Donnerstag, 18. Januar 2018

Riverboat



Verlag: Lookout Games / ASS Altenburger
Autor: Michael Kiesling
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 90 Minuten


Einleitung:

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es nicht leicht, eine erfolgreiche Landwirtschaft am oberen Mississippi zu betreiben. Doch technologische Fortschritte im Bereich der Flussboote eröffneten neue Möglichkeiten. In Riverboat verschiffen zwei bis vier Spieler ihre Feldfrüchte gen Süden, um sie dort lukrativ zu verkaufen. Dass es jedoch auch weitere und vielfältige Möglichkeiten gibt, um an Siegpunkte zu gelangen, versteht sich in diesem Kennerspiel von selbst.

Ablauf:

Zunächst werden die beiden Hauptspielpläne in die Mitte des Tischs gelegt und mit allen benötigten Materialien / Utensilien bestückt. Der Spielplan „New Orleans“ beinhaltet Platz für verschiedene Flurboote, Günstige Gelegenheiten und den Einsatz von Kommissionären. Weiterhin werden auf diesem Spielplan die Runden abgezählt. Der zweite Spielplan wird von einer Wertungsleiste umrahmt und bietet Platz für verschiedene Ackerfruchtplättchen. Unterhalb der beiden Hauptspielpläne werden die fünf Phasenkarten bereitgelegt.

Nun erhält jeder Spieler ein eigenes Spielertableau, 13 Arbeiter, zwei Gutachter und drei Münzen als Startkapital. Riverboat verläuft über vier Runden, die immer in fünf Phasen unterteilt sind. Zu Beginn einer Runde wählen die Spieler reihum die verfügbaren Phasenkarten aus. Diese gewähren ihren Besitzern individuelle Vorteile. Ansonsten beschreiben sie die damit verbundene Aktion sowie eine optionale Regelbrechung gegen Bezahlung einer Münze.

In der ersten Phase werden nacheinander acht Gebietskarten aufgedeckt und öffentlich bekanntgegeben. Jeder Spieler muss einen Arbeiter in das entsprechende Gebiet seines Tableaus entsenden. Anschließend werden die Äcker bepflanzt. Dazu nehmen sich die Spieler reihum ein Ackerfruchtplättchen vom Spielplan und legen es unter ihre vorher entsendeten Arbeiter. Nun folgt die Erntephase bzw. das Beladen der Flussboote. Die Spieler wählen ein Flussboot aus und verschiffen gemäß der Ladekapazität entsprechend viele gleichartige Ackerfrüchte. Dazu werden die Arbeiter von den passenden Gebieten in den eigenen Vorrat zurückgenommen. Jedes Boot bietet unterschiedliche Vorteile / Boni, z.B. den Erhalt von Anschaffungen, das Weiterziehen des eigenen Hafenmeisters, Siegpunkte usw. Die Position des Hafenmeisters auf der eigenen Hafenleiste bringt am Schluss Siegpunkte, Anschaffungen können in der abschließenden Wertungsphase gewertet werden. Doch vor der Wertungsphase können die Spieler reihum eine Günstige Gelegenheit vom Hauptspielfeld nehmen. Auch solche Günstigen Gelegenheiten können jetzt in der Wertungsphase genutzt bzw. gewertet werden. Um Anschaffungen oder Günstige Gelegenheiten werten zu können werden bis zu zwei Gutachter einmalig eingesetzt. Nach Ablauf einer Runde wechselt der Startspieler und der nächste Durchgang beginnt.

Das Spiel endet nach der vierten Runde. Nun erfolgt noch die Schlusswertung, bei der es Siegpunkte für Münzen, vollständig bedeckte Anbaugebiete und nicht gewertete Anschaffungen gibt. Zusätzlich erhalten die Spieler Siegpunkte gemäß der Position ihres Hafenmeisters und der Mehrheit an Kommissionären in New Orleans. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Lookout Spiele sind ja für viele hervorragende Kenner- und Expertenveröffentlichungen bekannt (z.B. Agricola, Le Havre, Grand Austria Hotel u.v.m.), und Riverboat steht diesen Highlights in nichts nach. Das Spiel ist eine ausgezeichnete Veröffentlichung im Kenner-Sektor und überzeugt in allen Belangen.

Fangen wir einfach mal mit der Anleitung an. Das Regelwerk ist nahezu perfekt konzipiert / strukturiert und lässt keine Fragen offen. Die zwölf Seiten für die Spielregel wurden also optimal ausgenutzt. Das nächste Lob gebührt der Materialvielfalt und Materialqualität. Das Qualitätsniveau entspricht etablierten Veröffentlichungen wie Le Havre und Konsorten. Da gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Und damit kommen wir auch schon zum „Hauptpfeiler“ jeder Brettspielveröffentlichung, und das ist bekanntlich der Spielspaß in Kombination mit dem Wiederspielreiz.

Was soll ich groß sagen? Riverboat macht einfach tierisch Spaß und kann jedem Kennerspieler wärmstens weiterempfohlen werden. Ich würde den Komplexitätsgrad ein bisschen über dem Niveau von Village oder Rajas of the Ganges ansetzen, und das ist eigentlich ideal für ein reinrassiges Kennerspiel. Wie immer gilt es, verschiedene Faktoren unter einen Hut zu bringen und dabei auch die Gegner im Auge zu behalten. Denn selbstverständlich lassen gewisse Aktionen bestimmte Rückschlüsse zu, was die Konkurrenten wahrscheinlich als nächstes machen wollen. Das gilt speziell für die Auswahl der Günstigen Gelegenheiten. Spezialisiert sich ein Mitstreiter beispielsweise verstärkt auf eine bestimmte Ackerfrucht, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die passende Günstige Gelegenheit scharf sein, und sollte man zufällig ebenfalls genügend Ackerfrüchte der gleichen Art haben, lohnt es sich durchaus, dem Gegner diese Günstige Gelegenheit wegzuschnappen. Dabei darf man aber nicht den Fehler machen und nur destruktiv spielen. Das geht nach hinten los. Viel wichtiger ist es, das Beste aus der eigenen Situation herauszuholen. Eine Option, die keinesfalls vernachlässigt werden sollte, ist das Weiterzeihen des eigenen Hafenmeisters. Dessen Position am Schluss kann richtig viele Siegpunkte einbringen und gleichzeitig den Konkurrenten schaden, denn nur der am weitesten vorne platzierte Hafenmeister gewährt die volle Punktzahl, während alle anderen Spieler nur die Hälfte ihrer Schiffe-Siegpunkte erhalten. Und natürlich sind die Wertungen essentiell wichtig, wofür im Übrigen genügend Gutachter rekrutiert werden sollten. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist einfach geil und katapultiert Riverboat aus dem Stehgreif in die oberste Klasse der Kennerspiele.

Gibt es nach so viel Lob auch etwas zu kritisieren? Kaum. Eine Rundenübersicht in Kartenform (für jeden Spieler) wäre vielleicht hilfreich gewesen, und der Startspielervorteil der letzten Runde ist ein bisschen zu hoch, wenn die Spieler annähernd die gleiche Hafenmeisterposition innehaben und sich in etwa gleich viele Kommissionäre in New Orleans befinden. Dann sichert sich jeder halbwegs erfahrene Kennerspieler die kleinste Phasenkarte und gewinnt damit den Tiebreaker bei Gleichständen, was übrigens relativ oft vorkommt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt betrachtet gibt es an Riverboat nichts auszusetzen.

Fazit:

Da gibt es nicht viel zu bilanzieren. Riverboat ist einfach ein tolles Kennerspiel, das in jede anspruchsvollere Brettspielsammlung gehört. Wer komplexere (aber nicht überkomplizierte) Spiele wie Village, Puerto Rico, Rajas of the Ganges etc. mag, kann hier bedenkenlos zuschlagen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen