Autor: Virginio Gigli
/ Flaminia Brasini
Spieleranzahl: 2 – 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 75 – 120 Minuten
Einleitung:
Zusammen mit Lissabon und Porto zählte auch Coimbra zu den
blühenden portugiesischen Städten im Zeitalter der Entdeckungen. Im
gleichnamigen Brettspiel schlüpfen zwei bis vier Protagonisten in die Rolle
eines bedeutenden Familienoberhaupts, das über vier Spielrunden mittels
diverser Aktionen und unterschiedlichen Strategien die meisten Siegpunkte für das
eigene Haus ansammeln will.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und abhängig
von der Spieleranzahl mit allen benötigten Utensilien bestückt. Der Hauptplan
ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Auf der linken Seite befinden sich vier
Stadtteile, daneben eine Pilgerlandkarte und ganz rechts vier Einflussleisten.
Im unteren Bereich werden sechs Expeditionen auf den dazugehörigen Expeditionsfeldern
ausgelegt. Jeder Spieler erhält eine Spielerablage, drei Würfelhalter, zwei
Holzmarker und einen Pilger. Des Weiteren besitzt jeder Spieler 25
Holzscheiben, die als Marker auf den Leisten und als Pilgermarker für besuchte
Klöster verwendet werden. Abhängig von der Spielerreihenfolge suchen sich die
Konkurrenten einen Pilgerstartplatz in der Stadt Coimbra sowie ein Paar
Start-Einwohnerkarten aus. Diese Einwohnerkarten bestimmen die
Startvoraussetzungen der Spieler.
Coimbra verläuft über vier Runden, die in
verschiedene Phasen unterteilt sind. Zunächst würfelt der Startspieler alle
Würfel und generiert damit den Würfelpool für die aktuelle Runde. Reihum wählen
die Spieler nun einen Würfel aus und platzieren ihn in einen Stadtteil der
eigenen Wahl. Nachdem jeder Spieler drei Würfel gesetzt hat werden die
Stadtteile von oben nach unten ausgewertet. Im Schloss erhalten die Spieler
Gunstplättchen, während sie in den folgenden Stadtgebieten Einwohnerkarten
erwerben können. Die Kosten solcher Karten ergeben sich aus dem Würfelwert und
dem Kartensymbol (z.B. vier Münzen). Durch die Karten schreiten die Spieler auf
den entsprechenden Leisten voran, und außerdem gibt es noch diverse Sofortboni
oder sonstige permanente Vorteile. Spielende-Boni Karten bringen ihrem Besitzer
zusätzliche Siegpunkte am Spielende.
Nachdem alle Aktionen durchgeführt wurden wird die neue
Spielerreihenfolge anhand der aktuellen Kronen im Besitz der Spieler ermittelt.
Dann folgt die Einkommensphase, in der die Spieler Wachen, Münzen,
Pilgerschritte und Siegpunkte gemäß den Positionen auf den Einflussleisten erhalten.
Anschließend kann noch eine Expedition kostenpflichtig ausgestattet werden, die
am Schluss Siegpunkte einbringen kann.
Das Spiel endet nach der vierten Runde mit der
Schlusswertung, in der die Spieler Siegpunkte für verschiedene Faktoren
erhalten (Expeditionen, Fortschritte auf den Einflussleisten, Diplomsets,
Spielende-Boni Karten sowie verbliebene Wachen, Münzen und Kronen. Der Spieler
mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Was für ein geiles Spiel! Coimbra bringt jedes Vielspieler-Eurogamer-Herz zum jauchzen, denn
diese Veröffentlichung bietet alles, was sich Kenner und Experten nur wünschen
können.
Die Farbgestaltung und der Ersteindruck beim Lesen der Regel
erweckt die Assoziation, dass Stefan Feld (Autor) und What´s Your Game (Verlag)
eine Kooperation vereinbart hätten, und spieltechnisch ist das gar nicht mal so
weit hergeholt. Der Aufbau und die Farbgestaltung des Spiels erinnern in der
Tat an diverse What´s Your Game Publikationen. Lediglich die modernere
Illustration passt hier nicht recht ins Bild. Spielerisch und hinsichtlich der
Mechanismen könnte Maestro Feld Pate gestanden haben. Coimbra geizt nicht mit Punkten, und selbst verständlich gibt es
viele Strategien zum Sieg. Doch trotz verschiedener Optionen führt der
sinnvollste Weg immer über die vier Einflussleisten im rechten Bereich des
Hauptspielplans. Vor allem die Münzen- und Wachen-Einkommen sollten möglichst
schnell gepusht werden, um immer gut bei Kasse zu sein. Doch auch die
Pilgerschritte mit dem Besuch der Klöster bringen oftmals wichtige Vorteile und
teilweise richtig viel Siegpunkte. Hier ist auch das Timing ziemlich wichtig,
denn die meisten Punkte erhält man oft erst dann, wenn bereits bestimmte Voraussetzungen
erfüllt wurden.
Nicht zu unterschätzen ist eine Platzierung im Schloss. Die
Gunstplättchen sehen harmloser aus, als sie sind. Vor allem der Würfelaufsatz
mit drei Zusatzwerten kann beim Kaufen der Einflusskarten die Planungen der
Mitspieler gehörig zunichte machen oder zumindest eine vielversprechende Kartenanvisierung
zerstören. Trotzdem ist Coimbra kein
Spiel mit viel Interaktion. Es gibt zwar auch Einflusskarten mit Auswirkungen
auf die Gegner, aber der Großteil der Karten bietet eher einen rein solitären
Vorteil. Ich persönlich mag diese Mechanismen, weil sie die Planungen vereinfachen
und leichter realisierbar machen.
Obwohl die Regeln gar nicht mal so ausufernd-komplex sind,
bietet Coimbra eine ungeheuere
Spieltiefe. Viele Aktionen führen zu Folgeaktionen, was das Spiel relativ
verzahnt macht. Auch das ist übrigens ein beliebtes Element, dass der
Großmeister Stefan Feld gerne mal einsetzt.
In den ersten paar Partien dürfte die angegebene Spielzeit
meistens überschritten werden, weil die Effekte der verschiedenen Karten
nachgelesen werden müssen. Hat man Coimbra
jedoch schon öfters gespielt und sind die Karteffekte entsprechend bekannt, ist
das Spiel durchaus in zwei Stunden zu bewältigen, sofern keine Extremgrübler am
Tisch sitzen die für einen Spielzug ewig lang überlegen. Hinsichtlich des
Komplexitätsgrads ist Coimbra im
gehobenen Kennerbereich angesiedelt (kurz vor der Kategorie „Experte“). Wer
einen Anspruch der Marke Great Western
Trail und Konsorten sucht, wird bei Coimbra
also sicherlich fündig.
Fazit:
Mit Coimbra ist
dem bewährten Team Eggertspiele / Pegasus wieder ein echter Volltreffer
gelungen, der ohne jegliche Abstriche an Kenner und Experten weiterempfohlen
werden kann. Das Spiel ist anspruchsvoll, bietet vielfältige Möglichkeiten und
macht einfach tierisch Spaß.
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