Autor: Juma Al-JouJou
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 30
Minuten pro Spieler
Einleitung:
Clans of Caledonia entführt die Spieler in das
Schottland des 19. Jahrhunderts, als das Land einen Wandel vom Agrar- zum
Industriestaat vollzog. Dadurch wurden sowohl der Import als auch der Export
von Waren und Nahrungsmitteln immer wichtiger. Um siegpunktträchtige Aufträge
zu erfüllen, produzieren die Protagonisten einfache Grundwaren, die sie mit
entsprechenden Gebäuden in Edelwaren umwandeln. Doch auch der Markt bietet die
Möglichkeit, durch Kauf an Ressourcen zu gelangen.
Ablauf:
Zunächst wird der Hauptspielplan aus vier Modulen
zusammengebaut. Anschließend werden in den Ecken des Spielfelds vier zufällig
gezogene Hafenplättchen platziert. Das Markttableau und das Exporttableau
werden bereitgelegt und mit den entsprechenden Utensilien bestückt
(transparenter Preismarker bzw. offene Aufträge). Jeder Spieler erhält ein
eigenes Spielertableau, auf das er seine Spielfiguren platziert (Schafe,
Rinder, Arbeiter, Gebäude, Äcker). Der letzte Spieler in der ausgelosten
Spielerreihenfolge wählt sich als Erster einen ausliegenden Clan aus. Dann
folgen seine Konkurrenten entgegen dem Uhrzeigersinn. Jeder Clan besitzt einen
individuellen Vorteil, und außerdem werden den Clans die Startressourcen vorab
zugeteilt (Geld und Waren). Nun setzen die Spieler noch zwei Arbeiter in Wälder
oder Gebirge (kostenpflichtig) und schon kann es losgehen.
Clans of Caledonia verläuft über fünf Runden, die
jeweils in verschiedene Phasen unterteilt sind. In der Vorbereitungsphase
werden die Aufträge auf dem Exporttableau aufgefüllt. Danach folgt die
Aktionsphase, in der die Spieler reihum immer eine Aktion ausführen dürfen. Als
Optionen stehen den Protagonisten folgende Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung:
- Handel (Ein- und Verkauf von Waren mittels Händlermarker. Anschließend wird der Marktpreis angepasst)
- Exportauftrag nehmen (wird von Runde zu Runde teuerer)
- Schifffahrt verbessern (um über Flüsse und Seen expandieren zu können)
- Technologie verbessern (um das Einkommen der folgenden Runden zu erhöhen)
- Händler anwerben (um auf dem Markt mehr Möglichkeiten zu haben)
- Exportauftrag erfüllen
- Expandieren
- Passen
Nahezu alle Aktionen sind kostenpflichtig. Bei einer
Expansion stellt der Spieler ein Gebäude, Tier oder einen Arbeiter auf ein
benachbartes freies Feld. Sowohl die Gebäude / Tiere / Arbeiter als auch das
ausgesuchte Feld kosten Geld. Sobald alle Spieler gepasst haben, beginnt die
Produktionsphase. In dieser Phase erhalten die Spieler Ressourcen für
eingesetzte Arbeiter (Geld) oder errichtete Gebäude / Tiere (Waren). Grundwaren
können durch entsprechende Gebäude in Edelwaren umgewandelt werden. In der
abschließenden Wertungsphase erhalten die Spieler Siegpunkte, wenn sie die
Wertungsvorgaben der jeweiligen Runde erfüllen. Nach der fünften und letzten
Runde endet das Spiel mit der Endabrechnung.
In dieser Schlusswertung erhalten die Spieler Siegpunkte für
übrig gebliebene Waren und verbliebenes Geld. Der Großteil der Siegpunkte hängt
jedoch von den erfüllten Aufträgen ab. Je nach Wertigkeit, die durch das
Exporttableau vorgegeben wird, sind Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr jeweils 3,
4 oder 5 Siegpunkte wert. Hopfen bringt den Spielern grundsätzlich einen Siegpunkt.
Weitere Siegpunkte gibt es für die meisten erfüllten Exportaufträge und für die
meisten Siedlungen. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Alternative Varianten machen das Spiel einfacher oder
schwerer, außerdem wird eine Solovariante angeboten, in der ein Solospieler auf
einen möglichst hohen Highscore spielt.
Meinung:
Mit seinem zweiten Werk ist dem Spielautor und Verlagschef
Juma Al-JouJou ein ganz großer Wurf gelungen. Bereits im Vorfeld zur SPIEL 2017
wurde die Veröffentlichung über den grünen Klee gelobt, und das zu Recht.
Clans of Caledonia lässt sich am einfachsten
beschreiben mit der Charakterisierung „Terra Mystica meets Auf den Spuren von Marco
Polo“. Aber obwohl diese beiden Vorbilder sicherlich Pate standen, hat Clans of Caledonia jede Menge
Eigenständigkeit und Originalität zu bieten. Natürlich erfindet Caledonia das Rad nicht neu, aber
welches Eurogame macht das schon? Es ist doch viel sinnvoller, wenn ein junger
Autor etablierte Mechanismen neu anordnet und damit ein Spiel kreiert, das den
Genrefreunden tierisch Spaß macht.
Genau das ist Al-JouJou gelungen. Clans of Caledonia ist ein lupenreines Euro-Strategiespiel, das in
erster Linie für Vielspieler und Experten geeignet ist. Die Regeln sind
komplex, aber nicht unnötig kompliziert. Bereits nach kürzester Zeit hat man
nach dem Studium der hervorragend verfassten Anleitung das Spielprinzip
verstanden, und was noch wichtiger ist – die Regeln werden auch nicht
vergessen. So manche Schwergewichte wie beispielsweise Vinhos sind derart verschachtelt konzipiert, dass man die Regeln
komplett neu lernen muss, wenn das Spiel mal eine Weile nicht gezockt wurde.
Nicht so Clans of Caledonia! Die
Mechanismen sind stimmig und das Spielertableau beinhaltet alle benötigten Informationen
auf einen Blick. Auch die gesamte Symbolik ist leicht verständlich und
erfordert in den seltensten Fällen das Nachlesen im Regelwerk. Super! So muss
ein Spiel bzw. eine Spielanleitung aufgebaut sein.
Der Spielspaß ist ebenfalls vom feinsten. Wer Veröffentlichungen
wie die bereits erwähnten Terra Mystica
und Marco Polo mag, wird auch Clans of Caledonia lieben. Das Spiel
ist anspruchsvoll und fordernd, aber definitiv nicht überladen. Genau das
richtige Maß für den Großteil aller Eurogame-Liebhaber. Weiterhin lobenswert
sind die verschiedenen Clans, die einen ausbalancierten Eindruck machen, obwohl
sie gänzlich unterschiedliche Vorteile haben. In unseren Spielrunden hat sich jedenfalls
kein spezieller Clan als zu mächtig entpuppt. Daher gibt es auch an der Balance
überhaupt nichts auszusetzen.
Einigen (wenigen) Spielern war der Spielplan ein bisschen zu
klein bzw. die Komponenten zu „kleinfitzelig“. Der überwiegende Großteil der
Spieler hatte damit aber keine Probleme. Das ist sicherlich Geschmackssache und
auch eine Frage des Geldes, denn größere Spielmaterialien hätten den Preis der
Veröffentlichung wahrscheinlich in die Höhe getrieben. An der Qualität des
Materials gibt es definitiv nichts auszusetzen. Die Spielfiguren sind aus Holz
und optisch toll designt, denn es handelt sich nicht nur um eckige Klötzchen,
sondern um echte Formen, die den realen Vorlagen gut nachempfunden sind.
Fazit:
Alles in allem gibt es an Clans of Caledonia einfach nichts zu kritisieren. Das Spiel ist
schlichtweg große Klasse und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Wer gerne schwere bis mittelschwere Eurogames
spielt, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Top!!!
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