Autor: Nikki Valens
Spieleranzahl: 1 – 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 120 – 180
Minuten
Einleitung:
Inspiriert von den Horrorgeschichten des amerikanischen
Autors Howard Phillips Lovecraft, entführt Villen
des Wahnsinns 1 – 5 wagemutige Spieler in verschiedene Szenarien, bei denen
sie diverse Mysterien gemeinsam als Team auflösen müssen.
Ablauf:
Villen des Wahnsinns ist ein App-gesteuertes Spiel. Vor
der ersten Partie muss die App Mansions
of Darkness im Google Play Store (oder Apple iOS App Store oder Amazon
Appstore) runtergeladen werden. Anschließend kann bei Bedarf auf die deutsche
Sprache umgestellt werden. Da die App das Herzstück des Spiels ist und die
Monster sowie sämtliche Aktionen steuert, wird in dieser Ablaufbeschreibung
bewusst auf viele Feinheiten verzichtet, um die Vorkommnisse der Szenarien
nicht zu spoilern. Erläutert werden daher ausschließlich die Kernelemente des
Spiels.
Nachdem sich die Spieler auf ein Szenarium geeinigt haben,
starten sie die entsprechende Geschichte in der bereits erwähnten App. Die App
gibt die Start-Besitztümer der Gruppe vor. Die Aufteilung der Gegenstände können
die Ermittler (=Spieler) selbst bestimmen. Nun wird der Prolog des Szenariums
auf dem App-Bildschirm vorgelesen. Anschließend wird das erste Spielplanteil
inkl. Ermittlerpositionen bekannt gegeben.
Villen des Wahnsinns wird über mehrere Runden gespielt,
die immer in zwei Phasen untergliedert sind. In der Ermittlerphase führen die
Spieler verschiedene Aktionen durch und bewegen sich zumeist über den
Spielplan, um ihre Umgebung zu erkunden (oder Monster anzugreifen). In der
Mythosphase legt die App die Aktionen der Monster fest und generiert
Mythoseffekte. Oftmals erscheinen neue Monster oder die Ermittler werden
anderweitig behindert.
In ihrer Phase können die Ermittler jeweils bis zu zwei Aktionen
ausführen. Die möglichen Optionen sind Bewegen,
Erkunden, Durchsuchen, Tauschen, Interagieren, Angreifen und die Durchführung spezieller
Materialaktionen. Die Aktionen werden entsprechend in der App eingegeben.
In der anschließenden Mythosphase werden zunächst Ereignisse abgehandelt, dann
Monster aktiviert und ggf. Horrortests verlangt, wenn ein Ermittler in Reichweite
eines Monsters steht. Im Laufe des Spiels erleiden die Spieler Schäden bei
ihrer Ausdauer sowie ihrer Geistigen Gesundheit. Auf diese Weise
kann ein Spieler Verwundet oder Wahnsinnig werden oder im schlimmsten
Fall auch sterben (Ausscheiden). Die verschiedenen Fertigkeitsproben werden
durch Würfeln entschieden (die Ergebnisse werden in der App eingetragen).
Die Spieler erlangen erst im Verlauf eines Szenarios
Kenntnisse über ihr eigentliches Spielziel (Siegbedingungen). Um das Ziel zu
erfahren, gehen die Ermittler verschiedenen Hinweisen nach. Lösen die Spieler
ihre finale Aufgabe, haben sie das Szenarium gemeinsam als Gruppe gewonnen.
Wird das Ziel jedoch nicht bewältigt, verliert das Team das Szenario.
Meinung:
Wer spielerisch in eine Horrorgeschichte der Extraklasse
eintauchen will, liegt bei Villen des
Wahnsinns goldrichtig. Das Kernstück der Veröffentlichung ist nämlich der
Storyteller-Aspekt inkl. atmosphärischer Dichte. Das Ganze kann hinsichtlich
des Flairs fast schon mit PC-Überfliegern wie Phantasmagoria oder Black
Mirror verglichen werden, zumal die App ihren digitalen Beitrag leistet.
Und diese App ist durchaus dominant. Das muss jedem
Interessenten klar sein. Einen Großteil der Zeit schauen die Spieler (oder
zumindest der designierte App-Bediener) auf den Bildschirm und folgen den
Anweisungen auf dem Screen. Das ist zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache.
Aber wer kein Problem mit digitaler Unterstützung hat, bekommt mit der Mansions of Darkness App eine grandiose
Spielführung an die Hand. Das Handling ist einfach und führt die Protagonisten
fehlerlos durch die zahlreichen Herausforderungen und Gefahren. Die Grafik ist
klasse und erfreut das Auge jedes klassischen Adventure-Freunds. Ich persönlich
empfehle die Verwendung eines Tablets, denn je größer der Bildschirm, desto
angenehmer ist eine Partie für die Augen. Ein großer Vorteil der App ist die
Vereinfachung des Regelstudiums, weil ja viele Aufgaben von der Applikation
übernommen werden. Und das vermutlich größte Plus besteht darin, dass die
zweite Edition vollkooperativ gespielt werden kann und keinen Overlord
benötigt.
Unabhängig von der App kann Villen des Wahnsinns auch optisch voll überzeugen. Sowohl die
Brettspielillustration als auch die Miniaturen wissen vollends zu gefallen.
Auch die Qualität ist zu loben, wenngleich beim Einstecken der Monsterfiguren
und der Marker in die Bases vorsichtig zu Werke gegangen werden sollte. Das
wurde von anderen Miniaturen-Brettspielen teilweise besser gelöst. Aber hey …
wir leben im Zeitalter des Kickstarter-Hypes, bei dem oftmals exzellentes
Material angeboten wird, aber das eigentliche Spiel nicht überzeugt. Im
Gegensatz dazu begeistert Villen des
Wahnsinns spielerisch auf ganzer Linie. Denn die Szenarien und die
Atmosphäre sind einfach erste Sahne.
Leider sind im Grundspiel nur vier Szenarien enthalten. Im Vergleich
zu moderneren Veröffentlichungen wie Gloomhaven
ist das natürlich etwas mager, aber wer von dem Spiel begeistert ist,
investiert sicherlich weiteres Geld in die vielen Erweiterungen, die es für Villen des Wahnsinns gibt. Ein
mehrfaches Spielen des Grundspiels (kurz hintereinander) ist nur bedingt
empfehlenswert. Sobald man die Szenarien bewältigt hat, kennt man einfach die
jeweilige Geschichte, und dann lässt beim zweiten Spielen die Spannung einfach
nach. Mit einer anderen Spielergruppe oder nach einer gewissen Zeit stellt sich
das Kribbeln aber schnell wieder ein.
Last not least eine persönliche Empfehlung: wer Villen des Wahnsinns spielt, sollte
sich unbedingt Zeit lassen und in jedem Schritt die Atmosphäre genießen. Dann
dauert ein Szenarium zwar meistens doppelt so lange wie angegeben, aber diese Zeitinvestition
lohnt sich auf jeden Fall, weil Villen
des Wahnsinns wie gesagt primär von seinem Flair, seinem Charisma und
seiner atmosphärischen Dichte lebt.
Fazit:
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Villen des Wahnsinns keine
Veröffentlichung für jedermann ist, aber wer sich auf die Story einlässt und in
die Geschichte eintaucht, wird mit einem fantastischen Spielerlebnis belohnt.
Und da ich mich dieser Klientel zugehörig fühle, gibt es auch eine absolut
bedenkenlose Weiterempfehlung meinerseits zu bilanzieren.
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