Autor: Michael
Kiesling
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 90 Minuten
Einleitung:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es nicht leicht, eine
erfolgreiche Landwirtschaft am oberen Mississippi zu betreiben. Doch
technologische Fortschritte im Bereich der Flussboote eröffneten neue
Möglichkeiten. In Riverboat
verschiffen zwei bis vier Spieler ihre Feldfrüchte gen Süden, um sie dort
lukrativ zu verkaufen. Dass es jedoch auch weitere und vielfältige Möglichkeiten
gibt, um an Siegpunkte zu gelangen, versteht sich in diesem Kennerspiel von
selbst.
Ablauf:
Zunächst werden die beiden Hauptspielpläne in die Mitte des
Tischs gelegt und mit allen benötigten Materialien / Utensilien bestückt. Der
Spielplan „New Orleans“ beinhaltet Platz für verschiedene Flurboote, Günstige Gelegenheiten und den Einsatz
von Kommissionären. Weiterhin werden auf diesem Spielplan die Runden abgezählt.
Der zweite Spielplan wird von einer Wertungsleiste umrahmt und bietet Platz für
verschiedene Ackerfruchtplättchen. Unterhalb der beiden Hauptspielpläne werden
die fünf Phasenkarten bereitgelegt.
Nun erhält jeder Spieler ein eigenes Spielertableau, 13
Arbeiter, zwei Gutachter und drei Münzen als Startkapital. Riverboat verläuft über vier Runden, die immer in fünf Phasen
unterteilt sind. Zu Beginn einer Runde wählen die Spieler reihum die
verfügbaren Phasenkarten aus. Diese gewähren ihren Besitzern individuelle
Vorteile. Ansonsten beschreiben sie die damit verbundene Aktion sowie eine
optionale Regelbrechung gegen Bezahlung einer Münze.
In der ersten Phase werden nacheinander acht Gebietskarten
aufgedeckt und öffentlich bekanntgegeben. Jeder Spieler muss einen Arbeiter in
das entsprechende Gebiet seines Tableaus entsenden. Anschließend werden die
Äcker bepflanzt. Dazu nehmen sich die Spieler reihum ein Ackerfruchtplättchen
vom Spielplan und legen es unter ihre vorher entsendeten Arbeiter. Nun folgt
die Erntephase bzw. das Beladen der Flussboote. Die Spieler wählen ein
Flussboot aus und verschiffen gemäß der Ladekapazität entsprechend viele
gleichartige Ackerfrüchte. Dazu werden die Arbeiter von den passenden Gebieten
in den eigenen Vorrat zurückgenommen. Jedes Boot bietet unterschiedliche
Vorteile / Boni, z.B. den Erhalt von Anschaffungen, das Weiterziehen des
eigenen Hafenmeisters, Siegpunkte usw. Die Position des Hafenmeisters auf der
eigenen Hafenleiste bringt am Schluss Siegpunkte, Anschaffungen können in der
abschließenden Wertungsphase gewertet werden. Doch vor der Wertungsphase können
die Spieler reihum eine Günstige
Gelegenheit vom Hauptspielfeld nehmen. Auch solche Günstigen Gelegenheiten können jetzt in der Wertungsphase genutzt
bzw. gewertet werden. Um Anschaffungen oder Günstige
Gelegenheiten werten zu können werden bis zu zwei Gutachter einmalig
eingesetzt. Nach Ablauf einer Runde wechselt der Startspieler und der nächste
Durchgang beginnt.
Das Spiel endet nach der vierten Runde. Nun erfolgt noch die
Schlusswertung, bei der es Siegpunkte für Münzen, vollständig bedeckte Anbaugebiete
und nicht gewertete Anschaffungen gibt. Zusätzlich erhalten die Spieler
Siegpunkte gemäß der Position ihres Hafenmeisters und der Mehrheit an
Kommissionären in New Orleans. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann
gewonnen.
Meinung:
Lookout Spiele sind ja für viele hervorragende Kenner- und
Expertenveröffentlichungen bekannt (z.B. Agricola,
Le Havre, Grand Austria Hotel u.v.m.), und Riverboat steht diesen Highlights in nichts nach. Das Spiel ist
eine ausgezeichnete Veröffentlichung im Kenner-Sektor und überzeugt in allen
Belangen.
Fangen wir einfach mal mit der Anleitung an. Das Regelwerk
ist nahezu perfekt konzipiert / strukturiert und lässt keine Fragen offen. Die
zwölf Seiten für die Spielregel wurden also optimal ausgenutzt. Das nächste Lob
gebührt der Materialvielfalt und Materialqualität. Das Qualitätsniveau
entspricht etablierten Veröffentlichungen wie Le Havre und Konsorten. Da gibt es ebenfalls nichts auszusetzen.
Und damit kommen wir auch schon zum „Hauptpfeiler“ jeder Brettspielveröffentlichung,
und das ist bekanntlich der Spielspaß in Kombination mit dem Wiederspielreiz.
Was soll ich groß sagen? Riverboat macht einfach tierisch Spaß und kann jedem Kennerspieler
wärmstens weiterempfohlen werden. Ich würde den Komplexitätsgrad ein bisschen
über dem Niveau von Village oder Rajas of the Ganges ansetzen, und das
ist eigentlich ideal für ein reinrassiges Kennerspiel. Wie immer gilt es,
verschiedene Faktoren unter einen Hut zu bringen und dabei auch die Gegner im
Auge zu behalten. Denn selbstverständlich lassen gewisse Aktionen bestimmte
Rückschlüsse zu, was die Konkurrenten wahrscheinlich als nächstes machen
wollen. Das gilt speziell für die Auswahl der Günstigen Gelegenheiten. Spezialisiert sich ein Mitstreiter
beispielsweise verstärkt auf eine bestimmte Ackerfrucht, wird er mit hoher
Wahrscheinlichkeit auf die passende Günstige
Gelegenheit scharf sein, und sollte man zufällig ebenfalls genügend
Ackerfrüchte der gleichen Art haben, lohnt es sich durchaus, dem Gegner diese Günstige Gelegenheit wegzuschnappen.
Dabei darf man aber nicht den Fehler machen und nur destruktiv spielen. Das
geht nach hinten los. Viel wichtiger ist es, das Beste aus der eigenen
Situation herauszuholen. Eine Option, die keinesfalls vernachlässigt werden
sollte, ist das Weiterzeihen des eigenen Hafenmeisters. Dessen Position am
Schluss kann richtig viele Siegpunkte einbringen und gleichzeitig den
Konkurrenten schaden, denn nur der am weitesten vorne platzierte Hafenmeister
gewährt die volle Punktzahl, während alle anderen Spieler nur die Hälfte ihrer
Schiffe-Siegpunkte erhalten. Und natürlich sind die Wertungen essentiell
wichtig, wofür im Übrigen genügend Gutachter rekrutiert werden sollten. Die
Vielfalt der Möglichkeiten ist einfach geil und katapultiert Riverboat aus dem Stehgreif in die
oberste Klasse der Kennerspiele.
Gibt es nach so viel Lob auch etwas zu kritisieren? Kaum.
Eine Rundenübersicht in Kartenform (für jeden Spieler) wäre vielleicht
hilfreich gewesen, und der Startspielervorteil der letzten Runde ist ein
bisschen zu hoch, wenn die Spieler annähernd die gleiche Hafenmeisterposition
innehaben und sich in etwa gleich viele Kommissionäre in New Orleans befinden.
Dann sichert sich jeder halbwegs erfahrene Kennerspieler die kleinste Phasenkarte
und gewinnt damit den Tiebreaker bei Gleichständen, was übrigens relativ oft
vorkommt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt betrachtet gibt es
an Riverboat nichts auszusetzen.
Fazit:
Da gibt es nicht viel zu bilanzieren. Riverboat ist einfach ein tolles Kennerspiel, das in jede
anspruchsvollere Brettspielsammlung gehört. Wer komplexere (aber nicht
überkomplizierte) Spiele wie Village,
Puerto Rico, Rajas of the Ganges etc. mag, kann hier bedenkenlos zuschlagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen