Autor: Sophia Wagner
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 70 - 120 Minuten
Einleitung:
Über den Wolken … muss die Freiheit nicht nur grenzenlos
sein, sondern dort liegt auch das futuristische Reich Noria, welches der
Namensgeber zum vorliegenden Brettspiel ist. In diesem Expertenspiel entdecken
die Protagonisten fliegende Inseln, auf denen Schiffe gekauft und Fabriken
errichtet werden. Doch über allem thronen vier prestigeträchtige Projekte,
deren Werte letztendlich über Sieg und Niederlage entscheiden.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit
allen erforderlichen Utensilien bestückt. Der Spielplan zeigt das Inselreich
Noria und ist folgendermaßen konzipiert: im oberen Bereich gibt es vier
Projekte, auf denen stufenweise mit eigenen Gesandten empor geschritten werden
kann. Jedem Projekt ist eine Kammer mit vier Politikern (graue Marker)
zugeordnet. Im Laufe des Spiels können
Politiker den Wert der Projekte erhöhen oder ersatzlos entfernt werden,
so dass der Wert von anderen Projekten nicht mehr gesteigert werden kann. Zwei
weitere Kammern mit Politiker-Markern dienen als Multiplikator für die
Schlusswertung. Auf dem Spielplan befindet sich weiterhin ein Pfad, der als
Rundenanzeiger fungiert. Last not least gibt es einen Markt, auf dem alle
verfügbaren Aktionsscheiben erworben werden können.
Jeder Spieler erhält eine Plastikpyramide mit drei unterschiedlich
großen Ringen. Die Ringe haben Ausbuchtungen, in denen die Aktionsscheiben eingesetzt
werden. Weiterhin besitzen die Spieler eine Spielerübersicht und eine
Fabrikablage mit drei Schiffen (Obsidian, Energie und Myrzel). Nun bestücken
die Spieler ihre Ringe mit sechs unterschiedlichen Aktionsscheiben. Der untere
Bereich ist der aktive Bereich, während der obere Bereich immer inaktiv ist.
Noria verläuft über 14 – 16 Runden, die
immer in verschiedene Phasen unterteilt sind. Den Start macht die optionale
Einflussphase, in der die Spieler gegen Abgabe von Wissen ihre Aktionsscheiben
auf den Ringen versetzen können. Dann folgt die Aktionsphase, in der die
Protagonisten maximal drei Scheiben innerhalb des aktiven (unteren) Bereichs
nutzen können. Durch aufgewertete Aktionsscheiben oder Bonusscheiben sind
Mehrfachnutzungen möglich, aber insgesamt dürfen höchstens vier Aktionen
ausgeführt werden. Mittels der Aktionen erhalten die Spieler Rohstoffe gemäß
ihrer passenden Schiffe oder sie kaufen neue Aktionsscheiben vom Markt, die sie
am Ende ihres Zugs in einen Ring einbauen können. Weiterhin können sie einen
Gesandten eine Stufe von einem Projekt emporsteigen lassen (kostenpflichtig in
Form von Rohstoffen oder Waren). Sie können auf Reisen gehen und auf
verschiedenen Inseln Schiffe nehmen oder eine Fabrik bauen. Mit dem
Werkzeugsymbol werten sie eine „normale“ Aktion auf und mit der Ersatzaktion
erhalten sie Wissen.
In der folgenden optionalen Politikphase können sie einen
Politiker in einer Kammer nach unten ziehen damit der Wert des Projekts steigt.
Außerdem können sie gleichzeitig einen anderen beliebigen Politiker von einem
anderen Projekt abziehen, sofern dieser Politiker noch nicht nach unten gezogen
wurde. Diese optionale Aktion wird mit Wissen bezahlt. Last not least
beschließt die Verwaltungsphase die laufende Runde. Hierbei erhalten die
Spieler Wissen für gebaute Fabriken, und außerdem drehen sie die Ringe ihrer
Aktionspyramide weiter.
In der Schlusswertung zählen ausschließlich die Positionen
der Gesandten auf den Stufen der verschiedenen Projekte. Der Stufenwert wird
mit dem dazugehörigen Politikerwert multipliziert. Hinzu kommt ggf. der Stufenwert
des höchsten und des niedrigsten Gesandten in Verbindung mit dem
Politikerfaktor der beiden Zusatzkammern auf der rechten Seite des Spielplans. Der
Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Uff … das ist ein ganz schöner „Brocken“. Pegasus und die
Edition Spielwiese haben diese Veröffentlichung nicht umsonst als „Experte“
eingestuft, denn diese Charakterisierung hat Noria auch redlich verdient. Aufgrund dieser berechtigten
Einstufung dürfte das Spiel für Gelegenheitsspieler und Familien viel zu
komplex sein und ausschließlich das Klientel der Vielspieler ansprechen. Dieser Personenkreis bekommt aber ein richtig tolles Spiel geboten, das definitiv eine
Weiterempfehlung wert ist.
Allein schon der Drehmechanismus mit den abgestuften Ringen
macht Noria zu etwas Besonderen, da
die Aktionsscheiben nach eigenem Belieben in die Ausbuchtungen eingesetzt
werden. Auf diese Weise können die Spieler durchaus verschiedene Strategien
ausprobieren, was den Langzeitspielreiz von Noria sicherlich erhöht. Aber wo wir schon beim Stichwort
„Langzeitspielreiz“ sind – ein paar weitere Siegpunktgenerierungen hätten dem
Spiel möglicherweise gut getan. Da sich alles auf die Wertung der vier
Projektpfade konzentriert ist eine Fokussierung eigentlich vorgegeben. Der Weg
zum optimalen Erfolg ist zwar der Schlüssel zum Sieg, aber das Ziel steht fest.
Und das unterscheidet Noria von
vielen andern Veröffentlichungen, bei denen meistens verschiedene Faktoren zum
Sieg führen. Ist das nun gut oder schlecht? Ich persönlich bin der Meinung,
dass dieses Konzept gut ist, weil sich Noria
dadurch wie gesagt von anderen komplexen Brettspielen abhebt. Andererseits
verstehe ich aber auch Mitspieler, die sich mehr Siegoptionen wünschen. Das ist
wirklich reine Geschmackssache.
Unbestreitbar geil (im Sinne von interessant) ist jedoch der
Weg zum Ziel. Sicherlich wird in der ersten Hälfte einer Partie bevorzugt
gereist, um möglichst viele Schiffe abzugreifen und möglichst viele Fabriken zu
bauen. Das ist prinzipiell der „Standardweg“, aber es gibt auch Spieler, die
von Anfang an auf den Aufstieg der Gesandten spielen. Spieler mit einer
verbesserten Ausrüstung müssen einen größeren Vorsprung auf den Pfaden erstmal
aufholen, was zwar oft aber nicht immer gelingt. Die Strategie des frühen
Aufstiegs birgt aber eine ganz andere Gefahr. Die Konkurrenten sehen frühzeitig,
welche Projekte forciert werden und können entsprechend reagieren. Und dabei
haben sie die Wahl, durch Intrigen in der Politikphase das Projekt sofort zu
torpedieren oder sich einfach dranzuhängen und ebenfalls emporzusteigen. Die
genaue Beobachtung der Konkurrenz führt also durchaus zu einem gewissen
Vorteil, daher sollte man sich in der Regel nicht zu früh festlegen.
Wer gerne plant, beobachtet, reagiert und intensiv nachdenkt
kommt bei Noria absolut auf seine
Kosten. Dem überwiegenden Großteil des beschriebenen Zielklientels macht das
Spiel großen Spaß und bietet gleichzeitig einen hohen Wiederspielreiz. Wer sich
zur Gruppe der Vielspieler und Experten zählt, sollte Noria also unbedingt mal ausprobieren. Es lohnt sich.
Fazit:
Freund von anspruchsvollen und komplexen Brettspielen kann Noria zweifellos ans Herz gelegt
werden. Glückwunsch an Sophia Wagner, der mit Noria ein beeindruckendes Debüt gelungen ist. Wenn sie auf diesem
Niveau weitermacht wird sie in ein paar Jahren sicherlich in einem Atemzug mit
Szenegrößen wie Uwe Rosenberg, Stefan Feld und Alexander Pfister genannt
werden. Und ein größeres Kompliment kann es für eine vielversprechende
Nachwuchsautorin kaum geben.
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