Montag, 13. Juli 2015

Olympus



Verlag: Stratelibri / Heidelberger Spieleverlag
Autor: Andrea Chiarvesio / Luca Iennaco
Spieleranzahl: 3 - 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 90 – 120 Minuten


Einleitung:

Das antike Griechenland stand schon immer gern Pate für diverse Brettspiele, und auch Olympus von Stratelibri im Vertrieb vom Heidelberger Spieleverlag beschäftigt sich mit diesem beliebten Thema. Als Anführer griechischer Stadtstaaten wetteifern drei bis fünf Konkurrenten um die Vorherrschaft bei Kultur, Bildung, Bevölkerung, Militär sowie bei drei Nahrungsmitteln, die zur Expansion der eigenen Polis zwingend erforderlich sind. Um die Ziele zu erreichen, benötigen die Spieler jedoch die Hilfe der Götter, und auch der ein oder andere Krieg kann durchaus zum Gewinn des Spiels beitragen.

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und jeder Spieler erhält eine Stadtstaaten-Tafel, ein Set aus 33 Gebäudekarten sowie fünf Priesterfiguren, von denen drei in den Klerusbereich des Stadtstaatentableaus platziert werden. Die verbliebenen beiden Priester können später im Verlauf des Spiels hinzugewonnen werden. Als Startkapital bekommen die Spieler drei Nahrungsmittel (Getreide, Fleisch und Fisch).

Olympus wird über eine nicht festgelegte Anzahl von Runden gespielt, die immer aus einer Anbetungsphase und einer Unterhaltungsphase bestehen. In der Anbetungsphase setzt der aktive Spieler einen seiner verfügbaren Priester in den Alphabereich eines Gottes. Seine Mitstreiter können anschließend eine ihrer Priesterfiguren in das entsprechende Betafeld mit reduzierten Vorteilen setzen. Für das Platzieren dieser Figuren erhalten die Spieler Belohnungen. Beispielsweise dürfen die Marker der Spielertableau-Leisten vorgerückt werden oder es wird eine Nahrungssorte produziert oder Gebäude dürfen errichtet werden oder ein Krieg bzw. eine Plage wird ausgerufen. Sobald alle Spieler ihre Figuren eingesetzt und die entsprechende Aktion ausgeführt haben, endet die Anbetungsphase und die Unterhaltsphase beginnt.

Hier wird zunächst das Lagerkontingent überprüft. Überzählige Nährstoffe müssen abgelegt werden. Anschließend wird das Bevölkerungslimit kontrolliert, welches das Maximum der nachfolgenden Leisten bestimmt. Der Marker einer Nahrungsleiste kann also niemals weiter sein als der Marker der Bevölkerungsleiste, die das Maß aller Dinge ist (Ausnahme: die Kulturleiste). Nun können eigene Gebäude genutzt werden, die in der Unterhaltungsphase ihre Wirkung entfalten. Gebäude werden übrigens in der Anbetungsphase über den Gott Hephaistos errichtet. Voraussetzung hierbei ist die Zahlung der Kosten in Form von Nahrungsmitteln und eine bestimmte Position auf der Kulturleiste. Nun erhalten die Spieler ggf. einen Tribut, den sie in einem Krieg erbeutet haben. Federführend für die Kriegsführung ist der Gott Ares in der Anbetungsphase. Last not least werden alle Priester eingesammelt und die Voraussetzung für das Spielende überprüft.

Olympus endet, sobald vier Ruhmeskarten vergeben wurden. Eine Ruhmeskarte wird dann vergeben, wenn ein Spieler mit seinem Marker das Ende einer Leiste erreicht hat. Jetzt erfolgt die Schlusswertung, und der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.

Meinung:

Super. Klasse. Spitze. Megageil. Sucht Euch ein beliebiges Superlativ aus – Olympus wird diesem gerecht. Natürlich ist Olympus im Prinzip ein klassisches Workerplacement-Spiel mit altbekannten Mechanismen, aber die Abläufe sind dermaßen perfekt arrangiert, dass es schlichtweg nichts zu bemängeln gibt. Wie so oft sollten zunächst die Fortschrittsleisten ausgebaut werden, um in späteren Zügen größere Erträge zu erhalten, wobei am Anfang oftmals die Bevölkerungsleiste forciert wird. Grundsätzlich macht das Sinn, allerdings läuft man dann in Gefahr, von ausgerufenen Plagen der Mitspieler geschädigt zu werden. Eine ausgewogene Balance der verschiedenen Leisten ist also sehr empfehlenswert, aber auch die Aktionen der Gegner dürfen niemals aus dem Auge gelassen werden. Ansonsten wird man schnell zum Opfer, dem der Krieg erklärt wird oder der von Plagen gnadenlos zurückgeworfen wird. Und all dies geschieht in der Anbetungsphase, in welcher der Priestereinsatz bestens überlegt werden sollte. Oftmals lohnt sich der Verzicht auf eine Beta-Aktion, aber manchmal ist diese unumgänglich (z.B. als Schutz vor erwarteten Kriegserklärungen oder Plagen). Doch je mehr Priester in den Alphafeldern eingesetzt werden, desto größer/umfangreicher sind die Belohnungen. Einen „unwichtigen“ Gott gibt es nicht – beliebt sind durchweg alle Götterfelder. Je nach Nahrungsbestand lohnt sich selbstverständlich der Bau von Gebäuden, die neben Siegpunkten auch diverse Sofortboni bringen oder sogar permanente Vorteile liefern.

Der Knaller an der Sache ist: trotz unglaublicher Tiefe ist das Spielprinzip schnell verstanden und kann innerhalb kürzester Zeit auch den Mitspielern erklärt werden. Ein Riesenlob gebührt in diesem Zusammenhang auch der exzellenten Spielanleitung, die ausgezeichnet konzipiert ist und keine Fragen offen lässt. Auf den ersten Blick scheint das Regelwerk mit 16 Seiten ziemlich komplex zu sein, aber de facto ist das in der Praxis nicht der Fall. Der Kernmechanismus ist auf vier Seiten erläutert, und der Rest erklärt die Besonderheiten der Götter und der zur Verfügung stehenden Gebäude. Im Endeffekt ist Olympus also gar nicht mal so kompliziert, obwohl die Aktionsmöglichkeiten durchaus breitgefächert sind.

Genauso opulent wie der gigantische Spielspaß ist die Qualität des Materials. Olympus besteht nicht aus unzähligen Kleinteilen, sondern primär aus Karten und einem Spielplan sowie fünf Spielertableaus. Dieses Material ist wunderschön illustriert und erfreut das Auge, was vor allem für die Karten im Hochglanzdesign gilt. Einzig ein paar Spielerhilfen mit Kurzzusammenfassungen werden vermisst, aber selbstverständlich tut das der fantastischen Spielfreude keinen Abbruch.

Fazit:

Olympus ist ein überragendes Strategie-/Taktikspiel ohne Glücksfaktor, das allen Vielspielern sogar bedenkenlos zum „Blindkauf“ ans Herz gelegt werden kann. Wer Spaß und Freude an anspruchsvollen Brettspielen hat, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Gibt es nach dieser Lobeshymne doch noch einen Haken? Nein, den gibt es nicht. Olympus ist schlichtweg grandios und garantiert höchsten Spielspaß mit großem Wiederspielreiz.

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