Autor: Uwe Rosenberg
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 20 – 100 Minuten
Einleitung:
Nusfjord ist ein beschauliches Fischerdorf auf den Lofoten,
einer Inselkette im Norden von Norwegen. Im gleichnamigen Brettspiel schlüpfen
die Spieler in die Rolle von Haupteignern an einem Fischereibetrieb. Durch den
Erwerb von Gebäuden und dem Anheuern von Ältesten verbessern die Protagonisten
sukzessive ihre Position, um letztendlich möglichst viele Siegpunkte zu
generieren. Am Schluss gewinnt der Unternehmer mit den meisten Punkten.
Ablauf:
Zunächst wird die zentrale Auslage gebildet, die aus einem
Aktionsplan, einem Plan für Schiffe und Älteste sowie zwei Ablageplänen für
Gebäude besteht. Alle Komponenten werden mit den benötigten Schiffsplättchen,
Ältestenkarten und Gebäudekarten bestückt. Sämtliche Waren (Holz, Fisch, Gold)
sowie die Waldstreifen werden als allgemeiner Vorrat bereitgelegt. Jeder
Spieler erhält sein eigenes Hafentableau, dessen rechte Seite mit Waldstreifen
bedeckt wird. Weiterhin besitzt jeder Spieler einen eigenen Vorratsplan und
fünf Anteilsmarker, von denen zwei bereits realisiert sind.
Eine Partie Nusfjord
verläuft über sieben Runden, die immer in drei Phasen untergliedert sind. In
der ersten Phase erhalten die Spieler Fische gemäß ihrer Fangmenge (abhängig
von den gebauten Schiffen). Diese Fische werden in einer vorgegebenen
Reihenfolge an die eigenen Ältesten und die eigenen Anteile in Fremd- und
Eigenbesitz verteilt. Verbliebene Fische kommen als Rücklagen auf das
Rücklagenfeld des eigenen Hafentableaus. Fische auf den Anteilen in Eigenbesitz
wandern dann in den eigenen Vorrat. Sollte ein Ältester drei Fische auf seiner
Karte haben, wird ein Fisch ebenfalls in den Eigenvorrat überführt (die beiden
anderen Fische gehen in den allgemeinen Vorrat zurück).
Nun folgt die Arbeitszeit, in der die Spieler reihum ihre
Arbeiter auf den Aktionsfeldern des Hauptspielplans einsetzen. Auch eigene
Älteste können verwendet werden, aber dann muss ein Teller von der Festtafel
des Ältestenrats geleert werden (ein Fisch kommt auf die entsprechende
Ältestenkarte). Die Aktionsmöglichkeiten dieser Phase sind vielfältiger Natur,
z.B. können Gebäude errichtet werden, Schiffe werden gebaut, es werden Älteste
angeheuert etc. In der abschließenden Heimkehrzeit nehmen die Spieler ihre
Arbeiter zurück und platzieren ggf. neue Gebäude in die Auslage. Dann wechselt
der Startspieler und die nächste Runde beginnt.
Das Spiel endet nach dem siebten Durchgang mit einer Schlusswertung.
Bei dieser Wertung addieren die Spieler die Punktewerte ihrer Gebäude und
Schiffe. Außerdem ist jeder realisierte Anteil in Eigenbesitz und jedes Gold
einen Siegpunkt wert. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen
Meinung:
Fangen wir doch einfach gleich mit einer erfreulichen
Information für alle Fans von Agricola,
Le Havre und Konsorten an. Nusfjord ist ein „typischer Rosenberg“.
Und das ist auch gut so, denn warum sollte Uwe seine bewährte Handschrift
ändern und plötzlich ein gänzlich andersgeartetes Spiel herausbringen? Wer ein
Uwe Rosenberg Fan ist erwartet einfach bestimmte Muster, und die bekommt der
Käufer bei Nusfjord auch geboten.
Wie alle großen Rosenberg-Veröffentlichungen ist auch Nusfjord wieder auf gehobenem Kennerniveau
angesiedelt. Das Spiel ist vielleicht nicht ganz so komplex wie Ora et Labora, aber trotzdem
hervorragend verschachtelt. Der Schwierigkeitsgrad tendiert grob in Richtung Agricola. Dabei ist allerdings
anzumerken, dass es bei Nusfjord
nicht so viele Aktionsmöglichkeiten gibt und außerdem werden die Waren nicht
konsequent nachgefüllt, was ein deutlicher Unterschied zu Agricola und Le Havre
ist. Generell sollte an dieser Stelle gesagt werden, das Nusfjord trotz mehrfacher Erwähnung der anderen Rosenberg-Spiele
absolut eigenständig ist, obwohl der typische Rosenberg-Stil jederzeit
erkennbar ist. Das ist ein großes Kompliment, denn oftmals kopiert sich ein
Autor im Laufe der Zeit selbst, was langfristig zu einem zunehmenden Desinteresse
der Käuferschicht führt. Ein gutes (und negatives) Beispiel aus dem Bereich der
Horrorliteratur ist Bentley Little, der immer nach dem gleichen Schema vorgeht.
Und im Musikbereich gibt es bekanntlich etliche Bands und Produzenten, die
immer das Gleiche abliefern. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;-)
Aber zurück zu Nusfjord
und Uwe Rosenberg. Nusfjord ist ein
tolles Spiel, das wie erwähnt allen Rosenberg Anhängern wärmstens ans Herz
gelegt werden kann. Und natürlich auch allen anderen Kennerspielern, und damit
sind wir auch schon beim einzigen „Kritikpunkt“ angelangt (man beachte jedoch
die Anführungszeichen, denn eine Kritik im eigentlichen Sinn ist das gar
nicht). Nusfjord ist zeitgleich mit Riverboat erschienen und beide Spiele
richten sich an die gleiche Klientel, nämlich an die Vielspieler. In
verschiedenen Spielerkonstellationen empfanden einige Protagonisten Riverboat als „schmissiger“ und
leichter zugänglich. Insofern kommt die Konkurrenz also aus dem eigenen Hause,
aber ob das wirklich ein Problem ist, kann nur der Verlag selbst beurteilen.
Fakt ist, dass beide Spiele (Nusfjord
und Riverboat) großen Spaß machen
und hervorragende Kennerspiele sind.
Fazit:
Wer anspruchsvolle Brettspiele mit Workerplacement- und
Ressourcenmanagement-Mechanismen mag, kann hier beruhigt zuschlagen. Neben dem
ausgezeichneten Spielspaß überzeugt Nusfjord
auch wie gewohnt mit toller Materialqualität, wobei die 1er Goldmünzen ein
bisschen zu klein geraten sind. Ansonsten reiht sich das Spiel nahtlos in eine
Reihe mit Agricola, Le Havre und der Glasstrasse ein. Eine bedenkenlose Weiterempfehlung versteht sich
daher von selbst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen