Freitag, 17. Juli 2015

Eldritch Horror



Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Autor: Corey Konieczka / Nikki Valens
Spieleranzahl: 1 - 8
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: ca. 120 – 240 Minuten


Einleitung:

Die Welt steht am Rande des Abgrunds. Nach einem äonenlangen Schlaf regen sich uralte Wesen, um Tod und Wahnsinn über die Menschheit zu bringen. Nur eine Handvoll unerschrockener Ermittler hat den Mut, die Mysterien der Großen Alten zu ergründen. Ihre Aufgabe ist es, die entlegensten Winkel der Erde zu erforschen und albtraumhafte Kreaturen zu besiegen, um das Rätsel von Eldritch Horror zu lösen.

Ablauf:

Zunächst wählen die Spieler jeweils einen Charakter und suchen anschließend einen Großen Alten als Gegenspieler aus. Danach wird der Spielplan inklusive aller Komponenten ausgelegt. Jede Spielrunde besteht aus drei Phasen, nämlich der Aktionsphase, der Begegnungsphase und der Mythosphase.

Sämtliche Phasen werden reihum, beginnend mit dem Ermittlungsleiter (=Startspieler), abgehandelt. Jedem Ermittler stehen in seinem Zug zwei Aktionen zur Verfügung. Man darf dieselbe Aktion nicht zwei Mal ausführen. Auf Stadtfeldern kann der aktive Ermittler eine Reisevorbereitung treffen und damit einen Fahrschein erhalten. Weiterhin kann sich der Spieler um ein Feld bewegen und anschließend ggf. einen Fahrschein abgeben, um ein weiteres Feld vorwärts zu ziehen. Nach einer bestandenen Einflussprobe darf er sich Unterstützungen aus der Reserve beschaffen, und sofern mehrere Ermittler zusammen auf einem Feld stehen, dürfen sie beliebig viele Ausrüstungsgegenstände austauschen. Wählt ein Spieler die Aktion Ausruhen, regeneriert er eine Ausdauer und eine Geistige Gesundheit. Last not least kann ein Ermittler auch eine Aktion vom Ermittlerbogen oder von einem Ausrüstungsgegenstand wählen.

Es folgt die Begegnungsphase, in der man Monstern auf dem eigenen Feld nicht ausweichen kann. In diesem Fall kommt es zwangsweise zum Kampf. Zunächst muss der Ermittler eine Willenskraftprobe bestehen; ansonsten verliert er eine oder mehrere Geistige Gesundheit. Anschließend bekämpft er das Monster mittels einer Stärkeprobe. Proben werden durch Würfeln entschieden. Die Anzahl der verfügbaren Würfel basiert auf den Werten des Ermittlerbogens in Kombination mit Ausrüstungsgegenständen und Verbündeten. Besiegte Monster kommen in die Monsterquelle zurück. Nun kann der Ermittler eine Standort- oder Markerbegegnung ausführen, indem die entsprechende Karte gezogen wird. Bei diesen Begegnungen werden meistens weitere Proben verlangt, deren Ausgang positive oder negative Auswirkungen hat. Beispielsweise erhält der Ermittler einen Hinweismarker oder schließt ein Tor. Oder die Probe misslingt und der Spieler erhält eine Zustandskarte, die in der Regel ein Handicap darstellt. In der Mythosphase wird eine Mythoskarte aufgedeckt und deren Effekte abgehandelt. Meistens öffnen sich neue Tore (inkl. eines Monsters) oder Hinweise erscheinen oder Racheeffekte werden aktiv oder oder oder. Bis auf das Erscheinen von Hinweisen haben alle Effekte in der Regel negative Auswirkungen. Unter anderem muss beispielsweise der Verderbensmarker weitergerückt werden, was uns zum Spielende und Spielziel führt.

Sobald die Ermittler drei Mysterien aufgeklärt haben, gewinnen sie das Spiel. Sollte jedoch der Verderbensmarker das letzte Feld der Verderbensleiste erreichen, erwacht der Große Alte und die Ermittler müssen ein zusätzliches Mysterium lösen. Sobald der Mythosstapel aufgebraucht ist, haben die Ermittler verloren. Unter Umständen können die Spieler auch durch eine Gerüchte-Mythoskarte das Spiel verlieren, wenn sie das Gerücht nicht rechtzeitig beseitigen. Da Eldritch Horror ein kooperatives Spiel ist, gewinnen oder verlieren alle Ermittler immer gemeinsam.

Meinung:

Genau wie Villen des Wahnsinns oder Arkham Horror ist auch Eldritch Horror ein episches und gigantisches Rollen-Brettspiel. Wohlgemerkt kein Strategiespiel, obwohl die Komplexität und die drei- bis vierstündige Spieldauer das vielleicht vermuten lassen. Eldritch Horror lebt wie die anderen Cthulhu-Spiele von einer unglaublichen Atmosphäre, von Spannung und Flair, von Charisma und steigendem Stressfaktor. Dieses Spiel ist eine nahezu perfekte spielerische Umsetzung der H.P. Lovecraft Geschichten, wobei die Kämpfe natürlich auch Action-Elemente beinhalten.

Im Gegensatz zum „großen Bruder“ Arkham Horror sind die Eldritch Horror Regeln zum Teil stark verschlankt, obwohl immer noch 16 Seiten Anleitung und ein ebenso umfangreiches Lexikon zu Buche schlagen. Dennoch spielt sich Eldritch im Vergleich zu Arkham wesentlich flüssiger und ist einfacher zu verstehen. Beispielsweise entfallen die komplizierten Monsterbewegungen, und das ist auch gut so. Der Horror von Arkham hat ja schon beim Regelstudium angefangen, und dieser „Regelwahnsinn“ wurde bei Eldritch sicherlich vereinfacht und auch verständlicher geschrieben.

Auch die Monster sind leichter zu besiegen, da sie jetzt für jeden erlittenen Schaden einen Schadensmarker hinnehmen müssen: Bei Arkham Horror hat der Ermittler entweder eine Kreatur getötet oder den Kampf ohne Auswirkungen auf das Monster verloren. Dafür entfällt nun der frei wählbare Proben-Faktor zu Beginn einer Runde, denn die Werte der Ermittlerbögen sind fest vorgegeben und können nur durch Unterstützung verbessert werden. Da die Werte aber überwiegend gut sind, wirken viele Ermittler stärker als in Arkham. Überhaupt wirkt Eldritch Horror in der Schnittmenge zwischen Das Ältere Zeichen und Arkham Horror angesiedelt, wobei die Tendenz ganz klar in Richtung Arkham geht. Insofern ist Eldritch deutlich komplexer als Das Ältere Zeichen, aber dafür leichter zugänglich und nicht so aufgebläht wie Arkham Horror. Leider gibt es bei Eldritch Horror nur vier Große Alte, nämlich Azathoth, Yog-Sothoth, Shub-Niggurath und natürlich den Oberbösewicht Dieter Bohlen Cthulhu, der sicherlich am schwierigsten zu besiegen ist. Dafür gibt es immerhin zwölf Ermittlerbögen, die sogar relativ gut ausgestattet sind (sehr ordentliche Anfangswerte für die Proben und recht hohe Werte bei Ausdauer und geistiger Gesundheit).

Apropos Ausstattung: wie vom Heidelberger Spieleverlag gewohnt, glänzt auch Eldritch Horror mit ausgezeichneten und üppigen Spielmaterial, welches das Auge und das Herz eines jeden Vielspielers erfreut. Die Illustration entspricht exakt dem hohen Niveau von Arkham Horror, was gleichermaßen für die Qualität des Materials gilt. Hier wird geklotzt, und nicht gekleckert. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass es pro Großen Alten nur vier Mysterien gibt, so dass nach vier Spielen keine größeren Überraschungen mehr auftreten, weil man dann die Zielbedingungen der Mysteriumskarten ja kennt. Diesbezüglich wären entweder mehr Mysterien oder mehr Große Alte schöner gewesen. Da der Verlag das aber sicherlich auch bemerkt hat, dürfen sich die Fans höchstwahrscheinlich auf diverse Erweiterungen im Laufe der Zeit freuen.

Fazit:

Wer in die Welt von Eldritch Horror eintaucht, bekommt ein atmosphärisch dichtes Horror-Rollen-Brettspiel der Spitzenklasse geboten. Für Cthulhu-Einsteiger eignet sich das Spiel sogar besser als Arkham Horror, da es wie bereits gesagt leichter zugänglich ist und nicht ganz so überladen wirkt. Eine uneingeschränkte Weiterempfehlung für Lovecaft-Fans versteht sich aufgrund der Genialität des Spiels von selbst.

1 Kommentar:

  1. Hey, ich bin Metal Fan und mag Horror Bücher. Ich wusste gar nicht, dass es auch Horror Spiele gibt. Danke für die Info, find ich klasse

    AntwortenLöschen