Autor: Heinz-Georg
Thiemann
Spieleranzahl: 2 - 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 25 Minuten
pro Spieler
Einleitung:
Weil sich das Kloster von Cluny in einem schlechten wirtschaftlichen
Zustand befindet, bittet Abt Petrus Venerabilis die angeschlossenen Klöster um Unterstützung.
Im Austausch zu Nahrungsmitteln vergibt der Abt wertvolle Ablassbriefe, die in
diesem Spiel als Siegpunkte fungieren. Wer die meisten Nahrungseinheiten
abliefert, erhält die meisten Siegpunkte. Allerdings bekommt er auch nur die
geringste finanzielle Unterstützung für die weitere Arbeit. Wer findet die
beste Balance zwischen Ablassbriefen und Geld, um am Ende als Sieger des Spiels
hervorzugehen?
Ablauf:
Jeder Spieler erhält ein Kloster-Tableau, drei Marker für
den Klosterausbau, seine farblich passenden Spielfiguren und ein
spielerzahlabhängiges Startkapital an Denaren. Weiterhin beginnen die
Protagonisten mit drei Laienbrüdern und sechs Gemüse-Chips die auf das
Kloster-Tableau platziert werden. Alle weiteren benötigten Utensilien wie
Hundehütten, Wachhund-Chips und Sonderkarten werden neben den Spielplan mit der
Straße nach Cluny bereitgelegt.
Domus Domini geht über fünf Runden (=5 Jahre),
die in sieben Phasen unterteilt sind. In der ersten Phase wird zunächst der
Startspieler der laufenden Runde ermittelt. Gegen Zahlung von einem Denar kann
der eventuelle Startspieler-Nachteil an den linken Nachbarn weitergegeben werden (das kann
ggf. über mehrere Durchläufe gehen). Nun wird eine Produktionskarte aufgedeckt,
die zusätzliche Nahrungsmittel bei einem passenden Cellerar
(=Wirtschaftsverwalter) gewährt. Abhängig von den Positionen auf den
Tableau-Bereichen (Garten, Käserei, Brauerei) werden die Sonderkarten Gemüsekarren, Viehhirte und Trunkenbold
vergeben. Bei Gleichständen auf den Leisten geben die höheren Cellerare den
Ausschlag. Sofern in der vorangegangenen Runde Geld angespart wurde, werden nun
die Zinsen ausgeschüttet. Weiterhin erhalten die Spieler einen Gemüsechip für
zwei Laienbrüder bei der Feldarbeit. Es folgt die zweite Phase, in der die
Spieler einen Cellerar einstellen und
Gemüse kaufen können. Jeder Spieler darf nur einen Cellerar besitzen. Die
Spieler können ihren Cellerar aber jede Runde austauschen. Das Einstellen eines
Cellerars kostet Geld, ein Austausch die entsprechende Differenz. Der Kaufpreis
eines Cellerars ist am Ende auch gleich viele Siegpunkte wert. Der Kauf zweier
Gemüse-Chips kostet einen Denar.
Mit der dritten Phase folgt das Kernstück des Spiels. Jetzt
können die Spieler eine Hundehütte kaufen (für einen Denar), Wachhunde für ein
Gemüse erwerben und Laienbrüder für Gemüse-Chips anwerben. Eigene Laienbrüder
können nach Belieben zwischen Kloster, Feldarbeit und Kapelle (falls vorhanden)
verschoben werden. Weiterhin können die Spieler in dieser Phase in ihren
Tableau-Leisten aufsteigen, sofern sie die erforderlichen Kosten bezahlen.
Sukzessive können die Konkurrenten auch Kapellenteile erwerben, die ebenfalls
mit Geldkosten verbunden sind. Last not least können die Spieler in der dritten
Phase auch Geld ansparen, um in der nächsten Runde Zinsen zu bekommen. Nun
werden die Nahrungseinheiten ermittelt, die der jeweilige Spieler auf die
Straße nach Cluny schicken kann. Dazu werden folgende Werte addiert: die
Spalten der drei Wirtschaftsbereiche auf dem Kloster-Tableau + die
Nahrungseinheit des eingestellten Cellerars + etwaige Boni f(Übereinstimmung
des Cellerars mit der Produktionskarte etc.) + Nahrungseinheiten für jeden
Laienbruder in der Kapelle. Gemäß der ermittelten Summe wird die Figur dann auf
das entsprechende Feld der Straße nach Cluny gestellt.
In den beiden folgenden Phasen können die Sonderkarten und
verbliebene Laienbrüder verwendet werden, um die Konkurrenten auf der Straße
nach Cluny zurückzuwerfen und/oder die eigene Figur voranzubringen. Mittels
Wachhunden und dem Viehhirten könne
Angriffe abgewehrt werden. Last noch least müssen die verbliebenen Laienbrüder
im Kloster ernährt werden bevor die Ablassbriefe (Siegpunkte) vergeben werden.
Dazu wird der aktuelle Nahrungswert durch 10 geteilt und der Marker auf der
Punkte-Leiste vorgezogen. Das Spiel endet nach der fünften Runde. Nun erhalten
die Spieler noch weitere Ablassbriefe für ihre Laienbrüder im Kloster, für ihre
Hunde und die vollendeten Wirtschaftsbereiche des Kloster-Tableaus. Der Spieler
mit den meisten Punkten hat dann gewonnen. Zusätzlich zum Grundspiel können die
Spieler auch noch die Varianten „Räuber“ und „Ereigniskarten“ dazunehmen, die
aber die Kernmechanismen nur limitiert beeinflussen.
Meinung:
Wow … was für ein geiles Spiel! Domus Domini beweist eindrucksvoll, dass auch Kleinverlage absolute
Top-Spiele veröffentlichen können, und der Redaktion von Franz-Josef Herbst
(franjos) kann in diesem Fall ein echter Volltreffer bescheinigt werden.
Domus Domini spricht sowohl Vielspieler als auch
ambitionierte Gelegenheitsspieler an, und trotz großer Aktionsvielfalt spielt
sich das Ganze flüssig und leicht zugänglich. Die ersten beiden Phasen sind
schnell abgefrühstückt, aber dann geht es ins Eingemachte. In der dritten Phase
stehen den Spielern einige Möglichkeiten in beliebiger Reihenfolge zur Verfügung,
was bei einer größeren Spielerrunde (ab vier Spielern) zu einer längeren
Downtime führen kann. Die Wartezeit auf den eigenen Zug kann aber genutzt
werden, um sich ausgiebig Gedanken über die eigenen Aktionen zu machen, was
wiederum die Spielzeit in einem vernünftigen Rahmen hält. Und Überlegungen sind
definitiv notwendig, um eine erfolgversprechende Strategie auszutüfteln. Ohne
zuviel spoilern zu wollen kann an dieser Stelle gesagt werden, dass Geld
verdammt knapp ist. In der Anleitung wird die Empfehlung ausgesprochen, in den
ersten Runden möglichst viel zu sparen. Und das ist ein guter Tipp. Wer in den
ersten beiden Durchgängen all sein Geld verpulvert, wird in der Regel am
Schluss nach hinten durchgereicht. Trotzdem darf nicht nur gehamstert werden.
Investitionen in Hundehütten und Celleraren sowie ein bedächtiger Aufstieg auf
den Leisten lohnen sich definitiv, und wenn man schon eine Hundehütte hat,
sollte auch unbedingt ein Wachhund erworben werden, zumal so ein Wuffi nur ein
lausiges Gemüse kostet.
Laienbrüder sollten in den ersten Runden zweifellos zur
Feldarbeit geschickt werden. Dadurch ist eine ordentliche Gemüseernte
gewährleistet, was auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Spätestens ab der
zweiten Runde ist der Aus(bau) einer Kapelle empfehlenswert. Betende
Laienbrüder müssen ja nicht ernährt werden, aber trotzdem steuern sie wertvolle
Nahrungseinheiten bei der Ermittlung bei. Der perfekte Platz auf der Straße
nach Cluny ist am Anfang sicherlich der letzte Platz direkt hinter den
Vorderleuten. Auf zwei oder drei Punkte kommt es nicht an, aber die größere
finanzielle Unterstützung ist immens wichtig für den weiteren Spielverlauf.
Der Spielspaß von Domus
Domini ist klasse. Vor allem in der letzten Runde ist das Hauen und Stechen
eröffnet, und erst dann lohnt sich auch die Investition eines Denars, um den
Startspieler an den linken Nachbarn weiterzugeben. In den ersten paar Runden
lohnt sich das zumeist nicht, denn die meisten Konkurrenten schicken ihre
Laienbrüder lieber zur Feldarbeit und in die Kapelle, anstatt sie zum Angriff
einzusetzen. Nichtsdestotrotz sollten die Spieler darauf achten, dass ein einzelner
Konkurrent nicht zu weit enteilt. Ein Aufholen in der vierten und vor allem in
der fünften Runde ist zwar kein Problem, aber es ist halt einfacher eine nicht
allzu große Distanz zu verkürzen.
Auch am Spielmaterial von Domus Domini gibt es nichts zu bemängeln. Im Gegenteil – das
Material ist von erstklassiger Qualität, und auch die Symbolik der Infoblätter
ist durchweg zu loben, weil sie einfach verständlich konzipiert ist. Für die
Karten liegt dem Spiel sogar eine stabile Plastikdose bei (wie man sie
teilweise vom Skat her kennt). Sehr
löblich … das ist in der Tat äußerst kundenfreundlich. Bei Domus Domini kommt also vieles zusammen: Spielspaß,
Materialqualität und eine gelungene Optik. Eine bedenkenlose Weiterempfehlung
ohne jegliche Abstriche versteht sich somit von selbst.
Fazit:
Neben dem Spielspaß und der hervorragenden Qualität punktet Domus Domini auch mit der thematischen
Umsetzung. Bei vielen Spielen ist irgendein Thema bekanntlich einfach nur über
die Mechanik gestülpt, aber Domus Domini
fängt das Flair und das Charisma des mittelalterlichen Klosterlebens sehr gut
ein. Gratulation an franjos zu diesem Glücksgriff, und es bleibt zu hoffen,
dass der Verlag diesem Stil weiterhin treu bleibt und die Vielspielergemeinde
bald wieder mit einer neuen Veröffentlichung begeistert.
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