Autor: Gregory Oliver
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 – 90 Minuten
Einleitung:
Im Jahre 2079 existieren nach einem nuklearen Weltkrieg nur
noch wenige Menschen. In Outlive
repräsentieren zwei bis vier Spieler eine Gruppe von Überlebenden, die um die
Aufnahme in die elitäre Organisation „Convoy“ wetteifern. Denn nur dem Team mit
den meisten Überlebenspunkten wird diese Ehre zuteil. Wer optimiert seine
Arbeitskraft, Ausrüstung und Überlebensfähigkeit am besten, um am Ende als
Sieger in diesem Strategiespiel hervorzugehen?
Ablauf:
Zunächst erhält jeder Spieler einen eigenen Bunker
(Spielertableau) inkl. drei unfertiger Standard-Räume. Anschließend werden
weitere Räume und zwei Anführer gezogen, von denen einer ausgewählt wird. Die
Anführerkarte legt die Startpositionen der Meeples sowie die Start-Ressourcen
und die erste defekte Ausrüstung fest. Nun wird das allgemeine Ereignistableau
mit zufällig gezogenen Ereigniskarten bestückt. Alle sonstigen Materialien
werden dann noch auf bzw. neben dem Hauptspielplan bereitgelegt.
Eine Partie Outlive
dauert sechs Runden (= 6 Tage), die immer in drei Phasen untergliedert sind. In
der Dämmerung wird lediglich der
Spielplan aufgefüllt. Dann beginnt der Tag
mit dem Aufdecken der aktuellen Ereigniskarte. Die Auswirkungen dieser Karte
und aller noch vorhandenen älteren Ereignisse werden sofort ausgeführt. Nun
können die Heldenfiguren der Gruppen bewegt werden. Jeder Spieler verfügt über
vier Figuren mit den Stärkepunkten 3,3,4 und 5. Eine Figur muss bis zu zwei
Orte bewegt werden, wobei am Zielort kein anderer eigener Meeple stehen darf.
Insgesamt gibt es acht verschiedene Orte, die unterschiedliche Aktionen
erlauben (z.B. Holz sammeln, Wasser auffüllen, Munition kaufen, Ausrüstungen
erwerben etc.). Zieht eine Figur auf einen Ort mit einem gegnerischen Meeple,
darf der Angreifer dem Feind Ressourcen stehlen, wenn der Stärkewert höher ist.
Durch Munition kann dies verhindert werden. Der Stärkewert der Figur gibt des
Weiteren die Anzahl der Aktionsmöglichkeiten vor, d.h. ein 5er-Held kann
beispielsweise fünf Holz im Wald einsammeln oder ein Holz sammeln und eine
Jagdaktion ausführen (ggf. mit zusätzlicher Munition), die dann Fleisch
einbringt. Erhaltene Ausrüstung ist erstmal immer defekt und kann später in der
Nacht repariert werden. Rekrutierte
Überlebende werden in den Bunker platziert.
Die Zeit nach dem Sonnenuntergang ist dann abermals in
verschiedene Phasen unterteilt. Zunächst können Ereignisse abgewendet werden,
indem die geforderten Ressourcen abgegeben werden. Dafür erhält der entsprechende
Spieler die Karte, welche Überlebenspunkte wert ist. Dann müssen die
Überlebenden ernährt werden. Pro Lebensmittel, das zur Ernährung fehlt,
verlieren die Spieler einen Überlebenden aus dem eigenen Bunker. Anschließend
steigt die radioaktive Strahlung an, die durch Überlebende in der Luftschleuse
eingedämmt wird. Nun können weitere Überlebende gegen Abgabe von
Nahrungsmitteln rekrutiert werden, und außerdem dürfen Überlebende von der
Luftschleuse in sonstige Bunkerräume umgesetzt werden. Dadurch werden diese
Räume aktiv und gewähren dem Besitzer ständige Vorteile. Last not least kann
für entsprechende Ressourcen die defekte Ausrüstung instand gesetzt werden und
verderbliche Lebensmittel werden abgeworfen.
Outlive endet nach der sechsten Runde, also
am Ende des letzten Tages. Nun ermitteln die Spieler ihre Überlebenspunkte für
abgewendete Ereignisse, voll besetzte Räume usw. Der Spieler mit den meisten
Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Um es gleich mal vorweg zu sagen: Outlive ist ein fantastisches Eurogame, das neben den tollen
Mechanismen auch mit einem atmosphärischen Feeling begeistern kann.
Nach dem ersten Studium der Anleitung und dem ersten
Erklären haben viele Spieler das Konzept der Überlegenheit im Hinterkopf. De
facto ist dieses Element aber gar nicht mal so wichtig, obwohl es natürlich
einen schönen Effekt hat. Aber auf ein Holz oder ein Eisen lässt sich relativ
„schmerzfrei“ verzichten, wenn man dafür viele Lebensmittel einsammeln kann,
denn mit diesen können in der Nacht weitere Überlebende für die eigenen Räume
und die eigene Luftschleuse rekrutiert werden. Aber selbstverständlich sind
auch die Warenressourcen äußerst bedeutsam, denn nur mit solchen Gütern lassen
sich Räume ausbauen und Ausrüstung instand setzen.
Apropos Ausrüstung: in nahezu allen Runden hat sich
bestätigt, das ein exzessiver (und sinnvoller) Bestand an
Ausrüstungsgegenständen meistens zum Sieg führt. Spieler mit wenigen
Ausrüstungsvorteilen haben fast nie eine realistische Chance. Denn neben den
ständigen Boni sind reparierte Gegenstände ja auch einen Überlebenspunkt wert,
und in bestimmten Konstellationen sogar einen weiteren Punkt. Das summiert sich
und bietet unter dem Strich weitaus mehr Nutzen als abgewendete Ereignisse. Die
kosten jede Menge Ressourcen, sind aber nur einmalig Überlebenspunkte wert und
bringen ansonsten keine Vorteile. Andererseits ist man natürlich für jedes
abgewendete Ereignis dankbar. Sollen doch die Mitstreiter die Ereignisse
abwenden ;-)
Der Spielspaß von Outlive
ist gigantisch. Zumindest für bekennende Eurogamer, die Freude am Überlegen und
Abwägen haben. Denn Outlive ist
sicherlich kein Spiel für Anfänger. Das Ganze ist trotz überschaubarer Regeln
ziemlich anspruchsvoll und fordert die kleinen grauen Zellen der Protagonisten
in hohem Maße. Nicht nur die Aktionen wollen gut überlegt sein – auch die
Reihenfolge ist äußerst wichtig, weil schließlich keine zwei Figuren der
eigenen Art an einem Ort stehen dürfen. Also muss in die Planung einfließen,
welcher Ort als nächstes aufgesucht wird, um diesen sinnvoll frei zu machen
(das kann vor allem beim Staudamm wichtig sein, um an möglichst viel Wasser zu
kommen). Lange Rede, kurzer Sinn: Outlive
ist super verzahnt und bereitet allen Fans von komplexeren Veröffentlichungen
große Spielfreude.
Und nicht nur der Spielspaß ist zu loben – auch die
Spielanleitung ist hervorragend aufgebaut und sehr gut strukturiert. Lediglich
eine Frage hätte ausdrücklicher beantwortet werden können. Und zwar betrifft
das den Frachter. Greift dort ebenfalls das Prinzip der Überlegenheit? Oder
greift es nicht, weil der Frachter ja nicht umgrenzt ist und die Figuren in
abgeschlossene Bereiche gesetzt werden? Von der Logik her kommt keine
Überlegenheit zustande, aber dieses Thema wird sicherlich im Laufe der Zeit
geklärt werden (in Diskussionsforen, FAQs o.ä.).
Fazit:
Insgesamt betrachtet ist Outlive ein überragendes Kennerspiel geworden. Der Anspruch ist hoch
(aber nicht überkompliziert) und der Spielspaß ist exzellent. Hinzu kommt eine
atmosphärische Dichte aufgrund eines relativ unverbrauchten Themas in
Eurospielen (in Amitrash- oder Survival-Veröffentlichungen ist das Thema
natürlich Gang und Gebe). Super!
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