Montag, 29. Januar 2018

Nusfjord



Verlag: Lookout Games / ASS Altenburger
Autor: Uwe Rosenberg
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 20 – 100 Minuten


Einleitung:

Nusfjord ist ein beschauliches Fischerdorf auf den Lofoten, einer Inselkette im Norden von Norwegen. Im gleichnamigen Brettspiel schlüpfen die Spieler in die Rolle von Haupteignern an einem Fischereibetrieb. Durch den Erwerb von Gebäuden und dem Anheuern von Ältesten verbessern die Protagonisten sukzessive ihre Position, um letztendlich möglichst viele Siegpunkte zu generieren. Am Schluss gewinnt der Unternehmer mit den meisten Punkten.

Ablauf:

Zunächst wird die zentrale Auslage gebildet, die aus einem Aktionsplan, einem Plan für Schiffe und Älteste sowie zwei Ablageplänen für Gebäude besteht. Alle Komponenten werden mit den benötigten Schiffsplättchen, Ältestenkarten und Gebäudekarten bestückt. Sämtliche Waren (Holz, Fisch, Gold) sowie die Waldstreifen werden als allgemeiner Vorrat bereitgelegt. Jeder Spieler erhält sein eigenes Hafentableau, dessen rechte Seite mit Waldstreifen bedeckt wird. Weiterhin besitzt jeder Spieler einen eigenen Vorratsplan und fünf Anteilsmarker, von denen zwei bereits realisiert sind.

Eine Partie Nusfjord verläuft über sieben Runden, die immer in drei Phasen untergliedert sind. In der ersten Phase erhalten die Spieler Fische gemäß ihrer Fangmenge (abhängig von den gebauten Schiffen). Diese Fische werden in einer vorgegebenen Reihenfolge an die eigenen Ältesten und die eigenen Anteile in Fremd- und Eigenbesitz verteilt. Verbliebene Fische kommen als Rücklagen auf das Rücklagenfeld des eigenen Hafentableaus. Fische auf den Anteilen in Eigenbesitz wandern dann in den eigenen Vorrat. Sollte ein Ältester drei Fische auf seiner Karte haben, wird ein Fisch ebenfalls in den Eigenvorrat überführt (die beiden anderen Fische gehen in den allgemeinen Vorrat zurück).

Nun folgt die Arbeitszeit, in der die Spieler reihum ihre Arbeiter auf den Aktionsfeldern des Hauptspielplans einsetzen. Auch eigene Älteste können verwendet werden, aber dann muss ein Teller von der Festtafel des Ältestenrats geleert werden (ein Fisch kommt auf die entsprechende Ältestenkarte). Die Aktionsmöglichkeiten dieser Phase sind vielfältiger Natur, z.B. können Gebäude errichtet werden, Schiffe werden gebaut, es werden Älteste angeheuert etc. In der abschließenden Heimkehrzeit nehmen die Spieler ihre Arbeiter zurück und platzieren ggf. neue Gebäude in die Auslage. Dann wechselt der Startspieler und die nächste Runde beginnt.

Das Spiel endet nach dem siebten Durchgang mit einer Schlusswertung. Bei dieser Wertung addieren die Spieler die Punktewerte ihrer Gebäude und Schiffe. Außerdem ist jeder realisierte Anteil in Eigenbesitz und jedes Gold einen Siegpunkt wert. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen

Meinung:

Fangen wir doch einfach gleich mit einer erfreulichen Information für alle Fans von Agricola, Le Havre und Konsorten an. Nusfjord ist ein „typischer Rosenberg“. Und das ist auch gut so, denn warum sollte Uwe seine bewährte Handschrift ändern und plötzlich ein gänzlich andersgeartetes Spiel herausbringen? Wer ein Uwe Rosenberg Fan ist erwartet einfach bestimmte Muster, und die bekommt der Käufer bei Nusfjord auch geboten.

Wie alle großen Rosenberg-Veröffentlichungen ist auch Nusfjord wieder auf gehobenem Kennerniveau angesiedelt. Das Spiel ist vielleicht nicht ganz so komplex wie Ora et Labora, aber trotzdem hervorragend verschachtelt. Der Schwierigkeitsgrad tendiert grob in Richtung Agricola. Dabei ist allerdings anzumerken, dass es bei Nusfjord nicht so viele Aktionsmöglichkeiten gibt und außerdem werden die Waren nicht konsequent nachgefüllt, was ein deutlicher Unterschied zu Agricola und Le Havre ist. Generell sollte an dieser Stelle gesagt werden, das Nusfjord trotz mehrfacher Erwähnung der anderen Rosenberg-Spiele absolut eigenständig ist, obwohl der typische Rosenberg-Stil jederzeit erkennbar ist. Das ist ein großes Kompliment, denn oftmals kopiert sich ein Autor im Laufe der Zeit selbst, was langfristig zu einem zunehmenden Desinteresse der Käuferschicht führt. Ein gutes (und negatives) Beispiel aus dem Bereich der Horrorliteratur ist Bentley Little, der immer nach dem gleichen Schema vorgeht. Und im Musikbereich gibt es bekanntlich etliche Bands und Produzenten, die immer das Gleiche abliefern. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;-)

Aber zurück zu Nusfjord und Uwe Rosenberg. Nusfjord ist ein tolles Spiel, das wie erwähnt allen Rosenberg Anhängern wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Und natürlich auch allen anderen Kennerspielern, und damit sind wir auch schon beim einzigen „Kritikpunkt“ angelangt (man beachte jedoch die Anführungszeichen, denn eine Kritik im eigentlichen Sinn ist das gar nicht). Nusfjord ist zeitgleich mit Riverboat erschienen und beide Spiele richten sich an die gleiche Klientel, nämlich an die Vielspieler. In verschiedenen Spielerkonstellationen empfanden einige Protagonisten Riverboat als „schmissiger“ und leichter zugänglich. Insofern kommt die Konkurrenz also aus dem eigenen Hause, aber ob das wirklich ein Problem ist, kann nur der Verlag selbst beurteilen. Fakt ist, dass beide Spiele (Nusfjord und Riverboat) großen Spaß machen und hervorragende Kennerspiele sind.

Fazit:

Wer anspruchsvolle Brettspiele mit Workerplacement- und Ressourcenmanagement-Mechanismen mag, kann hier beruhigt zuschlagen. Neben dem ausgezeichneten Spielspaß überzeugt Nusfjord auch wie gewohnt mit toller Materialqualität, wobei die 1er Goldmünzen ein bisschen zu klein geraten sind. Ansonsten reiht sich das Spiel nahtlos in eine Reihe mit Agricola, Le Havre und der Glasstrasse ein. Eine bedenkenlose Weiterempfehlung versteht sich daher von selbst.

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