Autor: Blazej Kubacki
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: mindestens
30 Minuten pro Spieler
Einleitung:
Seit Jahrhunderten liegt ein mysteriöser Nebel über dem Land
Valskyrr. Die Toten erheben sich und bekämpfen die Lebenden, und gefährliche
Kreaturen sorgen für allgegenwärtigen Schrecken. Nur eine Handvoll mutiger
Helden wagt den Aufstand und stellt sich rasenden Bestien, mächtigen Zauberern
und heimtückischen Räubern. Wird die Heldentruppe ihre Mission erfolgreich
abschließen, um Valskyrr zu retten?
Ablauf:
Zunächst einigen sich die Spieler auf ein Szenario bzw. auf
ein Abenteuer und suchen sich hiefür alle erforderlichen Karten heraus. Jeder
Spieler wählt einen Helden und nimmt sich das entsprechende Spielertableau
sowie das dazugehörige Kartenset. Alle Spieler starten mit ihren
Standradausrüstungen, die restlichen Karten werden neben dem Spielplan
bereitgelegt. Nebel über Valskyrr
beinhaltet verschiedene Positionen von Karten. So liegt der Nachziehstapel
rechts vom Tableau, der Friedhof mit verlorenen Karten befindet sich darüber
und darunter liegt der Ablagestapel. Der Spielplan wird mit verschiedenen
Ortsplättchen verdeckt ausgelegt. Lediglich die Startposition (=Taverne) und
das Zielfeld mit dem Bossmonster liegen offen aus. Abhängig von der Anzahl der
Spieler wird noch der Zeitmarker auf die entsprechende Leiste platziert. Alle
Charaktere / Helden verfügen über bestimmte Spezialfähigkeiten und beginnen
ihre Mission mit unterschiedlichen Ausrüstungsgegenständen.
Nebel über Valskyrr verläuft über verschiedene Phasen.
Abhängig von laufenden Kämpfen beginnt eine Runde mit der Verstärkungsphase.
Sollte eine Begegnungskarte im Spiel sein, werden neue Monster entsprechend der
Verstärkungsleiste auf dem Abenteuertableau gezogen und den Spielern gemäß ihres
Gegnerfokus (=Aggressionslevel) zugewiesen. Nun kann die Heldentruppe auf einen
Ort zeihen (Reisephase). Für diesen Ort wird eine Begegnungskarte mit
Monsterzuweisungen gezogen. Jeder Ort hat auch besondere Fähigkeiten bzw. verfügt
über spezielle Effekte. Nachdem alle Monster ihren Gegnern zugewiesen wurden
(Verfolgungsphase) beginnt die Angriffsphase. In dieser Phase stehen jedem
Helden eine normale Aktion und beliebig viele Reflexaktionen zur Verfügung.
Letztere Aktionen werden durch die Karten ermöglicht. Abhängig von der Art der
getätigten Aktion werden Karten auf die verschiedenen Positionen (Ablagestapel,
Friedhof etc.) abgelegt. Durch Angriffe können den Monstern Schäden zugefügt
werden. Ab einer bestimmten Schadensgröße ist das Monster getötet. Nach dem
Angriff der Helden schlagen die Monster in der Verteidigungsphase zurück. Für
erlittene Schadenspunkte muss ein Held Karten auf den Friedhof legen. Stirbt
ein Held (weil ihm keine abzulegenden Karten mehr zur Verfügung stehen) endet
das Spiel sofort mit einer Niederlage der Gruppe. In der
Wiederherstellungsphase wird geprüft, ob die Siegbedingung der Begegnungskarte
erfüllt wurde. Ist dies der Fall, erhalten die Spieler Belohnungen. Nun ziehen
die Spieler fünf Handkarten nach und eine Zeitkarte wird aufgedeckt, die den
Zeitmarker zumeist in Richtung Niederlage bewegt.
Das Spiel endet vorzeitig beim Tod eines Helden. Ansonsten
müssen die Spieler den Endgegner innerhalb der verfügbaren Zeit besiegen.
Schaffen sie dies nicht, hat das Team die Mission verloren. Der rechtzeitige
Sieg über den Endgegner bedeutet hingegen gleichermaßen das Gelingen der
Mission.
Meinung:
Nebel über Valskyrr ist eigentlich ein großartiges
Kooperationsspiel, dessen fantastischer Spielspaß aber durch eine Achillesferse
getrübt wird. Und zwar handelt es sich dabei um die grottenschlechte
Spielanleitung, die jedem Regelstudierenden die Zornesröte ins Gesicht treibt.
Sorry, aber an diesem Regelwerk kann leider kein einziges gutes Haar gelassen
werden. Die Anleitung ist fürchterlich strukturiert, unlogisch aufgebaut,
teilweise unverständlich verfasst und viel zu klein geschrieben. Schlechter
geht es nicht. Und da Nebel über
Valskyrr über jede Menge Feinheiten und Sonderregeln verfügt, artet das
Studium der Spielanleitung in Knochenarbeit aus, die absolut keinen Spaß macht.
Aufgrund des Regelaufbaus in Verbindung mit der hohen Komplexität der
Mechanismen schreckt das Ganze richtiggehend ab, doch wer sich letztendlich
„durchbeißt“ wird mit einem der besten Koop-Spiele der Neuzeit entschädigt.
Nebel über Valskyrr bietet dermaßen viel Input, dass
man hundertprozentig von einer epischen Breite sprechen kann. Das Spiel
vereinigt auf beeindruckende Weise PC-Rollenspielelemente á la World Of Warcraft mit leichten
Deckbuilding-Anklängen á la Dominion
und episch-komplexem Adventure-Feeling der Marke Mage Knight. Hinzu kommt ein Touch vom Her der Ringe LCG. Damit sollte klar sein, dass Nebel über Valskyrr sehr stimmungsvoll
und charismatisch ist, denn das Flair des Spiels ist schlichtweg toll. Ein
weiterer Grund für den Spielspaß und die Klasse des Spiels ist der modulare
Aufbau. Es gibt zwar nur eine sehr beschränkte Anzahl an Abenteuern in diesem
Grundspiel, aber aufgrund der verschiedenen Ortsplättchen und der verschiedenen
Karten gleicht kein Spiel dem anderen. Und da auch die Helden gänzlich
unterschiedlich ausgestattet sind, wirkt Nebel
über Valskyrr nochmals abwechslungsreich. Hinzu kommt eine schöne Illustration,
die eine grandiose Optik liefert.
Nebel über Valskyrr ist verdammt anspruchsvoll. Die Helden
müssen sich gut absprechen, was übrigens gar nicht mal so einfach ist, weil die
Spieler ständig mit ihren eigenen Zügen beschäftigt sind. Auch die Vielfalt der
Kartentexte fordert seine Zeit und unterbindet in den ersten Partien die
Abstimmung mit den Mitstreitern. Die volle Klasse entfaltet Nebel über Valskyrr somit erst nach
mehrmaligen zocken mit erfahrenen Mitspielern. Wenn alle Spieler am Tisch die
Mechanismen in- und auswendig kennen, offenbart sich Nebel über Valskyrr als wahrer Brettspiel-Diamant. Wohlgemerkt nur
dann, wenn die Helden das Spiel kennen und generell auf komplexe Regelvielfalt
stehen, denn das sind die idealen Voraussetzungen für den Genuss des Spiels.
Fazit:
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Selten war ein
Sprichwort so angebracht wie im Fall von Nebel
über Valskyrr. Das Regelstudium ist Schwerstarbeit und das Erklären der
vielfältigen Details und Sonderregeln ist nahezu genauso anstrengend, aber wenn
man diese Zeit investiert, entschädigt das spielerische Niveau auf ganzer
Linie.
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