Autor: Virginio Gigli / Flaminia Brasini mit Simone Luciani
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 120 Minuten
Einleitung:
Lorenzo der Prächtige versetzt die Spieler in die Zeit der
italienischen Renaissance. Als Oberhaupt einer Adelsfamilie schicken die
Protagonisten ihre Familienmitglieder in verschiedene Bereiche der Stadt
Florenz, um dort diverse Leistungen zu erbringen. Doch die Wertigkeit der
entsendeten Arbeiter hängt von drei Würfeln ab, deren Würfelwert durch Diener
oder Charakterkarten modifiziert werden kann.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit den
Entwicklungskarten des ersten Zeitabschnitts bestückt. Weiterhin werden drei
Exkommunikationsplättchen gezogen und auf den Feldern der entsprechenden
Zeitalter ausgelegt. Jeder Spieler erhält ein eigenes Spielertableau und ein
Bonusplättchen. Als Startkapital stehen jedem Spieler zwei Holz, zwei Steine,
drei Diener und fünf bis acht Goldmünzen zur Verfügung.
Alle Spieler besitzen außerdem vier Familienmitglieder (= Arbeiter).
Drei Figuren in der Farbe des Spielers mit unterschiedlichen Farbaufklebern am
Kopf und einem neutralen Arbeiter mit dem Wert 0. Zu Beginn einer Runde werden
drei farbige Würfel geworfen. Deren Würfelergebnisse bestimmt die Wertigkeit
der entsprechenden Familienmitglieder. Die Werte sind für alle Spieler gleich.
Reihum entsenden die Spieler nun jeweils ein
Familienmitglied in einen Bereich und führen dort die dazugehörige Aktion aus.
Der erste Bereich des Spiels besteht aus vier Türmen, in denen jeweils vier
Entwicklungskarten ausliegen. Je höher die Position im Turm, desto wertiger
muss ein Arbeiter sein, der diese Karte einkauft. Arbeiter bzw.
Würfelergebnisse können durch Abgabe von Dienern erhöht werden. Blaue
Charakterkarten haben einen dauerhaften Effekt und kosten grundsätzlich Gold.
Grüne Gebietskarten bringen bei Aktivierung zumeinst diverse Ressourcen,
allerdings muss ab der dritten Gebietskarte eine bestimmte militärische Stärke
gegeben sein (Position auf der Militärleiste). Auch gelbe Gebäudekarten
gewähren bei Aktivierung unterschiedliche Boni, während violette Wagniskarten
lediglich Siegpunkte in der Schlusswertung ergeben. Jedoch bieten die meisten
Karten (jeden Typs) auch einen einmaligen Sofortbonus beim Kauf. Möchte ein
Spieler eine Karte von einem Turm kaufen, der bereits von einer anderen Figur
besetzt ist, muss er zusätzlich zu den Kartenkosten auch noch drei Goldmünzen
bezahlen.
Um die wieder verwendbaren Effekte der Gebiets- und Gebäudekarten
zu aktivieren, muss ein Spieler in den Bereich der Ernte bzw. der Produktion
gehen. Aktiviert werden jedoch nur die Karten, welche der Wertigkeit des Familienmitglieds
entsprechen, d.h. ein Arbeiter mit dem Wert 4 aktiviert alle Karten mit den
Werten 1, 2, 3 und 4. Nicht jedoch die Karten, die einen Wert in Höhe von 5
oder 6 erfordern. Diverse Charakterkarten erhöhen bestimmte Werte, und auch die
Abgabe von Dienern erhöht den Wert eines Arbeiters. Im Markt und Ratspalast
erhalten die Spieler verschiedene Ressourcen. Die Position im Ratspalast gibt
außerdem die Spielerreihenfolge der nächsten Runde vor.
Am Ende der zweiten, vierten und sechsten Runde müssen die
Spieler Glaubenspunkte abgeben, um nicht exkommuniziert zu werden. Eine Exkommunikation
bedeutet einen Malus für den Rest des Spiels. Lorenzo der Prächtige endet nach der sechsten Runde mit einer
Schlusswertung, in der es dann noch Siegpunkte für blaue Karten und Rohstoffe
gibt. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen. Im
Fortgeschrittenenspiel kommen außerdem noch Anführerkarten zum Einsatz.
Meinung:
Lorenzo der Prächtige macht seinem Namen alle Ehre, denn
in der Tat ist diese Veröffentlichung ein prächtiges Spiel. Workerplacement at
it´s best.
Lorenzo erfindet das Rad zwar nicht neu,
aber das ist auch nicht notwendig. Wenn Mechanismen funktionieren und Spaß
machen – warum sollte man daran rumpfuschen? Diesem Grundsatz folgen auch die
Autoren Virginio Gigli und Flaminia Brasini in Zusammenarbeit mit Simone
Luciani. Das italienische Dreigestirn hat ein lupenreines
Euro-Workerplacement-Spiel der Spitzenklasse kreiert, in dem alle Elemente zu
finden sind, die dieses Genre auszeichnen.
Zum einen ist da natürlich der Anspruch bzw. die
Komplexität. Lorenzo der Prächtige
bietet den Protagonisten viele Möglichkeiten, und die Analyse und das Ausloten
dieser Optionen bereitet allen klassischen Eurogamern pure Spielfreude. Ich
will in dieser Rezension nicht spoilern oder verraten, welche Elemente am wertvollsten
sind, aber soviel sei gesagt: wichtig ist alles! Und auch das ist ein typisches
Prinzip von europäischen Strategiespielen. Es ist zwar durchaus möglich, sich
auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren, aber ohne Diener und ohne Geld geht
gar nichts. Also errichten erfahrene Vielspieler funktionierende
Produktionsketten, die bei Aktivierung möglichst alle Ressourcen generieren,
die man für den weiteren Verlauf benötigt.
Und benötigt werden die Ressourcen (inkl. Geld) primär für
den Kartenkauf. Sieg oder Niederlage hängen ausschließlich von den erworbenen
Karten ab, und wer am besten plant und im Idealfall die Karten aufeinander
abstimmt, geht in der Regel meistens als würdiger Gewinner aus einer Partie
heraus. Der Glücksfaktor ist ziemlich gering, was die meisten Expertenspieler
wahrscheinlich beglücken dürfte. Das Ausloten aller Möglichkeiten beansprucht
die kleinen grauen Zellen, ohne den Prozessor jedoch durchschmoren zu lassen. Denn
Lorenzo der Prächtige ist zwar
komplex, aber nicht unnötig kompliziert. Bereits nach kurzer Zeit sind sowohl
die Regeln als auch die Symboliken verinnerlicht, und dementsprechend zieht
sich eine Partie auch nicht allzu sehr in die Länge, sondern ist zumeist locker
in der veranschlagten Spielzeit beendet.
Eine Exkommunizierung sollte nach Möglichkeit vermieden
werden. Zum einen erschwert der Malus die Partie immens, und zum anderen
summieren sich die Glaubenspunkte zu einer ansehnlichen Anzahl an Siegpunkten,
wenn man sie clever einsammeln bzw. generieren kann.
Noch interessanter wird das Spiel mit Hinzunahme der
Anführerkarten. Allerdings kann dann der Effekt eintreten, dass einige Spieler
mit aller Gewalt schnellstmöglich die Voraussetzungen zum Ausspielen der
Anführer erfüllen wollen. Damit lassen sie sich (bewusst oder unbewusst) in eine
bestimmte Richtung lenken, was nicht jeder Vielspieler mag. Hier muss jede
Spielergruppe für sich entscheiden, ob sie dieses Element gern hat oder ob die
Gruppe lieber beim Grundspiel bleibt. Großartig sind aber auf jeden Fall beide
Varianten.
Fazit:
Lorenzo der Prächtige ist ein klares „must have“ für alle
Freunde von anspruchsvollen Workerplacement-Spielen. Die Veröffentlichung hat
keine Schwächen und punktet auf allen Ebenen. Wer Arbeitereinsatz-Eurogames
mag, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Ergo: glasklare Weiterempfehlung ohne
jegliche Abstriche!
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