Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45- 75 Minuten
Einleitung:
Carpe Diem versetzt zwei bis vier
Protagonisten ins Jahr Null, wo sie als einflussreiche Patrizier um den Ausbau
des schönsten Stadtviertels wetteifern. Um am Ende das wertvollste Viertel zu
besitzen, errichten die Spieler unterschiedliche Gebäude und Landschaften. Wer
am Schluss die meisten Siegpunkte erwirtschaften konnte, gewinnt das Spiel.
Ablauf:
Nachdem der Spielplan in die Mitte gelegt wurde, erhält
jeder Spieler ein eigenes Bautableau inkl. individuellen Rahmens. Anschließend
werden die Wertungskarten auf dem Zentralspielplan verteilt und alle sonstigen
Utensilien (Siegpunktkarten, Brunnenkarten, Waren, Münzen, Brote) bereitgelegt.
Last not least wird der Hauptspielplan mit Bauplättchen bestückt und schon kann
es losgehen.
Carpe Diem verläuft über vier Durchgänge à
sieben Runden. Der aktive Spieler bewegt seine Spielerfigur auf ein gegenüber
liegendes Feld und nimmt sich von dort ein Bauplättchen, das er sofort in sein
Tableau einsetzt. Dabei ist zu beachten, dass die Landschaften bzw.
Gebäudeteile zueinander passen. Wird eine Landschaft oder ein Gebäude fertig gestellt,
erhält der Spieler zumeist einen Bonus (z.B. Fische für fertig gestellte Teiche,
Brote für Bäckereien usw.). Für das Einsetzen eines Brunnens nimmt sich der
Spieler die beiden obersten Brunnenkarten vom verdeckten Stapel und behält eine
davon. Diese Karten bringen ihrem Besitzer am Spielende Siegpunkte für fertig gestellte
Gebäude oder Gebiete.
Am Ende jeden Durchgangs erfolgt eine Wertung. Dazu setzen
die Spieler eine Wertungsscheibe zwischen zwei Wertungskarten der Auslage. Um
die Aufgaben zu erfüllen müssen die Konkurrenten entweder vorgegebene Landschaften
/ Gebäude besitzen oder bestimmte Waren abgeben. Für nichterfüllte Aufträge
verlieren die Spieler jeweils vier Siegpunkte. Die Abgabe dreier Brote führt
jedoch zur automatischen Erfüllung eines Auftrags.
Das Spiel endet nach der vierten Runde mit einer
Schlusswertung. Hierbei erhalten die Spieler noch Siegpunkte für fertig
gestellte Villen, die Positionen auf der Banderolenleiste und für ihre
Brunnenkarten. Weiterhin ist jedes Restmaterial einen halben Siegpunkt wert.
Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Stefan Feld gehört seit Jahren zu den besten
Eurogame-Autoren Deutschlands, und mit Carpe
Diem beweißt der Maestro eindrucksvoll, dass er es nach wie vor „drauf
hat“. Das Spiel ist eine typische Feld-Veröffentlichung und weißt leichte
Ähnlichkeiten zum Erfolgswerk Die Burgen
von Burgund auf. Aber wohlgemerkt nur LEICHTE Anleihen! Es handelt sich
keinesfalls um BuBu2 ;-)
Die Ähnlichkeiten liegen auf der Hand und bestehen
ausschließlich mit dem Ausbau eines eigenen Tableaus, um mit den errichteten
Gebäuden / Landschaften diverse Siegpunkte zu generieren. Wie bei den meisten
Feld-Spielen können die Protagonisten durch geschicktes Agieren jede Menge
Punkte generieren, aber diesmal hält sich die Anzahl durchaus in Grenzen (grober
Durchschnitt um die 100 Punkte plusminus 20 bis 30). Wie so oft bei Eurogames
ist der Weg das Ziel, und das Beschreiten dieses Wegs macht wieder einmal jede
Menge Spaß.
Carpe Diem ist zwar ein Kennerspiel, aber es
ist dennoch relativ leicht zugänglich und halbwegs schnell erklärt. Somit
können auch ambitionierte Gelegenheitsspieler problemlos mithalten und einen
Schritt in Richtung Experte machen. Da Carpe
Diem mehrere Möglichkeiten bietet an Siegpunkte zu kommen, sollte das
Einsetzen der genommenen Bauplättchen gut überlegt sein, denn auch die Rahmen
der Spielertableaus beinhalten „Aufgaben“, deren Erfüllung am Schluss Punkte
ergibt. Im Idealfall sollten die Protagonisten also diese Rahmenvorgaben im
Auge behalten, gleichzeitig die Auslage der Wertungskarten beobachten und obendrein
noch etwaige Brunnenkarten versuchen zu erfüllen. Alles gleichzeitig ist
natürlich nicht in voller Gänze zu schaffen, aber wer von allen Komponenten
einen Großteil meistert hat in der Regel gute Chancen auf den Spielsieg.
Obwohl Carpe Diem
mechanisch alles richtig macht reicht es nicht ganz zur Vergabe der
Höchstpunktzahl, und das hat zwei Gründe. Zum einen ist die Illustration nicht
besonders hübsch und die Farbgestaltung eher suboptimal. Zum anderen steht der
große Name Stefan Feld auf der Schachtel. Ein Künstler wird immer an seinem
besten Werk gemessen. Hierzu ein Beispiel aus dem Musikbereich: Iron Maidens
Meisterwerke sind unbestritten The
Number Of The Beast und Piece Of
Mind. Alle neuen Veröffentlichungen stehen im Schatten dieser Meilensteine,
und auch in den Brettspielbereich lässt sich diese Einstellung übertragen. Die Burgen von Burgund ist Stefans
Meisterwerk, und dessen überragendes Niveau erreicht Carpe Diem trotz großer Klasse nicht ganz. Natürlich kann die Veröffentlichung
allen Lesern trotzdem uneingeschränkt ans Herz gelegt werden, weil Carpe Diem wie gesagt grundsätzlich ein
tolles Spiel ist.
Fazit:
Für Freunde von mittelschweren Eurogames ist Carpe Diem definitiv eine Bereicherung
der eigenen Spielesammlung. Das Spiel steht ganz klar in der Tradition vieler
guter Alea-Veröffentlichungen wie Notre
Dame, Macao etc. Somit reiht
sich Carpe Diem nahtlos in die
Historie des Verlags ein und kann bedenkenlos weiterempfohlen werden.
Gut geschrieben. Kann mich nur anschließen
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