service



Verlag: Alea / Ravensburger
Autor: Andreas Pelikan / Alexander Pfister
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 – 75 Minuten


Einleitung:

Wer neue Zaubertränke benötigt, muss heutzutage nicht mehr nach Hogwarts zu Professor Snape gehen, sondern kann sich sein Gebräu auch selbst herstellen. Das Ganze passiert in Broom Service, dem neuesten Spiel von Alea/Ravensburger, das vor kurzem zum Kennerspiel des Jahres gekürt wurde. Sind die Tränke erstmal fertig, liefern fixe Hexen die Bestellung überall im magischen Reich aus. Dabei können die Spieler mutig oder feige zu Werke gehen. Mutige Aktionen bringen größere Vorteile, aber sie bergen auch die Gefahr, komplett leer auszugehen. Feige Aktionen hingegen werden garantiert ausgeführt, aber dafür müssen sich die Protagonisten mit eingeschränkten Möglichkeiten zufrieden geben.

Ablauf:

Der Spielplan wird in die Mitte gelegt und jeder Spieler erhält ein Set mit zehn Rollenkarten sowie drei Zaubertränke und einen Zauberstab. Die restlichen Tränke und Zauberstäbe (=Ressourcen) werden als allgemeiner Vorrat bereitgehalten. Nun werden noch die Gewitterwolken auf dem Spielplan verteilt und sieben Ereigniskarten bereitgelegt, von denen die erste Karte umgedreht wird. Diese Karte gibt das Ereignis für die erste Runde vor. Bei weniger als fünf Spielern werden noch verwunschene Rollen ausgelegt, und schon kann es losgehen.

Broom Service verläuft über sieben Durchgänge. Zu Beginn einer Runde wählen die Spieler jeweils vier Rollenkarten aus, die sie auf die Hand nehmen. Die verbliebenen Karten spielen in dieser Runde keine Rolle. Der Startspieler spielt eine seiner vier Handkarten aus und entscheidet sich sogleich für die dazugehörige mutige oder feige Aktion. Feige Aktionen werden sofort ausgeführt, während die Ausführung einer mutigen Aktion von den Mitspielern abhängt. Denn diese müssen nun reihum die Karte des Startspielers bedienen, d.h. sie müssen die Spielkarte zwangsweise ausspielen, wenn sie die Karte auf der Hand haben. Hat sich der Startspieler für eine mutige Aktion entschieden geht er leer aus, sofern zumindest ein Mitstreiter seine ausgespielte Karte bedient. Jetzt muss sich der bedienende Spieler entscheiden, ob er die Kartenaktion mutig oder feige ansagt. Mutige Aktionen bringen mehr Vorteile, wenn kein nachfolgender Mitspieler die Karte bedienen kann. Dafür garantiert eine feige Aktion deren Ausführung, unabhängig vom Bedienen der Konkurrenten.

Mittels der ausgespielten Karten, bzw. deren Aktionen, erhalten die Spieler neue Ressourcen oder können benötigte Tränke im Reich abliefern. Für das Abliefern von Zaubertränken erhalten die Spieler Siegpunkte. Unter Umständen verhindern Wolkenplättchen das Reisen von einem Landstrich zum nächsten. Mit der Rolle der Wetterfee lassen sich diese Plättchen gegen Abgabe von Zauberstäben wegzaubern. Für die Blitzsymbole auf den Plättchen erhalten die Spieler bei der Schlusswertung dann noch Bonussiegpunkte. Broom Service endet nach dem siebenten Durchgang. Nun werden noch die Siegpunkte für die gesammelten Blitze und die restlichen Ressourcen vergeben, und der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Alternativ zum beschriebenen Grundspiel kann Broom Service auch mit diversen Varianten gespielt werden. Dabei gibt es Sturmwolken, die beim Wegzaubern zusätzliche Vorteile gewähren oder Sondersiegpunkte einbringen. Gleiches gilt für die Wald- und Hügelplättchen. Bergplättchen beinhalten ebenfalls Vorteile (z.B. zusätzliche Ressourcen oder einen kostenlosen Hexenflug), außerdem darf sich der Spieler ein Amulett seiner Farbe nehmen. Ein Set von Amuletten ist am Ende dann weitere Bonuspunkte wert. Sämtliche Varianten/Module können allein oder zusammen eingesetzt werden.

Meinung:

Broom Service wurde 2015 zum Kennerspiel des Jahres gewählt, und zu dieser Auszeichnung sei an dieser Stelle zunächst herzlich gratuliert.

Viele Spieler vermuten hinter der Prämierung zum „Kennerspiel“ oftmals hochkomplexe Veröffentlichungen, die sich nur an das Klientel der Hardcore-Vielspieler richten. Weit gefehlt! Sicherlich sind die Kennerspiele des Jahres anspruchsvoller als der Großteil der Familienspiele, aber dennoch müssen diese Spiele nicht mega-kompliziert sein. Der Preis sagt lediglich aus, dass das prämierte Spiel auch den Nicht-Spielern oder Gelegenheitsspielern ein etwas anspruchsvolleres Spielangebot ans Herz legt, mit dem sie Spaß haben können, und genau das trifft auf Broom Service vollends zu. Broom Service spricht neben Vielspielern auch Gelegenheitsspieler, Familien und sogar ältere Kinder an, und welches Brettspiel kann das schon von sich behaupten?

Die Regeln des Spiels sind leicht zugänglich, schnell verstanden und durch die hervorragend geschriebene Anleitung bestens erläutert. Entsprechend flott ist das Spiel erklärt, so dass die Spieler ruckzuck loslegen können. Einige Spieler haben Broom Service bis zu diesem Zeitpunkt möglicherweise unterschätzt, doch sehr schnell kristallisiert sich heraus, dass das Spiel durchaus seine Tücken hat. Setzt ein Spieler auf die offensichtlichen Aktionen, so wird er mit mutigen Aktionsansagen wahrscheinlich baden gehen, da die nachfolgenden Spieler vermutlich die gleiche Rollenkarte auf der Hand haben. Also lieber überraschende Rollen wählen und auf mutige Aktionen hoffen? Nicht unbedingt. Andere Spieler könnten nämlich zum gleichen Schluss kommen. Speziell im Kreis von erfahrenen Strategen kann es durchaus vorkommen, dass die Mitspieler bereits im Vorfeld der Rollenwahl analysiert und eingeschätzt werden. Die Mitspieler wiederum wissen das und machen deshalb manchmal genau das Gegenteil. Bei der Einschätzung unter Vielspielern kann es also vereinzelt zu echten Gehirnverzwirblern kommen, was bei Gelegenheitsspielern, Familien oder Kindern nicht der Fall ist.

Diesen Spielern macht Broom Service aber zweifellos genauso viel Spaß wie den Strategen mit ihrer Hochrechnerei. Und genau das ist ja das tolle Phänomen von Broom Service – das Spiel macht einfach jedem Spaß. Egal ob Vielspieler oder Wenigspieler. Und Spielspaß ist immer das Wichtigste an einem Brettspiel. Demzufolge punktet Broom Service auf ganzer Linie und kann als Konsequenz auch bedenkenlos weiterempfohlen werden. Apropos Empfehlung: wenn Ihr ein paar Partien mit dem Grundspiel hinter Euch gebracht habt solltet Ihr unbedingt die Varianten ins Spiel bringen. Diese machen das Spiel interessanter und abwechslungsreicher und bieten mehr Strategien, um durch unterschiedliche Optionen dem Sieg näherzukommen.

Fazit:

Broom Service macht einen Heidenspaß und begeistert Groß und Klein. Außerdem ist das Spiel relativ anspruchsvoll, ohne dabei komplex zu sein. Nach so vielen tollen Veröffentlichungen wie beispielsweise Puerto Rico, Bora Bora usw. hat sich Alea die Auszeichnung wirklich mal verdient, und Ravensburger als Mutterverlag kann auf seinen Zögling richtig stolz sein.

1 Kommentar:

  1. sehr schöne Rezension. Meine Familie findet das Spiel auch toll
    liebe Grüße, Martina

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